Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1930. Juli (Jahrgang 57, nr. 17132-17153)

1930-07-22 / nr. 17144

.­­ ö­DE = 2 F Er ” RK } > A En hr 2 Kit vordatiert! Ti t · ;­isusn fix- Allgemeine Volkszeitung für das Deutschtum in Rumänien Schriftleitung: Hermannstadt, Sonterusgaffe Nr.11, Lerniprecher: Nr. 11 und Nr. 130, Verwaltung: Königin Mariastr. Nr. 25, Lerniprecher: Nr. 237. Bezugspreis für einen Monat: Hermannstadt: ohne Zustellung L 90 °—; mit Zustellung L 100 °; mit Rostversendung: Inland: Lei 100'—; Ausland: L 135 °—; Einzelnummer L5’—; Sonntagsnummer L6— AS­­SOCTATIUMA, rom­en­isch ® e Litera ®­­, Nr. 17144 Hermannstadt, Dienstag den 22. Juli 1930 57. Jahrgang rn nun ann Ein Mordanschlag im rumänischen Innenministeriun Ein mazedsrumänischer Student will die mazedonischen Sidlonisten „rächen“ Bukarest, 21. Juli. Heute. mittag um 1 Uhr wurde auf den U­nterstaatssekretär Anghelescu von einem mazedonischen Studenten, namens Beza, ir folgenden Begleitumständen ein Mordanschlag verübt. Zür 1 Uhr Vormittag waren z­wei Studenten, Boicu und Guranescu, um eine Audienz einge­schrieben, in der sie ein Gesuch um Geldunterftügung für die Kulturpropaganda in Bessarabien und im­­ Duadh­later unterbreiten wollten. Mit dem Gesuch über­­gaben sie auch ein Empfehlungsschreiben des Inter­­staatssekretärs Potarca. Da der Andrang um diese Zeit sehr groß war, kamen sie erst um 1 Uhr an die Reihe. Während die beiden Studenten mit dem Interstaats­­sekretär verhandelten, erschien pröglich Beza auf un­erklärliche Weise im Arbeitszimmer des Linterstaats­­jefretärs, z0g einen Revolver und gab sieben Schüsse auf Anghelesen ab. Fünf Kugeln trafen Da im Barzimmer des linterstaatsjefretärd großer Ab­­drang herrräte, fielen die Schüf­fe niemandem auf und niemand eilte A­nghelesen zu Hilfe Anghelescen verlor seinen Augenblick die Besinnung, sondern­­ ging zur Türe seines Nachbarn, die er öffnete, worauf er blut­­überströmt im deffen Aline fiel. Daraus entstand eine unbeschreibliche Panik, ‚Beamte drangen in das Zim­­mer des I­nterstaatsferretard.ein und entwaffneten den Attentäter. Beza wurde sofort verhaftet und zur Polizei geführt. Bei dem nun folgenden V­erhör erklärte er, daß er das Attentat verübt hatte, um die mazedonischen Kolonisten zu rächen, die nur das Dobrudjida­­gejeg schwer geschädigt worden seien Er hat sein Attentat fon seit lange vorbereitet. Die andern beiden Studenten wollen mit Beza nichts zu tun haben. Es ist unbegreiflich, wie Beza Durch Die berschlossene Tür eindringen konnte Man fand bei ihm einen Nahtchlüssel zum Zimmer des W­nterstaats­­sekretärs. Angheleseu wurde in­ das Sanatorium geschafft, wo die ärztliche Untersuchung ergab, hat die Kugeln, die ihm Unterarm, Schulter und Finger verlegten, ihm weiter seine schweren Wunden beigebragt haben und er in kurzer Zeit wieder hergestellt sein wird. Im Sanatorium trafen bald darauf Ministerpräsident Maniu, die Minister Vaida und Madgearu, Inter­­staatssekretär Lugojanu und viele persönliche Freunde Anghelegens ein. Die Nachricht wurde durch Extras blätter am Nachmittag in der Hauptstadt verbreitet. Bukarest, 21. Juli. Ueber das gegen I­nterstaats­­sekretär Anghelesen verübte Attentat wird noch be­ fannt: Untersuchungsritter Danescu hat sofort, nach­ dem die Drei Studenten ihm übergeben worden waren, eine eingehende Untersuchung vorgenommen, die noch andauert. Beza betont immer wieder, das er die Ungerechtigkeit an den mazedonischen Kolonisten rächen wollte. Die beiden anderen Studenten leugnen nach wie vor eine Verbindung mit­ Beza. Ihre Aussagen sind aber widersprugsvoll. Die Hausdurchsuch­­ung bei Beza brachte eine sehr umfangreiche Korres­­pondenz und Manifeste der antisemitischen „Eisernein Garde” (1) zum V­orschein. Deren aktives Mit­­glied Bezam war. Er wollte auch Stere töten, wie er früher schon öfter geäußert hatte. Man nahm aber seine Worte nicht ernst. Im weiteren Verlauf des Verhörs betonte Beza wiederholt, das er den Mord­­anschlag ganz allein geplant habe und seine Mitwisser habe. Er gab zu, das Attentat mit voller Ueberlegung ausgeführt zu haben. Er bedauere seine Tat nich­t­. Die bisherigen Untersuchungen