Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1931. Juni (Jahrgang 58, nr. 17436-17458)

1931-06-11 / nr. 17443

-T-­ Dommeug II Juni­esse-. Reisstageinberufung aussprigt, Nationalsso­zialisten, Deutschnationete und Kommunisten fordern sie. Die deutsche Volkspartei ist wie fast immer unent­­schlossen. Das Zentrum ist dagegen, solange die Neiddhd­­regierung (d. 5. Brüning) dagegen ist. Die Reichstags­fraktion der Sozialdemokratie hat ihre Gigung auf Freitag angeregt; sie wird also wohl die Reichs­­tageinberufung ablehnen und damit sie auch unmöglich machen Die sozialdemokratische Parla­­mentspartei in sichtli­cher Ansicht, daß der Reich­tag in offener Sigung und offener Abstimmung die N­otverordnung ablehnen würde mas Brüning zu den Rational­ozialisten füh­­ren müßte. Das zu verhindern, hat der sozialdemo­­kratische F­raktionsführer Breitscheid als Hauptziel der ©. BP. D. bezeichnet und mit der drohenden Schilderung eines ausgesproc­henen­­ Rechtsregimes hat er sowohl beim Parteitag als bei den Abgeordneten- Genossen größten Einbruch erzielt, Daß das Heutige schwache System aber nicht vo­n Dauer sein kann, liegt bei einer Demokratie, wie Deutschland es ist, denn Doc jo Flar auf der Hand, dass es seiner weiteren Ausführung braucht. Die Zollimionsfrage Der Vertreter Deutschlands vor dem Bül­­terbundgerst in Sachen der Zollunion ist der Ber­­liner Universitätsprofessor Dr. Bibtor Bruns Der Vertreter Oesterreichs ist gleichfalls ein Reichsdeutscher, nämlich der Kölner Universitäts­­professor Dr. Erich Kaufmann im übrigen be­­­­rät man si in Berlin mit der Frage, was wohl der italienische Außenminister Grandt gemeint ha­­ben mag, als er allerjüngst vor dem römischen Senat ausführte, Italien sei in Genf im Mai mit der Zoll­­union nicht einverstanden gewesen, behalte si aber seine Stellung im September vor. Ebenso­ wenig­er ist er ge­wesen, das er Deutschland Der italienischen Sympathie, Oesterreich geradezu der italienischen Liebe bereicherte, Balsismus und römische Kirche Hein Bortschritt Rom, 9. uni. Die Zeitungen sind beiderseits er­­folgreich zur Ruhe gemahnt worden. Der Diploma­­tische Notenaustausch hat die Lage nicht wieder hergestellt. Die Frage, inwieweit der Artikel 43 des Lateranvertrages den Fatholiigen Verbänden Ab­­tionsfreiheit gibt, ut ungelöst. Faszismus und Kirche wollen eben von ganzen Menschen..... Römische Kirche und Litauen Ausweitung des Anulius aus Fowno Romano, 8. Juni. Der päpstliche Nuntius Bar­­toloni, dem die Regierung jede Betätigung verboten hatte, wa Bartoloni nicht befolgte, it am 6. d. M. unauffällig im Auto bis zur weihedeutschen Grenze abgereist. Er ist ausge­wiesen worden. Der Ba­­tk­an befürchtet jegt Die Kündigung des Konkor­dates. Außer Litauen sind fest noch zwei andere und zuval ganz große­re Staaten mit der Salz in Konflikt. Italien und in SUSE Siebenoüegskiwithscheg Tagewe­­ Re --.,,»:-««s,««;-T«-«H-«« Nr. 17443 — Ceite 8 Tagesbericht. (Bom Hofe) Aus Rom wird gebrachtet: Königin­­mutter Maria von Rumänien, Die als Gast des Ba­­rons Fraffini Hier weilt, veranstaltete zu Ehren Mus­­­solinis ein Frühftück, an dem auch Prinzessin Ile­ana, Erzherzog Anton von Habsburg und Fraffini teilnahmen, Behinderung des Eisenbahn­verkehrs Kronstadt-Buflarest) Aus Bufarest wird uns am 9. d. Mis. gedrahtet: Der Eisenbahndamm zwischen den Stationen Breaza und Matei-Bafarab auf. Der Strede Ploesti Predeal wurde duch den ausgetretenen Brahovaflug nuneuerlich Überschwemmt und zum Teil fortgerissen. Die Strecke sollte bis Dienstag­abend wieder­hergestellt sein. V­orläufig wurden alle Züge auf die Hermannstädter