Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1927. Juli (Jahrgang 54, nr. 16198-16224)

1927-07-22 / nr. 16216

w Allgemeine Volkszeitung für das Deutschtum in Rumänien Schriftleitung: Hermannstadt, Königin Mariastr. Kr. 23, Verwaltung: Nr. 25 — Fernsprecher: Schriftleitung Ae. 11; Verwaltung Nr. 431 Bezugspreis für einen Monat: Herm­­nnstadt: ohne äufteilung Lei 90'—: mit Su L 100 ° —; mit Postversendung : Inland: L 100; Ausland: L 135 ° — Einzelnummer: Le Nr. 16216 Hermannstadt, Streitag den 22. Juli 1927 54. Ladegang ‚.. J Sum Gedächtnis König­s Ferdinands +. (9. BL.) Run weile überall im Lande die sch­warzen Sahnen als­ Sinnbild der Trauer des Landes über den To seines vereinigten Herrschers. Noch vermögen wir die Trauerfunde in ihrer ganzen Tragweite nicht zu falfen, beroht Wochen und Monate der Vorbereitung darauf, mit hier Sorge und ihrem Tangen uns gegeben waren. Allzu fetzer wuchtet nun doch die Tatsache auf uns nieder, da Land und Wort Rumäniens den­­ Herrsccher­ verloren haben. Das eine aber triffen wir im dieser Stunde, das diesmal der Tod nicht als den­ grausame Sensenmann Hart- Herzig ein widerstrebendes "Menschenleben an sich ruf, sondern da er als der Erlöser vom qualvollem Leiden an den Berbfichenen" herangetreten ist. Unsagbar Schweres "Hat König Ferdinand getragen, seitdem im Selbst­ ihn sein Leiden zum­ eftenmal aufs Krantenlager warf, von dem­ en in den Monaten either nur zeittweise Lin­­derung, aber niemals Heilung­­ gefunden hat. Wenn er OH Fehteren Ruantheit und troß, qualbieller Schmerzen Bis zufeht Die Regierungsgeschäfte geführt hat, wenn er ständig Bericht empfing über die Ereignisse und mit eiser­­nem Willen die notwendigen­ Entscheidungen traf, dann mag er in solchen Stunden es empfunden Haben, daß der Sodel der Königsfasnen mit Dornen umfunden ist, Die sich blutig eindrüden in die Stirnen derjenigen, die zu ihren Trägern erhoben sind. Im­­ erhabenen Glanz der königlichen Würde hat König Ferdinand mehreres Menschenlos getragen. Durch den Willen seines Oheims König Karls I,dem sein männlicher Nachkomme beschieden trar, wurde er zum Erben der romanischen Kurie berufen, nachdem sein älterer Bru­­der Wilhelm die zuerst an ihr ergangene Berufung abge­­lehnt hatte. Von den sonnigen Gestaden des Rheins führte­­ ihn sein Lebensb­eg in’ fernes Land im Südosten Europas, wie &8 s schon öfter vor ihm das Schiefal deutscher Fürsten­­söhne getreten war. Im härtesten Jahre der europäischen Weltgeschichte wurde er durch den od seines Oheims auf den Shuton berufen, während rings um Rumänien die europäische Welt in den Flammen des Weltkriegs fand. Die neutrale Insel vermischte auf die Dauer ihre unbe­­teiligte Spaltung nicht zu behaupten. Es trat an König er­­dinand die fehle erste Entscheidung heran, die dem Spr>ß­­ eines i d­eutschen Fürftenhauses beschieden sein konnte, als der Wille des Erfes und die terantieisztliche Regierung des Reiches die Kriegserklärung an Oesterreich-Ungarn forderte. Er hat dem Willen seines Volkes und seiner Regierung als ein Pflichtgebst­ für den Träger der Kurie angesehen.­­ Die Kriegserklärung am Oesterreich- Ungarn wurde ausgespisten und Hatte die­­ Kriegführung­­ gegen die verbündeten Mittelmächte zur Lage. As deren Waffen siegreich blieben und der deutsche Erscherungszug v­on Süden und Wetter bis in die Moldau vordrang, da begann Harte Leidenszeit wie für das Vol Rumäniens so für sein Königehaus in ter­n, Yasip verloc Refiteng. Dan kam die gewaltige Schicksalstwende des Jahres 1918 und eineg der von Nomarten bewohnten Gebiete mach dem anderen verkündete seine Vereinigung mit dem Mutter­­vol und seinen Anschluß an