Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1931. Juli (Jahrgang 58, nr. 17459-17485)

1931-07-22 / nr. 17477

, - «-,Æf·"2-—«·ssk.r74v Siebenbürgisch- Deutsches Tageblatt ,­­ ‚Die Londoner Konferenz­ vorbereitungen, von Montag kurz nach Mitternacht angefangen London 2%. Juli. Henderson ist gestern Sonntag­abend aus Paris zurückgekommen. Um Mit­­ae­iternacht () wilden Sonntag und Montag erschien kr und Finanzminister Snomwden bei Mac Do­­naid, der schon am Sonntagabend in Chequers mit em Gouverneir der Nationalbank und dem (englis­­chen) Präsidenten der Sachverständigenkommiliton für den Hopverplan empfangen hatte. Henderson berichtete über seine Bark­er Erfahrungen und er­scheint u. a. besonders über die überstarre Delegation er­­staunt gewesen zu sein, melde die Franzosen nach Vor- Don jeiden. Die erste Sigung der Londoner Konferenz, die heute leer und die kommenden Sitzungen vorbereiten, die möglichst bis zum Wochenen­de ihr Ende finden sollen. Den Bariser Bekanntmachungen zufolge toilt man si nur mit der finanziellen Lage Deutschlands und der mitteleuropäischen Kleinstaaten befassen, sowie mit der nötigen Ab- Hilfe. Demnach würde also die Revision des Young­­planes ımd die Abrüstung überhaupt nir, dann auch der deutsche Panzersuffbau und die Zollunion­­frage nicht behandelt, obwohl die Franzosen gewiß zwar nur auf die allgemeine Abrüstung und den Poung­­. 6 Uhr abend begann, soll formellen Charakter da= plan, wohl aber auf die beiden anderen Deutschland Betreffenden Punkte zurückgreifen werden. Die Hilfe ·MDeutschland müß bemch allgemeiner englischerAn­­«­.«sich freilich eine endgiltige sein und keine blsoßke­ nrisen­­-·«·s-lö-f"singenthalten! l am­ beiten. » "-"- ;;«·«T—;s·Die Deuk­el­en, Italiener,F­ranzosen, Belgier fahren nach London Die beliebten Bahnhofszenen Bari-ARIEL Heute aml­uhrvormittag fuhren die noch in Paris verbliebenen Bariser Kon­­teilnehmer nach London. Deutscherseits sind 68 Neichstanzler Brüning, Reichsaußenminister Cu­r­­tins, Außenstaatssekretär von Bülow und einige jüngere Delegierte. (Andere Fachmänner fahren von Berlin Divest nach London). Französticherseits sind *%5 Ministerpräsident Sapal, Außenminister Briand mit seinem Generalsekretär Berthelot, Finanzmi­­­nister Slandin, Budgetminister Pietri und Un­terstaatsjefreite Francovi5-Borcet, dazu die jün­­geren Mitarbeiter... Dann sah man den italienischen­­ VIII-muster- Grandi,den belgischen Außenminister Hym-vermengnschmgsvtschafiek in Bari-Lord zyji­ksplna Alle diese Herren nahmen in einem­ Men Pratzmwkenmit also die Zeithur iglzrckunft in London um 4 Uh­r nach«mittag,Seekrank­h­eit abgesehem zu Konferenzzwecken verwerten. « .«­.­Es gab bei der Abreise allerlei Kinoszenen Die Mister zeigten sich in Gruppen bei den Wagenfenster. Besonders melodramatisch wirkten bei einem­ Fenster ""ninsg und LaVaL Die Szene fand lebh­aften Viel­­sgkl und man hörte vieleRgi im»Vivelekanzler, «’»D»ivelepresident«...Sonst war das Publikum am Bahnhof merkwürdig stili Nur einzelnennkehörte W»Vive lapaix,«vive8aval!« »Eine auffallende Hebrede desäriegg ministers enaginol »’-«P’c.sr«·i«s,20.Juli.Während sich in Paris die­­«-sosenbemühten«guten Willen zu betätigen oder -"ss-wenigstens zu markieren,glaubte sich der franzö­­s­­­ Kriegsminister Maginot eine Extra tour­en zu müssen, indem er in Montedy eine der üb­­lichen Sonntagshegreden Biel. Maginot sagte, Franr­­eich Durchlebe eine schwere Stunde; er fünne nit zugeben. Da Frankreich vor einem Boss kapi­­­tuliere, das immer Kredite gefunden hat,­­­ar seine fliegerischen Gelüste zu befrie­­­digen! Frankreich müsse sein Gold verteidigen. Der Stiede fordere eine dauernde Anstrengung. Stanfreid habe seinen (!) Sieg zu teuer bezahlt, um ihn zu ver­­ei­ns sei noch nicht der