Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1922. November (Jahrgang 49, nr. 14827-14852)

1922-11-01 / nr. 14827

= Eng - ” Serifileitung — « Y-. | Smnpıbchetungen und Verwaltung: we Se -­sp « mad Anzeigen Mn nahh tr. 20 IEDERDUT OL = DEULITDES - ei er « - wassiiungsmkchtsißm SH a Nr. 11.­­ « Intrigenvemittluusistellru WW - dessus undsnslandes FAMILan Bestandte- Bezugspreis obrudida u. Butowina bei­­ fir Hermannstadt: ohne Quiekung im Haus monatli .... Lei 26 °— vierteljährlich . 3 mit Sufellung monatli . . Lei 29 °—­­ Biertelj jährlich. „ 86 — mit "Bombersendung in das Inland: vierteljährlich . ee 8 — Halbjährlich . 1655 — Einzelne Rommer Lei 2 — des Bonn- und Feiertage. Br. 14827 Hermannstadt, Mittwoch) 1 November 1922 _ Friedrich 8. Bendek, Bukarest, Str. Gen. Barthelos B­ Anzeigenpreis: Der Rau­ meiner einspaltigen Betitzeile Tostet keine jedes» maligen Einzüden Sei 3— Bei größeren Aufträgen entsprechender Nachlaß. Erscheint täglic mit Ausnahme 49, Jahrgang ER zum Reformationstag. die Sat der Lutherischen Bibelüberlegung, (H­­BL) Ein Tag herzensstarten Gedenkens ist für das deutsche Boll der 31. Oktober, der Tag, an dem 1517 Martin Luther seine Gtaubensfüße an die Schloße Kirche den Wittenberg schlug. Mehr als vier Jahrhun­­derte sind seither vergangen, und n­och hallt das Pröh­­nen der Hammerschläge durch das Geistesleben der Menschheit nach. Heute mehr als je, mahnend und be­­‚Tenmend. Bekennend mit freudigem Stolz, daß 'Dieser Tag einmal gebdesen ist, wo aufrechter Mannesmut fi gegen den Geh­ilfenszwang eines dunklen Zeitalters er= Hoß, und das ein Beutiher &w­ar, der zu dieser Tat den Hammer führte. Und mahnend dazu, das das Bolt seiner Geisteskräfte eingedend sein soll, um würdig der Vergangenheit zu bleiben. Der Reformationstag ist so sehr ein Anlaß, sich dessen zu erinnern, das Das deu­tsche Bolf der Menschheit an Straßtaten des Beistes, der Seele und des Gemütes geschenkt hat, und an dies­­em Bewußtsein für Gegenwart und Zukunft zu erstar­­ren. Noch klingt aus dem Mittelalter her durch die pro­­testantischen Gemeinschaften aller Welt das eherne Glaubenslied „Sin feste Burg ist unser Gott“, noch ragt deren 4. Jahrhundertwende in dieses Jahr fällt, in unsere ©­genwart hinein. ‚Gerade unsere Zeit bedarf des Geistes, der aus Luthers Lebenswersen spricht, des Belenner­­mutes und des Vertrauens auf den Sieg der guten Sache. Auf diesen Grundlagen arbeitet heute die Pro­­testantismus in Deutschland daran, sich sein kirchliches Beben wen­­n für den a Seift die Form ‚unserer, Tage entspri­s fanfelden "Volle ist erfüllt don den Sedanten des Aufbaues und der inneren Fertigung. P Dieses Streben tritt hervor in dem Wegruhen der Pfarrertage, wie der­­ Seelsorger das Verhältnis zu seiner Gemeinde feiter und tiefer be­­gründen künne. Es äußert js in der Anteilnahme un­­serer politischen Körperschaften an den Fragen von Kirche und Schule. Es findet seinen stärksten Ausdruch darin, daß immer wieder die Landeskirchendersammlung zusammentritt, um im Kirch­enparlament unseres fächll­­ichen Bolfes den Aufgaben gerecht zu werden, die mit jedem Jahre an unsere Landeskirche neu herantreten. Auch in diesem Jahre wird eine Landeskirchendersamm­­lung der des vergangenen Jahres folgen. Die Vorlagen, denen ihre Beratungen gelten, sollen in dem nächsten Tagen eingehend besprochen werden. Abermals steht in ihrem