Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1923. Oktober (Jahrgang 50, nr. 15102-15127)

1923-10-02 / nr. 15102

- ’ - 4 ae BIBLIOTECA ‚ASTBA” SIBIU ‚ für das Ausland: monatlich . — ee Nr. 15102 Siebenbürgisch Deutsches Hermannfabt, Dienst 2. Dim­ber 1923 . FT—.. monatlich . N > geitung averschleif it ittl ellen Ki An­jektirumdn hakt-schau www ‘Friedrich 8. Bendek, Bukarest, Str. Gen. Derthelot 19. Der Raum i­ einspaltigem &­­­­il­et bei­­ Kätitigåtecitätsticken Ecke-I Bei­ äu­eren­­ge Brenn 50. Jahrgang main *21329P* ‚Österreicher Bayern und Reich. (©. ..) Bis zur Stunde, da­­ diese Zeilen geschrieben werden — Nah: vom Sonntag zum Montag — sind feine Prachtnachrichten eingelaufen, welche die Lage we­­sentlich verändert zeigen würden. Dagegen liegt ein reiches Rack­ehtenmaterial­ vor, welches manche Einzelheit er­­klärt, die in den Berichten, die bis Sonnabend früh angekommen waren, unklar blieb., Dorerst­rapern. Der Lrftanmnister dieses Staates bat an der Abfassung der amation Anteil gehabt,­­ mit der der Ruhrwiderstand nach einer Dauer von acht Monaten und 15 Tagen eingestellt worden is. Wir brin­­gen Dieses Dokument vollinhaltlich. Die Unterschrift des­ Herrn d. Knilling fehlt auf dieser Urkunde, da Diese nur u­­m scheint ihr von Herren v. Knülling nicht scharf genug ge­­wesen zu sein, und so hat er nach seiner Rückkehr nach München an der Ernennung eines Generalkommissärs für Bayern mitgewirkt. Diese Ernennung wurde damit begründet, Die Maßregeln­­ der Reichsregierung seien ge­­eignet, in Bayern Anlaß zu Aufregungen zu Bieten und Diesen müsse entgegengetreten werden. Die Wahl fiel be­­i. Die Kompetenz der Reichsminister allein fällt. _ Tannth­ auf den derzeitigen Regierungspräsidenten von Oberbayern, Gustav dr. Kahr, Vorgänger Knillings als Gritminister, einen wesentlich weiter rechtsstehenden Pali­­tifer, als es selbst Herr vd. Knilling ist. Herr dr. Rabr bleibt aber auch in seiner neuen Würde Organ der badye­­rischen Regierung und verfügt nur in deren Namen über die volle Staatsgewalt, eignet, einen Beil­ der Bölfischen zu beruhigen.­­Dafür ‚aber einen anderen — und zwar den stürmischeren Seil­er SEEN ‚mit den Semäfigieren in­s Regentag zu brin­­gen. Kahr hat eine wesentlich weiß-blaue, Note, wäh­­rend Hitler, der übrigens fen Bader, sondern, angeb­­lich Deutschhöhme, sicherlich­­ aber ehemaliger P Deutsch­­st, schwarz-weiß-rot gesinnt ist.. Zu­­dendorff steht der Richtung Hitlers nahe, scheint sie aber ruhig verhalten zu wollen. Dagegen haben die Kampf­­verbände „Reichsflagge“ und „Oberland“ sowie die­ Sturm­­­abteilungen der Nationalsozialisten fi zum „Deutschen Kampfbund“ vereinigt und si Adolf Hitler unterstellt. Dieser hat nun alle Gesinnungsgenossen­­ aufgefordert, aus­­ den militärischen Verbänden auszutreten und sich ihm an­­­aufschließen, widrigenfalls sie aus der Partei ausgeschlossen würden. Darüber ist­ übrigens bereits berichtet worden. Die ersten Schritte Kahrs waren außer einer den Umstän­­den angepaßten Proklamation das Verdot der 14 Berg­sammlungen, die Sonntags in München angesagt waren. Hitler sei das von Kahr verlangte V­ersprechen, es wür­­den seine Ruhestörungen vorkommen, nicht abgegeben haben. Es ist nun möglich,­­ daß nun auch zwischen Kahr und Hitler eine Entfremdung eintritt. 