Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1933. Januar (Jahrgang 60, nr. 17916-17939)

1933-01-14 / nr. 17926

Zu: . ; k — ··l’a.teiepla­­tite in numä­­rar ord. Dir. Gen. P.T.T. N Allgemeine Volkszeitung für das Deutschtum in? Zumal i Schriftleitung: Hermannstadt, Honterusgasse Nr. 11 Fernsprecher: Nr. 11 und Air. 130 — Verwaltungs Königin Mariastrage Nr. 25 Fernsprecher Nr. 2377 — Monat: Hermannstadt: ohne Zustelung 90 Lei; mit Zustellung 100 Lei; mit Postversendung: Inland: 100 Lei; Ausland: 135 Lei. Einzelnummer 5 Lei Nr. 17926 - Sermannstadt, Sonnabend d den 14. Januar 1933 Bezugspreis für einen 60. Jahegang vor der zweiten Ent­­scheidung (9. PL) Der erste Teil der Krise hat einen raschen Verlauf genommen. Nachdem die Unterbrechung der Rüdreise Titulescus eine kurze Verzögerung der Vers bandlungen im Streite der Regierung bedingt hatte, waren schon Mittmoch abend die Dinge zur Entschei­­dung reif. Der König hat si entschlossen, diese Ent­­scheidung nicht in Sinaia an sich herantreten zu lassen, sondern sie selbst in der Hauptstadt herbeizuführen. Gestern mittag traf er in Bukarest ein und empfing zunächst Ministerpräsident Maniu, sodann Außenmini­­ter Titulescu und Innenminister Mibalade Die Atte­ordnung Dieser Empfänge deutet darauf Hin, das sie seitens der Regierung Yediglidy der kurzen Berichtere­stattung galten, während die Einfügung Titulescus in die Mitte der beiden Empfänge jedenfalls der Unter­­richtung des Herrschers darüber diente, ob die Rück­trittsabsicht der Regierung als eine endgültige Tat­ade zu werten sei. Angesichts der obiwaltenden Um­­stände wa­r daher nur wahrscheinlich, das seitens des Herrschers Bemühungen erfolgt sind, Mihalade zum Abgehen von seiner Nichtrittsabsicht zu bewegen. Der ‚König bet nac) ben Gesamtregierung jedenfalls als festen Kri­eg gewertet. Du fan es um 5 Uhr zur zweiten kurzen­­ Audienz des Ministerpräsidenten, die der Überreichung des Rücktritts der Gesa­mtregierung diente. Der König hat die Abdankung angenommen. Nun kommt Der Entscheidungen zweiter Teil, wer mit der­ Regierungsnachfolge betraut werden soll. Die Lö­­sung der schwierigeren Aufgabe steht damit bevor. Er verdient als loyale Handlung ge­wertet zu werden. Da Maniu dem König eine solche Lösung der Krise vi­rget­­ lagen hat, bei der troß Wechsels in der Regierungs­­führung das heutige Parlament erhalten bleiben konnte. Damit hat Maniu seine P­artei auch weiterhin für die Regierungspolitik zur Verfügung gestellt und Der König hat daher freie Hand, die Entscheidung über die Regierungsnachfolge $9 zu treffen, wie es ihm im Interesse der Erde als das beste erscheint. Troßdem aber sind die Erwägungen schwierig genug, vor Die ji der Herrscher gestellt sieht.­­ Nach Ueberwindung schwerster Bedenken hatte sie Maniu im Oktober entschlissen, Die Nachfolge VBaida- Voevods anzutreten. Er überwand sich dazu nur Des­­hald, weil ihm alle Führer der nationalzaranistischen Partei erklärten, daß nur dur f eine Regierungsüber­­nahme die V­artei vor dem offenen Zerfall bewahrt und ein völliges Berragen des nationalgavanistischen Res­gimes verm­ieden werden künne. Seitdem man mit dieser Begründung Maniun in Die Regierung hineinpreßte, heben sie Die Dinge in den entscheidenden Fragen nicht geändert. Die Spannung im Verhältnis zu Ruhland besteht fort, die Entscheidung über das Genfer Proatafoll ist noch nicht gefallen, die innere Lage unseres Landes it nicht besser gew­orden. Das gute Ergebnis der Steinereinhebungen in den legten Monaten darf nicht irreführen. Das war die Folge der erhöhten Gelb­­flüssigkeit, die mit der Verwertung der Ernte­fich jes desmal einstellt, wer Begünstigungen für Abzahlung der E Steuerrüdstände und eines verhältnismäßig guten B Weihnachtsgeschäftes bei der Kaufmannschaft. Eine wirk­­ke Berserung unserer Wirtschaftstage ist og mancher Unzeiten einer Neubelebung bisher nicht eingetreten, das wird Die Aufstellung Des neuen