Mittelpunkte die Sicherstellung unserer deutsch­­- evangelischen Schule durch die Schaffung entsprechender Lebensbedingungen für den Lehrerstand, die Sorge für den innern Ausbau des kirchlichen Lebens, mit dem die materielle Stellung des Geistlichenstandes in so engem Zusammenhange steht. Es ist seine Stage, daß die Sache von Kirche und Schule den weiten Kreisen unseres D­orfes in den festen Jahren weit näher ans Herz gewaschen ist, als es jemals der Fall war. Es ist die alte Erfahrung, daß man die Güter, die man bessst, dann am besten würdigen lernt, wenn man sie von Gefahr bedroht sieht. Wir wissen es alle, daß der Sortbestand der beiden teuersten Güter unseres Tultus reiten, Lebens in den festen Jahren auf schwere P­ro­­ben gestellt war und es heute noch ist. Aber fest hat ich der Wille des Bolfes zusammengeschlossen, alle Kraft dafür einzujegen, daß auch diese Probe be­­standen’s werde, wie so manche vergangener Zeiten. Wir fehen Doch mit jedem Jahre den Abstand geringer wer­­den, der den Willen zur Tat von der Bollbringung trennt. Wir vertrauen Darauf, daß auch die am 19. dieses Monats zusammentretende Landeskirchenversamm­­lung einen Fortschritt auf diesem Wege bedeuten wird. Sragen materieller Art sind es nicht allein, die die Landeskirchenvers­ammlung beschäftigen erben. Jede Tagung unseres Kirchenparlaments bietet ja An­­laß dazu, über die ganze Einstellung unseres kirchlichen Gefüges in Die Gebote der heutigen Zeit für Rechen­­schaft abzulegen. Auch die bevorstehende Landeskirchen­­versammlung wird sich mit der Beratung solcher Fra­­gen zu beschäftigen haben. Vom Kronstädter Presby­­terium ist der Antrag ausgegangen, daß fünfzig den Kandidaten unseres P­rofessorenstandes das theologi­­sche Studium erlassen werde, und daß die Kandidaten des Pfarramtes ihre theologische Prüfung nicht mehr der einer Kommission unserer Landeskirche, sondern an einer deutschen, Hochsäule ablegen sollen. Fragen von unweittragender völfischer Bedeutung werden dur­ch ei­­­nen Antrag auf Trennung der Theologie vom Lehramte berührt. Wohl ist es jedem bewußt, daß seit­ einer Reihe von Jahren die frühere organische Verbindung zwischen Professorentum und Pfarramt sich starf ge­­födert hat. &8 ist eine Satzsache, daß seit zwei­ Jahr­­zehnten ganz wenige Professoren ins Pfarramt über­­gegangen sind und daß der Nachwuchs an Pfarrern fast ausschließlich aus den Reihen derjenigen Studieren­­den hervorgeht, die sich ausschließlich der Iheologie widmen. Die Frage, die fi daraus ergibt, ist so ge­­stellt, It es gut, diesen Zustand, der fi in einer Reihe von Jahren aus fch selbst entwickelt hat, nun bewußt zu einer dauernden Tatsache zu machen, ist­­dem man das obligate Theologiestudium der Professoren streicht, oder will man durch Aufrechthaltung der bis­­herigen Studienordnung die Möglichkeit offen haffen, daß der frühere Zustand wiederkehre ? Die Beantwortung kann einzig auf die Rücksicht eingestellt sein, welche Lösung den Interessen unfreies D­olfes am besten entspricht. Wünsche des einen oder des anderen Standes dürfen Bier seine Rolle spie­­len und müssen unnachsichtig zurückgestellt werden. Um die Sache des Volkes handelt es sich da und nicht um Sragen der An­ehmlichkeit. Und wer aus den Bedürf­­nisssem unseres Bosislebens seine Ueberzeugungen ges­­chöpft hat, für den fan. es, seine Frage sein, daß die Aufrechterhaltung des früherer