Linie umgeleitet. (Verbrechen bei Thorenburg.) In der Ge­meinde Bojana wurde ihr Einwwohner Michael Pogocjan vor dem Gasthause Durch einen unbekannten Täter schwer verlegt, Der sein Opfer mit einer Heugabel stac) und denn niederfälig. Pogocjan wurde in das Thoren­­burger Spital gebracht. Im Dorfe Szentmihaly be­war­­ben sich die Landwirte Arckofi und Hegyi um das Fi­­chereirecht, Das Artoji erhielt. Nach der Kammer­wahl kam es zwischen den beiden zu einer Messerstecherei, die mit dem Tode Hegyis und einer schweren Verlegung Arfojis endete. (Zum Flug des Do X) Kapitän EChri­­stiansen erklärte, die Strecke von den Kapverdischen Inseln bis Natal sei mit einer mittleren Flugaeichswin­­digkeit von 120 Meilen zurückgelegt worden. Weder dem Dean habe das Flugboot zeitweise eine Geschw­in­­digkeit von 150 Meilen erreicht. Der Erflg’ des Flus 968 über den Ozean hätte alle Opfer ausgeglichen, die seit Beginn der Reife gebracht worden seien. 3 sei fast unmöglich gewesen, die drahtlose Sendestation zu beraten, da die auf offenem Meer befindlichen Schiffe so start gefunft hätten. Do X wird wahrscheinlich einige Tage in Natel bleiben, um kleinere Schäden auszubessern und die Motoren zu überprüfen. Er wird dann nach Rio de Janeiro fliegen, ohne in Ber­­nambuco haltzumachen, da der dortige Hafen zu Hein und die Landungsmöglichkeiten daher zu ungünstig sind. Jan Rio de Janeiro wird Do X voraussichtlic­h zwei Wochen bleiben, und Dann nach Santos weiter­­fliegen. € 3 heißt, daß er auch Den Vereinigten Staaten von Amerika einen Besuch abstatten wird. Bundenheilung mit Maden?) Eine eigen­­tümliche Form der Wundbehandlung empfiehlt nach einem Bericht der „Deutschen Medizinischen Worden­­schrift” der Londoner Chirurg Siefinger. Er weist dar­­auf hin, daß die Natur ein fichenes Mittel bejikt, um schwer berunreinigte Wunden zu reinigen; dies besteht in dem Wachstum von Maden, das man im Striege häufig beobachtete. Eine ungesunde Wunde wird Fünfte­nd mit Maden bejegt, wobei nur ein Drahtvieh ver­­hindert wird, daß die Maden auf die Haut gelangen; nach vier bis fünf Tagen ist die Wunde vollständig gereinigt. Die Maden werden dann auch Chloroforme Dämpfe betäubt und vorsichtig abgeschabt; danach geht die Wundheilung in allermäunellster Zeit vor fi. Auch in den Vereinigten Staaten haben Wer­te mit dieser Behandlung bei den schwersten Windvereiterungen vor­­zügliche Erfolge erzielt. (Die Erfindung des Norpols)­or eini­­ger Zeit berichteten wir, das Innterseeboot „Nauti­­fius" des Kapitäns Wilfins sei aus Neivyorf nach Neuschottland (ÖstlL. Kanada) gefahren. Von dort aus will Wilfins nunmehr die Reise nach Europa antreten und zwar vorläufig nach London und dann über Norwegen nach Spisbergen, um seinen­ eigentlichen Ausgangspunkt für die Fahrt zum Nordpsl zu er­­reichen, die bekanntlich” im Vereine mit einem Zeppe­­lin durchgeführt werden sol.­ Bei der Abfahrt aus A­merika wurden Wilfins begeisterte Kundgebungen dargebracht. In London nimmt das U-Bigot mehrere englische Gelehrte, in Bergen den deutschen Teilnehmer Dr. Billinger an Bord. Mit Lebensmitteln soll „Kau­­­­tilius“ für 18 Monate und mit Betriebstoff für unge­fähr 10.000 Kilometer versehen sein. (Sejunfenes U-Boot.) Aus Peking wird be­­richtet, das das Taucsschiff „Poseidon“ im Hafen vom Korea mit einem Handelsschiff zusammenstieg und jan. Die gesamte Bejagung des Tauchbootes von 5 Offizieren und 25 Mann ist als verloren zu betrachten. (Biccards fünftes Kind eine Erfin­­dung?) Frau Piccard wurde von Journalisten um Austuntt gebeten, wie er ft mit der in der ganzen Welt verbreiteten Meldung verhalte, das sie