Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1923. Juli (Jahrgang 50, nr. 15023-15048)
1923-07-01 / nr. 15023
teilst W,-Sonntag Gicbenbürgiseß-Bentscjessengebiet! Sie Aueland reise unseree Finanzministers (Bukarest,29..Juni.Die Tatsache,daß sich die öffentlichen Stellen über die bisherigen Ergebnisse der Verhandlungen Bintila Bratianus in Paris und London in Stillsschweigen hüllen, führt zu den verschiedensten Bermutungen. Die oppositionelle Presse weist darauf hin, daß die Oeffentlichkeit ein Recht darauf hätte, über die wichtigen wirtschaftlichen Interessen mindestens ebenso auf dem Lausenden erhalten zu werden, wie über die Reife des Königs. Aus den Bemerkungen der englischen und französischen Blätter und aus den Erklärungen, welche Bintila DBratianu selbst den dortigen Journalisten abgab,scheint Zlar hervorzugehen, daß der Hauptzweck seiner Reife, die Reparationsfrage, zurückgetreten ist hinter das Problem der Nachbarmachung unserer natürlichen Mittelhaftlichen Reichtümer. Schädigungsquote konnte doch auch wohl kaum durch Einzelverhandlungen erreicht werden. Darüber ist sich Vintila DBratianu au vor Antritt seiner Reife bestimmt im Klaren geiwesen. Die Tatsache ferner, daß sowohl der Pirestor der Nationalbank als auch der Pirestor der Gisenbahnen und der Vorstand der Schiffssektion dem Finanzminister nachreiften, ist wohl der beste Beweis dafür, daß die Förderung unserer wirtschaftlichen Organisation mit Hilfe des Auslandes den Hauptgegenstand der Bemühungen des Finanzministers bilden wird. Anleihe oder Konzessionen, um den Anreiz zur Investition auf das ausländische Kapital auszuüben, dieses sind die Fragen, welche die wirtschaftlichen Kreise gegenwärtig erörtern. Es ist kaum anzunehmen, daß der Finanzminister über die Entwicklungsmöglichkeit, welche eine rationelle Ausbreitung unserer Bodenshäte für die Zukunft bietet, die taube Gegenwart der Geldknappheit vergessen habe und mit leeren Händen zurückehren werde, da er doch genau weiß, Daß bei unserer gegenwärtigen Finanzlage ein kraftvoller Geldstrom aus im Auslande den Notenumlauf wieder zu beleben imstande ist und uug vor der Inanspruchnahme der Notenpresse erretten kann. Auch der vor kurzer Zeit eröffnete Milliardenkredit für die Reorganisation unseres Verehrswesens ist ein weiterer Beweis für die Richtigkeit Dieser Vermutung, da wohl kaum anzunehmen ist, daß ein derartiger Betrag in der nächsten Budgetperiode werde gedeckt werden können. Die neue Wahlreform. DBufarest, 30. Juni, „WUdeveruf“ meldet aus angeblich guter Duelle, daß die liberale Wahlreform die Mischaffung des proportionalen Wahlsystems beabsichtige und an seine Stelle Listenwahlen mit absoluter Nur dort, wo seine Lite eine absolute Mehrheit erreichen sollte, soll das Proporzsystem bestehen bleiben. Die Regierung au .. mogyarishen Die Denkt ing der Mmagyarischen Sitten, welche auf Grad der Beschlüsse in der Brldersammlung der magyariscen Partei in Neumarkt vom 21. Mai d. h. verfaßt „ıD von Senator Stefan Baldem Ministerpräsidenter Donel Bratianu überreicht wordenst, wird in einer amtlichen Mitteilung der Regierung auszugsweise mit dem Demerfen veröffentlicht, daß der Ministerpräsident das Memorandum mit Wohlwollen übernommen habe. ©, 6. Arion 7. In Dularest ist der bekannte Politiker, Staatsminister a. Æ. €. ©. Arion einem Schlaganfalle erlegen. Arion k wurde imahre 1867 geboren. Seine wissenschaftlichen und Rechtsstudien erledigte er in Paris. Unter DB. B. &arp übernahm er 1900 das Unterrichtsministerium. Unter Maiprescu wurde er 1912 zuerst Innenminister und später Domänenminister. Unter der Regierung Marghiloman übernahm er 1918 das Außenministerium und vertretungsweise