Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1925. November (Jahrgang 52, nr. 15704-15728)

1925-11-25 / nr. 15724

verantwortl Hauptschriftletter Hermann Plattner. — Schriftleitung nv. Verwaltung: Hermannfadt, Königin Matiaste. Zir. 23 — Zernsprecher: Schriftleitung Ar. 11; Verwaltung Tir. 431 — Bezugs­­preis für ein Monat: für Hermannstadt: ‚Ne. 15724 - ohne Zustellung Lei:75—; mit­­ Zuftellung Lei 82’—; mit Postversendung für das Inland: Lei 82'—; für das Ausland: Lei 120—. Hermannstadt, Mittwoch den 25. November 1925 Einzelne Nummer Lei d— 52. Sobanan sz | 4, nen Die französische Regierung Hat . Als Nachfolger Painleves werden Herriot und Briand genannt. . aus Deftigen Aussprache kam es zur Abstimmung. Bartis, 23. November. Die französische Kammer hielt Sonntag eine Lisung ab, auf­ deren Tagesordnung Die Finanzporschläge standen. Der Präsident der Kam­­mer Herriot lag im Namen der Regierung einen neuen­­ Artikel vor, laut welchem Der Staat seine Verantwwor­­tung dafür übernimmt, dass er für Die Einlösung Der Scharfscheine bürgen Tünne Es entstand deshalb große Aufregung unter den Abgeordneten und nach einer über­ Die Kammer lehnte mit 268 gegen 265 Stimmen den D­orsschlag der Regierung ab. Nachdem diese vor der Abstimmung die­­ Vertrauensfrage aufgeworfen­ hatte, mußte Pavilene in­­folge des Ergebnisses der Abstimmung sofort seine Ab­­banlung einreichen. Der Präsident der Republi Dous mergue nahm die Demission der Regierung an und berg handelte mit Herriot, dem Präsidenten der Kammer, und mit Dejeunes, dem­ Präsidenten des Senates über die Nachfolge. Es wird vermutet, daß Herriot und Briand mit der Bildung einer neuen Regierung betraut werden. Nähere Begründung des Rücktrittes und des kommenden Regierung. Paris, 23. Nobember. Der Rücktritt des französischen Kabinetts erfolgte ganz überraschend nach einer Sprache über einen derartigen Artikel des Finanzgesetes, dessen Inhalt an und für sie nicht von übermäßiger Des­deutung ist, der aber bei den Kommissionsberatungen nicht vorgebracht, sondern erst später hinzugefügt worden war. Man ist daher der Ansicht, dass nicht der Inhalt des be­­mußten Artikels, sondern vielmehr die Tatsache des ber«­faffungswidrigen Zufaßes den­ ‚Ausschlag gegeben hat, der tu der langwierigen Auseinanderfegungen in den ver­­gangenen Tagen doch eingebracht wurde. Was die Rach­folge anbelangt, so kann nur ein Kabinett Herriot oder Briand in Betracht gezogen werden, da ein anderes Kabinett nicht auf die Befolgschaft der Sozialisten rechnen darf und ohne die G Sozialisten unter den gegen­wärtigen Verhältnissen eine Regierung auf die Dauer uns möglich ist. use Ein neues Kapitel der Balkanpolitik. Schweizer Brief. Genf, 16. November. _ (. ..) Boi genau 8 Wochen ist an dieser Stelle das legiomal von der D Baltanpolitik gesprochen worden. Anla gaben damals verschiedene Wahrnehmungen, Die gelegentlich der Testen Völlerbundsersammlung in­ Genf ‚gemacht, meiden konnten. Als fi Mitte September Die Stnrkmächte hinsichtlich Locarnos geeinigt und die großen Stad­smänner danur sofort Senf verlassen, hatten, ergab ich Raum und Zeit für die Balkanpolitik. Zwei Batfachen eß sich, alsbald heraus: 1. Ablehnung der griechiichen Annäherung Durch die Jugosla­wen und deren, ‚Hinweis auf ihre Stellung als Ballangrofmant. « 2. Annäherung zwischen Serben und Bulgaren, die sie ihrer südslapischen Zusammengehörigkeit bewußt zu werden begannen, und Die nicht mehr den Segenfas zwischen Oesterreich-U­ngarn und Rußland gegeneinander ausspielen konnten. Die Kroaten ‚I­ienen .Dieser. An­­näherung freundlich anzufhauen. . .