der Behörden, en­ Beza mit Mitwissern und Helfern gehandelt hat, waren vergebli. Die Annahme der Behörden geht dahin, daß Beza ohne Mitwisser und Helfer gearbeitet hat, alle bisherigen Untersuchungen sprechen jedoch gegen diese Annahme. Die Gerichte haben von Beza den Eindruck eines überspannten Menschen. Die Untersugung er­­gab weitere Einzelheiten des Zwiscenfalles: so daß 3 zwischen Anghelescu und Beza zu einem Hand­­­­gemenge gekommen war,in dessen Folge Beza seine Schü­sse abgab . Der Zustand Anghelescus gibt zu seiner Besorgnis Anlas. Heute abend wird eine N Rönt­­genaufnahme von ihm gemacht. Die Kugeln, von denen sich eine zwischen den rechten Rippen befindet, w wer­­den teilweise schon Heute nacht entfernt werden. Ein für Besucher aufgelegtes Register ist schon voll, der König selbst ließ ji nach seinem Befinden erkundigen und wünscht auf dem Laufenden über seinen Zustand gehalten zu werden. Paneuropäischer Swilchenart (.. ©) Here Briand, der ji. im Vorjahre selbst die Aufgabe übertragen hat, ein­e Paneuropa, wie er 3 „auffaßt”, zu schaffen, hat zunächst den 27 euro­­päischen­ Bölterbundstaaten einen Fragebogen zu­­kommen­ lassen, auf den er ji die Antivorten bis zum 15. Juli bestellt hat. Nunmehr dürfte er im Besizz aller oder Doc fast aller dieser Dokumente sein; die wenigen Nachzügler kommen­ ihm gewiß in den nächsten Tagen zu und der betreffende Bariser Gesandte dürfte Herren Briand über die Stellungnahme seiner Negierung bereits mündlich unterrichtet haben. Webrigens handelt es sich an nur um Kleintaaten, deren Meinung kaum irgendwie ins Gewicht fällt. Rußland und die Türkei, die als Nichtwölterbü­nd­­ler seine Einladung zur Teilnahme erhalten haben und also an nicht antworten müssen, haben bereits si untereinander ausgesprochen und ihre Miene ist uns freundlich genug. Die weitaus größere Zahl der Ant­­worten verlangt unz­weideutig die Beiziehung aufh Die­ser beiden Staaten, die eben doch auch in Europa liegen und an Völkerbundstaaten angrenzen. Zu den Abrüstungs- und Wirtscaftskonferenzen des Völkerbun­­des sind sie ja auch geladen worden und­ namentlich­ die Abrüstung ist wegen der anfänglichen Nichtteilnahme Rußlands deshalb sabotiert worden, weil die Nachbar­ ‚tasten Rußlands einstimmig erklärt hatten, sie können angesichts der russischen Unbekannten nichts anderes tun, als gerüstet bleiben. Da aber die russischen Nach­­bar auch ihrerseits­ Nachbarn haben, die sich von den angeblichen oder wirklichen antirussischen Ab­wehrrü­­stungen der unmittelbaren Nachbarn der Sowjets ihrer­­seits für bedroht erklären konnten, stohte der ganze Abrüstungsapparat, bis es endlich gelang, die Schweiz zu jenen Konzessionen zu zwingen, die Rußland als Bedingung für seine Teilnahme in Genf gefordert hatte. In Wirtschaftsfragen ist es ähnlich ergangen. Und so war die Ausschließung N Ruslands und der Turk si von Baueuropa gleich das erste Bedenken gegen die hinter­­hältigen Pläne Briands. Ob Briand an seinen 27. Antworten viel Freude hat, kan­n man insolange nicht sagen, als man nicht genauer m weiß, um mass es sich dem schlauen Herrn des Dual D d’Orsay wirklich gehandelt hat. Denn das weiß heute noch niemand, obzwar man es vermuten kan­n. Vielleicht werden die kommenden Verhandlun­­­gen diese Absichten enthüllen, wie der ja, bei dem im Juni 1927 eingeleiteten Diplomatischen Schritt Frank­­reichs, aus dem später der inhaltlose Kelloggpart wurde, ji, auch h­erausgestellt hat. Ar Schmeicheleien für Briands edle, bloß den euro­­päischer Frieden und Wohlstand anstrebende Gedanken hat er nicht gefehlt. Die Auguren läelten, wenn sie einander begegneten. Diplomaten von heute lächelt auf, aber sie lächeln verbindlich und nur sarkastiie wie ihre römischen Vorfahren. Man muß aus Briands Munde das Wort „pair“ (Friede) gehört Haben! Co melodisch, jo schmelzend einschmeichlerisch, jo lobend verführerisich er sprit, jo schreibt er ja auch oder m wenigstens beinahe jo. Die 27 Präsidialisten, denen­ die Abfassung der Antwortphrasen in den verschiede­­nen Staatskanzleien oblag, haben nicht weniger süß zu treiben versucht. Man kann über diesen rein rhetorischen Teil der Antworten ohne politischen