Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1923. Juli (Jahrgang 50, nr. 15023-15048)

1923-07-22 / nr. 15041

° m­­­­ee it en vn ·. rue "Soriteitung und Verwaltung: Hermannstadt, ‘ Königin Mariastraße Nr. 23 Lerniprecher: Schrüftzeitung R Binseine Nummer: Lei 2 Rı. ET ; 2 gie Sun oh ittlum, 92 De Aus Pekkungn­ee­­ „ Anepeigre Feigen Rn Petitzeile toftet beim maligen Einrüden ar a: zur % it Aus Erkfeint Haid a Ein­nahme 50. Jahrgang . " Die Nervenfolter; 9. BL) Langsam, allzu langsam für die bis zum a. lat Nerven entwickelt si­che Entschei­­dung, weile durch die Stellungnahme der englischen Re­­gierung gegenüber der französischen Ge­waltpolitik einge­­leitet worden is. Die Rede des englischen Minister­­präsidenten Baldwin hat in der deutschen maßgeben­­den BPreife günstige Beurteilung gefunden. Man hat Darin­­ erkannt, daß alle die seit langem vorhandenen Ge­­­­genräte zwischen England und Frankreich immer rascher einer Entscheidung zudrängen und daß England gewillt sein muß, von den schönen Worten endlich zur Tat überzugehen. Deshalb aber hat sein ernster Politiker­ sich einer Täuschung darüber hingegeben, daß England Deutschland zuliebe es nicht von heute auf morgen zu einem Bruch mit Frankreich kommen lassen­ wird. Mühlen der Diplomatie machten langsam und England seheut zweifellos einen offenen Konflikt mit Frankreich, solange es der heutigen Ueberlegenheit der französischen­­ Lustflotte gegenübersteht. Baldwin hätte anders sprechen können und vielleicht auch­ anders gesprochen, wenn Das von der Regierung der englischen Gejesgebung kürzlich vorgelegte Programm für den­ Ausbau der Luftflotte heute schon durchgeführt wäre. So aber ist England dur seine eigenen unmittelbaren Interessen zu einem vorsichtigen Vorgehen gezwungen und es ist kein Ueberschtwang der Gefühle­ für Deutschland vorhanden, der. 28 dazu hin­­­­reißen k­önnte, Politik abzumeic­en. von Dieter langsam vorwärtsschreitenden Das deutsche Bolt aber muß warten mit zusammengebissenen Zähnen und unter dem Drude-der­ entfeglichen Dual, welche-die­ frans­zösische D Bewegung den blühendsten­ Gebieten deutschen Landes auferlegt. Der­­­ergleich drängt­ si auf mit Griheinungen, wie sie der Weltkrieg an den schweren K­ampffronten aufe­wies, an denen um die Entscheidung gerungen wurde. Heute besteht an im Rhein- und Ruhrgebiet ein Stel­­lungskampf, in dem die französische Truppenmacht be­­müht ist, den deutschen Widerstand mürbe zu machen. Niemand, der solchen Kampf nicht mitgemacht hat, kann sich ein Bild machen von der furchtbaren Dual, welche ein solches stummes Ringen in sich schließt. Tage- und wochenlang im schwersten Lager des Gefcingfeuers Tie­­gen, ohne Aussicht auf einen eigenen erlösenden Angriff, nur vom Willen des unbedingten Widerstandes gehalten und in steter Erwartung Ddeffen, daß der Gegner zum Angriff übergeht, in dem er sich den Steg zu gespinnen­­ hofft. Dann hieß es wohl in den Kriegsberichten, daß an­­ diesen Fronten die Lage unverändert sei, und nie»­mand, der die Berichte las,’ hatte einen Begriff von der Hölfenfolter, welche Wochen und Monate die Ver­­teidiger zu ertragen hatten. So ist auch der heutige Kampf am Rhein und an der Ruhr. Noch furchtbarer dadurch, daß es hier überhaupt seine Mittel der Gegen­­wehr gibt und daß die ganze Kraft der Verteidigung im Getragen der s­chwersten Leiden liegt. Diese Leiden tragen nicht die Kämpfer an der