Besiegte, sondern ning und Laval, stehen mitten im Zweikampf, ‚der aber eher ein Bozen und Ringen als ein­er mit ritterlichen Waffen ist. € kommt zu­­nächst auf Niederkämpfung der Nerven des Geg­­­ners an, dann auf Gewinnung der eigenen öffentlichen Jung und derjenigen des Gegners, te‘ Stimson, Anderson und Grandi sind teil Kampfrid­­er, teils Publitum — und auch etwas Seftin­­anten. Sollte Deutschland außenpolitisch wachge­­t, hat er die fest noch Unparteiischen oder sogar in Deutschland Wohlwollenden sofort gegen sich; ein außen und (!) innenpolitisch starkes Deutsch­­lan­d kann Stimsons, Hendersons und Grandis sicher sein. Wir haben nir wegen Brünings Leberzeit­­ng, wohl aber wegen seiner Nerven Gorgen­­ings stärkster Trumpf bleibt Hitler, obwohl der­­ der Nationalsozialisten die bekannte amerika- Meldung ausdrücklic dementiert, er hätte fi­­edingt zum Bundesgenossen Brünings gemacht. — wahres Wejen beleuditet Maginots Heb- — .. Die Weltkonferenz in London Die Reise von Paris nach London . London, 21. Juli, 1 Uhr morgens. Brüning, Kurtius, Die Srangzosen, dann die Außenminister Italiens und Belgiens sind gestern 4 Uhr 18 nachım. im Bistoria- Bahnhof in London angekommen. MacDonald, Henderson und die sonstigen Persönlichkeiten, die zu folgen Szenen gehören, erwarteten Die Gäste. Der Empfang war betont herzlich, namentlich gegen­­­über dem „Senior“ Briand. Eingehängt ineinander, schritten die Minister zu den Automobilen. Die zu solchen Empfängen gehörigen Wtaffen waren auch an­­­wesend und man hörte die üblichen Begrüßungsrufe. Auch einige Rufe „Heil Hitler, nieder mit Brüning!“ waren zu hören, angeblich bei der Vorbeifahrt des Belgiers Heymans, dessen Auto die gleichen Farben, wie die der deutschen Republik, natürlich anders grup­­piert, zeigt. Deutsche und FScanzosen wohnen im Carl­­tonhotel.­­ Um 8 Uhr abend begaben sich­ die Deutschen ins Unterhaus, wo sie in Mac­Donalds Arbeitszimmer diesen selbst und Henderson vorfanden. "Be erste Verhandlung Um 6 Uhr 30 abend begann im Arbeitszimmer MacDonald im Unterhaus die erste Konferenz der 7 Ministerdelegationen. In der Begrüßung duch MacDonald (Hinweise auf die Landwirtschaftsk­rise!) bereitete Sapval über die Bariser Verhandlungen und betonte die allseitig gezeigte „Freundschaft”. Er erk­lärte den französischen Standpunkt Hinsichtl­­cher „Zu­­­sammenarbeit” mit Deutschland. Brüning fand eben­­so freundliche Worte; dann schilderte er die Finanzlage des Reic­es infolge Einstellung der Auslandsrechte. MacDonald betonte sodann zusammenfassend Die unwelthistorische Bedeutung der Konferenz für die finan­­zielle und wirtschaftliche Entwicklung der Welt. Um 8 Uhr wurde die Konferenz auf Heute Dienstag / 10 Uhr vormittag, jedoch im Außenministerium, statt im Unterhause, vertagt. Deutsche und Engländer nahmen gemeinsam das Abendbrot. Aus Amerika wird berichtet, daß Hoover aber­­mals betont habe, es handle es ausiulieglich um Finanzhilfe für Deutschland, weshalb die fran­­zösischen politischen Forderungen abzu­wei­­fen wären. Mittmoch 22. Fult TISI Die Neuordnung der Bakkalaureatisprüfung Badegogische Beh­andlungen = von Dr. Bernhard Capelius is tt selbstverständlich, Daß bei der Neuregelung der Bakk­alaureatsprüfung, wie sie vom M­inisterium Jorga vorgenommen­­ wirde, die Aufmerksamkeit des Publikums, aber auch der davon zunächst Betroffenen, der Schüler und Lehrer, in erster Linie auf die Frage der rumänischen oder deutschen Brüäfungssprache gerichtet war. Ueber der Verschiebung zu­ungunsten des Deutigen hinaus hat man kaum mehr ein Interesse gehabt nachzusehen, ob und melde Veränderungen sonsti­­ger, vielleicht günstiger Art, fi­nod) ergeben hätten. Dazu kommt, daß wesentliche Neuerungen, wie auch sonft in Gejesvorlagen Sorgas, nicht im