Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1923. August (Jahrgang 50, nr. 15049-15075)

1923-08-05 / nr. 15053

. OWNER Hermannstadt, WBeigin Mariastraße N.28 Fernsprecher: Schriftleitung Re. 11. Verwaltung Rr Ne. 81.. Bezugspreis Hr Hermannsta­dt: se 5 Felt ins in En wit Berserleihune is ‚ Lei 106 — ut Singelne Anmmer: kei °— Rt15053 H een rar augen ..­­50. Jahrgang Die englische Regierungserklärung London, 3. August. Gestern hat in beiden Häusern der englischen Gefeßgebung die britische Regierung ihre mit höchster Spannung erwartete Erklärung abgegeben, in der­ sie ihre Stellung zur Nuhlerfrage und zu dem darüber zwischen England und Frankreich entstandenen Regenjat gum­­ Ausbruch brachte Ministerpräsident Baldwin sprach am Vormittag im Unterhaus, im Oberhaus hielt Surton im Namen der Regierung eine ähnliche Rede. Die Rede Baldwins. Bal­divin gab bekannt, daß im Zusammenhange mit der Yetten deu­tschen Note mit ‚Stanfreich und Belgien Verhandlungen in die Wege geleitet wurden und legte die Absichten der englischen Note dar, Die, ohne Die De»­stimmungen des Dersailler Friedensvertrages ändern zu­ wollen, dennoch die Einregung einer internatio­­nalen unparteiischen Sachhverständigenko­­m­­ission­ vorschlägt, welche gemeinsam mit Der Reparas EUER die Zahlungsfähigkeit Deutschlands prü­­fen sol. Hinsichtlich der­ Reparationsfrage: hat­ England den Standpunkt vertreten, daß b diese in einem Sinne gelöst werden müsse, den die deutschen Vorschläge unbeachtet­­ ließen; vor allem müsse die Stabilisierung der Mark und die Herstellung des Sleichgemwichts im deutschen Budget erreicht, sowie eine inter­­nationale Ueberwachung. in irgend­einer Form je der D­eutschen finaniellen Tätigkeit eingerichtet Seriglische Note’ gab der Deutschen Regierung“ Fex] wo im Falle es zu Verhandlungen kommen sollte, alle auf den passiven Widerstand bezughabenden Be­lungen und Befehle zurückzuziehen und alle Be­seiten zu verurteilen. Unter diesen Bedingungen die Verbündeten bereit sein, nochmals die Srage der Be­­wegung zu verhandeln und die Möglichkeit zur Wiederherz­­­stellung des normalen indus­triellen und wirtschaftlichen Lebens im Ruhrgebiet zu schaffen. Die den Verbün­­deten übersendeten Begleitbriefe enthielten Inzel­­heiten, die den Plan erläuterten und darauf hinwiesen, daß die Verhandlungen, mit Deutschland un­­verzüglich zu beginnen seien. Außer der Ant­wort der italienischen Regierung trafen auch die Antworten der übrigen verbündeten Staaten ein. Der Standpunkt der italienischen Regierung ist bekannt. Derselbe schließt sich im allgemeinen der englischen Auf­­fassung an. Von Stanfreid und Belgien kamen getrennte Antworten, die englische Regierung­­ prüfte dieselben mit der größten Genauigkeit und Sorgfalt. Obwohl die Antw­orten unzweifelhaft in dem freundschaftlichsten Geiste gendes zu erklären: In dem Herzen der englischen Mation lebt eine tiefe Gejegesachtung. Wenn das englische Bolf im Laufe der Zeit sehen würde, daß man die Wunden Europas nit heilt dann leicht der Fall eintreten, was ich in der Welt am wenig­­sten wünsche, daß zwischen England und den­­­jenigen, die den gegenteiligen Standpunkt vertreten, eine Entfremdung eintritt. Ich hoffe und glaube, das dDieser