das Finanzministerium, in welcher Eigenschaft er an den Friedensverhandlungen in Bukarest teilnahm. Der DBerstorbene wird heute dem DBufarester reg „DBellu* BEIM 08 2 « Eine Aenderung der Kriegsent- - .Mehrheit setzen wolle Der Kampf um das Snfegebiet sinnern Dolchitus. Lafayette,28.Juni.Maximiliansarden publiziert in dem seit Kriegsbeginn als besonders deutschfeindlich bekannten Amsterdamer»Telegraaf«einen Aufsatz,in dem er den Reichskanzler scharf angreift Er macht hiederfolgendes Geständnis«(wie sich die französische Agentur ausdrückt)Leder gesteht es wenn nicht auf der Gasse so doch im Privatgespräch daß die Ruhrschlacht für Deutschland Verloren ist Es war die härteste Schlacht der Universalgeschichte Sie kostete Deutschland mindestens T««2 Milliarden Mat i Sollte man sich immer wieder auf Zwingen lassen was freiwillig zugegeben Achtung und Vertrauen einflößen könnte?“ (Maximilian Harden, der Herausgeber der „Zukunft“ hat seinerzeit den Eufenburgprozeß zum Nachteile Deutschlands bis aufs Aeußerste journalistisch ausgeschrotet. In den Testen Kriegsjahren und nachher hat seine Zeitung den deutschen Interessen viel geschade. Vor etwa einem Jahre wurde ein Anschlag auf ihn verübt. Beim Pros zesse gegen seine Angreifer hat sein Benehmen ihn um alle Sympathien gebracht, die er als Schwerverwundeter bei Gericht und in weiten Kreisen der Deffentlichkeit anfänglich gemosfen hat. Nun meldet er sich wieder. Die Sıriftl.) Fr « Neue Borfiöhe der Kommunisten. Berlin, 29. Juni. In Halle, Stettin und Hamburg fanden blutige Zusammenstöße zwischen radikalen und Kommunisten statt. Widerlegung .ufhüllungen des London, 26. Juni. Das Reuttersche Büro dementiert Die Rahrieht von einem Zusammenarbeiten des Vorstandes des britischen Kundschafterbüros in Köln Oberster Ryan mit dem Bürgermeister von Köln Doktor Adenauer. Oberst Ryan habe seine Beziehungen zu dem Bürgermeister unterhalten. . Das päpstliche Handschreiben. Ein Dokument der geänderten öffentlichen Meinung, DBerlin, 30. Juni. Das päpstliche Handschreiben an Kardinal Saljparri ist ein interessantes Dokument für den Umschwung der öffentlichen Meinung. Der Bapst führt aus, die Führer der Bölfer sollten an ein internationales Schiedsgericht berufen, sobald der Schuldner guten Willen zeige. Man dürfe vom Schuldner nicht mehr verlangen, als er leisten künne. Es gebe bessere Garantien als die Bewegung fremder Gebiete. Man sollte allmähliche Räumung dieser Gebiete einleiten, um endlich zum wirtschaftlichen Frieden zu gelangen. Die Krise in Lausanne, Lausanne, 28. Juni. BPolitische Kreise behaupten, daß die französischen Delegierten solche Vorsschriften aus Paris erhalten haben, welche jedes Hinverständnis in der E Couponsfrage unmöglich hat. Die Türken lehnen weiter die Anteilnahme der Lihechoslowakei und Bolens an den wirtschaftlichen Verhandlungen ab. „Hapdas“ meldet, daß die 3 Hauptdelegierten beschlossen haben, Rußland zur Unterschrift nach Lausanne einzuladen. Der Generalsekretär der Konferenz, Marsigli befindet si in Paris.Wenn von einer Unterschrift die Rede ist, kann es sich nur um den englischen Dorsschlag handeln, den politischen Seil der Konferenz abzuschließen und den wirtschaftlichen der Zukunft zu überlassen. Rußland hat erst vor wenigen Lagen erklärt, es könne seinen Vertreter zur Eisenbahnkonferenz nach Bern fhiden, da die Schweiz die russischen Diplomaten nicht jhüren wolle. Ob es nun nach Laussanne einen Vertreter zur SmeohDeAR seiden wird? Die Schriftl. Annullierung der Ghefterkonzession. Konstantinopel, 3. Juni. Die Angoraregierung annullierte Die Chefterkonzessionen, da das amerikanische Konsortium die landwirtschaftlichen Maschinen nicht zur