Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1925. Oktober (Jahrgang 52, nr. 15677-15703)
1925-10-01 / nr. 15677
nn ya, (mr EEE nen ‚Seite Sermannstadt, Donnerstag Dessen ungeachtet hat die ungarländische sozialdemokratische Partei Erklärungen abgegeben, die mehr als merkwürdig sind. Sie identifiziert si zwar nicht mit den entiarbten Bolshemwilen, verurteilt jedoch traschem das Vargeben der Boalizei. Wenn volle Vereins- und Bersammlungsfreiheit wäre — so äußern si Die sozialistischen Abgeordneten —, dann würden sie selbst mit den Kommunisten fertig werden. Der polizeiliche Druck sei an der nzufriedenheit schuld. Auffallend ist, daß die legitimistische Rechtsopposition, Die befanntlich unter der Führung des Grafen Andrassy der Regierung Die aller» heftigste Letbschaft geschimoren hat, gegenüber dem unzweifelhaften Erfolg, den die Enthüllung und Verhinderung der hoffchemwistischen Propaganda. Bedeutet, gang Ähnliche Zöne anschlägt, wie die Sozialdemotraten. In den Kreisen des Grafen Andraffy verlautet, Ministerpräsident Olaf Bethlen sei schuld Daran, das die früheren Bollskommissäre unter der Leitung Bela Kunses wieder wagen durften, mit Ungarn einen Berjuc zu machen. Denn Die Regierung tue nus gegen die Arbeitslosgleit, die Laffe den Mittel stand zugrunde gehen, entlasse massenhaft verdiente Beamte und entlohne all die Soldaten und die Polizei( feute so schwach), das in allen diesen Berufsschichten repotutionäre Unzufriedenheit herrsche. Das ist allerdings tendenziöse Uebertreibung. Wahr ist so viel, daß das Sanierungsjahr, das der Bölferbund Ungarn auferlegt hat, ähnlich wie in Beutshösterreich, eine wirtschaftliche Stagnation zur Sorge hat, die seit einem Jahr die selbständigen wirtschaftlichen Eistenzen mehr als dezimiert hat, wodurc auch natürlich Arbeitshofigkeit hervorgerufen wurde. Zehntausend zu jeder Schandtat bereite, verzweifelte Menschen lassen sich in einer solchen Atmosphäre in einer Großstadt wie Ofenpest immer finden. Solange Die Misslauer Machthaber bereit sind, schwere Gelder dafür zu verwenden, daß Die Länder zeitlich von ihnen aufgewühlt werden, wird das immer möglich sein. Mit Geld Yaifen sie immer ein paar Sausend Narren und Berbrecher „organisieren“, und zwar für melden Zied immer. Eine endgültige Beruhigung Europas ist also nur denkbar, wenn einmal der tuffische Eiterherd geheilt ist. Vielleicht könnte sie einmal der Belferbund oderönnten sie die zunächst interessierten Staaten über gemeinsame Abwehrmaßnahmen miteinander unterhalten. Amtsantritt des Erstministers. Bericht an Se. Majestät, den König. Bulareft, 29. September. Ministerpräsident 9. Brationu wird Donnerstag die Leitung des Ministerpräsidiums von Paimanu und Die Leitung des Innerministeriums von Niftoer übernehmen. Bulareft, 9. September. Ber Ministerpräsident wird am 6. Oktober beim König in Audienz erscheinen und bei dieser Gelegenheit über die politische Lüge und den Inhalt der Thronrede berichten. Keine Abdanung Zolarescus. Bufareit, 29. September. Der Gesundheitszustand des Ministers Tatarescu ist völlig wiederhergestellt. Die über eine bevorstehende Demission Tatarescus verbreiteten Gerüchte werden nachdrüclichst in Abrede gestellt. Gerüchte über Unstimmigkeiten innerhalb der Regierung. Bukarest, 9. September. Ein Beil der Blätter beschäftigt sich eingehend mit den angeblichen Meinungsverschiedenheiten unter den Mitgliedern der Regierung. Es gibt angeblich zwei Parteien, die sie gegenseitig bek fampfen und zwar steht die eine unter der Führung des Yustizministers Marzescu, die andere besteht aus dem Aderbauminister Alexander Konstantinescun und Dbeijen ‚ Anhängern. Fürsorgeminister Chireulescu s soll mit voller Offenheit Gipaianu gegenüber erklärt haben, daß im Aderbauministerium „etwas füinie“. Die Parteiorganisationen aus