Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1929. Februar (Jahrgang 56, nr. 16675-16697)
1929-02-01 / nr. 16675
Be .«-.-«7-« See 2 — Nr. 16676 jenen. Die immer Lieferanten der einzelnen Länder waren und zu diesen zählen nuun einmal vornehmlich Oesterreich und Deutschland. Mag auch eine gericijte Umstellung in den Handelsbeziehungen infolge der politischen Neuordnung eingetreten sein, technische Veränderungen sind bisher nur in geringsten Maße erfolgt und ein Hauptverkehrsweg, die Donau, hat ihren Lauf tro& Versailles und Trianon nit geändert. Er ist sonderbar, das heute, wo im Wölferbunde über einen Abbau der Zölle und die Herstellung der Verkehrs- und Wirtschaftsfreiheit auf der ganzen Welt beraten wird, abermals der Gedanke an die Gründung eines neuen Wirtschaftsverbandes auftaucht, der gar seine Berechtigung hat. Die Konferenz in Bukarest kann nur Dazu dienen, daß ein Ausgleich in dem Güterverkehr jener Zweige getroffen wird, wo die Notwendigkeit hiefür besteht. Rumänien muß vollkommene Freiheit ji bewahren. Für Neugründungen im Zusammenhange mit politisgen Plänen ist die Zeit endgiltig darüber. es le rcia ie Freitag 1. Februar 1929 Das Heutige Anleihebulletin, (Eigener Degephonberitz ) Cscient nichts anderes übrig als sich zu einem täglichen Bulletin über die Anleihe zu entschliefen. Sie ist nun einmal das Problem des Landes, Der givennneren und äußeren Politik. Ohne Kommentar geben wir die Heutige Auffassung der politischen Kreise wieder, wie sie in Der Nachmittagsfigung der Kammer im den Bouloirs gesprächsweis zum Ausdruch kam. Die Anleihe ist unterzeichnet Mihai Brpovdici ist jedoch weiter in Paris geblieben, um an den sehr schwierigen Verhandlungen der Bankenvertreter teilzunehmen, bei denen es um Die Aufteilung der von den einzelnen Banten zu übernehmenden Summen geht. Die heute morgen, kurz per Blattschluß, noch gemeldeten Nachrichten über Die Höhe der von den verschiedenen Banten übernommenen Summen, wurden auch heute nachmittag aufrechterhalten, ebeno die gemeldeten Bedingungen des Zinsfuches, Emissionskurses, der Kommission und der von Frankreich einziebenden Steuer auf Auslandsanleihen. Hinzugefügt wird, daß die sogenannte Zündholzanleihe im Betrage von 30 Millionen Dollar gleichfalls perfekt sei, so daß die Regierung im ganzen über 100 Millionen Dollar zu erwarten habe. Dieses dürfte nicht ganz stimmen, denn die gemeldete Summe von 70 bis 80 Millionen Dollar bezeichnet die Prufissumme, von welcher die genannten Summen für Kommission usw. in Abzug gebracht werden müssen. Finanzministerihai Popovici ist heute Mittwoch Den 30. Januar, von Paris noch immer nicht abgefahren, so daß er frühestens Sonnabend in der Hauptstadt eintreffen ann. 68 besteht jedoch noch immer seine Sicherheit, ob er tatsächlich eintrifft. Damit ist auf jene Heute morgengemeldet#Nachrichtbdber Diminenta*, mo« nach sich ein Minister Darauf festgelegt habe, daß bis Ende dieses Monates — also morgen — die ganze Anleihe- und Stabilisierungs« frage erledigt sei, als unzutreffend erwiesen, Bularefl, 30. Januar. Bevorstehende Ratifizierung des Kellogg-Raktes. Bukarest, 31. Januar. Die Außenkommission der Kammer hat in ihrer gejstigen Ligung den Entwurf betreffend die Ratifizierung des Shelloggpaftes einstimmig gebilligt. Das Gefet dürfte heute im Plenum der Kammer zur Diskussion gelangen. Außenminister Mironescu wird bei diesem Anlasse eine offizielle Erklärung über die Haltung Rumäniens gegenüber Sowjetrußland abgeben, die mit großer Spannung erwartet wird. Man glaubt, daß diese Sigung ji zur einer machtvollen Kundgebung der Friedensliebe Rumäniens gestalten wird. Die Debatte zur Antwortadresse auf die Thronrede abgeschlossen. Ueberreichung der Antwortadresse erfolgt am 1. Februar. (eigener Telephonbericht.) 