Ruhr­­front allein, ganz Deutschland ist in ihren Dann ges­­chlagen. Die wirtschaftliche Lage Deutschlands ist so furcht­­bar schwer, daß Verzweiflungsausbrüche der Massen je­ den Augenblick zu befürchten sind. So ist denn die Zu­­friedenheit mit der Rede Bald­wins in vielen Kreisen einer fieberhaften Erwartung gefrichen, daß den schönen Worten endlich Taten folgen mögen. Von kommunistischer Seite sucht man sich diese Stimmung der überreizten Ner­­ven zunage zu machen, um für das Aufgeben des­ deut­­schen Bosfes im alleinseligmachenden Somm­erstaat zu wer­­­ben. Aber au) in rechtsstehenden Kreisen will man heute schon aus der­­­erzögerung der Wirkung, die man bem Auftreten Englands erwartete, Folgerungen ziehen, die zu den äußerten Möglichkeiten führen künnten. Das Organ des­­­randenburgischen Landbundes zeichnet Diese Folgerungen ungefähr so: „So bleiben für das deutsche Doll nur zwei Möglichkeiten. Entweder das Deutsche Doll in all seinen Ständen wird eines Tages mit Reit­­pertschen und Bajonetten in Sabrifen und Bergwerke ge­­trieben und die Nahrung für jeden P Deutscher wird so rationiert, daß er gerade noch ein Kulidasein führen kann, und alles, was nicht mehr arbeitsfähig­ ist, wird man am Straßenrande verreden lassen; oder das deutsche Bolt wird sich dazu entschließen müssen, waffenlos, wie es ist, gegen eine gewaltige, mit allen neuzeitlichen Mitteln aus­­gerüstete Truppenmacht seinen Freiheitstampf zu führen. Was von seinen Männern und Knaben Beil und Spa­­ten führen kann, wird Blut und Leben an die Ohre der Nation regen müssen. Das deutsche Boll hat Diese und seine andere Wahl“. Es ist die erschütternde Stimme der höchssten Not, spricht. Aber wir sind überzeugt, Daß das deutsche Boll die Wahl nit Hat, Die in den angeführten Zeilen gezeichnet wird. Das deutsche Boll kann , heute mit irgendeiner Aussicht auf Erfolg einen Verzweiflungskampf nicht führen. Es würde per Zang, Flugzeugen und Gejdüsen unterliegen und nur seinem Gegner den Schein des Rechtes geben, seine Gewalttaten und Peinigungen ins Maplose zu steigern. Das Deutsche Bolt hat nur eine Wahl: es muß ertragen und­ darf seine Nerven nicht verlieren. Aus der Kraft des Ertra­­gens allein kann sein endlicher Sieg geboren werden. Wir sind uns dessen wohl bewußt, daß es ‚leicht ist für den, der weit vom Schuß ist, aus sicherer Entfernung Ratschläge zum Standhalten und zum Getragen zu geben. Aber wir sind mit­ ganzem heißem Herzen beim Kampf des deutschen Bolfes um sein Recht und bei seiner Hoffe­nung auf eine bessere Zukunft: Um dieser Zukunft wil­­len muß die Folter der heutigen Tage ertragen werden, bis sie in sich selbst DROGEN Eine Kritik an aserer Wirtschafter politik. ‚12: Int’ eine sehr Der Führer der fortschrittlich-konsernativen Partei, Der frühere Ministerprä­sident U. Mar DiLo Man, Bat am‘ ul Te Ei in” Iraidda ges­­halten, welche wir in ihren hauptsäc­hlichsten Gedankfen­­gängen wiedergeben, wobei wir die politischen Seite der Rede fürzer, die wirtschaftlichen umso ausführlicher be­ handeln. AL. Marghiloman genießt in großen Kreisen Den Ruf, der erste Finanzpolitiker unseres Landes zu sein und die hochstehende Konzeption der hier wieder­gegebenen Rede bekräftigt diese Einschäßung. &3 ist eine staatsmännlsche Persönlichkeit, die hier zu Worte kommt. Als Grundlage der­ Ueberregung dient uns der französische Text, wie ihn das Blatt Marghilomans „ge PBrogres“ vom 17. d.