der Provinz sind bestrebt, die Regierung davon zu überzeugen, da die gegenwärtige Lage zur Abhaltung der Gemeindewahlen nicht geeignet sei. Schon wegen den Wahlen in die Landwirtschaftskammern wurde , Alexander Constantinescu — tie behauptet wird — mit Vorwürfen überhäuft, daß er die Abhaltung Dieser Wahlen beiverfftelligte. Im Zusammenhang mit der — angeblich — doch zu erhartenden Demission des Unterstaatssekretärs Lazarescu wird auch von der bevorstehenden Demission des Kriegsministers gesprochen. Laut der Zeitung „Subantul“ soll General Mircescu der Nachfolger Mardarescus sein. Exza will seine Politik ändern. Bukarest, 29. September. Laut „Quota“ beabsichtigt Brofessor Suza seine Politik einer Abänderung zu unter»ziehen. Er will angeblich in der nächsten Zeit einen Anruf an die Studentenschaft veröffentlichen, in dem er sie zur Ruhe und Ordnung ermahnt und darauf hingreist, daß die Judenfrage in Rumänien in ein neues Stadium getreten sei. Er beabsichtigt, daß, diejenigen Juden, die ich vor dem Jahre 1914 im Lande Befanden, als vollwertige Staatsbürger amerannt werden, dagegen sei dafür Sorge zu tragen, daß Diejenigen, dir nach dem Beginn des Weltkrieges sie in diesem Lande niedergelassen haben, ins, besonders die russischen Suben, des Landes verwiesen werden. Rumänisch-deutsche Verhandlungen. Beginn am 10. Oktober. Freigabe deutscher Vermögen. Bukarest, 29. September. Außenminister Duca erhielt von der deutschen Regierung eine Note, in der Rumänien zum Beginn von Verhandlungen über die Freigabe der beschlagnahmten Bermözen deutscher Staatsangehöriger ersucht wird. Der Außenminister rette das Finanzministerium von dem Inhalt der deutschen Apte in Kenntnis und bat um Atsendung einer Sachverständigenkommission. Die Verhandlungen werden am 10. Oktober in Burkarest beginnen. Der Vorfiger der deutschen Kommiliton ist der preußische Sirangstaatssekretär Alfred Niemann Die Entschädigung der magyarischen Ansiedler. Erklärungen der Staatssekretäre Cipaianu und Gergiu. Bularest, 29. September. Tier Bularester Vertreter der Telegraphenagentur ARador Hat in Anbetracht der heftigen Angriffe der Oppositionspresse in Angelegenheit der ungariscen Ansiedler an den Staatssekretär Cipaianu eine Anfrage gerichtet und folgende Erklärung an Antwort erhalten: CS entspricht nicht der Wahrheit, daß die enteigneten Güter der Großgrundbeliger in Cold ausaegzahlt werden, jedoch sind die Unsiedler ieder Großgrundbeliger noch Magnaten, sondern einfache Landleute. Auf Befragen, ob es noch Unsiedler gebe außer jenen, die beim Bölferbund Beschwerde erhoben haben, erklärte Ciparamı, daß der Bölferbund diese Frage endgültig und vollständig erledigt habe, wobei er sie den Standpunkt Rumäniens zu eigen machte. Bei der Durchführung der Zahlungen werden seinerlei Unterschiede gemacht werden und ist selbstverständlich, daß auch jene Ansiedler in Betracht gezogen werden, Die auf dem wahrhaftigen Geist des romänischen Citaates vertrauend beim Wölferbund Feine Beschwerde eingereicht haben. Tiere werden den Preis ihres Bodens miit dem Tagesfurs erhalten. uf die Frage, wanr die Auszahlung des enteigneten Bodens stattfinden werde, erklärte Cipaianı, daß die betreffenden Dichreiftstücke aus Genf noch nicht eingetroffen seien und die Angelegenheit im übrigen in den Wirkungspreis des Finanzminiteriums gehöre. Sierauf wandte sich der Journalist an das Finanzministerium, wo er ihn beim Wnterstaatssekretär Georgiu über den Stand der Angelegenheit erkundigte und die Antioort erhielt, das sofort habe Erhalt der entsprechenden Anweisung ein außerordentliche Stredit zur Bezahlung des enteigneten Bodens gemährt werde, der selbstverständlic vorher bunki einen Ministerrat beiwilligt werden müsse. Nach Ansicht Georgiu’s kann Dieses jedoch nur im Rahmen des Budgets für das kommende