$ gibt nichts natürlicheres als einen serbise(-troatisch)­­Bulgarischen Zusammenschlaf. Serben und Kroaten einer­­seits, DBulgaren andererseits sprechen, eine sehr ähnliche Sprache und verstehen einander ohne Dolmetsch. Serben und Bulgaren haben denselben Glauben und schreiben ‚bie gleiche Schrift, denn die 8 altıuffischen Bauchstaben, nmn bie bie ‚Bulgarüiche, ‚Schift rider. Aare ie, a ». .Mn ee fortgera sodann, Freilich vergeblich, Biefelde­rn für die bulgarische Schrift angestrebt. Serben, Kroaten und Bulgaren sind Bauerndölfer mit annähernd gleic­her Kultur; Serben und Bulgaren haben­ fast die gleiche Seibich­e und Titten beide ‚unter der jahr­­hundertelangen Unterrüdu­ng dur die Zürfen, von der an die Bosnischen Kroaten, Serben und Mohamedaner beteiligt waren. Von den im heutigen jugoslawischen Staate enthaltenen Drei südflam­ischen Böllern stehen bloß Die Slowenen abseits; sie unterlagen nie dem Türfenium und waren­­ daher in der­­ mestländischen Kultur am Mineitefter gelangt; ihre katholische Religion und lateinische Schrift näherte sie Den Kroaten, deren Volkssprache sie voll­­­kommen lerstanden und deren Schriftsprache sie ange­­nommen hätten, wert nicht die T. F. Regierung etwa vor 30­ Jahren eine eigene ‚fopenische. Sprache ‘ins­ Beben gerufen und der fi­­lodenischen Intelligenz anerzogen hätte. Slowenen und Kroaten gehörten­ zu denjenigen Völkern, die am h­euesten an Sabsburg Dingen und am tapfersten für Wien kämpften. Die­ panjugoslawischen­­ Bestrebungen hatten vor und im Kriege bei den­ Kroaten, fast gar ‘ micht und Bei den Glodenen wenig Wurzel gefaßt, mo­ Bei von einzelnen Intellektuellen aus. Dalmatien, aus Agram, Triest und Laibach, abgesehen, werden kann. Der habsburgische Zusammenbruch traf Kroaten und Giopenen daher sehr hart. ‚ Die serbische Faust lag seither auf den Kroaten fast Härter als auf den­­ Sfopenen. Aber die italieni­­sche Macht drohte auf der anderen Seite, und selbst­­ve­rständlich ziehen Krnaten und Stopenen das­ Serbische dem Italienischen noch immer vor. Als der kroatische­­ Bauernführer Raditih sie­ unter Ver­eugnung seiner bis­­herigen politis Dem Serbentum unterwarf, stellte er. fi auf einen altjugoslawischen Btandpunkt; aber auch..andere iche Sührer scheinen Diesem Standpunkt Berständnis entgegenzubringen und das umso mehr, als in einem Bul­­garien in si einschliefenden Großjugoslawien Die­ rein serbische Uebersegenheit schon zahlenmäßig nicht so drüdend zum Ausdruch, kommen könnte. Statistiken sind überall eine mit Borsicht zu benügende Sache und ganz besonders auf dem Ballen; aber man geht nicht allzu fehl, wenn man in groben,­ runden Ziffern jedes Der’ drei südsranischen Böller, Serben, Kroaten und Bulgaren, mit rund fünf Millionen Seelen einsett und dazu z­­ei Millionen Slo­­wenen