3 Was das befeste Gebiet anbelangt, sind feine Die Bejagungstruppen haben eine strenge Bereitschaft angenommen,­­ welche Mairegel begreiflich erscheint, ob es sich nun um Schuß der Separatisten oder Bekämpfung der Kommunisten han­­delt oder einfach um Unruhe wegen eines eventuellen Eindringens Hitlers im Ruhrgebiet.. Die Moskauer Welt» sentrale soll, wie Reuter aus Moskau wissen will, abge­­wirft haben. Was das übrige Deutschland anbelangt, gibt­­ in Sachsen die meisten Unruhen. . Es kam zu ver­­schiedenen Zusammenstößen und man erwartet gespannt, wer wohl in Sachen Generalkommissär werden wird. Eine solche Grnennung wird wohl auch erfolgen. ‚Die Ernennung des Reichswehrministers Dr. Seßler, eines geborenen Bayern, zum Reichskommissär Teint tatsäch­­lich mit der­ bayerischen Ernennung Kahrs im Zusammen­­hang zu stehen. Der Ausnahmszustand in Bayern hätte Kahr auch das Verfügungsrecht über die Reichswehr vers­chafft; nun ist es ihm abgenommen und das Kommando in Ba­yern führt General von­­Lojjfow namens Reichskommissärs. Kahr wird vielleicht als Zivik­ommi­sär neben den General treten und von dem Zusammenarbei­­ten Dieser beiden Männer hängt viel ab. Für Breußen wird nun entweder der Innenminister Sepecing der der ehemalige Staatssekretär Weißmann, für Sac­h­sen der Erstminister D. Zeigner ernannt werden. Doch haben die Militärkommandanten ihnen gegenüber den­ DBortritt. Kahr ist. völfisch-monarchistisch, Zeigner radi­­­kal-sozialistisch, Weißmann demokratischer. Republikaner. Wenn die Generale da nicht einheitlicher arbeiten, ist die größte Gefahr für Die Reichseinheit wohl die politische Diese Ernennung ist wohl der neuen Nachrichten eingelaufen.­­ Des­­ “vern heimgeführten Reichswehrtruppen sollen Die von den Land­­übrigens nicht nach ihren Heimatsbezirken gelangt sein und es sollen in Bayern Hauptsächlich Sachsen und Württember­­ger, die Bayern aber in Norddeutschland stehen. Dieses Shitem war bekanntlich­ vor vielen Jahren im­ alten Oesterreic-U­ngarn der Fall, wurde aber dann aufgelassen und trat erst im Kriege wieder in Verwendung. Heute wird es besonders in Jugoslawien geübt, manchmal auch in andern Ländern und sogar in der Schweiz wurde es angewendet, als­­ das französische Freiburger Regiment in Bern und die aus deutschen Bauern­ zusammengefet­­zen Dragoner im sozialistischen Zürich eingefegt wurden. Es wird nun gar viel von Bürgerkrieg, Revolution und Staatsstreich gesprochen. Die Erfahrungen verlangen, mit diesen großen Worten vorsichtig zu sein. Gerade unsere Zefer wissen, daß von 1848 bis 1867 die Kämpfe Ungarns als Revolution galten. Dann wurden sie legalisiert und ich selbst Habe etwa 1904 auf Anordnung des Kriegs­­ministeriums­­ in der von mir­ geretteten Klasse der hie­­sigen K­adettenschule in den Lehrbüchern der Geschichte das Wort „Repolution* streichen und darüber handschriftlich das Wort: „Zweiheitstampf* Teen lau­fen miüsfen. Die erste Sigung des Reichstages am 27. September hat sein besonderes Ergebnis gezeitigt.