Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1929. Juli (Jahrgang 56, nr. 16796-16821)

1929-07-02 / nr. 16796

--«::;.:-.uzk·;jx« tur u,Kultur 20 . Rilicht, Taxele plä­­tite in numä­­rar ord. Dir. Gen. P.T.T. 223720/926 Allgemeine Volkszeitung für das Deutschtum in Romänien Schriftleitung: Hermannstadt, Honterusgasse Nr. 11, Verwaltung: Königin Mariafir, Nr. 25. — Fernsprecher: Schriftleitung Nr. 11; Verwaltung Nr. 431. Bezugspreis für einen Monat: Hermannstadt: ohne Zustellung L 90­—; mit Bustellung L 100 °; mit Bestversendung: Inland: Lei 100 °; Ausland: L135 °—; Einzelnummer L 4&—; Sonntagsnummer L 6 ° Bir. 16796 Hermannstadt, Dienstag den 2. Juli 1929 56, Jahrgang Rheinlandräumung und Kriegsschulden. Der Inhalt der englischen Thronrede London, 1. Juli. Der Inhalt der englischen Thronrede, die die Regierung dieser Tage dem Parla­­ment vorlegen wird, soll nach einem Bericht des „Eve­­ning Standard“ der Rheinlandräumung beson­­dere Aufmerksamkeit­ widmen. Außerdem spricht­ Die Regierung die Hoffnung auf baldige Regelung aller übrigen Fragen aus. E 3 wird angekündigt, daß die Wiederaufnahme der Beziehungen mit Moskau, Die Slottenabrüstungsverhandlungen sowie die Nozifizie­­rung des Achtstundentages besonders in der Thronrede erwähnt werden sollen. Im Interesse des Friedens werde auf die Schiedsgerichtsbarkeit und die Abrüstung­­ hingewiesen so­wie auf Die Regelung­ der Arbeitszeit im Bergbau. Außerdem soll in der Thronrede auch die Einlegung einer besonderen Kommission zur Unter­­suchung der V­erhältnisse in der Eisen- und Stahl­­industrie erwähnt werden. Französische Vorbereitungen zur Räumung. Barig, 1. Juli. Wie von unterrichteter Seite ver­­lautet, hat das Oberkommende Der­ Bejabungsarmee im Rheinland die Weisung erhalten, Maßnahmen zu ergreifen, daß die Räumung der Koblenzz­one bis 1. September vorgenommen werden Türme. Der Tagungsort der großen Konferenz. London, 1. Juli. Die französische Antwort auf die englische Anregung, die internationale Konferenz in London abzuhalten,ist bereits erfolgt.In derselben wird darauf hingewiesen, daß Frankreich den Zusam­­mentritt der Konferenz in einem neutralen Lande vorl­ziehen würde. Troßdem nimmt man in unterrichteten Kreisen an, daß London als Tagungsort nunmehr als gesichert gilt. Amerika besteht auf Zahlung der französischen Schuld. Paris, 1. Juli. Heute ist die Antwort der ameri­­kanischen Regierung an den französischen Botschafter auf das Anruhen Frankreich zmeds Hinaus­ Thiebung des Beifalltages der Warenschuld eingetrof­­fen. Der französische Botschafter in Washington Claus­del übergab gestern dem amerikanischen Staatssekretär den erhaltenen Auftrag seiner Regierung. Er unter«­rteilt das Ansuchen Frankreichs, wonach der BVBerfall­tag Der Warenschuld Frankreichs an Amerika von 1. Pa auf ein späteres Datum verschoben werden­olle. Der Bescheid Amerikas eingelangt. Paris, 1. Juli. Gegen Ende der Sagung der franz­­ösischen Kammer wurde der außenpolitische Ausilug einberufen, um die Antwort Amerikas­­ zur­ Kenntnig zu nehmen. Ministerpräsident Boincare bestätigte den Journalisten, daß Die amerikanische Regierung das A­nruhen des französischen Parlaments abgelehnt habe. Der amerikanische Außenminister Stimson gab dem französischen Gesandten gegenüber im Namen des Präsidenten Hoover dem Bedauern Ausdruck, nicht die Möglichkeit für die Versiebung der Schuld gefun­­den zu haben. . . am ce Die Abänderungen am Varentwurf zur Verwaltungsreform. Den Bukarester Meldungen zufolge steht nun Doc die Unterbreitung der Verwaltungsreform im Parla­­ment unmittelbar bevor und das Geset soll­to im Laufe dieser Sommertagung, d. 1. bis 15. Juli, von beiden Kammern verabschiedet werden. Wie man 08 fertig bringen will, ein so wichtiges Geset. Dessen end­­gültiger