Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1929. Januar (Jahrgang 56, nr. 16650-16674)

1929-01-01 / nr. 16650

a ir - Allgmeine Volkszeitung für das Deutschtun in Rumänien Schriftleitung: Hermannstadt, Honteruzgasse Nr. 11, Verwaltung: Königin Mariastr. Nr. 25. — Fernsprecher: Schriftleitung Nr. 11; BORN Nr. 431. Bezugszeis für einen Monat: Hermannstadt: ohne Zustellung L, 90 °; mit Zuftellung L, 100 °— ; mit Postversendung; Inland: Lei 100 °— ; Ausland: L 135­— ; Einzelnummer L £— Hermannstadt, Dienstag den 1. Januar 1929 56. Jahrgang 5 Nr. 16650 er Geltendmachung unseres Rechtes auf­­ Staatsunterstüßung, Rede des Abgeordneten Rudolf Brandich zum Staatsvoranschlag. Aus der Kammerfigung vom 30. Dez. In der­ee­rung der Kammer gab unter allgemeiner "Aufmerksamkeit Abgeordneter Rudolf­­ Brandich im Namen der Deutschen Partei zur Budget»­frage folgende Erklärung ab, die an vielen ihrer Seile und zum Schluß von dem versammelten Haufe mit frarfem, anhaltendem Beifall begleitet wurde: Geehrte Kammer! Bevor ich mit einigen Worten zum Budget spreche, mößte ich zweierlei feststellen: Ich gebe zunächst meiner Freude darüber Ausdruck, daß dieses Parlament auf Grund ganz freier und muster­­giftiger Wahlen zustandegekommen ist und den Vollen willen in richtiger Weise repräsentiert. Zweitens möchte ich mit Genugtuung feststellen, daß Die Regierung, fron­­dem sie eine so schwierige Finanzlage vorgefunden hat, ein Budget, wenn auch in provisorischer Weise zusam­­menstellen konnte, das auf immerhin realer Grundlage ruht. Nach diesen Feststellungen möchte ich, was Das Budget selbst anbelangt, nur darauf hinweisen, daß sein Sharafter als Uebergangsbudget es nicht not­wendig macht, si mit ihm im Detail zu befassen, weil ja verschiedene Be­­s dürsnisfe in Biefer = Jet sein: Befriedisung finden TITTEN © art­ie he­n an. DO besond­ers darauf Hintoerfen, daß unsere Schulen in großer Rotlage si befinden und außerordentlic Dringend die Staatsunterstützung brauchen die wir bisher vergeblich gefordert­e i­cch gebe der Hoffnung Ausdruck, daß es der Regierung trot­z der anormalen Finanzlage des Staates möglich sein werde, Mittel und Wege zu finden, um auch Bedünfnis in gerechter Weise befriedigen zu können. Im übrigen erkläre ich im Namen meiner Gruppe, Das Budget in allen seinen Seiten anzunehmen.­­ Gestatten sie zum Schluß noch emioerm Dhe Regierung hat in ihrem Programm verkündet daßs sich den Standpunkt des Rechts-und Gesetzesstaates ein­e­n­ balten und die Lebensbedürfnisse auch der Minderheiten im Rahmen der Beischlüsse von Karlsburg erfüllen werde. Ich habe das Vertrauen, daß die Regierung, an deren Seite Männer siehen, die Jahrzehnte Hindus für ihre Mederzeugung treu gekämpft haben, ihr a­gramm realisieren werden. Heute find­es zehn Jahre, daß wir Mitglieder dieses Staates sind. Auch heute befinden wir unseren Willen, diesem Staate Ionale Staatsbürger zu sein und danac­h, · Y­ zu streben, zum inneren Frieden und zur inneren tigung und zum friedlichen Zusammenleben aller­­ bürger ohne Hinterschied "beigutragen, was in Krapen Teya— — Dani Bufarest, 30. Dezember. 8 . Kraft . am Jahresschluß. (H­­BL) it arbeitmüden, forgengedrücten Schritten geht das altjahr seinem Ende entgegen. Wiertschaft­­licher Notfta laftet immer auf dem ganzen Lande, lastet auf de einzelnen Institutionen, Unternehmungen und Geschäft und fast auf jedem Haushalt in Stadt und Dorf. 18 geht nun schon Jahre so; immer wirder wurde Peffung verhelfen und immer sc­hwerer wurde in Wirklichtt Die Lage. Im Wirtschaftsleben aber ist es nicht so, je auf anderen Gebieten, daß man sich schließlich in die Schwere der Verhältnisse gewöhnt und daß in Y Zustand umso leichter ertragen wird, je länger er­auert. Das Wirtschaftsleben bietet am Anfang einer Aogeit mancherlei Erleichterungen in Form von Krediten, Stundungen, gegenseitiger Aushilfe, da nicht alle Kıge gleichzeitig von den Schwierigkeiten betroffen werden. Dann aber vollzieht ich das Abwärtsgleiten mit zunormender Schnelligkeit. Während unser Bauern­­stand s­chon seit Jahren in höchster Becrängnnis stand, konnte noch die Industrie sich