Gefeg selbst, son­­dern exit in den Durchführungsbestimmungen enthalten sind, die nur später u. unvollständig zur Kenntnis des Publikums gelangt sind. Nam ist aber in der Tat Dur. Diese neuen Dieds­führungsbestimmungen ein vollständig neues Prinzip der Prüfung und vor allem der Bewertung der Prüfung standidaten ins Leben gerufen worden, das allen bisherigen Anschauungen und Bräuchen auf die­sem Gebiet ganz zumiderläuft. Darin besteht der Forie IG m­it, bzw. die Stärke, darin aber auch eine Schwäche der Neuordnung. War bisher der nun allmählich auch bei uns sattsam bekannte Formalismus der Addition und Division von zahlenmäßig beiverteten einzelnen Berufungsergebnissen für den Gesamterfolg ausschlagge­bend, so tritt an dessen Stelle eine freie Beurteilung der Einzel- und Gesamtleistungen duch­ den Vortigen­­„ben “. Die ganze Kommission, was neuzeitlichen päda­­gogishen Grundlagen entspricht. War es bisher dem Sachlehrer im einzelnen Gegenstand freigestellt, durch eine Note in seinem Bad­ (etwa 3), die Zulassung zur mündlichen Prüfung zu verhindern oder ihr Ergebnis von vornherein ausschlaggebend zu beeinflussen, so kann eine Zurückweifung von der mündlichen Prüfung nune mehr nur ausnah­mässweise, auf Grund des von den Mitgliedern der ganzen Kommission in beiden schriftlichen Arbeiten gewonnenen Eindruckks der Be veife erfolgen. Auch­ in der Berücksichtigung der Leistun­­gen in Der Schule sind nun nir mehr Vortriften ge­macht, nach denen unter Umständen einige Hundertstel von Noten aus früheren Jahren ausschlaggebend sein künmen, sondern es wird von der Dirersion der Schule, die er besucht hat, dem Schü­ler bloß ein allgemeines U­r­­teil über seine Fähigkeiten mitgegeben. Schliegh­ ent« Hält das Endurteil der Kommission nicht mehr eine Reihe von Ziffern und deren arithmetisches Mittel als Gesamtergebnis, sondern bloß „Beurteilungen“ des Prä­­sidenten zu den Einzelleistungen und eine Gesamtklassi­­f­ation mit den Worten: befriedigend, gut oder ausge­zeichnet. Nur wer dem­ tief eingemurzelten Glauben Der rumänischen Lehrer an die Heiligkeit zahlenmäßiger Bewertung kennt, kann verstehen, welch revolutionärer At Hier in aller Stille vor sich gegangen ist. Das Mi­nisterium scheint si; dieser Tatsache durchaus bewußt zu sein. Denn in den über Die „Durchführungsbestim­­mungen“ hinaus noch erlassenen nähern „An­weisungen wird immer wieder darauf hinge­wiesen, daß sie wohl der einzelne Professor auch Notizen in Form von Zif­fern machen könne, um einen Anhaltspunkt für die Beurteilung des Kandidaten zu haben, daß aber, Diese Ziffern bloß von „privater und „informativer“ Bes­deutung seien. Außerdem wird streng verlangt, daß bei der ganzen Prüfung stets alle Mitglieder amperend seien, um si wirflich ein Bild von der Fähigkeit und reife des Kandidaten zu machen. War es bisher Bor­­schritt, daß die fristlichen Arbeiten anonym einge­weiht und rassifiziert würden, um Die „Unparteilich­­keit“ des betreffenden Professors zu gewährleisten, so ist feit im Gegenteil die Verlesung sämtlicher Arbeiten vor der ganzen Kommission — natürlich bei Namens­­nennung — vorgeschrieben, was gewiß auch ein­ Mittel gegen etwaige einseitige Bevorzugung bedeutet. Ist so die Beurteilungsmethode ganz im Sinne einer auf das gesamte Persönlicheitsbild des Schü­­­lers eingestellten modernen Pädagogik umgestaltet, und wird außerdem die noch sehr vernünftige Anweisung ge­geben, daß jeder Schüler Zeit haben soll, über die ge­stellte Frage nachzudeuten, so erheben si­­ch selber sofort Breifel, ob die praktische Durchführung einer so einschneidenden Neuerung überhaupt möglich sein wird. Zunächst wird der Eraminator in­ seinem Urteil sofort unsicher werden, sowie ihm die Stüße der so bequemen ımd durchaus „objektiven” Ziffer fehlt. Er