Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1929. April (Jahrgang 56, nr. 16725-16747)

1929-04-03 / nr. 16725

?Mem-,,--x.-»,:s»·»-.sc«t«»j-.H; Te Pllgemeine Volkszeitung für das Deutschtum in Romänzen Schriftleitung: Hermannstadt, Honternägaffe Nr. 11, Verwaltung: Königin Mariastr. Nr. 25. — Zernsprecher: Schriftleitung Nr. 11; Verwaltung Nr. 431. Bezugspreis für einen Monat: Hermannstadt: ohne Bustellung L 90 °—; mit Zustellung L 100 °; mit Rostversendung: Inland: Lei 100 °; Ausland: L 135 ° —; Einzelnummer L 4— ; Sonntagsnummer L6— Nie. 16725 Hermannstadt, Mittwoch­ den 3. April 1929 56. Jahrgang Sibechoslowakisches Mosaik. Von unserm Prager malt-Mitarbeiter. Die infolge der Kältekatastrophe auch in der Tjebe- Kroslovakei eingetretene Eisenbahnmisere hat erst mit dem 20. März ihren Mischluß gefunden, da erst von diesem Tage ab wieder alle Züge fahrplanmäßig ein­­geführt worden sind. Während der legten Wochen war mehr als die Hälfte aller Züge, die Schnellzüge ein­­gerechnet, einges­tellt, sodas man einen ganzen Tag brauchte, um die Fürzesten Strecen zurückzulegen. Wenn die Tihechoslovafei in dieser Beziehung den Bogel abgeschossen hat, so ist das in erster Linie auf das schlechte Maschinenmaterial zurückzuführen, aber auch darauf, daß die meisten der unwirflich verläßlichen deut­­schen Eisenbahner aus thehi­hg-haupinistischen Grün­­den entlassen und durch Tihechen erregt worden sind, die natürlich no­ nicht über die nötigen Kenntnisse und Erfahrungen verfügen, um einen Flaglosen Dienst gewährleisten zu können. Und dieses nun zum größten Teil tihehische Eisenbahnpersonal ist überpolitisiert, da jede tihechische politische Partei dafür gesorgt hat, ohne Rücksicht auf die sonstige Planung ihre Leute un­terzubringen. Daß infolge der Zugsmisere auch die Kohlennot bis aufs Höchste gestiegen war und alle Schulen 3 Wochen lang wegen Kohlenmangels gesperrt werden mußten, ist ein Kapitel flic­kt, da die Schächte von­ Kohlenvorräten Tagen und es nur am Abtransport gemangelt hat. Inzwischen hat das Kabinett einen neuen Minister-­präsidenten bekommen. AS Nachfolger des Franken Spehla wurde der frühere Minister des Nationalvertei­­digungsministeriums Adm­iral ernannt. Er hat zwar die Berfer, aber nicht das Shitem gewechselt, da au jest noch die Tschechisierungspolitik auf allen Linien fortgelegt wird, troßdem Drei Deutsche P­arteien in der Regierung fügen und s­ogar über zwei Ministerfesjel verfügen. Allerdings hört man fest aus dem Munde dieser Parteien Hin und wieder einmal ein schärferes Wort gegen das ganze System. Doc ist dies nur auf die politische Gesamtlage zurückzuführen, die baldige Neuwahlen in Aussicht stellt, für die Durch Derartige Kritik vorgearbeitet werden soll. Im Innern sind­­ diese drei Parteien dieselben geblieben und sie rechnen au heute noch mit der kommenden Einsicht der Tschechen, von der aber nir das Mindeste zu spüren ist. So laufen, wie fon erwähnt, die ganzen Tschecjisierungs­­aktio­nen ruhig weiter, als deren nächste die Wälder­­beschlagnahme bevorsteht. Sie erstrect sich auf die Be­­schlagnahme eines Grenzwald-Sartels von dreißig Kilo­­meter Tiefe und wirft ich selbstredend nur gegen die Deutschen aus, da die rein deutschen Siedlungsgebiete si­­eben fast überall bis an die Grenzen des Staates ausdehnen und die Wälder daher in deutschen Bes frge sind. Und ebenso wie bei der Bodenreform wird au­ diesmal wieder die Protektionswirtschaft ihre Triumphe feiern, was z. B. auch dur ein Schreiben des Senator Sabata an den Präsidenten des staat­­lien Bodenamtes beiwiesen wird, aus dem Herborgeht, wie schon jet unter bestimmtem politischen Einfluß stehende tibetische Genossenschaften gegründet werden, welche die Grenzwälder zu einem Rappenstiel auf­­laufen wollen. Der Kampf der Deutschen im Staate um ihre pri­­mitivsten Rechte spielt sich fest noch­ auf einem wei­­teren Felde ab, nämlich in den neuen Landesvertretun­­gen, in