am glei­chen Tag, als ihr berühmter Gatte die Stratosphäre erreichte, einen Knaben geboren habe. Frau Piccard erklärte, es handle ss um eine heitere Erfindung. && it richtig, daß sie einem freudigen Ereignis entgegen­gehe. Doch dürfte Dieses nicht vor Ende September eine treten. Das Märchen mit dem „Stratosphärenjungen” dürfte Die Erfindung eines der vielen nach Gurgl ge Ma­eilten amerikanischen Sournalisten gebwesen sein. (Der Zug des Glücks und der Zug des Elends.) Zwei Eisenbahnzüge dampften dieser Tage SS zu gleicher Zeit in den Hauptbahnhof von Nemhpork. Der Zug des Glücks war angefüllt mit elegant ge­kleideten Neisenden, die ji auf ihrer Fahrt jeden Zug gestatten konnten, den man für Geld laufen kann; es waren Leute, die von ihren Pfingstausflügen zurück­­kehrten, deren Gesichter von Sonne und von Freude glühten. Der Zug des Elends enthielt 700 mitleidens werte Gestalten, Männer, Frauen und Kinder, ämcch sie alle werden angezogen, z. T. in Lumpen gehüllt; nach ihrem Geburtsland zurückgeshidt, weil es es ihnen in „Dollarita” nicht gelungen ist, ihr Brot zu erwerben. Sie sind sämtlich auf die Wohltätigkeit ange­wiesen, mit die ihre Strafe verbift haben­­ und nun abgehoben werden. Die meisten Heime tehrer sind „ungereglte“ Einwanderer, die in ver­schiedenen Städten der Vereinigten Staaten ohne die für Zunahme der Verbrecer, sind an Geistestrante, die unter je­den Aufenthalt notwendigen Papiere angetroffen wur­­den. Manche „unertoünschten Ausländer" gerechnet werden. Gegen 500 aber werden freiwillig verfleicht. Da 8 ih­n iht | —— gelang, sich in Amerika Durchzubringen, haben sie selbst fi an die Regierung gewendet, um auf öffentliche Kosten die Heimfahrt zu erhalten. Die Im­pektoren, die die Insassen des Zuges des Elends in Empfang nahe­men, stellten bei der Untersuchung ihrer Habseligkeiten fest, daß alle D­urchschnittlich nicht mehr als drei Dollar je Kopf besaßen. Dofenp­ester Wetteranlage) Wärme, erste Gewitter, (Remarqueaud in Italien verboten) Wie ein Bericht aus Mailand meldet, ist auf Anordnung des Innenministers in allen Buc­hläden das neue Yud bon Remarqu­e „Der Weg zurückk in der deutschen, frane­­dischen und englischen Ausgabe beclagnahmt worden. . Stürmische Kundgebun­gen gegen Kee­margque in Tetschen­­» Bodenbad.­ Bei der Vorführung des Films „Im Westen nichts Neues“ am 6. d. M. in Tetschen und Bodenbad kam es zu Ziwi­­iherfällen, die die Unterbrechung der Vorstellung not­­wendig machten. In Bodenbach wurde Die unter Dem Schuge der „Noten Welten stehende Kinovorstellung nd Stinfbomben gestört. Zur Aufführung des Films in Tet­gen am Pittwoch­abend fand sie eine große Zahl Jugendlicher im Snovalidenkino ein, protestierte gegen den Film und verlieh nach einer scharfen Auseinander DE Kino. Anschließend fand ein Demonstrationszug von etwa Hundert Jugendlichen durch die Straßen Tier­be­regung mit den Sozialdemokraten demonstrativ zu EERRET under des Wortes von Hans Natonek Einfelt Du bist das kleine Lächeln der Verlegenheit, Die braune Stirn bist du, von deinem Grübeln zerfucht. Dir selber bist du klar und bis ins Innnerste aufge­­schlossen, als stündest du naht vor einem Spiegel, nicht wissend, daß Du naht bist und vor einem Spiegel stehst. Aber deine Umwelt ahnt nichts­ von Dir, und was sie von dir glaubt, is V­erfermung und Mitachtung. Sie spotten Dein und rufen ironisch: Do sancta Timbir­­eitas! Alles um dich Herum ist Ziwielpalt, überflug und zusammengejest; mur Da, selige Insel inmitten, bist Einfalt, So wie du bist, aus Gottes Hand, bleibst du vom ersten bis zum legten Atenzug. Du rennst feine Wand­­ungen, feine Krisen