­­M. mitteilt: Der erste Teil der Rede Marghilomang galt seiner Stellungnahme­ zur heutigen politischen Lage unseres Lan­­d r erklärte, d­as er nur ein unbedingter Feind der liberalen Partei sei, wohl aber ein erbitterter Gegner der liberalen Brasilien.­ Er bekämpfe die Tyrannis und Allmacht, diese sei die Gefahr. Sie veranlaste zahllose Angefeglichkeiten, verschuldete die Berfassung, zersplit­­terte die­­ Bürgerschaft und droht den König von den Bürgern zu trennen. Die­ Berfassung müsse­ residiert wer­­den und müsse in Zukunft den Schuß des Eigentums und die Verantwortlichkeit der Minister enthalten; beides fehlt in Der neuen­ Berfaffung: Pies in Schlagworten: Der politische Teil der Rede, auf den wir nicht näher ein­­gehen wollen. Zur wirtschaftlichen Lage führte Marghilo­­man hierauf folgendes aus: Ebenso wie auf politischem wird auf wirtschaftlichem und finanziellem Gebiete gearbeitet. So in der Frage der Schapjcheine. Rumänien taufte im Kriege und besonders nach dem Kriege nicht das, was es brauchte, sondern alles das, was ihm fremde Händler anboten. So ent­­stand eine Schuld von mehreren Milliarden, dargestellt durch Schasjcheine. Sie waren auf 25 bis 30% gefallen. Eine ernste Bank in Konstanza weigerte sich, einen Stob mit 35% zu bezahlen. Sie bedauert es heute, da andere, besser unterrichtete Banken ihr die Sache weggeschnappt haben. Rumänien konnte alles um 30% zurücklaufen. Dies wäre ehrlich gewesen. Denn wenn Beute auf meinen Hun­­ger rechnend mit Waren zu einem Preise anhängten, Der es ihnen ermöglichte, meinen Schuldschein mit 30% zu e8- somptieren, haben sie sicher genug verdient, um es Nor­mänien zu gestatten, seine V­erpflichtungen zum Tages­­furfe zurückzulaufen. It es weniger vornehm, seine Schul­­den zurückzulaufen, als deren Erfassung zu verlangen, wie dies Großstaaten tun? Der Rückkauf war ehrlich, wir konnten ihn vornehmen und mir hatten die Mittel dazu. Man bot der Regierung das nötige Kapital zin­­senfrei an gegen eine Petrok­onzession. Der Staat hätte seine Zinsen gezahlt und das Kapital rückgezahlt, wo Das Retrolterrain veriwertet worden wäre. Der "Petrolanteil des Staates" hätte die Schuld und die Zinsen getilgt. Streiwillig haben wir die Mittel zur Entschuldung aus der Hand gegeben und flüchteten zu Zaharoff, der unsere Schuld konsolidiert im Verhältnis 30:100. Wir borgten aus derselben Quelle die Pfunde, um die fähigen Kupons zu bezahlen und beliefen den Rest der Anleihe in den Kajten der Dransters, um die zukünftigen Kupons zu decken. Und dann gaben wir die Titel dieses Aushilfs­­ansehens um 60% her. Man muß 55 Jahre zurückschauen, um ein Beispiel zu finden, daß der romänische Staat zu 600%­ emittiert! Und da dies noch nicht genug war, haben mir, die vorher Garantien verweigerten, ob zwar fester begründete Staaten dies nicht ablehnten, haben wir also als entwürdigendes Pfand die Ausfuhrtagen her» gegeben, die wir in fremder Währung erhalten. Und als Unerhörtestes haben wir in Golbd, nämlich in Pfunde, die Zransen und Lire verwandelt zu einem ‚Rurfe, den der Goldparität nicht entspricht. Unser Staat schuldete den Stad­ n 850 Millio­­nen Kronen für Eisenbahnmaterial und Reparaturen. Zum Fälligkeitstermin hatte der Staat sein Geld. Der Finanze­minister konvertierte. Aus 500 Millionem tschechischen Kronen, einer schwachen und fchtwanfenlein machte er Pfunde, die stärkste Währung. Er nahm nicht