die zwei Drittel am 2. Dezember 1928 gewählt und das dritte Drittel von der Negierung ernannt wurde, wodurch eine den Tichechen günstige künftliche Mehrheit konstruiert worden ist. Das Sprachengeset für diese BV­ertretungsk­örper sagt nämlich, das der Präsident deutsch sprechen fan, aber nicht muß. Und daß er nicht deutsch sprich, dafür sorgen Höhere Mächte. Aus diesem Grunde kam es in den legten Tagen bei der Lagung der Landesvertretung für Böhmen zu einem Exodus der deutschen vorpositionellen Landesvertreter, denen sich­­ dann notgedrungen auch die der drei deutschen Re­­gierungsparteien anschliegen mußten. Daraufhin er­ Härte der Landespräsident Kubat, daß es sich um Mit­­teilungen un­ wichtiger Art gehandelt habe und da er in Zukunft wichtige Angelegenheiten auch im Deutschen Sprache behandeln Yassen snmerde, was er, troßdem er selbst auf deutsch spricht, dur einen Beamten befors ‘gen­­äht. Wenn man’ bedenkt, daß von den fünfund­­achtzig Landesvertretern fünfunddreisig der Deutschen Nation angehören, so erkennt man den tibechischen Chaupinismus in seiner ganzen Größe. und Herrsch­­sucht. Gleich am zweiten Tage der Sigung kam es wie­­der zu einem demonstrativen P Verlassen des Sitzngs­­saales Durch die oppositionellen Deutschen,­ während die den drei Deutschen Regierungsparteien angehörenden Vertreter eigen blieben. Es wurde nämlich der Antrag gestellt, nach Paris ein Beileidsschreiben anläßlich des Todes des Marshall Fo zu fehiden, was von den oppositionellen Deutschen abgelehnt wurde. Recht bezeichnend für den Geist der Tschechen ist auch die Tatsache, dat das Banner des Bundes der Deutschen in Böhmen behördlich nicht bewilligt worden ist, weil es in der Mitte das noch aus dem alten Oesterreich übers­nommene Bundeswappen in Sc­hwarze rot-gelb zeigt und außerdem, wie die Behörde sagt, die Farbenzusammen­­stellung zu sehr an das Schwarzsgelb des ehemaligen Kaiserstaates erinnere, was unzulässig sei. Man sieht, in wel Pleinlicher Art und Weise die Sudetendeutschen schifaniert und drangsaliert werden, und man fan daraus ermeisen, in meld hoher Ge­­fahr sie das gesamte Sudetendeutschtum überhaupt be­­findet, wenn nicht bald bei den Deutschen selbst die Er­­kenntnis fi) dDub­ringt, dag nur ein einiges Bolt etwas erreichen man. Aber für diese Erkenntnis ist wenig Aussicht vorhanden, denn e83 werden immer wie­­der neue Parteien gegründet und bei einer großen Versammlung der deutschen Hausbefiter und Baumei­­ster in Auffig ist z. B. der Plan aufgetaucht, auch eine Hausbettgerpartei zu gründen, also das deutsche Vort noch mehr zu zerfleischen. So Hat ja al der aus der Deutschen Nationalpartei ausgetretene Abgeordnete Dr. Rohe sich mit der alten Liberalen Partei zusammen­­mengeschlossen und die Arbeits- und Wirtschaftsgemein­­schaft als neue Partei aufgemacht. Hoffentlich kommt die Einsicht nit zu spät! die Ventilen Südtirols und Das faschistische Italien — und nur dieses, den schon die „Wählerschaft” war geliebt — durfte ji fürziich mit einem „Sa“ oder „Nein“ zu der Frage äußern, ob er Die von dem großen faschstischen Nat borget­lagenen 400 Kandidaten als Volksvertreter aner­­kernen wolle oder nit. Eine überwältigende Mehr­­heit der abgegebenen Stimmen sprach sie, wie wir seinerzeit berichtet haben, für die Anerkennung aus und Italien hat nunmehr also sein „freigewähltes“ Parlament, in dem außer der nichtfaschistischen Oppo­­sition an die v­ölfiigen Minderheiten seine ihrer Zahl und ihrem Willen entsprechende Vertretung ge­­funden haben. Gegen die Art und Weise, wie das Deutschtum­ in Südtirol daran gehindert wurde, seinen Standpunkt m wenigstens in einem entsprechend nach­­drücklichen Nein zum Ausdruch zu bringen, nehmen füh­­rende Südtiroler, unter ihnen Dr. Neut-Nico­ Lufsi und Pater Innertofler, in einem Proteste das Faigistische „Parlament“. Stellung. Eine D diesbezügliche Innsbruder lautet: Innsbrud, 30. März. Die Südtiroler