Entwurf bis heute wo nicht in den Händen der Abgeordneten ist, in knappen vierzehn Tagen zu erledigen, ist uns unerfindlich, umso mehr als Die Regierung noch andere Gejege verbreitet, die gleichfalls no bis Gressionsschlag erledigt werden so­lten. Auf Shärfste müßte man es verurteilen, wenn et­wa die Ab­­sicht bestünde, diesen Entwurf, der in alle Zweige des Verwaltungslebens einschneidend eingreift, ohne grü­nd­­liche Beratung durch die beiden Kammern Durchzu­­­peitschen. Innerhalb der Regierung soll allerdings eine Einigung über die­ Fragen, die Monate hindurch heiß umstritten waren, inzwischen erzielt worden sein. So ist aus den im Vorent­wurf vorgesehenen Regionen ein ganz sonderbares Gebilde geworden, nu­ FZtich nicht F­leishh, nicht Verwaltung und nicht Politik, aber von allem etwas. Ebenso die ihm wülstige Namengebung­­die­­ser „sofaren Ministerialdirektorate” und „allgemeinen Komitatsvereinigungen“, wie auch die unglaubliche Kompliziertheit ihrer Organisation weist darauf Hin, daß auf dem Weg der Kompromisse ein Flieiwerk zu­­standegekommen ist, von dem man sie­r eine gedeihliche Wirkung versprechen kann. Ueber die getroffene Ver­­einbarung hinsichtlich aller anderen wichtigen Fragen, wie Stimmrecht der Mitglieder von A­mts wegen, Frau­­enstimmrecht, Eigenbestimmung der Gemeinden und Komitate usw. ist bisher noch nichts bekannt, das in der Frage der Regionen zusammengefleisterte Kompromiß aber läßt auch hiefür wenig Erfreuliches erwarten. * Ueber die Abänderungen, die Der seinerzeitige Vorentwurf im Laufe der monatelangen Verhand­­lungen und Beratungen erfahren hat, weiß „Euren=­­tul” folgendes zu melden: Abschnitt 4 des Entwur­­fes befaßt sie mit den „Lokalen Ministerialdirektora­­ten und allgemeinen Komitatsbereinigungen.” Der Tert der betreffenden Artikel, doch die­­ diese Institutionen geschaffen werden, ist folgender: Art. 300. Es werden 7 Zentralen für tofale Ver­­waltung und Inspektionen, genannt „Sofal-Ministerial­­direktorate“, ins Leben gerufen und zwar in folgen­­den Zentren: Bukarest, Ezernomwis, Kishinew, Klaus­senburg, Craiova, Jassy, Temeswar. Art. 301. Die Komitate fahnen sich in allgemei­­nen Vereinigungen auf höchstens 30 Jahre zusammen- Ichließen zum Brinde einer­­ besseren Verwaltungsein­­richtung und zu besserer Wahrung ihrer Wirtschafts­­interessen sowie um Arbeiten auszuführen, für die ihre Eigenmittel ungenügend wären. Art. 302. Die Komitate beschließen selb­­t durch­ die Stimmen ihrer Räte, mit welchen anderen Komi­­taten sie sich vereinen wollen. Das gegenwärtige Ge­­eg fest in Abschnitt 7 (Allgemeine und Webtergangs­­bestimmungen) den Vorgang fest, der zur Bildung der allgemeinen Vereinigungen zu beobachten ist. Art. 303. Die allgemeinen Komitatsvereinigungen können, sobald sie einmal gebildet sind, nur Dur Geset abgeändert werden. Im zweiten Kapitel Dieses Abschnittes wird vor­­gesehen, daß das Ministerialdirektorat, aus dem Mi­­nisterialdirektor im Range eines Unterstaatssekretärs, den Leitern der Ministerialämter, welche in den obigen Zentren eingerichtet werden und den Borjigenden und Mitgliedern der Delegation der Komitatsvereinigung des betreffenden Ressorts besteht. Der Ministerialdirek­­tor muß Hochschulbildung haben. Was die Organisation der Dörfer betrifft, werden die fakultativen Bereinigungen kleiner Dörfer bis zu 600 Bewohner wie im P Vorentwurf aufreterhalten. Ebenso wird die Auflösung des obersten V­erwaltungs­­rates beibehalten, für den die Regionalkomitees und das Zentralrevisionskomitee als Erlaß eintreten. Die Lage der Gemeinde- und Komitatsbeamten ist nicht geklärt, da der Entwurf nicht festlegt, ob für sie das Beamtenstatut Anwendung findet oder nut. Aus dem Borentwurf wurde nur Abschnitt 3, Art. 199 bis 209 betreffend das Disziplinarverfahren