zählt. Wenn man dann die­ deutsche, ungarische und jüdische Minderheit mitrechnet, ergibt sich für den großjugoslawischen Staat eine Bevölkerungszahl von etwa 18 Millionen Seelen, womit dieser Staat Rumänier gleichkommt und die Sidedoslowafei weit Binter fit zurückläßt. Das nichtflawische Griechenland er­scheint erst ver als Kleinstaat gegen diese jugoslawische Masse, deren erste außenpolitische­­ Tätigkeit wohl auf einen Anschuß Albaniens gerichtet wäre, womit dann­ oa 20 Millionen Einwohner vereinigt wären. Die Anziehungskraft Des noch nicht­ geeinten, aber von Belgrad Traftonil und zielbe­wußt geführten Süd- Hi Ser in Ofenpest­ „bemerf­­t Satjache r­ichen Banknoten die Ernatische Sprache bald verschwand. Außerdem bat Ungarn­ an Jugoslawien­­ Serbien am wenigsten Magyaren verloren. "Schließlich Inden Die wirtschaftlichen Ausgleichsmö­glichkeiten, denn Die­ junge ungarische Industrie ist für den industriellen Balkan noch­ immer starf genug, und Der agrearische Seil des Bal­­kans kann Ungarn leicht bezahlen. Das kommende Rußland­ kann­ die Gründung eines südflepischen Staates nur begrüßen. Seine erste Sorge nach erfolgter ruffisher Wiedergeburt wäre es sonst so gewesen, die­ zwei­ streitenden Rährtverwandten mittels eines Machtivortes zu verführen. Großingoslapien ist Der russische Borposten auf dem Ballon und verlängert den Einfluß Moskaus bis an die Adria. Der Nichterwerb der­ adriatischen Pstküste it der Hauptgrund für den italienischen U Unwillen gel­ten die­ Kriegsergebnisse und Die Sorge per Ruslands Sc­heinen an der Postküste des mare amaro war wohl ein­ Hauptgrund­­ zur auffallend großen Nachgiebigkeit Italiens gegen die Serben. Eo scheint, daß Die Ab­­sicht nicht erreicht werden konnte und so erscheint Der römischen Bolitis der­ Mißerfolg im Kriege no größer. Denn nun tritt­ an Die Stelle der schwachen und eigentlich italophilen Habsburgischen Macht an der Ostküste der Adria und vor dem slowenischen Schnee­­berg der Harte Zinger der Südfilawen al­s lied der immeren panslawischen Faust.­­­eutschland kann den jugoslawischen­­ Zusammen­­schluß ebenfalls nur begrüßen und auch einer ungarisch­­jugoslavischen B Wirtschaftseinigung kann Deutschland als großer Industrieausfuhr- und agrarischer Einfuhrstaat nur freundlich begegnen. In politischer Beziehung hat es­ zwischen Südslawen und Deutschen nie Hof gege­­ben und seit Kriegsende Haben sse die Beziehungen zwischen Berlin und­­ Belgrad besonders ra­ gut gestaltet. Sie Bürlei Hat im den erwähnten­ ereignisrei­­chen Septemberwochen in Genf mit Belgrad erfolgreich Fühlung genommen. "Sie­­ steht mit Rußland gut und wünscht auch mit Der russischen „Sortregung“ gut zu stehen. Die Stage K­onstantinopels steht einstweilen noch im­­ weiten Feld und­ vorher wünscht die Zürfei ihren Rüden zu silhern um sich im Dosten gegen Gaaland wehren zu können. Berjien und Afghanistan sind für die Türkei interessanter als Der Beltan und Mon­wl­it ihr nächster­ Wunsch. Was unvermeidlich war, geschieht: der flaniiche Zu­­sammenschluß,­­in den­ die Bolen gar nit und Die Sichechen ziemlich schlecht Hineinpaffen, sich aber werden fügen müssen.. Man mei aus den Besprechungen zwi­­schen Safenoff und den Sichec­envertretern 1915, daß die Rufen feinen Appetit und seine­ Sehnsucht nach dem Anschluß der Tihehen Haben, das aber ganz Polen dem panjlapischen Rußland gehört. In Dem slapi­­schen Meere gibt 28 nur Se Bistilantiche Inseln: Ungarn und Rumänien. Die, Slaven- De­frage ist Das große­­ « en Be­­­ber. Ungarn hat auf ‚ fon­er ‘der ‘ ‚Kivetien längst verzichtet, was Bild­ hier gar als Hervorgeht, da auf den ungar je VIERTE SE­N ’ RE ! - ·« Birden der­ Minderheiten.