Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1925. September (Jahrgang 52, nr. 15651-15676)
1925-09-01 / nr. 15651
Ar. 15651 Schriffleitung und Bemühung Humannstadt xöuigiux namsms monatlib Lei 60 °—; mit le. B — Lermsprecher: Schriftleitung Ar. 11; Verwaltung ie. 431 — Bezugspreis: für Hermannsadt: Sufteilung monatib Lei 66 °—; mit Postversendung für das Inland: monatlib Lei 66 °; für das Ausland: monatlib Lei 120— — Einzelne Nummer Lei 3 ohne äufteilung Hermannstadt, Dienstag den 1. September 1925 en 52. Jahrgang Die Verhandlungen in der Rrien sient den Menge, Rumäniens Schulden an Frankreich, — Reise Caillaur’ nach Amerika. Unterinanzminister in Paris. Bukarest, 30. August. Der Finanzminister Vintila Bratianu hat seine Kur in Frankreich beendet und ist nach Paris gefahren, wo er gestern mit Painleve, Briand und Caiffaur längere Unterredungen hatte. C8 handelt sich hierbei vor allen Dingen darum, die Kriegsschulden Rumäniens an Frankreich ziffernmäßig festzutreffen und den Zahlungsplan festzulegen. Von Paris aus führt Vintila Bratianu nach Genf, um auch mit den englischen Finanzfenten, ige den Völkerbundsberatungen oh: SEAFE Sprache zu nehmen. Frankreichs Schulden an Amerika. Baris, 30. August. Finanzminister Caillaur wird im Laufe des nächten Monates mit einer Sonderabrichtung nach Washington abreisen, um die Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten betreffs, der Tilgung der Kriegsfeufden zu begimmen. In politishen Kreisen Amerifas heißt er, daßs die Regierung der Vereinigten Staaten den Franzosen ähnliche Anträge über die Tilgung ihrer Schulden feeilen werde,wie England. Amerifa müsse aber auf bedeutend höheren Notenzahlungen bestehen, da die französischen Schafe den an Die Vereinigten Staaten noch bedeutend größer seien, als die an England. Italien verlangt gleiche Behandlung. Rom, 30. August. Die italienische Breffe erklärt in Besprechung der englischen Vorschläge betreffs Tilgung der französischen S Kriegsschulden einstimimmig, wi aus Italien dieselben Erfeiterungen von Washington verlange tuie Frankreich, dies umso mehr, als Italien sich in einer viel ungünstigeren Lage befindet als Frankreich. Frankreich könne den größten Teil der Jahresraten aus den deutsgen Zahlungen decken. Italien, das laut dem Tiarvespları eine verhältnismäßig geringe Summe erhält, wird gezwungen sein, mehrere 100 Millionen Pfund Sterling pro Jahr aufzubringen. Bari; 30. Yugujt. Aus Angora wird gemeldet, dap.. englischee Truppen unter Führung, mehrerer Offiziere „a das ki Motjuigebiet A Die Türkei hat daraufhin an a ee eine Protestwte gerichtet, nah weißt eich vor. TECHR Eindringen englischer Frappen im Nofinigebiet. 7 a = > y Fe der DR SR he Dr BEHAR Ur 2 AN BEE EEE ee 7 VENEN Die interalliierten Schulden. Schweizer Brief. Genf, 3. August. (©. 6.) Unsere Leserswiffen aus dem drahtlichenahichtendienst, unter welchen Bedingungen die Einigung zwischen den Vereinigten Staaten und Belgien wegen Abtragung der belgischen Schulden an Amerika auftande kam. Die belgische Schuld beträgt 480 Millionen Dollars und sie wird unter verhältnismäßig günstigen Zinsen innerhalb von 62 Jahren abgetragen werden. Man sieht, daßs die Bedingungen für Belgien nicht sehr viel günstiger sind, als Großbritannien sie für seine Schuld von 4500 Millionen Dollars erhielt. Auch Damals waren es 62 Jahresraten und nur die Linien sind etwas Höher. Andererseits gehört Belgien zu den Kleineren unter den Kleinstaaten, welche den Onkel Sam in Ansprug gnommen hatten; das Land hat sich, wenn auch später als Großbritannien, Finland, Ungarn, Litauen und Polen, doc, wesentlich bereitwilliger als Frankreich, Italien und Die meisten anderen Schuldner, mit einer Regelung seiner Schulden abgefunden. Außerdem ist' bekannt, welche rührselige Propaganda gerade für Dieses Land von der Entente' geführt worden ist und man weiß, zu welchen außerordentlichen Zugeständnissen Präsident Wilson — allerdings unbefugterweise — gelangte, als sein Versailler Barpzismus auf dem Höhepunkte, knapp vor dem phnsischen Zusammenbruch, gestanden ist: Amerika. hat · ---«-sth Und-US auf seine eigenen ‚Kriegslasten. 