Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1924. April (Jahrgang 51, nr. 15253-15277)

1924-04-20 / nr. 15270

schriftcettung uaner staatlich Lei 45·—­;mit m­aße I 28 — Fernsprecher: Schriftleitung re. 11; Verwaltung Ar. 31 — Bezugspreis: für Hermannstadt: ohne Gufeltung) ; mit Postversendung für das Inland: monatlich Lei 48 °—; für das Ausland: monatlich Lei 7— — Einzelne Hummer Lit Be Re. 15270 51. 2 ) h Jahrgang . Hermannstadt, Sonntag den 20. April 1924 Hfterar­uf. Seele geh nach Bolgatha, sieh ein Leuchten ist erfäh­nen, denn das große Wert cefhalt und pollbracht ist das DVerjühnen. Meber dem Marterhügel gehn Benzeslüfte, Frühlingswein. + Das ist Ofterstimmung — über dem Sch und aus Dem Sod neues Leben und das fell die Lisung fein, Die unser Blatt als Ostergruß seinen Lesern bringt. In Der Gegenwart ist sichtbarer, als sonst ein großes Ringen giwischen Tod und Leben entbrannt, das für den Ein­­zelnen im Kampf der Weltanschauungen sich­tund gibt, für die D­ölfer im Ringen um. Freiheit und­ Gelöftbe­­stimmung. Dieser Kampf ist für uns besonders schwer und hart geworden, und wer die Ereignisse seit dem Weltkrieg nicht als Zuschauer, sondern als Mitlebender auf ich wirken läßt, wird sie eines Gefühls der Sorge nicht entschlagen können. Denn wenn früher einzelne Rechte unseres D­orfes unter Angriff standen, so ist fest in der­ Sat unser ganzes Dasein bedroht: die wirtschaftliche Entwickklung nicht nur durch die sogenannte Agrarreform, sondern durch unzählige Maßnahmen, die mir nicht in aben, die Ent j9­ daß wir, wer Sinen aumes stehen wie nie zubor.. Ist's da ein Wunder, wenn unsere Stimmung mehr jener der Leidenswoc­he entspricht als der des Ostertages? Und doc, wie es im schönen Geibelischen Gedicht Heißt: „Wacht auf, der Oftertag ist da.“ Das alte Lebenscefeh, daß nur aus Linden Großes geboren wird, es hat sich auch in der Entwicklu­ng unseres DBobtes bewährt und mein folkes Leiden in der Sat um Großes aefchieht, dann ist es der Boden, auf dem die Zukunft sicher steht. s« Alles, was wir an Kampf und Leid in einer nicht zußunlosen Geschichte getragen­ und geleistet haben, er läht sich um den Andreanischen Freibrief grup­­pieren. Es werten heuter 700 Jahre, dab wir Anlaß haben feiner zu bedenken, und da der Ausstellungstag bekanntlich bei ihm fehlt, s­eint es nicht unangemessen, gerade Döttern als Gedenktag festzuhalten. Denn der große Kampf zwischen­ Leben und Tod, der sich an Ostern nüpft, er ist so recht enthalten in diesem Freibrief. Als Die Sachen ihn 1224 vom ungarischen König Andreas I. erbaten und erhielten, da standen sie vor dem Unter­­gang — sie waren der Freiheiten verlustig gegangen, auf die sie von Geisa II. ins Land gerufen worden waren — und der König erneuerte und vermehrte sie — an Stelle des Todes ihm neues Leben! In bdiesem unserm Kampf ums Leben haben mir Recht und Pflicht der Lebensbedingungen zu gedenken, die der Andreanische Zreibrief geschaftet hat und bie­ mern auch in teilweise andern Formen als die ursprüng­­lichen gewesen sind, heut ne) uns vor dem Tode be­ wahren. Der Freibrief hat die politische Einheit zuerst der Sermannstädter Provinz geschaffen, und Damit, nach dem Eintritt der übrigen Ansiedlungen in Die gleichen Rechte, die politische Einheit des jährlichen Dielfes. Diese Einheit allein hat es ermöglicht, dad das fährtige Volk Die Dritte ständisHe Nation im Lande wurde, ohne deren Zustimmung sein Gefeth verchaften werden konnte,­­die die Rechte des Volkes durch Die Lehrhunderte verteidigte. Es ist die größte politische Tat der fähflichen Ansied­­lungen ‚gewesen, die nicht als ein Ganzes, sondern der einzelt, mit verschiedenen Rechten ausgestattet, einges wandert waren, daß sie ss zu einem Boll zusam­­mengefehloffen haben. "Das hat uns die Kraft gegeben, unser Bollstum bis Heute zu bewahren. Ob es js um einzelne Rechte oder die gesamte Stellung handelte, ob es den Kampf mit dem Zünften oder mit den Ständen oder einzelnen Machthabern gab­, — nur das Bell als Ganzes konnte Schule gewähren und Erfolg verbürgen.. Als 1876 die politische Einheit verloten ging, da war auf Ddiessem Suund_Die Kultureinheit