Fall nicht eintreten wird und als aufrichtiger Freund Frankreichs deuke ich, daß es­ meine Pflicht ist, Dieses hier als Freund zu erk­läten. Geleitet von dem­ Bestreben, daß diese Freund«­­haft au) weiterhin aufrecht erhalten bleibe, wünsche ich, daß­­diesen Wirren, die ganz Europa aufwühlen, ende lich ein Ende bereitet werde. Rede Lloyd Georges zur Regierungserklärung. Nach Baldivin ergriff Lloyd George das Wort. Er erklärte,­ daß er zwar die si vor der Regierung sich auftürmenden Schwierigkeiten in Betracht ziehe. Doch müsse er feststellen, daß er sich vergebens bemüht habe, die eigentliche Richtung der englischen Politik zu erken­­nen. Der französische Ministerpräsident hat offen erklärt, daß er nicht geneigt ist, mit Deutschland in Verhand­­lungen einzutreten, bevor Deutschland kapitusiert, und daß er das Ruhrgebiet solange nicht räumt, bis Preutsch­­land seine fette Rate gezahlt hat. Nachdem die fran­­zösischen Minister und die ganze Mehrheit der französis­­chen Politiker die Politik Poincares unterfrügen, ist nicht "anzunehmen, daßs Poincare­ durch Absendung neuer Noten seinen bisherigen Standpunkt ändern wird.­ie englische Regierung ist aus dem Grunde in einer schwierigen Lage, weil sie Frankreich seinerzeit den Einzug in das Ruhrgebiet ge­­stattet und in­ gewissem Maße ihm sogar Er­­folg gewünscht hat. Wenn nun England hievon abweichen würde, würde dieser Schritt Frankreich gegen­­über nicht richtig sein. Die französische Flagge wurde im Quergebiet gebißt und die Respektierung­ dieser Tatsache von feiten Englands ist eine Ohrenjache. CS gibt nur zwei Möglichkeiten: entweder Deutschland ergibt sich oder es bricht zusammen. — Zum Schlusse forderte Lloyd George die Regierung auf, noch vor Beendigung der Debatte mit dem Parlamente und dem Land in Fühlung zu treten und offen zu jagen, welche Politik sie be­ folgen werde. Gurzons Rede im Oberhaus, teil an den Reparationen und das ung zusommende Net Hinsichtlich der Begleichung der interalliierten Schulden.‘ Wir sehen Deutschland gegenwärtig in einen derarti­­gen Zustand versinken, der alle Aussicht auf eine wirtschaftliche­­ Wiederherherstellung des Landes unmöglich macht Durch die Lage im M­uhrgebiet Ieidet die ganze englische In­­dustrie. Deshalb erfordert das Interesse unseres Landes unsere Intervention. Lord Birtenhead machte den D­orschlag, die in dem Rheingebiet befindlichen ,englischen Truppen in­zuziehen. Der Borschlag wurde abgelehnt. . i. .... und in­ der­ höflichsten Form abgefaßt sind, drücken sie doch aus, daß­­ sie die englischen Vorschläge für eine gemeinsam an Deutschland abzusendende Antwort für ungeeignet halten. Keine der beiden­ Antworten gibt zu der Hoffnung Anlab, daß die Ruhlerfrage bald gelöst werden könne oder daß in der­ Reparationsfrage die Verhandlungen mit Deutschland beginnen, e 3 besteht vielmehr die Möglichkeit, daß e8 no lange Zeit dauern­ wird,­die si die­ Lage sjoweit ändert, daß man zu praktischen­­ Verhandlungen gelangen wird. Die englische Negierung.kann e8. nicht oft genug­­ be­­tonen,­ daß sie sich mit ganzer Hingebung den Interessen der Verbündeten widmet. Sie ist jedoch vor allem auf gezwungen, die eigenen Interessen zu­­ büßen. Obgleich sie sich eines jeden