­­ Ch S Wacfarlmid derwer alsekretar des Bundes­­rates der Kirchen Christi in Amerika hat, nach ausge­­dehnten Reisen, die ihn als Bevollmächtigten des Sede­­val Goungil bekanntlich auch nach Klausenburg geführt haben, seinen Sendern einen Bericht vorgelegt. Der Die Minoritätsfichen in der ganzen Welt schildert. Ohne auf das Andere einzugehen, teilen wir im folgenden mit, uns er über Siebenbürgen schreibt: Siebenbürgen. Hier Haben wir ein Problem, dessen Gehalte und Gefahr von­ den amerikanischen Kirchen oder dem­ ameri­­kanischen Voll nach Tennessegs richtig eingefgäst­ wird. Kleinasien ausgenommen, ist­ Siebenbürgen vielleicht Die obgleich neu Polen ernstlich­­ gefährdet wurde. Mehrere Kommissionen haben, mehr oder weniger in Verbindung mit dem amerikanischen Ausschuß für reli­­giöse Minderheiten, Siebenbürgen besucht und Berichte mit beträchtlichen Einzelheiten herausgegeben, aber ohne jeden nennenswerten Erfolg. In Siebenbürgen, dessen Mittelpunkt Klausenburg­ ist, wurde dur) d em Bertrag von D­erfailles, mit einem Leder­­stich eine fremde Bevölkerung einer Nation überantwwor­­tet, mit welcher Diese Bevölkerung in feindlichen Beziehun­­gen gestanden hatte. Es ist nicht leicht, Die Schlage auf der Grundlage der besonderen Klagen der ungarischen reli­­giösen Minderheiten und der Erwiderung seitens der ru»­mänischen Regierung festzustellen, aber es ist nicht fcüimer, eine allgemeine Auffassung der­ Lage zu bekommen. Zunächst sind die Bemühungen Rumäniens in mancher Hinsicht grundsäklich zu ‚billigen, wie die Gerichtung eines Boltschulipstems und die Auswügung des Grundbesiges zum Wohle des Volkes. Ghenio ist es augenfällig. Das Rumänien Darnady trachtet, gemeinsamen Lanzen von Topalen romänischen Bürgern zusammen­­ zu schweißen und die Nationalität zu verein­­heitlichen.* Der Irrtum der romänischen Regierung liegt nit so sehr in dem, was sie zu tun versucht, als in der angewandten Methode. Die Anstrengung, Gleichförmig­­keit und G­leichartigkeit mit einem Streich über Nacht zwei Bökern von­­ in verschiedener Sprache, Sitten und Tra­­ditionen aufzudrängen, heißt gleichzeitig ein Unrecht und einen Lehler begehen, besonders, wenn der ai durch­ Sehaltmittel gemacht wird. Der empfindlichste Punkt sind die konfessionellen Schulen, und während die romänische Regierung für ihre Bemühung ein Rollschuliysten zu entwickeln Teilnahme finden wird, i­ Die Art, in welcher sie auf die konfessionel­­len Schulen und Desistümer die Hand legt und D dadurch) . Der Amerikaner bat Teime * Anmerkung der Schriftleitung: Torstellung davon, mas das hier heißt! ‚enpfindlichste Stelle, erdings Die wage in Die DBepölferung zu einem ii A

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