Jahr geschehen. Die Tagung des Erdölkonarefles. Bukarest, 29. September. In der heutigen Sikung des Petroleum-Longreifes hielt der deutsche Shen Alfred Wirth Der teniischen KEocidule in Düsrerdorf unter großem Beifall einen interessanten Lichtbildervortrag über die techniscen Fortschritte der amerikanischen Petra- Veumindustrie. I Die Vorbereitung der Gemeindewahlen. OSppositionelle Mitteilungen über Maßnehmen der Regierung. ·. Bularest, 29. September. In Oppositionskreisen erklärt man, die Regierung treffe umfassende Vorbereitungen für Die bevorstehenden Gemeindemahlen, um sie zu einem großen politischen Erfolg auszugestalten. Die Werbetätigkeit in Siebenbürgen wird vom Kultusminister Lapadatı, der Siebenbürger ist, persönlich geleitet werden. Sowohl die Liberalen, als auch die Averescaner bemühen sich eifrig um die Wahlhilfe der Nagyaren. Es wurden von beiden Seiten mit der ungarischen Partei diesbezügliche Verhandlungen eingeleitet. Mahlpropaganda der Bauernpartei. Bufaresi, 29. September. Auch die Varanisten haben mit einer intensiven Wahlpropaganda im Bezirke ISlop jchon begonnen. Sie halten täglich in den Dorren wit ber. Bamernkhait ‚Besprechungen ab. Siebenbürgis-Ventiies Tageblatt Zu 1. Oktober 1925 Re. 15677 Nıgendeine Notwendigkeit, mehrere dieser Verträge zu verd kunden, Liege nach deutscher Auffassung nicht vor. Biel und ihre Aufgabe unterscheide sich so deutlich von dem nur einem bestimmten ‚Bedürfnisse dienenden Wertevertrag, daß der N von Staat zu Staat zwar dem gleiten großen Ziel der Cicerung des allgemeinen Friedens dient, aber darüber hinaus sein Interesse daran besteht, eine rein äußerliche und begriffliche Parallele in Gestalt eines Dtvertrangs herzustellen. In dieser Auffassung treffe fs der selbständige Schritt der tschechoslowakischen Regierung durchaus mit dem deutschen Gedankengang. Der Sozialistenkongreß in Prag Beitriff zur dritten Internationale. Prag, 29. September. Der Prager Kongreß. Der uhehtigen unabhängigen Sozialisten hat mit überwiegender Mehrheit den Beitritt zu der 3. Internationale beschlossen. Diese kommunistische Richtung der sozialistischen Partei ist vom Gesichtspunkte der Arbeiterbewegung für die Sichereitenparei von überaus großer Bedeutung, wehl Diese Partei einen bedeutenden Teil der Arbeiterschaft bildet. - , Frankreichs Aussichten in Mashington gebessert. Baris, 29. September. Die Tekten Nachbären aus Washington über die Verhandlungen wegen Regelung der Kriegsschulden, haben in den Hiesigen finanziellen Kreisen große Befriedigung hervergerufen. Man rechnet be stimmt Damit, daß es Sajfauz [brieflich und endlich doH gelingen wird, ein für Sranfreich günstiges Uebereine fommen zu fließen. Die Amerikaner haben von ihrem Sorderungen Sranfreich gegenüber, insbesonders in de Zinsenfrage, [chon in bedeutendem Umfange nachgegeben, s Die „Freiheit” in Rußland, Bestimmungen des neuen Wahlaejegentwurfes, Mostaeu, 24 Der vom Vollzugsausschuß ausges arbeitete neue Wahlgesiedertmuf enthält folgende Glie zelheiten: Die Wahlen in den einzelnen Wahltreffen werden von den „niederen Ausschüffen“ geleitet, denen außer Beamten der Räterepublik Mitglieder der Seiierscchaften, der Roten Armee uf, angehören. Die Buchführung der Dahlen, die bisher in der Hand des Vollzugsausschusses lag, wird einem eigenen „höhren Wahlausschuh“ überstragen. Die Wählerlisten erfahren insofern eine Gimeiterung, al neben den Arbeitern Dausım Staatsbeamten und den organisierten Kommunisten au Feine Kaufleute, Handwerfer mit nur einem Schiffen, Mühlenbefiter und Bädter Wahlrecht erhalten, was bisher nicht der Fall war. Verzeichnis der Nichtwähler darf nit erweitert werden. Die Wahlen sind öffentlich und werden in Wahlversammlungen durchgeführt. Bosch darf eine Abstimmung bloß erfolgen, wenn mindestens ein Drittel der