5 Butarest, 30. Januar. Mit dem gesirigen Referat DS VBertreters Der Mehrheit und der Schlassrede des Iustigministers Junian, sollte dem improvisierten Rebedurft zwischen dem Justizminister und SHerm Duca, dem Vertreter der Liberalen, hat Die Debatte zur Antwortadressse auf die Thron»rede nach mehrmöchtger Dauer ein Ende gefunden. Im Segentage zu anderen Staaten, ist meistens Die Budgetdebatte den Antaf zu den grundlegender Geltungen der Parteien bietet, Pflegen im Parlamentarischen Zehen umfters Landes aus Diesem Anlasse die Parteien zu allen wichtigen politiven Problemen Stellung zu nehmen. Ein besonders bemeitensivertes Ergebnis ist nicht zu verzeichnen. Ueberraschtungen erfolgten nit. Die glängendste Rede war zweifellos Die des Brofessors Iorga. Das sehlag fertigstie Rededuell ohne Zweifel das zwischen dem Justizminister und Herrn Duca. Dr. Lupu ı und Deadtien Boga (für Die Aperescaner) hielten ich im den gegebenen Srengeln, ebenso die Sorgialdbempfraten. Von den Minderheiten sprachen fehl, sie erinnerfich, die Ungarn gegen die Annahme der Antwwortadresse aus, nicht weil sie fachliche Einwendungen zu machen hatten, sondern weil sie mit Recht der Auffassung traven, das. Deren Annahme ein Ü Vertrauensvotum für Die Regierung sei. Dieses aber glaubte Die ungarische Partei der Regierung Maniu im Voraus nicht Behilfigen zu können, wie sie es im Laufe der ganzen rechten Jahre and seiner andern Regierung beteiligt hat. Die Deutsche Partei enthielt sich jeder Zustimmung oder Ablehnung, sondern brachte objektiv Die Wünsche der deutschen Minderheit in der Rede des Abgeordneten Dr. Hans Dirk Roth zum Ausdruch. Im Auslande sind bedauerlicherweise falsche Berichte über Die Lieferungen der deutschen und ungarischen Minderheit erschienen, die ihre Grundlage in den Fallichtmeldungen der hauptstädtischen rumänischn Presse hatten. Ob es sich dabei um einen Irrtum oder Absicht handelt, sei Dahingestellt. Jedenfalls ist es nicht richtig, daß die beiden großen Minderheitsparteien der Ungarn und Deutschen aus diesem Anlasse der Regierung Das Vertrauen poliert haben. Das gestrige Rededuell Junian-Duca war eine Meisterleistung der nur in romantischen Ländern angewandten politischen Retioris. Duca hatte nur die Absicht zu sprechen, aber es glicb ihm schließlich nichts anders übrig als Duftigzminister Iunian ihm in der dymastischen Frage frontal iangriff. Dieses war allerdings auch der einzige Bıunkt, mot Duca den Argumenten seines geiegten Gegners schlagkräftig entgegentreten Fonttie. Ob es den höheren Unteressen des Staates nütlich getveten ist, bei dieser Gelegenheit Die dhnaftische Stage trieder aufzurofen, sei Da Bingestellt. Jedenfalls konnte Herr Duca nicht verhindert kreiden, da er Der angegriffene Teil war, auf Die Anschuldigungen des Tustigministers antworten. Diese Ansichul«digungen Befinden im twesentlichen Darin, daß Die liberale Partei die Dynastie für ihre Swede habe mißbrauchen wollen. Nach dem Bnundlake, Dıs der Angriff die beste Parade ist, verubigte sich Herr Duca nicht, sondern unwühlte mit sichtlicher Strnde undenugtuung in den Erinnerungen an Das Verhalten Der Nationalgaranisten in der dynastischer Frage. Er beschuldigte Die gegenwärtige Regierungspartei Der Konspiration mit Dem Prinzen Carol und der Ablehnung der Anerkennung Der Belegmäßigkeit Des Negentschaftsrates. Die Institution Der gegenwärtigenertretung und Ausübung der königlichen Macht und Würde je von den Nationalzavnaniftirt nur in dem Augenbild anerkannt worden, m wo sie mit der Regierung betraut wurden. , Eine größere politische