Dr. N­eut-Nicolufsi, Pater Innertofler Dr. Mumelter, Lehrer Riedl, Bürgermeister Pirner veröffentlichen einen Protest gegen die Abstimmung in Südtirol. Sie erklären die Ergebnisse der Wahlen als unverläßlich, politisch be­­deutungslos und das Wahlverfah­ren als wir­kungslosfen Täuschungs­ versuch. Da in Südtirol keine freie Meinungsäußerung gebe, fehle die wichtigste V­orauslesung für eine freie Entscheidung. Wie aus Bozen gemeldet wird, wurden zieh Tage vor der Wahl der Sekretär Malfertheimer und der Kaufmann Dejaler unter der Anklage der Verbreitung faschistenfeindlicher Drudschriften verhaftet, Broteji gegen die Abstimmung in Südtirol, Stellung Be BERATEN BETRETEN | BRITERFPRR TEN 2:1 EEE EEE TERRA TONILTABTHEHETSENBEONZEHRZFESSEUG ARE: . Neuorganifierung derPolizeiundSigurantza·. ’Der Gesetzentwurf über die Reorganisierung der Polizei und Sigurantza ist,wie aus Bukarest gemeldet wird,von Unterstaatssekretär D.­R.Joanitzescu fer­­tiggestellt und dem Ministerpräsidenten Maniu so­­wie Innenminister Baida-Voevod vorgelegt wor­­den.Die neue Organisation vereinigt die Polizei und Sigurantza in einer einzigen Institution.Der Gesetzentwurf wird unmittelbar nach denzettextagen im Ministerrat behandelt werden ' ZEEETRTENEN BAIRILDETEGETNE EEE NEN EEE RE RER Be Bet BukarefterPräfektenkonferånz Weisungen zur Respeklierung des sprechen gessp ·brauchs der­ Minderheiten und ihrer nationaleen Eigenart bei den Laudesseinlichkeiten am 10. Mai.­ ­ Bei der vor Ostern in­­ Bukarest über Einladung der Regierung abgehaltenen zweitägigen Beratung der Siebenbürger und Banater Präfekten wurden diese, wie der „Eisenzer“ berichtet wird, seitens­ der Mitglie­­der der Regierung mit Ratschlägen und Weisungen nit Bloß administrativer,­­sondern auch politischer Natur versehen. Am legten Tag sprach auch Minister­­präsident Marnin zu den Leitern der Komitate und band ihnen auf die Seele, sie mögen die kulturelle Tätigkeit der Minderheiten mit Aufmerkssamkeit bes­gleiten und ihrer freien Entfaltung sein Hindernis in den Weg legen. Innenminister Baida-Boenold betonte den un­mittelbaren Verkehr mit dem Bolt und forderte die Präfekten auf, mit den Minderheiten möglichst Höflich und verständnisvoll zu verfahren. Er wies s sie an,aus den Nestern die Tafeln mit der Inschrift „Borbiti numai romaz nefte” zu entfernen und nach Möglichkeit mit jeder Partei in ihrer Muttersprache zu reden. Diese Weisung ergeht nicht­ nur an Die Präfekten, sondern an sämtliche Beamten der öffent­­lien Verwaltung, die ebenfalls verpflichtet sind, die Sprache der Minderheiten zu ges­prauchen, wenn sie Diese verstehen und Die Partei sich in ihbr ansie wendet Bezügli­cher Landesfeier am 10. Mai trug der Smmerminister Baida den Präfekten auf, ss mit dem Exponenten der Minderheitenparteien und der gesel­­lshaftlichen Vereine in Verbindung zu geben und sie zu ersuchen, an den Jubiläumsfeierlichkeiten am 10. Mai teilzunehmen. Die Regierung habe nicht die Absicht, die Minderheiten zu einem ihren Rassegefühlen w­ider­­sprgenden Verhalten zu veranlassen, sie wolle viele mehr im Gegenteil erreichen, daß die naa­tion­alen Minderheiten bei den Feierlichh­keiten ihrer staatsrechtlichen und natio­­nalen Wesensart Ausdruck geben. Sie mögen bei den Feierlichkeiten in ihrer Nationaltracht oder im der Bollstract der Gegend erscheinen, zu welcher sie gehören. Die Frauen mögen ihren Kopfschmuc. tragen und in ihr Haar rot-weiß-grüne oder rot-blaue Bänder einflechten, wie das in der Gegend Brauch ist. Und die Veranstalter der Feier mögen den Vertretern der Minderheiten gestatten, in ihrer Muttersprache zu reden. Die Regierung hat nur den einen Wunsch, diese Reden mögen das romänische Nationalgefühl nicht verlegen. In der Tat eine schöne Geste und der Inners­minister t wird ohne Zweifel triftige Gründe dazu Haben, A Br­ek 25 f­RER ATENN se EP Jean RT 2% Be een & = Fa a 7. KEIN HEERES

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