wird fürchten, für parteilsch gehalten zu werden­­ und infolgedessen vielleicht unnötig streng sein. A­ndererseits waren dem allmächtigen Einfluß persönlicher Beziehungen zugunsten des einen oder andern Kandidaten nunmehr weniger Einhalt geboten werden, al wenn man flare Ziffern vergleisweise sprechen Lassen fand. Außer­­dem scheint es bei bestem Willen fast unmöglich, ji von 100-150 Kandidaten im Laufe einer Prüfungs­periode von eima acht Tagen wirklich ein richtiges Bild zu machen — geschweige denn ein Urteil über Die Schule abzugeben, von der die Kandidaten kommen, was auch verlangt wird. Auch­ diese Schwierigkeiten und Gefahren für die „Unparteilgkeit“ unter dem neuen System hat das Ministerium offenbar gefühlt, und im Gegenzug zu obigen sehr freien und modernen An­weisungen wieder andere erlassen, die fast Hinesischen Geist atmen. So darf bei der foristlichen Arbeit in jeder Bank immer nur ein Schüler figen, die Kommissionsmitglieder müssen strenge Aufsicht üben und vom Bereisenden selbst no kontrolliert werden (­). Sie dürfen während der P­rü­­fungsdauer mit seinen P­ersonen der Stadt, insbe­sondere nur mit den Eltern der Schüler, außerdienst­­lich, also „bei Bantetten, Unterhaltungen, Ausflügen“­­ in Berührung kommen, um­ auch den­­ Rnschein oder Vorwurf der Barteilichkeit zu vermeiden. Sie müss er auf Ehrenmmwort versichern, daß weder­ sie selbst noch irgend­einer ihrer nahen Verwandten einen der Kan­didaten außerhalb der Schule vorbereitet haben u. dgl. mehr. Bei der mündlichen Prüfung müssen die Kandid­daten auf Stühlen am Tische der Kommission jiten. Trogdem erwartet man von den im Glaskasten figenden Eraminatoren ein maßgebendes Urteil über die einzel­nen Anstalten. E3 i­st am Ballalaureat­ion viel herumgedoktort worden, einmal b verjudgt man so, einmal anders Die Symptome zu bekämpfen, statt endlich einzusehen, daß e3 eben an ji eine pädagogische Unmöglichkeit darstellt. Die Erfahrung wird zeigen, wie 8 ja fan der Widerspruch zwischen dem Geist der einzelnen Teile der neuen Vorschriften zeigt, daß auch an fi) richtige moderne pädagogische Ideen e3 no nit ausmachen, bevor nit das ganze Unterrichts- und Prüfungsleiten von Grund aus geändert wird. Das aber scheint ja die Absicht und Hoffentlich auch der Erfolg der neuen Mittelstilorganisation zu sein. Deren Vorzüge, wenige­stens auf rein pädagogischem­ Gebiet in diesem Blatt von gewürdigt wurden, Das Königsinterview Angriffe der „Patria“ auf die Regierung Bukarefft, 20. Juli Das Interview­ des Königs in der „Stampa“ veranlagte die „Batria“ zu einem Leitauffug, der sie aber weniger mit den königlichen Worten, als mit Vorwürfen gegen jene befaßt. Die „a3 offizielle und inoffizielle Ratgeber des Herrschers ihn bloßstellen, statt, wie es sich gehörte, ihn zu deden.“ Die „Batria“ meint, daß dieses Vorgehen auch dann durchaus unzulässig sei, wenn es den tatsächlichen um­hältnissen entspreche. Es müßte im Gegenteil das greifen der Krone mir­­ dann in­ die Oeffentlichkeit kommen, wenn­­ gute Ergebnisse gezeitigt habe, sonst dürfe davon überhaupt nicht gesprochen werden. Hier geschehe es aber gerade verkehrt. Die königlichen Rat­­geber trafen sich zu entlasten, indem sie sich auf dem königlichen Willen Berufen, wenn aber etwas gut aus­gehe, dann brüften sie ji damit als mit ihrer Tat. So sei ( im Falle des geb­etenen Unterstaatssekretärs Erijan geiwesen, als er verhaftet wurde und ähnlich­, als der Justizminister in die Thronrede den Rat von der Vereinheitlichung der Geieß­­gebung duch Ausdehnung der Altreid­gehege einschieben wollte, was der König einfach d­urchgestrichen habe (?). Deshalb be­grüßt das­ Blatt die Erklärung des Königs, dak ax ; « , ee uhr En Fa A ER er il

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