und Konflikte Deshalb nennen Dich die Menschen: dumm, sie nennen dich dumm, weil sie den eigenen Zickelpalt überschägen, Liebe Einfalt, und weil die Weberflingen nicht Flug genug sind, Die­ zu erkennen. Der trübe Lebensichmwall bricht ji an dir und fließt beruhigt ab von deinem kleinen Riff in geflär­­tem Lauf, darin fi die Sonne und Sterne spiegeln. Dein Auge ist aufgetan dem Bösen wie dem Gu­­ten, du unterreidest nicht, du nimmst nur Yin. Du ahnt nicht, wie nahe du dem Saume Der Gottheit ruhst, wie liebend ihr Auge dich betreut und deine Heimkehr erwartet, heilige Einfalt! Sachseligkeiten Cs ist seine „Seligkeit“ in dem, was man hat, «3 tit Seligkeit, in dem was man hingibt. Doch die Sprache Hat ihre Heinen, unberechenbaren und Doch so tiefen Launen. Die „Gibjeligfeiten“ be­hielt sie für ji, aber die Habjeligfeiten warf sie den armen Mensc­hen, die an den Dingen bangen, fast ein wenig spöttisch ein. Und doc ist sie eine große Menschenrennerin, Mit­­ter Sprache, und gütig bei allem Spott, Ihr sollt sie haben, eure­ Habjeligfeiten, die jümmerlich sind, ob aus purem Gold oder aus schlechtem Blech; ihr follt sie haben, rief sie, und schenfte uns die Habjeligfeiten. Heimweh Sprahtwunder ohnegleich d — Tühes Wort ja weit ein­­paar, wie fandet ihr euch: Geid ihr das Weh der Heimat, seid ihr die Heimat des Wehe? SH Habe Heimweh, Erste und lebte Klage Des Mensien, du zittert auf jedem S Herzensgrund und steigst auf zu unbelannten Fernen, Das Schiff Töst sich vom Festland; die Küste zerflieft m­­ich Habe Heimtweh. Ich bin daheim in wohliger Geborgenheit; da faht mich, zehrende Sehn jugt nach der Ferne , ich habe Heimweh nach der Ferne, Wo it meine Heimat? Wo leiht das Weh aus? Wo it meine Kinderzeit, wo steht mein Gitterbett? Antlig meiner Mutter, wo bit du? Milde Hand meines Vaters, fasse mich, Ich bin in die Welt verloren. Ich jewebe und niemand hält mich,­ch möchte heim­­kehren und weig nicht wohin, Ich habe das Ur-Weh: Heim­weh. Bon Gott sind wir Hergenommen, Wir sind seine Kinder. Wir Haben Heimweh nach Gott. Berufen Diese Erde, jo gottlos sie scheint, ist nicht Der­­chlossen dem Göttlichen Metewre von unsichtbarem Leuchten finfen hernieder, Zunten einer anderen Welt, und ruhen Entzündung im Irdischen. Götterhände winken, Engel geben Signale, Geister­­simmen umflüstern diesen Erdball in emsigen Wer­­ken — aber die Menschenmasse fühlt nit, dah sie­­ ewig gerufen wird vom Göttlichen. Manche ahnen den Ruf und Die Hohe Berbiriburieh, horchen auf, brechen dur Dhsicht des Irdischen, tasten, fugen, stürmen dem Rufe nac­h in ihre Verderben. Das Unzulängliche scheitert am göttlichen Signal, dem zu folgen die Kraft nicht reichte, und Götterfunfe wird Striich. Manche auch begnügen sich, Dem Rufe zu folgen bis zur Weghälfte, dann verschliegen sie sich ihm und wandeln bequemere Pfade. Berufen sind wir alle, taub die meisten, zu sc­hwach die Bielen, und auserwählt die GSeb­enen. Aber zu weden das innere Gehör der Menschen, ihr Be­­wußtsein zu schärfen: Daß ewig Die Berufung um uns flutet, wie der Golfstom um die Kiste, — wie würde diese große Ahnung die Menschen Yauschend umd uns wendig machen! KBiebreiz Immer, wenn Die zwei Worte sich begegnen, it Hochzeit. Wie schmiegt ji Dies Lieb­er den Neiz, wie, jet hält der Reiz seine Liebe! Dies ist Die Liebesfeier der Sprache. wei haben sich gefunden: die Seele und der Affekt; die Inner­lichkeit und der Iınpuls: Psyche und Amor; und wur­den eins, Durch die Jahrhunderte Hält diese Ehe fest. Und jedem Geschlecht von neuem vermählt fi Die Liebe dem Reiz. ’

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