salhen Schrittes enthalten wird, der die Auflös­ung der Gutente zur Sorge haben würde, muß sie Doch ihrer Meinung Ausdruck geben, daß sie der Lösung d­ieser Srage nicht ausweichen darf. Die Stage muß unbedingt Die größte Sorge aller Verbündeten bilden. Die Regierung wird nichts unversucht lassen, um die Kräfte der­­­erbündeten zusammenzuhalten. Damit sie Don­­Deutschland in gerech­­tem Maßh Zahlungen erhalten, und die endgültige Lösung so rasch als möglich herbeizuführen. Sollte es in Der Reihe dieser wichtigen Ereignisse zu einer Krise for­­men, wird das Parlament sofort zusammenberufen werden. "Ich bin — erklärte der Redner — von der­ Voraus­­legung ausgegangen, daß unsere Verbündeten­ in ihrer Ruhrpolitik das Ziel­ verfolgten, sich Die Reparationen zu sichern, was auch unser Ziel ist. Oft war auch davon die Rede, daß auch weiterliegende Ursachen da­­Baris, 3. August. „Agence Havas“ meldet: Surzon drohte in seiner im Oberhaus gehaltenen Rede aus, dad nach, Auffassung der englischen Regierung Die französisch-belgische Antwort nicht geeig­­net erscheint, zur raschen Regelung der Neubrfrage und zur Aufnahme der Reparationsverhandlungen. Redner erkennt an, daß die Interessen der Verbündeten in seinem Zusammenhange stehen mit den Interessen Englands. Er gesteht ein, daß man dem gegenwärtigen Problem nicht mehr ausweichen künne. Die Lage ist unbestreitbar ernst.­­ England war jederzeit bemüht, die Frage der Sicherheit S­tanfreihs einer günstigen Lösung­ zu­­zuführen und hat in dieser Hinsicht wiederholt Besprechun­­­­gen mit dem französischen Gesandten gepflogen.­­ Die­­ englische Regierung hat­ erklärt, sie sei, um Stanfieid gegenüber zuvek­ommend zu sein, geneigt, die Frage der internationalen Kommission zu verhandeln. Die französische Regierung gab jedoch unverzüglich bekannt, daß­ sie nicht­­ unwünsche, diese Stage gegenwärtig aufzu«­­werfen, weil sie in seinem Zusammenhang mit der­ herrs­cchenden Lage stehe. Stanfreich erhält seine Reparationszahlungen im Ruhr­­gebiet, ebenso­ werden die Aussichten­ auf die Repara­­tionszahlungen im allgemeinen immer geringer. Dieser Zus­­tand berührt jedoch nicht nur Frankreich, sondern auch die anderen Nationen, welche auf die Reparationszahlungen Anspruch haben. Es ist hier­ die Rede von einer euro­­päischen Frage, die nur von der Politis zweier Staaten abhängig gemacht werden kann. Die Interessen unseres Landes, unserer Industrie und unserer Wirtsc­haft gebieten es uns, nicht zuzulassen, daß Sranfreich und Belgien ihre bisherige bei eine wichtige Rolle spielen. Dies will ich nicht glau» Politik weiter fortlegen.. Die Berechtigung zur ben. Aber wenn die Sache so steht, bin ich bereit, Fol- Intervention unsererseits ist begründet durch unseren Ant . l Die Minderheiten in Zugoslabien. Aus Neufas wird dem QAgtamer- Blatte „Morgen“ berichtet: Der­ationalitätenfrage wird bei uns wenig. Auf­­­­merksamkeit gewidmet und das Wort des Spetozar Pri» Bicedic „Wir haben feine Nationalitätenprobleme“ wird auf Schritt und Tritt befolgt. Die Nationalitäten der DBojvodina, die Deutschen und Magya haben auch­ heute­ unter den Folgen der politis P­ribicevic zu leiden, da dieses sehr bequeme politische Aztom praktisch in der Weise angewendet wurde, daß die Nationalitäten bei der Agrarreform übersehen werden und der Elementarunterricht in deutscher und magharischer Sprage auf das ni, reduziert wurde.