Zeit geliefert haben soll. (Diese arg erscheint in obiger Form rechtlich tiftl) jriechischer Heberfall auf für des Gebiet. Das Kronstädter Blatt „Braffoi Zapf“ bringt einen ausführlichen Bericht, daß mehrere griechische Kriegsschiffe in der Nähe von Egriffman (?) auf türkischem Gebiete Truppen gelandet hätten. In der Nähe der genannten Stadt sei es zu mehrstündigen blutigen Kämpfen genommen, bei denen es beiderseits zahlreiche Tote und Berwundete gab. Schließlich wurden die riechen auf ihre Schiffe zurückgedrängt, deren eines bei dererfolgung Dur türkische Kriegsschiffe torpediert und zum Linfen gebracht wurde. Die Nachricht des Kronstädter Blattes findet bisher weder in den Meldungen der Dufarester Breffe noch in den heute früh ung zugegangenen Dialehtmeldungen eine Bestätigung. in Die maoslavische Staatstrafe. Das Auftreten des kroatischen Bauernführers verschärft sich. Agram, 25. Juni. (SH.DB.) Wegen des Verbotes der großen Versammlung hielt die Raditihpartei gestern im großen Saale des kroatischen Sofogebäudes eine Wählerversammlung ab. Als der Polizeikommissär der Bersammlung mitteilte, daß die große Kundgebungsversammlung verboten sei und zugleich ersuchte, den Saal zu räumen, erhoben mehrere Teilnehmer Einspruch. Raditsch hielt später eine politische Rede, in der er unter anderm sagte: Das Verbot der großen Kundgebung des kroatischen Volkes bedeutet den vollkommenen Bopfort seiner Ideale im Einverständnis mit Belgrad. Belgrad soll an Sofia denken! Belgrad irrt, wenn es glaubt, daß Raditih dem Chorbild Stambulinskis folgen werde. Nach Belgrad zu gehen, würde für Die Kroaten bedeuten, daß sie anerkennen, daß Die kroatische Nation und die kroatische Souveränität nicht mehr bestehen. Das Kroatische Volk ist bereit, sich Die Freiheit verkämpfen und teilt nicht mehr unter fremdem Drude Das Attentat auf Balchitich. Belgrad, 3. Juni. Ergänzende Nachrichten bes fagen, da Baschitich von jenem Angreifer an der Tinten Hand verlegt wurde. Der Attentäter ist der Bankbeamte Milan Raitisch. Er sol Beziehungen mit Ungarn gehabt haben. Der albanische Aufstand breitet sich aus. Belgrad, 30. Juni. Der albanische Aufstand breitet sie über ganz Nordalbanien aus. Die Aufständischen 1 Yalı 1928 Mr 16028 haben auch Artillerie. Der Fürst Wied steht der Sache ferne.Die serbische Seite gegen Italien wird immer deutlicher. Die Schriftlt.‘ Stlemne und große Entente. In der „Gazette de Prague“ (halbamtlich, ticheh= Novatish, jedoch; in französischer Sprache) begrüßt Gtienne Spurnol die Entwicklung der Kleinen Entente. Besterkenswert ist der Schluß der Darlegungen, der die Zerfahrenheit der Großen Entente kritisiert und ihr gegenüber der Kleinen sogar ein gutes Zeugnis ausstellt! Spournol sagt: „Die Kleine Entente, aus der politischen Notes iendigkeit einer DVBereinigung der Kräfte gegen einen Staat geboren, der si dem Vertragszustande nicht fügen ist, also ein Garantiesyndikat gegen Ungarn, ist zum eigentlichen politischen System in Mitteleuropa geworden. Mitteleuropa hat sich Hier organisiert, indessen die Westmächte si ein wenig desorganisiert haben. Die Kleine Gatente ist dem Ausbruche von Konflikten zuvorgekommen, sie hat sie wirksam unterdrückt und alle Welt zur Achtung jener Friedensverträge gezwungen, die sie unterzeichnet hat. Es wäre sehr zu unwünschen, wenn es den Großmächten gelingen würde, sie in den großen politischen Problemen, die der Friedensvertrag von Dersailles geboten hat, so zu organisieren, wie es seitens der Kleinen Entente gesliehen ist. Fournol beschloß seinen DBertrag mit einem supponiertem Dialog, in dem Dr. Beenetch gegenüber dem philosophischen Staatsmanne des Westens, Lord Balfour, das politische