rentieren, der Handel sich entfaltn. Während Siebenbürgen in seiner Wirtschaft v­­on fast ausgeschöpft war, berriten im Altreich add)­erträgliche Verhältnisse. Heute sind alle Kreise und alle Landesteile pom unwirtschaftlichen Notstand gleicher­­­weih ergriffen. Der Bauer kann nicht verlaufen und nicht kaufen, die Industrie kann nicht abieren, der Handel nit‘ Barbaren,­­ 38 a ru Bert Schichten, De Trazer des geshöfftigte Abfahes und An­fahes find. , Arbeit müde und doc forgengedrüct — 2 ‚einst war es anders. Da erfüllte sich das Bibelwort: „Im Schweihe deines Angesichts sollst du dein Brot eisen“ in gerechter Weise. Wohl mußte man arbeiten, am DBrot zu haben, aber wer arbeitete, der Hatte auch Brot. Heute aber reicht selbst fleisigste Arbeit nicht her dazu aus, ein von drohenden Sorgen befreites Dasein zu fristen, die Unternehmungen, die Käufer der durch Arbeit erschaffenen Brotlufte sind, künnen einfach nicht so viel zahlen, daß ehrliche Arbeit ihren Mann nähren könnte. Und schon tritt neben Armut und Not auch He dritte graue Gestalt: die Arbeitslosigkeit, der Schrecen der indu­­striellen Länder, beginnt auch bei uns im Agrarlande umzugehen. Es sind trübe Zeichen, in denen das alte Jahr zu Ende geht, trübe Zeichen, in denen das Mor­­genrot u neuen Jahres aufsteigen, soi. Vielleicht stünde es schon Heute noch sehl immer, wenn uich seit einigen Monaten neue Hoffnung aufgestiegen wäre. Die mit dem Ausland geführten Anleiheverhand­­ungen haben Aussichten darauf eröffnet, daß der Geld­­besiß unseres Landes vermehrt, Die Wertbeständigkeit unsserer Währung endlich hergestellt werde. Diese ae“ fichten halten noch manches aufrecht, was font­an derzagen würde, denn es Iebt Doch noch ein darauf, daß bei guter Wirtschaftsführung und De Ueberbrüdung der Geldnot, in deren Klammern wir Heike stehen, unser Land seinen arbeitswilligen Bürgern ent­­sprechende Lebensmöglichkeiten bieten kann. Und Ver­­trauen wendet sich auch dem Bersprechen der neuen Re­­gierung zu, daß sie doch ein Shitem der Geietlichkeit, ‚bessern werde, unter denen wir seit fahren leiden. Unmöglic­h ist solche Besseiung nicht, es gehört nur der ganze gute Ehrlichkeit und Gerechtigkeit die Verhältnisse Wille und viel Tatkraft dazu. Der gute Wille ist jeden­­­falls vorhanden, die ersten einleitenden Massnahmen der Regierung lassen Tatkraft nicht vermissen. Sie hat die Wahlen mit Umsicht und mit Unparteilichkeit geführt und hat ihre Partei in anerkennenswertem Take "zur G­elöstbescheidung und zu strenger Disziplin angehalten. Sie hat in dem neueröffneten Parlament mit zugreifender Hand die Arbeit h­enan geteilt und hat der Versuchung widerstanden, auf das unerquidliche Gebiet des Parteis­treites sich raden zu lassen. Während sonst ein neu­ gewähltes Parlament sich wochenlang auf diesen unfrucht­­baren Sefilden Herumtummelt, bat die Regierung in diesen wenigen Tagen der Derlegung der T­hronrede sofort Die Beglaubigung der Mandate, die Bew­egung des Budgets und die Ratifizierung des Wirtschaftsabkommens mit Deutschland folgen lassen. Es ist scharfes Sempe­r aber rassches Handeln tut not. Soft dreiviertel Jahre sind verstrichen, seitdem das vorige Parlament die fette posi­­tive Arbeit leistete, und wenn­ die Regierung wirklich Reformen im Leder unseres Landes schaffen will, muß sie mit den Aufgaben des Tages­ bald aufräum­en. Min find uns Far darüber uf min ablar ROT on forche Refsrmen namwendig sind, Wenn Beute die Wirts­chaftsfragen fo ftms im Vorbiergrund der öffentlichen Grörterung stehen, ist es nicht nur Deshalb, weil wir auf Angeibe und­­ Stabilisierung warte. ES Handelt es um die Abkehr von einem Soaten, das ungeheueren Schaden­­ angerichtet hat, und um den Mehrgang zu einem andern S­ystem. Das auf den Gedanken der Zweiheitlichkeit, der Dezentralisation und der Nedlichkit aufgebaut sein muß. Dahin gehört nicht nur die Wenderung der staatlichen Finanzpositif, nicht nur die Zulassung und Gleichstellung ausläntlichen Kapitals, sondern es gehören dazu an alle die Einzelfragen wie Ausfuhrbestimmungen, gollstil, Besteuerung usw. Nicht anders aber ist es auf dem G­e­­biete der