erwachsen, Die „an Stelle der politischen ‚Sinheit trat und ein B Volksbewußtsein groß geworden, das imstande ist, den politischen Kampf für Den Volksbestand weiter zu führen. A KEN Was das bedeutet, seizt ein Biid auf die andern Großrumäniens und ein Vergleich mit Diesen. Wenn der Freibrief die politische Einheit geschaffen hat, so hat er die kirchliche­ vorbereitet, indem er auch für Die firchliche Einrichtung als gemeinsamen Grundrat aufstellte: freie Pfarrersmahl,­­Zehntabgabe an die Pfarrer, nit an den Bischof, und Anerkennung der eigenen Kapitel und der geistlichen Gerichtsbarkeit in allen Angelegenheiten, die jene Zeit dieser zumies. Wenn heut auch nur Die freie Pfarrerswmahl aufrecht steht, geblieben — oder besser gesagt, getworden ist aus diesem Grunde die­­ frrähliche Einheit, Die allerdings erst die Reformation: und endgitig Die neue DBerfassung 1861 geschaffen hat. I J­­Es braucht hi­er nicht dargelegt zu werden«was diese für uns bedeutet! » Der Freibrief hext die freie Beamtenwahl und die Gleichheit der Sachsen untereinande­r geschaffen.Was diese freie Becmiten wahl die mitter Freiheit auf du »Na ...«. .. DBedürfnisse, stan Yr—­ie·ses·,«·zsv d B a­ei­ , .Dienstdss « im des Ganzen und half­ dieses stärfen. E s mochte bisweilen auf das Gegenteil geschehen, aber dann war's eigene Schuld, Ton ,noch zu dulden und man büßte, was man selbst sich zugezoren hatte. Sene Gleichheit aber Hat es zumese gebracht, das wenn es zu Heiter, auch bei uns nicht an einer Ge­­f­lechterherrschaft gefehlt Hat und gerade im rechten Mens­chenalter fr Die Stände bisweilen härter­ aneinander reiben. Doch üßer aller Gegenfächen immer Die Empfindung steht, die den Sachısen an den Sachen Rettet, da mir wissen, wir sind D Vollsgenosfen, Die in Freud und Leid das gleiche Schicfel tragen und wenn ein Seil leidet, so reidet das Ganze.­­ war « Was für eine wunderlange Entwicklung Hasen«wir­ doch gehabt.Ein Privileg—­bennbar mar im Mittels­alter die Form der Rechtsverleihung——sicherte unsern Verfahren hier die Freiheit und Gleichheit-heut ist’s eine Anschauung der gesamten Kulturwelt,"daß jeder Mensch auf beides Acht spruch habe.Der Freibrief schuf die Grundlage zum Zusammenschlxeß als Volk und gab­ung dadurch die Kraft,unser Volkstum zu schützen und werdet­en­ die Gegenw­art sichert(theoretisch we­­nigstens)jedem Volk und jedem Volksstamm das Recht auf Eigenleben und eigene Entwicklung. Der Freibrief bestätigte die freie kirchliche Entwick­­lung—heut gibt es keinen Kulturstaat,der nicht betont, daß er der freien kirchlichen Entwicklung keinesindemisse in den Weg legen wolle,wesn vielleicht tertsächlich auch das Gegenteil geschehen mag. .­ . Zukunftssichere Menschheitsgedanken sind es gewesen die unser Volk vertreten hat und«wir denken heut dankbar Jener,die unbekannten Namens 1224,Angehörige un­­sere wilkes vor dem König diese Gedanken vertreten haben und dem ‚König, der sie erhörte, um diese Bollsgüter ist det Kampf dur­ die Jahr» hunderte gegangen — um Diese­ geht er heute.­­ Es waren häufig, ach allzu häufig, nicht Leidenswochen, sondern eidensjahre und J­ahrzehnte, die,unter DBolk­ in diesem Kampf durchlebt­ hat, aber gerade der­ Kampf brachte den Sieg, es folgte noch fiel ein neues Ostern. »Rick,it müdet wekden«muß heute die Tageslosungsejung frohmütig auch in der Rot bleiben und i nicht klein Mütig werden,opferbereit gerade im Leidem Ueber dem Marterhügelgwhit Mite, Fruhängsweynl . Die näci­ste Stumm·ep.swifere«5Bis-sites ge­­langt der hohen Feiertage wegen Dienstag den 22. d. M. zur gewohnten Grunde zur Unstehe,­­ deutschen Ansiedlungen die ganze eigenen ig , «­­ ‚Unsere heulige­ Nummer­­umfaßt 40.Geilen, in A Ent D B I: Unser Kampf, für die dewtsche Sule, ‚ . Dem Abgeordneten Dr. Hans Otto Roth. Schon in den Tagen des Mediafeher Unscluffes Haben führende sächsische Politiker vorausgesagt, daß die Neuordnung der Staatsverhältnisse alle politischen Ekk­ftenzfragen unses Volkes aufrollen werde... Diese­ Erkenntnis war auch mit eine der stärksten bewegenden Kräfte bei der Verkündigung des Un­schlusses. Unsere Voraussage von damals it bucstäblich