­­Zuerst konnte man die Tagesordnung nicht­ feststellen. Die rechts und ins ben. der Koalition­ stehenden­­ Parteien­­ verlangten eine­ große politische Debatte, die Koalition war dage­­gen. Es begann also der Reichstag mit einer großen Debatte über die Geschäftsordnung, wo endlich die Mehr­­heit entschied und die PO Debatte ablehnte, © 0- Zerfahrenheit der Staatsorgani­­­­­­er namens der­ Demokraten, Dr. Breitscheid für die Sozia­ ten, Dr. Spahn für das Zentrum und Dr. Scholz für die Volkspartei. Namens der Deutschnationalen forderte Helfferich den vollen Bruch mit Stanfreich. Für Die K­ommunisten verlangte: Können die Liquidierung der Ruhr­­frise durch Einführung einer Arbeiter- und Dauernregie­­rung und Erfassung der Sahnwerze. Beschlüsse wurden seine gefaßt, der Koalition billigten n = sprachen Sf 21329: » wartende Entfehn­­ng wird uns geeint in unserm völfre­ichen Wollen finden. Niemand unter uns gibt sich einer Täuf­ung darüber Hin, daß die Aussichten der im Zuge befindlichen Verhandlungen mit ganzem &rnfte beurteilt werden müssen. Aber eben wegen der sch­werwiegenden Bedeutung­ der bevorstehenden­ Entscheidung erachten wir es als unsere Pflicht, doch meritorische politische Stellungnahme in den Sang der Verhandlungen derzeit nit einzugreifen, die wohl in den nächsten Tagen ein abschliegendes Ergebnis zeitigen werden. Wir werden die Verhandlungen mit der Anteilnahme verfolgen, die alle­­ unsere Bosistreife ihr entgegenbringen. Sobald ihr Erb sprechen, und es wird so sprechen, wie seine wölfische Würde und ihre es ihm gebieten. Desfen sind wir gewiß. Bevorsichende Herablegung der Militär­­dienstpfliegt. D­ufarest, 30. September. Zu­­ Beginn der Parla­­mentssession wird auch ein Dejegentwurf für die Abkür­­zung der Militärdienstzeit auf zwei Jahre eingebracht wer­­den. Bloß bei der Marine bleibt dir A­­rm­zeit bestehen.­­­gebnis vorliegt, wird unser Bolt Die Verhandlungen­ über unsere Schulfragen. Die Bertreter der Deutschen Parlamentspartei und der Landeskirche beim Unterrichtsminister Bon der Selegr.- Agent. „Luz“ erhalten wir folgende Drahtnachricht: ‚Bukarest, 30. September. Abgeordneter Dr. Hans Did Roth und Landeskirchenk­urator Walbaum haben gemeinsam mit den beiden Schulräten Albrich und Müller mit Unterrichtsminister Dr. Anghe­­lescu Freitag­abend eine lange Beratung über die Schulverordnungen gehabt. Der Mini­­ster hat in der Sprachenfrage gewisse­ Er­­leichterungen in Aussicht­­ gestellt. Im Laufe der weiteren Verhandlungen wird 28 sich zeigen, wie weit diese gehen und ob sie zu wesentlichen Aende­­rungen in der Verordnung führen. Ein abschließen­­des Urteil ist augenblicklich noch nicht möglich. . (H. BE) Aus­ der vorstehenden Nachricht ist zu er» fehen, daß die vor einigen Tagen in unserm Blatte ver­­öffentlichte Ministerialentscheidung bezüglich der konfessio­­nellen Schulen für uns noch seine unabänderlich erledigte Angelegenheit ist, da­ sie noch­­ den Segernsstand sachlicher und politischer DBer- Handlun­gen bildet. . Abgeordneter Dr. Hans Otto Roth ist gestern von DBufareft in Hermannstadt einge­­troffen und fährt morgen abermals nach DBufarest zurück. Aus dem von Abgeordneten Dr. Roth verfaßten Auffas unserer Freitagnummer ging mit voller