eingeschriebenen Wähler an der Volksversammlung teilnimmt. Gewählt wird duch diose Abstimmung, nicht also durch Einzelruf des Wählers. Bei der ersten Wahl entscheidet die absolute Mehrheit, bei einer etwa erforderlichen Stihwahl die relative Mehrheit. Den Wählern steht an nach der Wahl jederzeit Das Recht zu, ihren Abgeordneten abzuberufen. # . Tswitticheriu re ist nach Berlin und Wiem «,A.EMkau werd genæwet:Freitat hath M’ tszchjerin sich nach Warschau begeben wo er Sonnabend eintraf. Nach einem etwa zweitägigen Aufenthalt begibt er sie nach Berg Wien, werne er in einem österreichischen Badeort verbringen. Ticjitscherin leidet bekanntlich an Diabetes. Die Konferenz der Außenminister, Verhandlungsort Locarno. Angebliche Folgen der Erklärungen von Sioerch’s. Baris, 29. September. Die Sicherheitskonferenz wird wahrscheinlich In Locarno stattfinden. Die französischen und belgischen Belegierten haben bereits ihre Ankunft angekündigt. Die Mitglieder der belgischen Abordnung sind Außenminister Banderpelde, Kabinettcchef Rolling, ein hoher Beamter des Außenministeriums Suiden. Wie man missen will, könnten die mündlichen Gefärungen des deutschen Botschafters an Briand derart unangenehme diplomatische Folgen haben, auf die nur einmal Deutschland selbst gerechnet habe. Das deutsche Aufenamt ist daber angeblich bestrebt, durch beruhigende Lieferungen den Endrud der Worte v. Höfchs zu mildern. Diese wurden jedo in der Zeitung „Le Matin“ schon veröffentlicht. Laut Weußerungen Stresemanns erwartet Deutschland von der Botschafterkonferenz positive Ergebnisse. Deutschland will auch weitere Schiedsgerichtsverträge abschließen. Berlin. In einer halbamtlichen, dem Reichsaußenministter Dr. Chresemann nahestehenden Korrespondenz i wird recht erklärt, daß die deutsche Regierung in den besten Tagen begreiflicherweise nicht viel Zeit und Gelegenheit hatte, für mit dem DiHritt der Prager Regierung in Anppen des Cihriebsgerichtsvertrages zu befassen und Die Trage auch deshalb habe zurückeigen müssen, ineil sie entscceidend erst nach dem Abschluß der bevorstehenden ER EBe über den Wertvertrag behandelt werden kann. Der Abfluß von Schiedsgerichtsverträgen antspreche aber auf alle tätig der Deutschen Anzeauus: wu F Kommunistenverhaftungen in Ofenpeift. Bien Die Ofenpester Polizei feste die Verhaftungen vom Kommunisten fort. Bisher sind über 50 Personen verhaftet worden. Weitere Festnahmen sollen folgen. Die Ofenpester Polizei Hat die Polizei in Wien, Berlin und München von dem Ergebnis ihrer Hintersuchungen verständigt. Die verhafteten Kommunisten werden, da in Ungarn für die Delikte Aufruhr und Brandstiftung noch immer der Ausnahmezustand gilt, vor das Standgericht gestellt werden. Die Polizei hat auch einen sozialistisch organisierten Metallarbeiter verhaftet, der den Kommunisten G Spiteldienste leitete und als „agent probocateur“ der Kommunisten im sozialistischen Lager wirkte. Unter den Verhafteten befinden sich auch sechs Frauen. Der Krieg in Marokko, Liauihey Hat seine Aufgabe gelöst. Baris, 29. September. Auf dem marokkanischen Kriegsschauplas haben die Franzosen mit der zweiten großen Offensive Begonnen. Troßdem die Segenszeit Bas reits angefangen Hat, gelang es ihnen mehrere wichtige Bünfte zu belegen. Die französischen Truppen haben nunmehr das ganze , im Sommer an die Riffen der» ‚Zoren gegangene Gebiet zurückerobert und sind an mehreren Stellen noch ein bedeutendes Stüd weitergekommen. Aus diesem Grunde hat auch der Marshhall Lautheny um seine Abberufung mit der Begründung angefucht, daber die ihm überwagene Aufgabe gelöst habe. Die Offensive wird jedoch unter dem Kommando des Marschalls Petain weiter geführt werden Die Spanier, die dann nach trachten, sichnt den französischen Truppen ein, zu bereinigen, kommen noch immer nicht recht I 7