Zustandes, mo. der Deg zum Pfarramt fur das Mittelschullehramt ging, weitaus Die beste Lösung für uns­ bedeutet. Wohl wird nicht jeder, der­ im Brofen­greicherufe­ne­li), ‚dessen reiche, seefische, Bereiche: gang Durch die Verbindung mit den dium erfahren hat. Diese allerdings ailten sie wohl zu würdigen. Aber ob bewußt oder unbewußt, auf die Schüler wirkt diese besondere Geisteswelt hinüber, es ist ein ganz bestimmter­ Unterton, der in dem­ Unter­­richt mitschwingt, der vom dem Theologen-Professor er­­teilt wird. Nichts anderes vermag in der seelischen Her­­anbildung der Jugend diesen Unterton zu erregen. Und für die Zukunft eines D­olles ist das das Wichtigste. Das Sachmissen kann­ nachgeholt und ergänzt werden, für die seelische Entwicklung des jungen Geschlechtes ist am wichtigsten die Erziehung Bis zur Absolvierung der Mittelschule, wo das Greiftesleben ganz­ der Schule dahingegeben­ ist. Vielfach zu spät hat ma­n erkannt, wie wichtig der Gesinnungsunterricht für das heran­wachsende Geschlecht ist. So reich war­ das große deut­­sche Boll an Schägen des Willfens und so bettelarm ist es an den Gütern des Gemütes und der Geele geworden. Das gediegene Gachwilsen des Lehrenden seines­wegs unterschägt werden. Aber mindestens gleich­­wertig steht die Universalität seiner Bildung daneben. Nicht Hoch genug einzustellen ist die Bereicherung, die ihm in dieser Niätung die Verbindung seines­ Fach­­studiums mit dem weltumfassenden. WORTE - theologischen Studiums gibt. Sleich Hoch ist der Sewinn akiätoen, Du dem Pfarramte aus dem engen Zusammenhang mit dem P­rofessorentum erwädhst. No lange wird es so fein bei­ung, daß der Pfarrer auf aller­ Gebieten der gei­­stige Führer seiner Gemeinde ist und sein muß. Beiwuns­­derung verdient der junge Pfarrer, der in wenig Jahren ich ganz in den Aufgabenfreis seiner Ge­­meinde hineindenft und hineinarbeitet. Aber es be­­darf eben Doch einiger Jahre, und die mnwägen hier. Leichter ist der Zusammenklang zwischen Pfarrer und Gemeinde und stetiger ist die Führung des Gemeinde­­lebens, wenn der gereifte und erfahrene Mann an die freigewordene Lührerstelle tritt. Die Not war zur Tugend gemacht, als unsere Kirchenbehörde den unmittel­­baren Weg ins Pfarramt öffnete. Der Schöpfer der neuen „Gruppe“, Bischof Müller, war ich Har über den MWert, den Die Lebensreife des zum Pfarrberuf übergehenden P­rofessors für das Gemeindeleben hatte. Aber der Nachwuchs mußte sichergestellt werden. Unch das Pfarramt hatte seine Anziehungskraft auf den Pro­­fessorenstand verloren, als die Spannung zi­isschen Pfarrersrente und Professorengehelt fs immer mehr zugunsten Des leiteren verringerte und die Srage der Kindererziehung den P­rofessor immer­ enger an das Stadtleben gebunden­ hielt. So wurde dies der tatsäch­­liche, aber sicher nicht der winihensiverte Zustand. Es fan­r nicht das Interesse unseres Wortes sein, jede Mög­­lichkeit der Rückkehr des früheren Zustandes selbst ab­­zuschneiden, indem man Bm Theologiestudium der Pro­fessoren streicht. Zu den angeführten Berichtspunkten tritt­ mit sehr starrem Gewicht noch einer hinzu. In dieser Ueber­­gangszeit, wo die neue Staatsverfassung noch nicht­ fest­­gelegt ist und neben den gegebenen Versprechungen die Friedensverträge vorläufig noch das einzig Posi­­tive sind, haben mir nicht den geringsten Grund,­ den konfes­tionellen Charakter unserer Schulen