den­­ Umrechnungskurs der Zeit, 137—222, sondern 80-1001 Wir haben für je 100 Kronen, je nach in Kurse, 50—70 zuzulegen. Sie wissen, daß sich der Finanzminister jüngst ge­­rühmt hat, der Nationalbanf eine Milliarde on au haben. Dei solchen Methoden ist dies leicht, fchulden den siebenbürgischen und alteomänischen Metale­industrien Hunderte von Millionen. Wir bezahlen sie­ nicht, legen aber das Geld in die Nationalbank und loben uns, weil­t wir, die Schulden. vermindert­ haben. der greife zur Not die Familiengefühle eines f bera‘ Be­tters für Die Nationalbank und daß er zwischen 2 Gläu­­bigern eben diese Wahl trifft. Aber die romänische In­­dustrie darf dabei nicht Teiden. Alle diese Firmen, welc­hen der Staat schuldig bleibt, mußten ihre Arbeiter ent»­laffen und Haben fo­hlend geschaffen, wo Blüte war, andere haben sich dem auch Ihnen bekannten Joch unter­­i­orfen. Darüber ist hier nicht zu­ sprechen. Und mie sieht es in der V­olfswirtschaft aus? Es gibt zwei Möglichkeiten: Verbilfigung der Lebenshaltung, gleichbedeutend mit Leitsteigerung oder Verteuerung und Zeitfall. Die "Regierung versprach amtlich beim Dienst« antritt die Verbilligung. Redner will die Hausfrauen um ihr Wirtschaftsbuch nicht befragen, nennt nur ein Bei­­spiel: Im mahlreichen Romanzen und im Sommer Tostet ein Waggon Holz 12.000 Lei. Was das bedeutet und was es für den Winter bedeutet, weiß man das? Das Leben ist teuerer geworden und man verfolgt uns mit geradezu wüsten Steuern, so mit der DBerdoppelung der Tabakpreife. Bei der Ernennung der Liberalen galt der Leu 12 Pariser Sentimes und jetz­t. “Jeder von uns hat ein Drittel seines Vermögens verloren. Warum fällt der Leu, der beim Friedensschluß 65 Gentimes galt, wo wir unsere Benöfferung verdreifachten, wo wir die siebenbür­­gische Industrie gewannen und das fruchtbare DBeffara­­bien? Wir standen früher den Tschechen gleich, Deren Krone nun z­wei gilt. Wir waren nur 59 Punkte hinter Italien, dessen Lira nun 9,5mal besser Hit als unser Leu. KH will nicht einmal mit dem bulgarischen Bewa Bergieiche machen, der schmählicherweise besser fit als der Leu. It unser Währungssturz eine Kriegsfolge? Sie ist nur eine Folge der falschen Auffassung und Führung unserer Bollswirtschaft. Unser Leu kann si nur auf zwei Faktoren fügen: Auslandskredit und Imlandspro­­duktion. Gifteren hat die schroffe Fremdenfindschaft unse­­rer Verwaltung untergraben. Wir haben alle Auslands­­verträge eigenmächtig revidiert und haben seine Staats­­verpflichtung wirflich ehrlich erfüllt. Wir haben den Staat für minderjährig erklärt. Daher war die Alnter­­scrift Kleinrumäniens geachtet, während die Unterschrift Grofrumäniens verlacht wird, t wo das Land von Der Theiß bis an den Priestr reicht. Ein Minister des heu­­tigen Systems bekommt nur zu den schwersten Bedin­­gungen Kredit, aber auch dem Privaten geht es nicht besser, denn das­ Schuldentilgungsgefüg für Auslandss­chulden hat jeden Privatkredit auf Yahre unmöglich gem­­acht. Da mir also die Auslandsfrüge unserer Währung verloren haben, bleibt nur eine Möglichkeit, die Produk­­tion zu steigern, um wenig einführen zu müssfen und­ viel ausführen zu können. Hier beschuldige Ich die Regierung nicht, interessiert zu sein. Hier ist sie unfähig. So Bielt stets an dem findlichen Gedanken RE der Leu falle wegen der Spekulation im Auslande. Das ist falsch. Ich " Die aus diesen Worten­ Die. ‘des. -

Next