Scha­­den, glatt Hinweggehen. Sonst lassen si die Antiworten in drei Grup­­pen einteilen. Wenn man von England absieht, das eine glatte Ablehnung erteilt hat. Man be­greift­­, daß man weiß, daß die ’paneuropäische Theorie England ohnehin aus paneuropa ausscheidet. Der WBore wand it, daß Englands Hauptmacht und Hauptinteresse außerhalb Europas liege. Das stimmt aber fast noch mehr auf Holland und selbst auf Scankreih, das offie Ziel im Begriffe steht, sein Kolonialreich großzügig auszubauen. Gerade dieser Umstand,einerseits, die volle Sättigung seiner europäischen­­ Sprüche (ohne die Saar allerdings) andererseits, treten als treibende Kräfte am Dvai D’Orsay immer deutlicher an die Oberfläche. Stanl­­veih will fest in Europa Ruhe, um seine Kolonien wirtschaftlich und besonders militärisch zu organisie­­ren. Diese Sehnsucht it so starr, Daß ji damit unge­z­wungen jene Stimmen erklären, die vorläufig” "die Offensive gegen Deutschland zurücksteilen möchten, um sie später an der Spite eines 100 Millionenraiches unwiderstehfter aufzunehmen. So erklärt sich an das Hysterische Sicherheitsbedürfnis Frankreichs! England hat also tatsächlich abgelehnt, Erstens war ihm die Zeit zu kurz, um mit seinen Dominions zu beraten. Zweitens wünscht England seine außerhalb des BVBölferbundes stehenden­ Einrichtungen, welche die Wirksamkeit und das Ansehen­ des V­ölferbundes ver­­mindern konnten. Drittens konnte Planeuropa Feind­­seligkeiten zwischen den Kontinenten (Amerika!) her­­borrufen. Und so schlägt England vor, den Plan Briands auf die Tagesordn­ung des Wölkerbundes zu stellen, dem allerdings Amerika und Rußland sowie die für England s­ehr wichtige Türkei nit angehören. Die drei Übrigen Antwortengruppen entstammen erstens den w­irklichen Neutralen, zweitens Den Ausniegern von Berfailles, zu denen sich Italien nit rechnet, und Drittens den V­erge­waltigten von Berfailles, Trianon, St. Germain und Neuilly, denen sich Italien­ nit bloß anshliet, sondern an deren Spige­l ji stellt. Die ersten Neutralen, Holland, Skandinavien, Schweiz und teilweise Spanien, das sonst mit ji selbst genug zu tun hat, stehen unter Hollandbs Füh­­rung. Sie stehen auf dem­ Standpunkt des universellen Berferbundes und Tehnen Die Bloge Geographie als Basis internationaler Bindungen ab, da ihnen die zu große Nähe der europäischen Großmächte sichtlich Be­sorgnisse macht. Sie wollen Abrüstung, Zollabbau und weitere wirtschaftliche Erleichterungen. Ihre Stimme kommt allerdings in der Welt nicht in Betracht. Die Ausnieger der Diktate verlangen zuerst deren vollständige Sicherung. Sie stehen unter der Führung Bolens, das divekt Das Wiederaufleben des Genfer P­rotokolls verlangt als dem einzigen­ Diplomatischen Kunftivers, das imstande wäre, Dei Ntatus quo se zu siltern, als es Menschen überhaupt vermögen. Sie sind, nicht ganz oder wenigstens nicht mit jedem Sache Briands einverstanden, da sie gelegentlich mißtrauisch sind, ob nicht selbst Frankreich andere Wege wandeln künnte, wo Annäherungen an Deutschland, Rußland und selbst Amerika auf Kosten­­ der Kleinen Freunde bedeuten könnte. Einstweilen gehen sie mit Brotmei dur­­chd und dünn. An der Sorge der Vergewaltigten steht Italiem E3 verlangt radikale Abrüstung, Beseitigung des Un­­terschiedes zwischen Erjiegern und Erbesiegten und schließlich als Mittel dafur, die allerdings nur allzu schroff betonte, aber dennoch geforderte Revision. Grund zu dieser augenblichlichen, vielleicht etwas unerwarteten i­talienischen Zurückhaltung dürften die Scheinverhand­lungen sein, zu denen ji Rom und Paris fest nm ihiden. Ungarn, Litauen und Bulgarien stehen hinter Italien; in dieser Reihenfolge Drüht ji auch die Schärfe des Tones aus. Die deutsche Antwort, gezeicnet von Kurtius zeigt den Stil des neuen Staatssekretärs von Bülom. Er steht alles, aber auch wirflich alles, darin, Verhält­nißmäßig weniger in als BO LWEH den Zeilen. Da­­mit erklärt sich an die Aufnahme dur die fran­zösische Breite, die von Zufriedenheit bis Empörung jede Tonart aufweist, Stresemann ra­­te einst, mit der alten Armee im Rüden könnte er es machen. Bestünde diese Armee no, stünde in der denk­­e andere Politik er .i

Next