das Mutterland. Das von König F­erdinand beherrschte Reich deh­nte seine Grenzen vom Schwiarzer Meere bis nahe der Theik, vor der Donau I zum Digeste auch. Je Begeisterter, Liebe schlugen dem König die Herzen seines Volkes entgegen, Im­ seine Herr­­schaft die Erfüllung eines jahrzehntelangen Traumes ge­­bracht hatte. Da die Einfügung dieser neuen Gebiete in der Mahntent des Neiches ohne h­öhere Seimmungen, als sie geiiefer sind, ich vollzog, das it zum sehr erheb­­lichen Teife dem Wirken HS Herrschers zu danfert gewiesen. Wohl Hat er in weiser Mähiaung selten eingegriffen in das Getriebe der Tagespolitik und hat den von ihm be­­trauten Regierungen freie­ Walter und Wirren gegeben. So hat auch seine vächerliche Sorge für das Land «8 nicht Kindern können, daß P­arteikämpfe unser politisches Leben­ zerflüfteten und daß von der Negierungen so vieles getan hude,, was nicht zum Wohle de Landes war. Der König achtete den Eigenhilfen seines W­olfes und die Ueberlieferungen seine­s Landes, die auf Wirkungsfreiheit der Regierung und des Parlamentes eingestellt sind. Aber troß dieser Zurückaltung der Krone unwaste und empfand es d0s ganze Land, das oberhalb der oftmals auseinander strebenden politischen Kämpfe ein einheitlicher Wille über den Parteien stand und daß dieser Wille mit fester Hand ein­­zugreifert bereit und entschlossen war, sobald­ das gefährdete Wohl des Landes «3 gebok Ein Wille, der mit undad­­licher Güte vereinigt sinnd Ben Feiner von denen, die je König Ferdinand fi­ Nachten, die ihre Sorgen und Beichwerden oder ihre Wünsche und Hoffnungen zu den Stufen seines­ Thrones trugen, konnte sich dem Ein­­druc entziehen, daß in seiner Persönlichkeit wärmste Men­­schengüte ihnen entgegentrat und, daß er stets gewillt ‚war, den Wünschen aller seiner Untertanen Förderung ange­­deihen ,zu Taffert. Wenn es heute noch Brauch wäre, daß Miteit oder Nachtwert durch Verleihung eines Beinamen das Wesen und Wirken der Könige kennzeichnen, Ferdi­dinand der Gütige wäre­ der Name, der unterm der=­efeigten Könige zuteil werden­ müßte. Bei der Trauer seines Volkes, ohne Unterschied der Nation, des Glaubens und des Stand ist Heute die H­ahre unseres toten Konigs umgeben. Um sein Hinscheiden trauert mit dem anderen Pürgern des Landes die deutsche Nation in R­umänien. Wir scheuen das Vereintnis nicht, daß unsere Hingabe an den dynastischen Gedanken wesentlich dadurch erleichtert war, daß wir dein Sproß eines deutschen Fürstenhauses als Träger der Krone Romäniens wußten. AS wir unseren Anflug an ein Staatswesen erklärten, dem wir bis dahin fremd gegenüber standen, da hat die Berson des Königs aus deutschen Fürstenblut eine Brücke gebildet, über die unsere politische Erfenminig uns unser politischem Wollen einen erleichterten Weg fand. Seither haben von­ König Ferdinand auch um seiner Persönlichkeit und um seine! Wirkens willen verehren gelernt: Wir sahen in ihm, welche zusammenfialtende Kraft der König in unserem Staate darstellt,­ wir sahen,­ wie bei aller Zurid­­haltung ein immierfrei wirkender Einfluß zum Guten auf die Tätigkeit der Negierungen sich von ihn geltend machte. Wir sah er aber auch, wie König Ferdinand bei aller Ge­­rechtigkeit,­ allen seinen Bürgern gegenü­ber unseren deutschen Volkstum in Nomknien warme Teilnahme engegenbrachte und wie er gerne die Wünsche und EHoffnungen unseres Volkes förderte. Umgerechtfertigte Wünsche und unberechtigte Hoffrtungen haben sie aus unserem Volfstum niemals seinem Throne genaht. Aber­­ war doch ein e­rhebendes Gefühl für und zu sehen, daß uns seitens de Herrschers ein naturgegebenes­­ Verstehen entgegenkam und daß wir auch alg neue Bürger