gesthien, da­­gegen blieben alle anderen Bestimmungen des Bärenu­­mwurfes bestehen, die augenscheinlich die Öffentlichen Be­­amten der Gemeinden und Komitate in einigen ihrer erworbenen Rechte verfügzen. Die Erwartungsreform und die Parteien Bukarest, 1. Juli. „Adeveruf” berichtet, daß bei der feßten Beratung der liberalen Partei ein Ver­­trauensvotum für Bintila Bratianu abgegeben wurde. Bratianu wurde ermächtigt, der Regierung mitzuteilen, daßs im Falle die Verwaltungsreform eingebracht wer­­den sollte, die liberalen Abgeordneten das Par­­lament endgültig verlassen würden. Desglei­­chen wurde die Bildung einer Koalition der ge­­samten Oppo­sition beschlossen. Die Koalition. Bukarest, 1. Juli. Die Blätter befassen si ein­­gehend mit den Vorbereitungen der DOpposition zum Kampf gegen die Verwaltungsreform. Während der Beratungen, die zwischen Goga und Duca stattges­funden haben, sollen die Aderescaner beantragt haben, daß die Koalition der Oppositionsparteien ein Communiquee veröffentlichen solle, in dem es „it wird, daß, im­ Falle eine der beiden Parteien zur Ne­gierung gelangen­­ sollte, "sämtliche Höheren Staatsbe­­amten, die, die­jedige Regierung politisch unterstüßzen, aus ihren Wertern­ beseitigt werden. Dieser Antrag scheint aber bei den Liberalen seinen Anklang ges­tunden zu haben. Die Koalition wird sich einst­weilen damit begnügen beim Agente­nchaftsrat vorzusprechen um auf die Liden der Verwaltungsreform hinzuweisen. Als erster wird Dr. Lupu morgen vormittag vom­­ Regentschaftsrat in Audienz empfangen werden. Brofefise Gorgas Standpunkt, Bukarest, 1. Juli. Sorga­ erteilte dem „Cuxen­­tul” ein Interview, in dem er seinen Standkunft be­­züglich der Verwaltungsreform mitteilt. S Jorga bes­­tätigt Darin, daß auch er aufgefordert wurde, der Koalition der Oppositionsparteien beizutreten. Jorge betonte, daß er sich s­einerzeit gegen die V Betrauung der Natio­nalzaronisten mit der Regierung ausgesproc­hen hatte. Er sei aber nunmehr al dagegen, da man die alten Methoden des Politikertums anmende, damit eine Gruppe von Berufspolitikern zur Negie­­rung gelange. Er gab desgleichen der Webterraschung Ausdruck, daß die Liberalen, die ihn bisher so scharf angegriffen haben, fest mit ihm in Zusammenarbeit eintreten wollen. Die Regierung ist andererseits entschlossen, sich von dieser Aktion der Oppositionsparteien nit beein­­flussen zu lassen und, falls das Gutachten des Ober­­ten Rates noch morgen gegeben wird, das Gejeg im der morgigen Sigung der Kammer einzubringen. 8 heißt, daß der Ministerpräsident persönlich den Entwurf vorlegen werde. Eine liberale Darstellung der Beziehungen zu steh­en. Bukarest, 1. Juli. „Biitoruf” veröffentlicht eine interessante Stellungnahme zu den Erklärungen des­­ Außenministers in der Kammer bezüglich der italienisch­­rumänischen Beziehungen. Während Au­ßenminister Mironescu Die Kammer­ von der aufrüc­htige­n Freundschaft Italiens versicherte, schreibt u. a. „VBnito­­rul“, daß die italienische Brejie Rumänien mit be­waff­­netem Einschreiten für den Fall eines Konfliktes mit Ungarn drohe. „Biitorul“ führt einen Urtikel des ita­­lienischen Blattes „SI Resto del Carlino“ an, der tat­­sächlich diese Drohung einhält. „Biitorul“ wendet si sodann gegen Mironescu, der über die Haltung der italienischen Breite nicht jeher gut informiert zu sein scheint. Die liberale Partei winfhe wohl gute Beziehun­­gen zu Italien, künne aber derartige Darlegungen und Beschimpfungen ni­ dulden. Gesandter Belresceu-Comnen Kkehrt nach Berlin , zurück. Bukarest, 1. Buci. Der rumänische Gesandte in Berlin Betrescu-Comnen hat im Zusammenhang mit der Durchführung des heutigrumäni­gen Absomment Beratungen mit dem Finanz und Außenminister ges -

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