Bedeutungsmmtdcke im Müi Ulungen Dsupas hatte nicht mehrr sx da heute kein Zweifel darüber bestehen klan,daß die Resgierung Maniu in jeder Hinsicht auf dem Boden der gegebenen Tatsachen flieht. Im Medrigen Hat Die Debatte zur Antiieortadresse auf Die Thrisnrede batriefet, daß in allen grundlegenden Fragen der Staatserhaltung zwischen den verschiedenen Parteien, auch die Minderheiten nit ausgenommen, seine Meinungsversche Denheiten bestehen. Das parlamentarische Niveau der bisherigen Verhandlungen war Durchaus beidnfensivert. Sröfere Schschenfälle sind nicht zu verzeichnen geieient. Die Sieberreihung Der Antwortadresse an den Regentschaftsrat erfolgt am 1. Februar. ee pnke > S E Se Se einsehen - ee Parlamentsberichts. Sammerjigung vom 30. Sanuar. Der Außenminister über den Kellogg-Bakt. — Ratlifizierungsdebenle. DBhefareft, 20. Samwar. In der Reußigen Rammer« fiung ingerpeisiert der unnabhängige Abgeordnete PBamfil Seiaru den „Außenminister wegen einer Anzahl Sr“ nennungen von Bresseattachees Es seien fast datchiwegs nicht Sachmänner ernannt worden. Redner glaubt 25 sei im Untereffe Der Sache und auch Des Landes im allgemeinen gelegen, wenn gerartige Posten einkünftig nur noch an erfahrene Soumalisten versiehen würden. Er macht ferner den Außenminister darauf aufmekam, daß einer Ofenpester Zeitung Glaubnis zum Verkaufe im Lande erteilt worden sei, obwohl sie ständig besteidigende Ausführungen gegen Rumänien enthalte. Es wad sodann zur Verhandlung der Tagesordnung, Bebartt über Den Entwurf betreffend die Rarifizierung des Kellogg-Baltes, übergegangen. Außenminister Mironescu hält folgende einleitende Ansprüche : Der Kellogg-Pakt erkfärt den Krieg als außerhalb des Befehlstehend und erkennt ihn als Mittel für Austragung internationaler Steitigkeiten nicht an. Dur Dieses Lebereinkommen verpflichten sich Die Belfer den Krieg aus ihrer Politik auszuschalten. Die Initiative Bieguit Don Briandle ausgegangen (stürmischer Beifall im ganzen Hause), die Formulierung Des lebereinkommens aber erfolgte Durch Kellogg. Der Ball enthält allerdings keine materiellen, sondern nur moralische Strafbestimmungen für den Zall der Aberzneiung. Trob alledem ist sein praktischer Wert außerordentlich groß. Denn der Ausschluß aus der Gemeinschaft der zinslistergen Völker bedeutet sicherlich eine schwere und tahlsame Strafe. Rumänien, dessen Politik ausschließlich auf der Erhaltung des Friedens beruht fühlt fi verpflichtet dem Balte beim autreten. Aus diesem Brunde erfuhr die Regierung um dessen Ratifizierung. Der Cor zralbemiofiat Lothar Radbuceanu sagt, der Gnewurf bereffend Die Ratifizierung Des Kellogg-Paltes ist Das erste Sefeß in Dieser Session, an dessen Abstimmung die Sozialsdemokraten teilnehmen. Wir können allerdings den Optimismus einzelner Kreise über die Tragtweite Des Kellogg-Paktes nicht teilen. Wir glauben nicht. Da er sich als absolut unwirksames Mittel für Die Aufwechterhaftung des Friedens bewähren werde. Zuogdem erkennen wir seine Bebeugung poll an. Er ist sicherlich ein gewartiger Hortschritt auf dem Gebiete der internationalen Politik. Der Mangel an wirfsamen Sanktionen bedeutet jedoch eine empfindliche Lüde in dem Meber einkommen. Ebenso müssen die Borbehalte, die eine Anzahl von Staaten bei feiner Unterzeichnung gemacht haben,eere Be- Denken erregen. Zuedem betrachten wir, wie gesagt, den PBalt fon aus dem Bunde als einen bedeutsamen Sortsschritt, weil er das erste immagionale Zugeständnis an Die Arbeiterschaft Der ganzen Welt, die seit jeher für Den Sieben eingerieten ft, Darstellt. Wir Hoffen, Das der Pakt In Kürze Durch andere internationale Maßnahmen ,insbesondere Durch Die allgemeine