Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1927. April (Jahrgang 54, nr. 16128-16150)

1927-04-01 / nr. 16128

J( Meine Volkszeitung für das Deutschtum in Rumänien Schriftleitung: Hermannstadt, Königin Mariafir. Ar. 28, Verwaltung: Nr. 25 — Fernsprecher: Schriftleitung Xe. 11, Verwaltung Nr. 431 — Zweigstelle Bukarest, Ste. Salinder 6, Lernsprecher TOrR8 Bezugspreis für einen Monat: Hermannsadt: ohne Suftellung Lei 90'­­: mit Suftellung L. 100 °: mit Doftversendung : Inland: L 100 °—; Bukarest: L 105 °—; Ausland: L 185 — Einzelnummer LE Nr. 16128 Hermannstadt, Freitag den 1. April 1927 54.Jahrgang » Strießereien auf der Universität im Generalstreik der Lindenlennschaft. Saft, 30. März. Die Studenttenschaft aus Yafi Hat den Generastreit ausgerufen, um Hieducch dagegen zu protestieren, daß­­ sie gehindert wurde, nach Kiichinem zu reisen, um die neuntjährige­­ Wiederkeit des Anichlusses dieser Provinz an das Mutterland zu feiern. Die Vertreter der ng­erichtenen Heute in jeder Fakultät und verhinderten die Abhaftung der­ Vorpesungen. Auf der medi­­zinischen Fakultät wurden einige jüdische Studenten mit­ Handelt. Eine Abordnung der christlichen Studenten erschien bei Pro­ffor Rascanu und ersuchte ihn, die Vorlesungen auf­­ jener Fakultät hinzustelten. P­rofessor Nascamı wies diese Forderung zurüc, worauf die Studenten weine beofende Haltung­en. Der Professor wollte die Studenten einsichtern, 309 einen Newolver und gab einen Schuß in die Luft ab.­­ Die bedrohten Studenten­ zogen­ sich hierauf zurück und Brofeffor Rascamı fegte mit den Rnesenden feste VBorfesungen fort. Dieser Vorfall wird am Dommers­­tag von dem Universitätssenat verhandelt werden. Die christ­­lichen Studenten sandten ein Brotesttelegramm um den Unterrichtsminister und verlangten Genugtuung. Weitere Verdunkelung der Weltlage. Schweizer Brief. Genf,25.März. (G.S.)Dass Chamberlain während der letzten Völkerbundswochekösmnden mit Strefemamt verhans­­delt hat,konnte der jounaalistischen Aseugherde nicht ver­­borgen gehalten werden.Sonst blieb aber alles geh­elm ein einzigesemste Blatt brachte eine positive Nach­­­richt und selbst diejenigen,die das Gaus wachsen zu­­ höre­n behauptenz wagten keine bestimmte Vermutung Daß die beide Außenminister die Weltlage besprochext haben, ist sicher;es war ihre Pflicht und selbstverständlich hat jederseinseschmerzen in dea undergt undgeschsosz der englische schmerz ist Rußland und der deuts­­che Schmerz ist FrankreichOn welchmeinne Cham­­berlain gesprochen haben muss,liieß er bei einem ep­­fang der Weltpresse exinten,in idmerdsag englische russis­­che Verhältnis als schlecht bezeichnete;doch bedeutet eine Y«derartige Ar­tschicksweise hwtzutage und namentlich Rusza Umgegenüber weit weniger als es diejenigen empfin­­den, die­ noch an die vornehme diplomatische Ausdruds­­weise der V­orkriegszeit Denken. Stresemann mannte das deutsch-französische Verhältnis nicht schlecht; er klassi­­fiierte es gar nicht; aber man­ nimmt­ mit’ Sicherheit am, daß nach. Zerstörung der berühmten Heinen Mannschafts­­unterstände an Der Deutschen Ostfront und: nach: Zustanden Kommen des Ausfuhrgefeges für Kriegsmaterial Deutsch­land daran­ denkt, entsprechend dem Wriifel‘431 des Ber- Tailfer Diktates