8 Qil- gib abgelehnt ı und 28 sol wie man namentlich aus den angstvollen Berichten der französischen Blätter annehmen kann, angedeutet haben, Belgien künne ja abrüsten und feine Militärlasten zum Schuldenzahlen verwenden. Aun sind Stanfreich und Italien an der Reihe. Sie julden den Amerikanern 4210, bezw. 2138 Millionen Dollars und sie sind außerdem noch stark an England beschuldet. London verlangt von Baris 620 Millionen Pfund, glei etwa 3100 Millionen Dollars und Der französische Finanzminister hat eben in London sich traurige Erfahrungen darüber geholt, daß Gaaland auf seinem Schein besteht. Vor wenigen Wochen waren Kommissionsverhandlungen in London zwischen den Vertretern der beiden Regierungen abgebrochen worden, da Forderung und Angebot allzu weit voneinander abwichen. Auch Heute ist es ungewiß, ob Frankreich die Bedingungen annehmen kann, die Churchill als Englands lettes Angebot bezeichnete. Die Rolle des Herrin Baillaut war dabei noch Dadurch, erschwert, daß er als grundläßlicher politischer Gegner Englands gilt, aber es ist anzunehmen, daß das englische Schagamt fi) von keinerlei Sentimentalitäten — Meder auf- no abwärts — Hat leiten Tafjen. Dagegen stimmt es in dem Sinne mit dem amerikanischen Schagamt überein, daß es Verabfegung der Kriegsrüstungen empfiehlt. Staafreich gegenüber ist dieser Hinweis nicht nur deshalb begreiflic, weil dieses Land sechs Jahre nach Beendigung des „legten aller Kriege“ und knapp vor der 6. Dölferbundsversammlung das größte Friedensheer unterhält, das Die Welt je gesehen hat, ohne die finanziellen Zuwendungen zu rechnen, welche Sranfreich machen muß, um seinen seinen Verbündeten die Erhaltung ihrer übergroßen Heere im Frieden (!) zu ermöglichen. In London mißt man dem Hinweis auf die maflosen Rüstungen seines Schuldners schon deswegen besonderes Gewicht bei, weil England sich durch den französischen Militarismus selbst bedroht flieht und zu Gegenmaßregeln gezoungen wird. Eines der Hauptargumente, welches besonders Frankes bis jet im Munde führte, war die Behauptung, der Krieg wäre ein Ganzes gewesen und jeder Alliierte hätte beigesteuert, was er eben hatte. Frankreich habe die meisten Menschen geopfert und man sollte Daber diese angeblich auch im Interesse der Bundesgenossen geberaten Menschenopfer bei der Schlußbilanz in Betrag stehen. Also irgendeine Umrechnung toter Franzosen in lebende und vollwertige Dollars und Pfunde! Die Amerikaner haben ganz besonders keinverständnis für diese Art Buchhaltung und es ist zweifellos, daß sie ihre Ansicht über den Krieg überhaupt gründlich, geändert haben. Das ist auf nicht so unbegreiflich, denn man weiß, wie schwer vor acht Jahren es dem Präsidenten Wilson wurde, sein Bot in den Krieg zu beten und daß es ihm erst gelang, nachdem er seinen Außenvertreibungen in minister Bryan B beseitigt hatte. Heute ist das amerikanische Bolf besser orientiert, obzwar man zugeben muß, daß es sie nicht allzu lange täuschen ließ und daß es seine ersten Zweifel bereits zeigte, als es Die Ratifirung der Bersailler Diktate und den Beitritt zum DBöllebund verweigerte. Ein zweites Argument ,mit dem Frankreich und Belgien gerne ihren Gläubigern entgegentraten, it der Hinzweis auf Peutschland. Deutschland Habe seine „DBerpfiittingen“ uit erfüllt, Habe seine Schulden nicht gezehlt und deshalb seien die ärmeren DBerbündeten in Geldschwierigkeiten geraten. Man erinnert sie, daß die von Deutschland anfangs geforderten Summen geheim gehalten wurden und nur aus einer französischen DBerechnung weiß man, daß die Sieger 1000 Milliarden (eine Billion) Goldmars baden wollten. Vielleicht waren es gerade diese Phantastischen Forderungen der Sieger, welche Amerika aus ihrem Oerbande zurückeureden