Syitem der neuen Staaten Mitteleuropas gegen manches Berurteil verteidigte, das im Westen noch nicht ganz verschwunden sei. Die Unstimmigkeiten zwischen der Zschechoslowakei und Polen. Barshau, 25. Juni. Dem „Burher Polski“ zufolge wird die polnische Regierung die Antwort auf die Auslassungen des offiziösen Organs des tichechoslowakischen Außenministeriums „Geste Stopo“, dessen Ton und Inhalt sogar in der stürmischen Sechichte der polnisch-tichechoslowakischen Beziehungen geradezu unerhört erscheinen, nicht schuldig bleiben. Herr DBenesch scheine der Meinung zu sein, daß er sich gegenwärtig gegenüber Polen alles gestatten dürfe; es würden nun die Grundlagen und die Utsachen seiner Anschauung unter allen Umständen gründlich aufgeklärt werden müssen. Der Raszismus und die Wahlfreiheit, Rom, 21. Juni. Das faszistische „©iornale Di Roma“ schreibt zur Beschwichtigung der Mittelparteien, die Regierung werde nicht eine unversöhnliche Wahltartl einschlagen. In die ministeriellen Wahllisten werden außer den Seszisten auch Liberale, Demokraten,ertreter der Gewerkschaften und Männer besonderer Tüchtigkeit und vollbung ufgenommen. _ Bon 356. Abgeordneten der künftigen Mehrheit Brauchen nur 200 Faszisten zu jen: die der 156 Site der Mehrheit werden den nationalen Parteien eingeräumt. In politischen Kreisen machen diese Erklärungen des faizistischen Organs einen guten Gindruch, doch wird auf den Widerspruch mit den gleichzeitigen Drohungen an die Kammer verwiesen, falls diese die Wahlreform der Regierung ablehnt. Die offiziöse Agentur Bolta schreibt, die Zwietracht zwischen einigen Parteien und dem Faszismus entspringe seiner Bekennung. Der Laizismus sei so bewußt, zuerst das Land vom Bolschewismus gerettet und dann die Staatsautorität wiederhergestellt zu haben. Er habe die [eeue Aufgabe übernommen, der Regierungseftige, dem Gejes Macht und dem Boll eine Disziplin zu verleihen. Andererseits habe der Laizismus das Bewußtsein, die Macht durch eine nationale Reposution, das heißt mit Zustimmung des Volkes erobert zu haben. Er dulde daher sein Hindernis, bis er die damm Willen der Bollsmehrheit erhaltene Aufgabe erfüllt habe. Das Organ Don Sturzos, der „Bopolo“, schreibt Dazu, entweder erkenne man den Parteien das Recht der freien Meinungsäußerung zu, oder der Laizismus bestreite es und gestatte der Kammer nicht, Negierungsentwürfe anzunehmen oder zu verwerfen.Mit vorstehendem Tollen die großen Verdienste des italienischen Faszismus um die Wiedergeburt des italienischen Innenlebens nicht herabgelegt werden. Pie Nu: Gegen die ‚Blau-rote Safe im „Universal‘ vom 26. Juni. veröffentlicht ein geeilter Oberst Alez. Qupascu-O Stejar einen auf die jächsische Sahnenfrage bezüglichen gebäffigen Aufjas, der überschrieben ist: „Die sächsische Sahne im romänischen Land? Ein Mitbrauch, der aufhören muß.“ Der betreffende Aufrat lautet: „Im „Amperful“ vom 18. Juni habe ich die Gnt» gegung des sächsischen Bürgermeisters der Stadt Mediajh betreffend Hiffung der jährlichen Fahne auf den öffentlicchen Gebäuden des rumänischen Staates gelesen. Am Morgen des 24. August 1919, am Geburtstage Seiner Majestät des Königs, befand ich mich in Kronstadt, mo ich zu meiner großen Überraschung und Entrüstung sab, daß die ganze Sassade des städtischen Marhauses mit 10 großen und feinen sächsischen Fahnen geschmüct war, unter denen kaum merklich eine kleine gebleichte romanische Rationalfahne sichtbar wurde. Es schien mir, als befände ich ms in einem fremden Lande; und meine Entrüstung war um so stärker, als ich im Indes Affermann, dessen Bräsest ich damals war, und unter dessen Gesamtbevölkerung von 350.000 Menschen sich mehr als 200,090 Min k