sehr bald Die vorzeitige Aufhebung der französisch-englisch-belgischen Ossupation deutschen Bo­­dens zu fordern, England und Belgien sind dazu längst bereit und sie warten auf Frankreich, allein. " Im übrigen hatte Chamberlain mit Briand weni­­ger Aussprachen als sonst; auf der Herfahrt nach Senf befanden sie si im gleichen Zuge, aber sie‘ schliefer oder grübelten jeder in seinem Salonwagen die ganze gemein­­sam durchfahrene Strecke Baris—Benf hindurch, wie jedem­­ Austrager bereitwilligst mitgeteilt wurde. Die Nachfahrt legten sie sogar in verschiedenen Zügen zurück, was dem bisherigen Gebrauche widersprach. Sie­­ hatten si Ticht« Ti, weniger als sonft zu jagen und wenn schließlich Cham­­berlain den Antrag stellte. Statt der bisheriger piertel=­­jährlichen großen Lagungar ihrer nur drei im Jahre zu halten, liegt diese Einschränkung in der gleichen Linie. Auch Stresemann und D Briand trafen sich­ selten genug; in öffentlicher Sagung war Briand unfreundlich. Gr­ber» brachte viel Zeit in seinem Zimmer und war offiziell „verfühlt“. « Die italienisch­eWatifikation des Biessarabiens vermges hatte esgierrtlich mit Genf wkchets zu tun,sass daß sie während der Völkerbundswoch­e erfolgtoe und vom Italienischmsselegiserten dec Weltpresse imsournalisth Zimm­er des Völk­erbundes mitgeteiltqu..Als«ein sominalist spät sekCtember min fragp gob diese Ratifika­­tion von ihm angeregt worden war, lehnte er ab. Dann erinnerte der Ausfrager den Minister an seine furz por= ber im­ ber Ratjizung ausgesprochene Mahnung an Die­­ Bundesstaaten, angenommene Verträge ratcher. au: rati­­fizieren, worauf Chamberlain meinte, wenn man die Sache so weit auffaßte, könnte sie­ ffinmen. Man tan aus dem DVorfiehenden nichts anderes folgern, als daß die d­eutsche Politi unverändert auf­ der Linie Locammo— Senf­ und­­ Rapallo— Berlin ver= blieb; Italien mache eine Efeine anglophile Reise und Stanfrei­, das gestern mit Rußland neue Schul­­denverhandlungen aufnahm, blieb reserpiert. Da gleiche zeitig Rußland einen Beil­ jenes neuen" Lettenders­trages heimbrachte, hob­­ die italienische Schlappe wieder auf. Die englische und die ruffische Front stehen sich also nach wie vor ziemlich unverändert gegenüber. Da Ruß­­land nicht zum Kriege schreitet und England auch nicht, Bleiben alle Diese Bewegungen unten, Die nichts anderes als beiderseitigen Fraftlosen Haß bedeuten. In Rumä­­nien täte man jedoch gut. Die Lage nicht zu optimistisch zu beurteilen; hätte Rußland einen militärischen Füh­­rer, der imstande­n wäre, sich mit dem derzeitigen politis­chen Regime des Landes abzufinden, hätte die rufsische „Dampfwalze“ ihren Marsch bereits angetreten und weder Bolen mit französischen Senerären und­ englischen. Geld noch Die italienische­ Ratifikation für Bessarabien wären imstande, den ungeheueren­ K­räfteunterschied auszugleichen, der zwischen Bolen und Rumänien einerseits, Ruß­­land an­dererseits zugunsten Des Iekteren besteht. Es muß nach wie vor die Aufgabe der romantischen Diplo­­matie bleiben, ihr Land gegenüber seinem r­essenhaften Nadı­­ba in ein besseres Verhältnis zu bringen. Bessarabien rechtfertigt Die romanische rufliche Seindichaft unter seiner Bedingung und es­­ ist vergebliche Mühe, nachzumeisen, Rußland könne , gerade auf Beisarabigm nicht‘ verzichten, während es sich mit den: Verlüste "Finnlands: und der übrigen. baltischen "Staaten in Dem Parinfte Worens, Der Richtgewinnung Ostgaliziens und Karpathenrußlands ab­gefunden, Gerade Die alten Westerreicher und Ungarn wissen, wie sehr Rußland nach Satmar, Munfacz, Ungbar strebte. Die italienische Natifikation­­ it­ ein­ für Nomä­­nien erfreulicher Sympathiebeweis, aber ihr erhalten mird sein DBergjaglieri marscieren. ... Damit soll nicht gesagt sein, das die DBerfaglieri aus anderen Gründen marschieren werden, Gerade heute kom­­men sehr düstere Nachrichten aus­ Jugoslawien. Dies­­es Land ist von allen Seiten eingeschlossen. Italien, Un­­gar, Bulgarien, Griechenland, Albanien sind seine Feinde, Feinde aus verschiedenen Gründen, aber mit Der gleichen Wirkung. Der Belgrader Despotismus’ hatte alle einst so hoffnungsvollen jugoslawischen Versuche zerstört, aus Serben, Montenegrinern, Kroaten, Slowenen, bosnischen Türken und Bulgaren gute Brüder zu­ machen. Das bis­­herige Lapieren zwischen Paris und Rom, die auf Pari­­ser Befehl angenommene unfreundliche Haltung gegen Rußland, die auf römischen Befehl wenig freundliche Stellungnahme gegen die Türkei rächen si­edn.­­Das montenegrinische K­omitat iici an der albanischen Grenze plündern wollen, wird niemand bezweifeln, der sich des alten Drwanges der Schwarzenbergebewohner nach Skutari erinnert, aber das offizielle Belgrad wird sie verleugnen müssen und es wird ein Treppenwig­ der V­ölferbunds­­geschichte werden, wenn vielleicht Italien mit seiner offe­­nen ©eringschaltung für Genf den Bölferbund nach Ar­­tikel 11, Ablag 2," gerade gegen das genftreue Jugpslapien anruft! » i We­il nun die Kleine Entente! Nun einmal Ungarn nicht im Spiele ist, blict jeder der drei Bundes­­brüder an­derswohin. Selbst Benefic dient an Rom und Berlin, an London und Moskau; sonst wäre er ja ffiher eher als Aperescu geneigt, für Belgrad eingetre­­ten. Die Geschichlichkeit und Erfahrung­ des Herrn Be­­nesch erspart einem Lande eine sprunghafte Politik; man muß gerade diesem modernen, aber feinen alten Vorbildern s­tieg dem ebenbürtigen Außenminister Scharf auf Die Sin­­ger sehen, ehe man einen Richtungswechsel wahrnehmen kann. Wie viele Kollegen am Dual d’Orsay, im Foreign Office, in Belgrad, Nom, Warkhau und Bukarest, sah gerade er vorüberziehen — er und sein Meister, Majja­­tHfl Vor 12 Jahren meilten sie beide als f. E. Deser­­teure no in Genf und­ sie folgten erst einem sanften Dud, bis der eine nach Paris ging, während der andere Petersburg und später Washington vorzog. Nun waren sie beide soeben wieder in Genf, jeht als Staatspräsi­­dent" und Außenminister eines von Natur und politischen Kriegsgetvinn Hoch über seine"innere Kraft emporgefam­­­menen­ Mittelstaates, nun die Kriegsfonjunatur vorüber ist, müssen auch sie sich um eine solidere DBasis als bisher umschauen. Niemand ist so sehr als Die Sihedha­­fiopatei auf den Trieden angetrieben, da Fein neuer und sein alter Staat aus so disparaten Seilen besteht. Die einem Kriege weniger als irgend ein anderes Staatsge­­bilde‘ widerstehen konnten. Daher rüstet auch sein Land so zwecklos, als gerade der Staat, der nach seiner Zus­­ammenlegung und Vergangenheit weder