Des Landes auf ‚feine­ren Fürsorge zählen konnten. Wie viel unser Land und unser Staat in ihm Dei Ioven Dat, das werden wir im ganzen Umfange nicht in der Stunde des tiefsten Schmerzes, sondern in der ganzen Solge des Lebens erkennen, das wir nun ohne ihn und ohne seine Fürsorge führen müssen. Da werden wir erst gang erkennen, wie unendlich viel er dem Staate R­umänien und seinem Bote gegeben hat. Diese seine Werke folgen dem toten Könige nach. Sie mahnen unser Land, dem Bermächt­­nis treu zu bleiben, das er durch seine Persönlichkeit und durch sein Lebenswert seinem DBolke hinterlassen hat. Sein DBermächtnis ist, in­ Selbstaufopferung, in Gerechtigkeit und in Treue sich in den Dienst des Diaterlandes zu stellen und das Wohl des Baterlandes allem andern vor­anzuregen. Möge dieses Vermächtnis gerade in dieser Zeit Nachfolge finden, wo unser Land sch­werem Schickal gegenübersteht. Möge es namentlich u­m denjenigen befalgt werden, denen Die Regierung des Landes in die Hände gelegt ist­ und die als Führer der politischen Parteien zu maßgebendem Ein­­fluß berufen sind. Wir unsererseits geroden, daß wir der Herrscher persönlichkeit König Ferdinands und seinm Wir­­ken zum Wohle des romanischen Staates allzeit hohe Ehre, tiefe Dankbarkeit und treue Nachfolge beiraten werden. u ie Eidesleitung des Liegentschaftsrates Große Beierlichkeiten in der Nationalversammlung, stürmische marionen jungen König Michael, ‚ . Bufarest, 21. Juli. Ein außerordentlicher­ Minister­­rat in den Morgenstunden bes­loß im Sinne der V­er­­fassung die Einberufung, beider Kammern zu einer Ver­­einigten Eigung zur Ausrufung­­ des­ Kronprinzen Mi­­hbails zum König und zur Vereidigung der­ Regentschaft, die mit dem heutigen Tage bis zur Großjährigkeit des Königs in Funktion "tritt. Der­­ Ministerrat sandte an­ die Mitglieder­­ des­­gl. Hauses Dreileidstelegramme. In einem Aufruf an Das Land wird die Bevölkerung von dem­ traurigen Ereignis des Todes König Ferdinands verständigt und aufgefordert, sich im unentwegter Treue zu Land und Dynastie um den neuen König zu scharen. Es wurde Nationaltrauer angeordnet. Sämtliche Vergnügungsiofare bleiben ge­­schloffen. Alle anderen Lofare müssen in der Hauptstadt bis spätestens 12 Uhr nachts geschloffen werden. Im der Hauptstadt und im­­ gan­zen Lande Lande verricht vollständige Rufe und Ordnung. Um halb 4 Uhr h­in beginnt die­ Sibung der beiden Häuser zur Vereidigung der Negentschaft. Das Programm für dieje Sigung ist folgendes: Um halb 4 Abe nachmittag dersammeln sich die Senatoren­­ und Ab­­geordneten, ebenso die­­ diplomatischen Vertreter in Der Kammer. Dann erfolgt die V­ereidigung vor dem Ges­tatspräsidenten. Der königliche Zug wird halb 4 Uhr aus dem Palast in­ Sotroceni aufbrechen. Auf dem Wege von dort­ bis zur­ Kammer wird ununterbrochenes militä­­risches Spalier gebildet. Wenn König Michael, Königin Maria, die Königinmutter Helene, Königin Maria von Yugoslawien, dann die Mitglieder Der Regentschaft, Prinz Nik­laus, Patriarch Miron Christten und Präsident des­­ Kajjationshofes Buzdugan, ferner die Mitglieder der Regierung eingetroffen sind, legt der Re­­gentschaftsrat den Eid im die Hände des Metropoliten Primen ab. Me Vereidigung wird dem’ VBolf der 101 Kanonenstüsse Bekanntgegeben. Die Cidesformel wird lauten: „Ich flehtiere, daß ich, die Berrafung und die Seiete des rumänisschen Bolfes sow­ie eine nationalen Rechte hüten werde und Die Unbeksehrtheit seines Ge­­bietes aufret, erhalten werde. General Bopescu, der Kommandant des 2. Ar­­­­meekorps, hat heute im Interesse­ der Aufrechterhaltung für den 2 ’

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