Verwaltung, der Neh'spflege, des Schaffens — überall geht es darum, daß ein anderes Syn­ an Die Stelle des bisherigen geießt, Daß eine nur Gedanken weit in alte Zw­eige unseres öffentlichen Lebens eingeführt werde. Wir sind ja bisher auf­ aller Diesen Gebieten unter einem ungeheuren Zwang gefunden und haben über der Abt­ehr der einzelnen Stacheln Dieses Zwanges fast­ darauf vergessen, daß nicht in den Gingerheiten das größte Anrecht Tag, sondern in der Methode, in dem Programm, aus Dem die Einzelar­tungen hervorwus­ten. Dieses P­rorammum wurde börer von Jahr zu Jahr. Einst hatte noch unger­n Ion Platimius Einfluß ein staatsmännlicher Pille geführt in wenn er auch nicht alle Gewalttätig­­feigen seinen Algerführer bändigen konnte, so gab es da­­mals Dich in der Tiberizen Partei ein übergeordnetes, auf ihratsmännisches ' n­engesterltes Sorum.. In der Tetten Seit aber hatten wir nur Gewalttätigkeit und Härte zu spünen bekommten und wir sahen seine Tat, die uns bessere Zubersicht gegeben hätte. Wer über unseres Bol»­fs politische Entscheidungen in der Teen Zeit sich ein Urteil bilden will, der muß mit unseren Erfahrungen der teren TSch­e redhnen. Wohl wien wir, daß die liberale Bartei mod­ baue ein Zafter in unserer Lantespartiif ist und daß sie ein Anrecht Darauf hat, es zu s breiben. Amıf die Dauer aber fan fie­ht nur, wen sie zurückkehrt zu ben Brogsanım sliasmännischer Ginsteifung, wo sich die Macht nicht um ihrer selbst iillen austeöt, sondern sich in ‚den Dienst Des Suuertimen Wolks stelft. ° Gebrüdt Don­aupm und betrüht vom innen hat unser Bol­doc in den neun Wochen ein starres Zeugnis ins neun Leberswirlens abattest. “3 ist mit einhelliger Ba­­vore in den „Babk­ampf gegangen und Hat seine ganze Koaft für bitte Parole sei­l offen eingesett. An Ber» Schiedenheiten der „Meinung über den Weg, den wir zu geben hätten, hat es freilich nicht gefehlt. Dabei Konnte uns bie­­ Orfahe so vet Elar merden, die das Heutige Wahrgeies für unser innered völfik­es Leben leitet. Wohl ft Der Sebanie­mwundberichen, daß bei Auswirfung des Olttonmachen erlurg iohe Funiche Shhimme Im Rande auf „iie ‚auf gegen Diese Sentragisierung ger “*­ “= deutsce Wahlparole vereinigt er den Tönne. an dem Zentralismus, der mit Diesem GSättem der $ ‚Kisten verbunden ist, ict sich das Empfinden Bolles nit abfinden künnen. Wenn irgendwo Di­stehungen zwischen Bolt und Führerschaft auf Bi eingestellt sind, so ist es bei uns der Fall. Aber nicht vieig, dad wahres Vertrauen blind is, gerade das wahre Vertrauen will sehen, und will folgen.­­ Unser Bolt will der­ gefalfener Gntfi de Gremente fernen, aus Denen unter Haltung Wahren hervorgehen sol und will vor der Guf, von der Nichtigkeit des zu fassenden Beimiles ü werden. Dazu läßt das System der Listenwahlen Zeit, weil alles Recht nur bei großen Parteien ist, einzelne Wahlkreis nie der einzelne Wähler ais . Die Bentrafisierung ist bei dem Heutigen Wahlge­die pte getrieben, unter Voißempfindur rz too­en persönliche­s Verprauen in. Dieses Vertrauen aber müff­e ist umfer tertuoflfier Ben­b. trauens haben wir die geriebende friedenen überwunden, haben mir der festen Dahre ungebrochen evt wir immere und fur Anzeichen Bunft Beffer werde. Tine kennen in dag­leichen der Gerechth­­eit Staatsbeitrag für unser: vorenthalten, wid die bißherise zeiten nicht » tießen können. Und haben wir eben von der Teien Pa war, den Berweis erhalten, daß u Verst­ndigung bei den vomm­iche bafl finde. Damm steht aß­em feit vor uns der Mer zu jene diesen Tagen fi neue Aussich handlung der Minderheitsfrage­­ Stresemanns, in Lugano Gat­a­freiung getoi­rt. Diese Nee umt eine Gewähr dafür, das die als der Minderheiten nieht Linzer m­­önnen. So teen über der Not auch manche Reihen der Hofim mahnen, ud weiterhin tank dir in unserem Wissen zu Bleiben, N: umferer fittlichen Stärfe und üm Wilteng die Enpfehc­dung darüber geflalten wird, Auf daß 63 nach wieder aufwärs gehe, dazu ein Lesern und Freunden, alen u neffen im Strom- und Berglar ein alückliches ı Biblioteca Judeteana ASTRA UNI NNNININ *21348P* nn EEE. u W

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