Abrüstung, vervolständigt wird. Ferner bedarf es einer aufrichtigen Streberspolitik sämtlicher Regierungen. Rehmer regt an, daß Rumänien in diesem Zusammenhang neuerlich seine aufrictige Friedenspolitik gegenüber Ruß« Tand betone. Fruca erkfärt namens der Liberalen für die Ratifizierung des Kellogg-Palres zu stimmen. Dies entsprechenol kommen der Politik des Wedens, Die dan den liberalen Regierungen seit 10 Jahren betrieben zworben ser Die Liberalen haben von allem WAnbeginn an Die Einrichtung des Völkerbundes mit Begeisterung begrüßt, König Ferdinand und Könign Maria seien die ersten Staatsoberhäupter gebesen, die den Völkerbund bejuht hätten. Rumänien habe nur defensive Allianzen und seine Angriffsbündnisse abgeschlossen. Was Die Beziehungen zu Rußland anbelangt, formelle Redner daran erinnern, daß die üherayen Regierungen den Komjets bereits Dreimal einen Nichtangriffspakt angeboten haben. Er hoffe, daß es der gegenwärtigen Regierung gelingen werde normale Beziehungen zu Rußland ara anbahnen. Reimer müsse ferner die Behauptung zum rüeweisen, daß die Poli! Rumäniens gegenüber Rußland seine gleichmäßige ‚geivesen sei, sondern sie Bald D durch Suanfreih. Bald durch Sngland Habe beeinflußen Taffen. Dies entspreche nicht den Batladen. Rumänien habe sich niemals zum Spielball der Angriffspolizik irgend eines anderen Craates hergegeben. Er begrüße aus ganzem Setzen den Shellogg- Pakt und seine geistigen Kheber, DBriand und Kellogg. Es sprechen dann Boga namens der Aperescaner, sowie je ein Vertreter der jüdischen Parlamentarier und der Quotiten. Sämtliche entfären namens ihwer Paret für Die Ratifizierung fums men’ zu miclen. . Die Rquizierung des Konkordaten. Bukarest,31.Januar.Wir wir auch authentischer Quelle erfahren,wird das Konkordat mit dem Vatikan bereits in den ersten Tagen des Februar dem Parlament zur Ratifizierung unterbreitet werden Noch immer die Kalenderfrage. Protestversammlungen in Belsarabien. Bulareift, 31. Januar. Laut den aus Belsarabien einlaufenden Beriten hat si die Erregung unter der dortigen Bevölkerung über den Beschluß der Synode betreffend die Festlegung der Osterfeier nach dem neuen Kalender wo immer nicht gelegt. Tagtägig finden in verschiedenen Gemeinden Brotes« Versammlungen statt. Auch der dortige orthodore Klerus scheint in seiner überwiegenden Mehrheit auf der Seite der protestierenden Bevölkerung zu ftehen. Er it nut ausgeschlossen, daß sich daraus noch schwere Konflikte zwischen der dortigen Geistlichkeit und der oberen Kirchenbehörde ergeben werden. Die Verleihung der politischen Rechte an die Sranen. Dularefft, 31. Januar. Eine Delegation bei Parabiscer Sranen sprach beim Ministerpräsidenten Mansu bor und bat ihn, so rasc) als möglich die vor der Regierung bereits seit langem versprochenen Geietentwürfe betreffend die Verleihung politischer Rechte an Frauen einzubringen. Sie wies darauf hin, daß die politische Gleichberechtigung der Frauen in sämtlicen zivilisierten Ländern bereits eine Selbsts berständlichkeit geworden sei. Maniubersprach Die Frage einem unwohlwollenden Studium zu unterziehen und in einem der nächsten Ministerräte zur Sprache zu bringen. Erste erfreuliche Ergebnisse der neuen Wirtschaftspolitik. Bukarest, 31. Sanıar. Wie bereits gemeldet. Beabsictigt die Berliner Diskontogesellsschaft in der Hauptstadt eine Niederlassung zu errichten. Ebenso Heißt es, daß der große Deutsche metallurgische Konzern Otto Wolf in Rumänien eine Filiale begründe. Sür Wirtschaftskreisen weist man darauf hin, daß Dies Die ersten ‚erfreulichen Ergebnisse der von der Regierung Manin eingetlagenen neuen Wirtschaftspolitik der es Gleichberechtigung des Auslandskapitales in .