ein­getroffen. Zunächst traf uns die Neuordnung der Befizverhält­­nisse. Sie führte infolge des unheilvollen Agrargesethes der Na­gierung Averesen zu einer Schädigung­ der jährlichen­ allge­meinen V­ollwirtschaft, die in Geld ausgedrüct ungefähr auf­derthalb Milliarden Lei ausmacht. Diesen gewaltigen Aderlaf Hat unser Volk erleiden­ müssen,­ ohne daß er durch sozial­­politische Gründe irgendwie gerechtfertigt gei­eten wär fand in der Agrarreform, vielmehr schon seit An der Gedanke des sogenannten „nationalpolitischen Wräs: gleichen brutalen Anspruch. Wir werden nicht verfehlt Irage der Durchführung der Bodenreform, die in vielen genden ,— so vor allem im Hermannstadt und Billig — den gröbsten Geiegesverlehungen geführt hat, num auch öffen ld)­ic. Parlamente , breitangelegt zu behandeln. Der Ne­regelung der­ Befißverhältnisse folgte die Schulreform: dem Fuße. „Sie Hat ihre‘ Schatten schon seit einem $ vorausgeworfen und ich darf sehr wohl sagen, daß wir be­reit den Testen August tagen, im Stillen ohne ‚der groß effentlichteit einen ı Deffentlichteit einen, unseres Volkslebens werden ! einteilung der­ V­erwaltungsgebiete, Kirchengefe reform. Aus Kreisen siebenbirgischer. romänif aber geht seit neuester Zeit wo ein Schlagwort aus, oi­ gewisse Bevölkerungsteile gewaltige suggestive Kraft hat, aber sicher dazu angetan ist, die Beziehungen der in Den ange­­schlossenen Gebieten wohnenden verschiedenen Völker vollständig zu bereiften. Das Schlagwort Heißt: Eroberung der Städte 5 weiß, dab fig in Mlanienburg gewisse Berufsvereinigungen systematisch mit dieser Frage beschäf­­tigen und die­­ Anregung gegeben haben, fir die Städte ein Gegenstück zur V Bodenreform‘ zu schaffen, die ja dem „nationalpolitischen­ Kräfteausgleich” mir auf dem Lande zur Durchführung gebracht hat. Wir sind von der Gedanken- Iosigkeit des ersten Nevoltigns: « schonfos weit entfernt, politischen Kreise unser einiger billiger Erfolge­form in vereinzelten Stäbkennd wären, die Grundlagen "Unserer. ganzen Gesellschaftsordnung zu erschüttern. und eine. Angleichung unserer. sozial« politit an Diejenige unseres. auffi­hen Nachbarn vor­zunehmen, dessen Freundschaftsgefühle sich in Wien nicht ger­ade als­ehr zuverlässig, erwiesen Haben. Wenn­ wir alle diese Erwägungen zusammenfassen, so müssen wir wohl sagen; i Er De nicht. im­ Sampfe um Wir Stehen in der romansischen. Bolßlebens, sondern der amp vereinzelte Fragen unfexgs, geht in seiner Vielgestaltigkeit in Wirklichkeit um den Einlas unserer gesanten Existenz. Darum muß nicht nur Die Politik, sondern auch die­ innere Arbeitsleistung unseres Volkes auf einen fortlaufenden Verteidigungskampf eingestellt werde, der noch Jahre in Anspruch nehmen wird. Diese Erkenntnis macht er ung zur gebieterischen Pflicht, in der gesamter Führung und Organisation unseres Bolfes eine wohlüberlegte Detonomie der Kräfte walten zu lassen und nicht im ersten Ungestüm des Kampfes, der vom Enttäuschung und Berbitterung getragen it, in einer einzigen Trage gleich Tiere und Kraft zu verlieren. Zu den äußeren Nöten unseres Wortes tritt im gleicher Bedeutung und Gewichtigkeit Die schivere innerwölfische Belastung, die uns die Erhaltung unserer Kultur- und­­ Bildungsanstalten auferlegt. Erst wenn wir beides zusammennehm­en, erhalten wir das Lebensgetreue Bild des wirklichen Kräftespiels der augenbliclichen Züge. Mit solchen Erwägungen darf unserer Stellungnahme zur Schul­frage und zu­ den anderen schon aufgeworfenen ‚problemen natürlich an Entschiedenheit nicht das­ geringste weggenommen werden. Sie sollen nur dazu Dienen, um den Ernst der Lage vor unserer Deffentlichkeit ganz auszubreiten. Die Verteidi­­gung unserer Rechte u­m­gebaut werden in unser ges­­amtes Vollziehen und alatesultante aller Sträfte dem Anz­sturm entgegentreten, der von aufen kon­mt. Die RVolitif allein wird zu Diesem Verteidigungskampf nie ausreichen. Die gereinigte und unwohlorganisierte Strafe unseres gesamten ins­­ern Rolfslebens muß ihr vielmehr mit allen ihren Wirrun­­gen tätig zur Seite gestellt werden. 7 NA t­hr un­d eu erbitte: .” Se a fr ”

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