Gn­schiedenheit her­­vor, da auch die Deutsche Parlamentspartei die Frage unserer­ deutschen Schulen , derzeit als die Kardinal­­frage unserer Bolfspolitik und somit als eine politische Angelegenheit erster Ordnung be­­trachtet, deren Lösung auf unsere gesamte politische Ein­­stellung richtungbestimmend einwirfen muß. In unserm ganzen Bolfe ist das Bewußtsein­­ lebendig für die weit­­tragende Bedeutung dieser Angelegenheit, und Die zu erw­­­ a v Ber Erlaß der deuten R wii kam: ar­chung Amıı ehe pe­pen wider Recht und Vertrag das beu­ießt. ‚Seit Die­ser Zeit hatten Ruhige­schwerste Bedrohungen zu erleiden. U: Männer, Treuen, Greife und K­inter Sr vertrichen worden. Für Millignen Begriff der persönlichen Freiheit un­ten ohne Zahl haben den Weg der Mehr als hundert Bolls genosfen hab geben müssen, Hunderte fehmachen . Gegen die Unrechtmäßigkeit des Einbruchs erhoben zu Rechtsgefühl und vaterländische Besinnung. "Die Bevölke­­rung weigerte sich, unter fremden Bajmetten zu arbeiten. Für diese, dem Deutschen Reiche in frchwerster Zeit ber­en Treue und Standheftigkeit danft das ganze deutsche BB» Die Reibefahrung hatte es übernom­men, nach ihren Kräften für die leitenden Volksgenossen zu sorgen. In immer steigendem Maße sine­ die Mittel des Reiches dadurch in Anspruch genommen worden. In ber­n erreichten die Unterstügungen für Rhein und Ruhr die Summe von 3500 Billionen Mark. Im­ der lausenden Woche ist mindestens die Verdoppelung dieser Summe zu erwarten. Die einstige Produktion des Rheinlandes und des Ruhrgebietes hat aufgehört. Das Wirtschaftsleben im defekten und unbefegten Deutschland ist zerrüttet. Mit furchtbarem Ernst droht die Gefahr, daß, bei Sesthalten an dem bisherigen Verfahren die Schaffung einer geord­­neten Währung, die Aufrechterhaltung des Wirtschafts­­lebens und damit die Sicherung der nachten reed für unser Bolt unmöglich wird. Diese Sxfahr muß im Interesse ‚der Zukunft Deutsch­­lands ebenso wie im Interesse vom Rhein und Ruhr abe * geiwendet iwerden. Um das Leben vom Volk und Staat zu­­ erhalten, stehen wir heute vor der bitteren Notwendigkeit,­­den Kampf abzubrechen. Wir willen, daß wir damit vom den Ber­ohnern der bejegten Gebiete noch größere seeli­­ge Opfer als Bisher verlangen. Herstfh, war ihr Kampf, beispiellos ihre Selbstbeherrschung. Wir werden niemals vergessen, was Diejenigen erlitten, die im befegten Ge­­biet Dufteten. Wir werden niemals vergessen, was Diejeni­­gen aufgaben, D­ie lieber die Heimat verließen, als dem Botenlande die Treue zu­ brechen. Dafür an sorgen, Daß Die Gefangenen freigegeben wer­­den, daß die Beritoßenen aurückehren, bleibt die vornehmste Aufgabe der Reichsregierung. Bei allen wirtschaftlichen­­ und materiellen Sorgen steht der Kampf für diese elemen­­­­taren Menschenrechte. Deutschland hat sich bereit erklärt, die schh­ersterss materiellen Opfer für die Freiheit deutscher V Volksgenossen und deutscher Erde auf­ sich zu nehmen. Diese Freiheit ist uns aber sein Objekt für Verhandlun­­gen oder für Tauschgeschäfte. Reichspräsident und Reichs­­regierung versichern­ hierdurch feierlich Do: dem deutschen _ (­­

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