ließen. Die Nachkriegspolitik der Entente führte bekanntlich den finanziellen Zusammenbruch Deutschlands herbei, ohne das die Sieger davon Augen gezogen hätten. Dann kam es dann angelähliichem Eingreifen zum Dawesplan, dessen Wert mit rund 42 Milliarden S Goldmark berechnet wird, während Deutschland in Dersailies 1009 Milliarden selbst eboten hat und mir eine verähnfite Zurückwäfung erfuhr. Nun möchten die Franzosen, welche rund die Hälfte der Deutschen Daweszahlungen erhalten sollen, Zusammenhang zwischen diesen ihren Beutichen Einnahmen und ihren angeljähliichen Zahlungen herstellen. Dieses Angebot wird von Den Angelsachen stets teen; es liegt auf der Hand, daß Dies nit aus Mißtrauen gegen den deutschen Zahlungsiillen gespieht, denn sonst: würden Amerikaner und Engländer nit so viel Geld in Deutschland inhestieren. Man kan aber vermuten, daß die Angelfachten, indem sie die deutschen Daweszahlungen nicht aus französischer Hand als vollwertig annehmen, auf Diese Art die Franzosen an der Benfischen Zahlungsfähigkeit Direft interessieren und es Damit verhindern wollen, daß ein neuer Provicare wieder irgend tele bene; Experimente int un NER Deutschland ver= fu In dem Augenblicke, als nor drei Monaten die Ameritaner ihre Schuldner neuerlich um Megeling, der Rechnungen Dringend ersuchten, hatten jte folgende Forderungen (rund in Millionen Dollar): Armenien 15, Oesterreich 30, Belgien 480, Estland 18, Finnland 9, Frankreich 4200, Großbritannien 4500, Griechenland 1% Ungarn 2, Italien 210, Lettland 6, Litauen 6, Polen 178, Rumänien 46, Rußland 255, Sichechoslowakei 117, Jngoslawien 65,zusammen 12.000, Sieben 5750 Ton zolidiert, nämlich Groß- Britannien,Sinnland, Ungarn, Litauen und Polen. unter den Beleggründen, were Die derzeitigen politischen Machthaber Amerikas veranlassen, so energisch auf Bezahlung zu bestehen, kann höcheitens einer Anspruch auf Glaubtwürdigkeit machen. Heute herrschen Die Republikkaner in Amerika und die Demokraten sind in der Glinder beit. Die republikanische Regierung wird nun entweder die Schulden wirklich hereinbringen und damit den amerianischen Steuerträger entlasten, oder sie wird Diesen Steuerträger erklären können, daß es Die Demokraten waren, die während ihrer Herrschaft so leichtsinnig mit dem Staatsgeld wirtschafteten, und daß es Daher notwendig sei. Diese schlechten Wirte dauernd von der Macht fernezuhalten. Man kann, objektiv genommen, sich über den Schlußfolgerung kaum wundern. + ae BEN 4 j « Goldis zum Präsidenten der Aftva wiedergewählt. Am Sonnabend ist in Sächsisch-Negen der romänische Kulturverein Aftva zu seiner diesjährigen Hauptversammlung zusammengetreten unter Seilnahme zahlreicher führender Persönlichkeiten des Romänentums namentli aus Siebenbürgen. Die Tagung wurde Sonnabend mit einem Seheum eröffnet, worauf am Grabe des früheren Vizepräsidenten der Aftra, Baron Balife Bopp, eine Gedenkfeier abgehalten wurde, bei der der Blasendorfer gr.-Fath, Sibishof Dafile Suciu die Gedenkrede fiel. Um 11 Uhr wurde im Rathaussaafe die FSesteisung abgehalten. Die Tagung fand am Sonntag ihre Fortfegung und das besondere Interesse wendete sich der Neuwahl des Präsidenten zu. Wie wir bereits gemeldet haben, hatte der derzeitige Präsident Vasife Soldis der Astra vor einigen Wochen seine Abdankung angemeldet mit Der Begründung, Daß er sich nicht in der Lage sehe, seinen Wohniis von Arad nach Hermannstadt zu verlegen, wie es im Interesse Der Zeitung des DBereins' erforderlichei. Die Entscheidung über Dieses Abdantungsschreiben wurde der bevorstehenden Hauptversammlung überlassen, und man gab ihr mit um so größerem Interesse entgegen, als dem Rüctrittschreiben des Präsidenten auch Ursachen partei»mäfiger und politischer Baur zugrunde Tagen. Wie uns nunmehr ans Schlish-Regen gedrahtet wird, ist. in: Der gestrigen Sihimg Baille Sordis ımnter großer Begeistrung, durch Alffamation neuerdings zum Präsidenten gewählt worden,