­­ Dies sind die Hauptbeschwerden der­ "d­onbihnen Nationalitäten und­ sie trachten in erster Reihe die Dem­festigung ,dieser Mißstände zu erreichen. Die Deutschen klagen zu führen, doch sie arbeiten zur­ Grreicjung der gemeinsamen Ziele nicht vereint, und es kann mit vollem Recht konstatiert werden, daß die Deutschen mit mehr Erfolg operieren und ihre politische Saktif­ft als die­se erwies, als­ die ihrer Schick alsgenossen.­­_ Die deutsche Landespartei ist im ent vertreten und ihre politischen Führer, Dr. Knafft und Schuhmacher, haben bereits in der Stupfditina be­wiesen, daß sie mit Nachdrud ‚die Interessen des­ Deutschtums­ zu­ wahren, ver­­stehen. Ihre Ziele sind­ nicht weitgestellt, sie wollen fol­­gendes duchiesen:­ Die Beteiligung der Deutschen an der Agrarreform, die­ grundjägliche ‚Sicherstellung« des deut»­­ ichen Schulunterrichtes, die Teilnahme des Deutschtums in der örtlichen Verwaltung und die Anerkennung der MOB, der deutschen Sprache im amtlichen DBerfehr. Für diese Ziele war. die­ parlamentarische Gruppe, ie deutschen, L Landespartei, zu­ manchen. Opfern bereit,­ sie hat sich an zur Unterftügung der Regierung bereit erklärt. Da die Loyalität des Deutschtums wurde nicht anerkannt,­­ die Regierungspartei hat bekanntlich in vielen Stagen in schroffer Weise die­ Forderungen­­ der­ Deutschen­­ zurück­­gewiefen. Der Erfolg ist auch nicht ausgeblieben. Die deutsche Landespartei verhält sich in Opposition gegen die Regierungspa­rtei, sie hat bei den meisten Abstim­­mungen im Parlament ihre Stimmen gegen Die Vor­­lagen der Regierung abgegeben und den Grnjf der Lage beweist nichts so sehr, als die halboffizielle Erklärung der deutschen Führer, nichts zu unternehmen, falls die Ra­­ditschpartei unter der deutschen Bauernschaft sich Ans­hänger verschaffen wollte, um Dieses Vorhaben zu bez­­eiteln und „Setwehr bei Fuß“ die etwaigen Erfolge der angekündigten Propagandatätigkeit der PT in der Bospodina abzuwarten. Diese Erklärung bedeutet einen rechten Brotest gegen die Belgrader P­olitik. Was die Deut­­s­­chen selbst anbelangt, hat das Gefühl der völkischen Zu­­sammengehörigkeit bei ihnen infolge der tatkräftigen Aufk­lärungsarbeit der besten Jahre sehr tiefe­ Wurzeln ges faßt. Es darf auch nicht übersehen werden, daß heute’ unter allen Parteien des Königreiches ©. 9. ©. die deut­­sche Landespartei eine der bestorganisierten­ ist. Die Lo­­sungsworte der Führer werden streng befolgt und die einzelnen Ortsorganisationen­­ gehorchen mit fast militäri­­scher Pünftlichkeit jeder Weisung der Parteileitung. Dies ist die Stärke der deutschen Bewegung und es kann mit­­ Bestimmtheit angenommen werden, daß die angekündigt außerparlamentarische Bewegung zweck Erreichung deutschen­­ Schulunterrichtes in den deutschen Ortsarkt­erfolge aufzu­weifen haben wird. Die Magharen haben es viel sch­werer. Sie feine parlamentarische Vertretung und ihre Ortsorg­tionen sind zum Teil noch nicht ausgebaut. Die MdL “ und Magyaren haben dieselben & ' Zqz 442 1 X Ei : ir - -

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