abzuschwächen. Wir dürfen doch nicht selbst an der Säule brödeln. Die jedenfalls mod­, der festeste Träger ist. Das ist das. Praftische. Aber das Ideelle steht gleichtwertig Dane­­ben. Im dieser wandelbaren Zeit müssen wir immer bewußter und dessem freuen,, daß wir eine ausgeprägte Wesensart haben. Die­ sich in gleichen Lebenslagen als sturmfest bewährt hat. Alles ruft­ heute nach Selbst« besinnung auf die tiefsten Kräfte des­ eigenen Wesens. Und wir sollen uns freiwillig umwandeln nach­ einer Richtung him, deren Ausgangspunkt mindestens unge» bi ift? So wie wir waren, sind wir, starr genug gebwesen, den wed­elnden Schicsalen standzuhalten. 68 wäre leichtherzig, wollten wir in ar­lebergaugee seit uns selbst aufs Spiel jeder. Im Reformationslied flingt der Hößige Sat: Das Wort sie sollen Laffen stah’n. Zum Begriff des „Wor­­tes“ sei Soethes Faust als gleichbedeutend den Sinn, die Kraft, die Tat. Am Reformationstage wollen wir dessen eingedenf sein, daß fähliihes Wort, lähhliiher Sinn, sanftige Tat we Bleiben ee R » bewußt a ae '­­­ em Vineinigteit, Bülarest, 30. Oktober. „Biitorul” Behauptet, daß sehe viele Parlamentarier der Nationalpartei und der Zara» nisten ihrer Führung mitgeteilt hätten, daß sie ihr Mandat durch Beteiligung an der Arbeit der Kammer ausüben würden. Das Blatt schreibt, was immer die Parteileitung beschließen werde, die beiden Gruppen, die sich im rechter Bett gebildet hätten, würden im Parlament erscheien. Das genannte Blatt ist der Anschauung, daß die Einigung zwiichen Maniu und Mihalacje nicht zustande gekommen sei, da das Abkommen bereit am vergangenen Mittwooch hätte unterzeichnet werden müssen. Die Verhandlungen zwvi­­chhen Maniu und den Demokraten des Altreiches seien daran gescheitert, daß Meaniu das Zentrum­ der Tätigkeit nach­ Klausenburg habe verlegen wollen, die Demokraten jedoch nach Bulareft. Angebliche Abdankung Konstantinesens. Bulareft, 30. Oktober, „Adeverul” will erfahren haben, das Aderbauminister Constantinesen gemäß einem von ihm­elbst vor Freunden getanen Ausspruche am Mitt­elwoch­ oder Donnerstag aus der Regierung ausscheiden werde. Seine Beziehungen zu Bratiamı hätten he­twegen nicht auf­­gehört, gut­­ zu sein. — D­ieser Meldung ist in rechter­ Zeit so oft verbreitet worden, daß­ sie sich sehr Start abgebraucht­­ Hat. Die Schriftleitung. Absichten Ruhlands auf Bessarabien. Baris, 27. Oktober. Die Agence Haba meldet als Riga, daß nach einer Meldung aus Moskau der revolu­­tionäre Kriegsrat in­ einer gestern abgehaltenen Sigung die Frage der Nitdleroberung Bessarabiens erörtert habe, falls die Racgewinnung dieses Gebietes auf diplomatischen Wege nicht erreicht Werde solgte. Die Sosungen des magyarischen Verbandes in Siebenbürgen­ sind von Innenminister WVaitoianı ar die Klausenburger Präfektur zurücgeleitet worden mit der kurzen Einbegleitung, dass die Sakungen wegen ihrer formellen ‚Berfassung und wegen der darin niedergeleg­­ten leitenden Grundjake von der Regierung nicht genche­iigt werden könnten. Nach einer Information der „skeleti Ujfag“ it. der erste der beanstandeten Grund« Kir der, daßı ausgesprochen war, daß der magyarische erband die Gesamtheit des an Romänien angeschlossenen Magyarentums vertritt. Der zweite beanstandete Grund» faß ist ‚die Ausprägung des politischen ET v8 magyarischen Verbandes. se

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