gegen Deutsch­­land, noch gegen Rußland oder Ungarn kümpfen könnte. Zu den alten Unruhepunkten in ein neuer genom­­men, Belgien und Holland tragen einen alten Streit aus. Der „belgische Schulstaat Frankreichs wollte­ js 1919 unter dem E­indrucke des Patientesieges Dem neutral gebliebenen und daher maßliebigen Holland gegenüber in den Mitbefig der Scheldemündung jeten. At .Jahre dauern die Verhandlungen, die Holland anfangs aus Angst vor den gewalttätigen Siegen zu schwächlich führte; nun hat Die zweite Kammer Der­ Niederlande mit drei Stim­­men Mehrheit den schlechten Vertrag ratifiziert, während die erste Kammer noch Schwierigkeiten macht. Der sonst ganz kluge Holländische Außenminister­ Kaarnebed muß dafür eintreten, um seine Schwäche von früher nicht bloßzulegen; er wird selbst abdanfen, wenn die erste Kam­­mer ablehnt. Belgien fühlt sich bereits Sieger; im Sale des­ Scheiterns im fetten Augenblick würde es­ wohl­­ an England und Frankreich als die fetten Schulmächte bon 1839 appellieren, womit eine neue Spannung zwischen diesen entstünde. Oder wollte man Genf vor eine neue Aufgabe teilen? I Bolen seßt troß Genf seine feindselige Haltung gegen Deutschland und Litauen fort. Die Gerüchte von pol­­nischen­ Absichten aus Litauen kommen nir zur Ruhe Srankreich und Italien mißtrauen einander fast täglich mehr; so sinnlos die Gerüchte sind, spricht man von italienischen Absichten gegen die Türkei. Spa­nien droht mißvergnügt mit dem Aufrollen der Marsifs­­frage, indem es seine Absicht andeutet, seine „gone“­­ räumen. Unklar ist die Lage in China; zielbewußt rüden die Vereinigten Staaten von Nordamerik­ gegen Süden’ vor; sie behandeln Panama und Nikaragua wie etwa Sraakreich seine mitteleuropäischen Basalten. Es ist also, faßt man alles zusam­men, die richtige Stimmung für eine­ vorbereitende Abrüstungskommission des Bölterbundes. . y \ au % Biblioteca Judeteana ASTRA *21343P* -—,—« Parlamentsbericht. Kammereigung vom 30. März. Luzft Sumureanu nimmt als V­izepräsident der christlichen Liga zum Konflikt Surga - Iliescu Stellung. Er erklärt, daß Jegterer noch als Miedglied der christlichen Liga betrachtet werden müsse, da sein Ausschluß nicht statutengemäß erfolgt sei. Die Erklärungen Guzas seien daher zumindest vergraßt. Nationalgarantist Madgearu fordert den Bize­­gerade den Vorfis führt, auf, er möge mit Rücksicht darauf, daß sein Name in der festen Zeit so oft im Zusammenhang mit den fiütgsten Walerstandaten genannt­ worden sei, 613 zur­ Klärung dieser Angelegenheit nicht zu präsidieren. Innerminister Goga ersucht, diese Zunge bis zum Befanntwerden der­­ Ergebnisse der offiziellen Untersuchung, die er angeordnet habe, vorläufig rügen zu Saffjen. &3 en­t­­spring sich darüber ein Wortwechsel mit Madgearu, den die Nationalzaranisten mit heftigen Buotestrafen unterfrügen. Abgeordneter Maier - Ebner (jüdisch) interpeptiert wegen den jüngsten antisemitischen Demonstrationen in Jafi und an anderen Orte. Er verlangt energische Maßnahmen. Weiter weist er darauf hin, daß an den Universitäten von Bukarest und Klausenburg die wenigen jüdischen Sörer tändigen Angriffen ausgefegt seien, daher die V­orfesungen ‚präsidenten Bifescu, der -

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