Staatsvoranschla­­ge, das werden Die Steuereingänge Der nächsten Mo­­nate beweisen. Nun muß man sich Frigen, wenn Die nationalzavanistische Partei mit der ersten Garnitur die Schwierigkeiten nicht zu bewältigen vermochte, wie man man Darauf hoffen, daß Der zweiten Garnitur das gelingen werde, was der ersten nicht gelang? Der VBor- Schlag Manius, die Krise mit Beibehaltung des gegen­­­­­wärtigen Parlaments zu lösen, bringt zum Ausdruch, daß er al­sarteiführer einer Negierungsübernahme durch Baida-Boevid oder Mironesen nicht nur seine Schwierigkeiten bereiten, sondern sie sogar unterstügen werde. Aber Damit it die Frage noch nicht beantwortet, mi, ob die andere Garnitur der nationalgarantstischen Bare­rei Bürgschaften dafür bieten kann, daß sie Die Schwie­­rigkeiten der Lage zu bezwingen vermag. Der König muß sich daher ernsten Bodenk­en gegenübergestellt fühlen, ob eine Besalgung der von Mani gegebenen Empfehlung ratsam­ ist. Auf der andern Seite aber He e3 nit minder schwer,­­abseits -...­­sn algeranistischen Partei die N Regierungsfrage zu töten. Vor allem müßten je­ dem d­urchgreifenden Regierungsmechtel Raumwahlen fol­­gen und Die mung im Lande ist für Neuwahlen nur günstig. Die Wählerschaft ist zunächst des häu­­figen Abstimmens überdrüftig, dann sind Die Zeiten vorbei, wo man, durch Personen und Programme dem Vertrauen der Bürger neue Belebung einflößen konnte, und die Werbung für die radikalen Schlag­worte auf dem Gebiet der Sozialpolitik und der Wirt­­schaft geht starr im Lande um. Wenn sogan Die nationalgaranistische Partei bei den besten Wahlen die 40 Prozent nur mit Deutscher Hilfe erreichen konnte — was heute allgemein als festgestellt gilt — wie soll eine andere Partei eine arbeitsfähige Mehr­­heit zustandebringen. Die Erzwingung einer solchen Mehrheit durch Gewaltwahlen aber wü­rde einen Rückfall in Methoden bedeuten, die unserem Lande und seinem Ruf gewersten Schaden zugefügt haben. Wenn es ich nur darum handeln würde, jemand zu finden, der zur Uebernahme der Regierung bereit ist, dann wäre die Frage schon zu lösen. Da sind zu­­nächst die Altliberalen, von denen noch heute große Kreise glauben, daß je allein imstande wären Die Verwaltung des Landes in Ordnung zu bringen, da ist der greise Marshall Averescu, der ja für seinen Lebensabend noch einmal den Besis der Regierungs­­gewalt wünsät, und da sind Die Heinen Parteien, von denen jede für sich gerne mittun möchte, die man aber gemeinsamh so schwer auf einen Nenner bringen kan. Gas ergibt Ti­ s eine Lösung, auf die ich zwangsläufig Die Blide mit der Gewißheit richten würden, daß sie den beiden Vorbedingungen ent­­spräche, das Vertrauen des Königs voll zu besigen und zugleich in der Bevölkerung des Landes den entsprechenden Rückhalt zu haben. Und am Ende all dieser besorgten Erwägungen steht dann Die andere Lösung einer präsidialen­ Regierung, die alle jene Belastungen zu tragen hätte, die sich festhin in so vielen Ländern gegen eine Diktatur in jeglicher Form geltend gemacht haben. Unsere V­orhersage scheint sich bereits erfüllt zu haben, daß auch bei Dieser Krise das Wort Titus lescus besonderes Gewicht hat. Es ist anzunehmen, hat der König bei der Entscheidung über die Regie» ihm erstatteten Beriten den Rüd- 1.dasi Regierung Manin zurückgetreten Der Riüsktellt ee ee Gala ar bt beim König­­ Bufarest, 12. Sanıtar. Heute vormittag 10.10 Uhr traf der König im Hofzug aus Sinaia in Bufarest ein. Er stieg aus dem Bahnhof Eoteocent aus, wo ihn Ministerpräsident Manin und beinahe alle Regie­rungsmitglieder empfingen. Der König begab sich dann in Begleitung des Hof­­marschalls , General Slasievici und der Oberste Con­­dreesen und Grigoresen in das Stadtschloß. Um 12 Uhr fand sich Ministerpräsident Mantiur zur Mudienz ein, die 20 Minuten dauerte. Beim Verlassen des Schlosses erklärte Maniu den Dort versammelten Vertretern der Brefse: „Selbstverstand ich kann ich Ihnen den Inhalt meiner Unterredung mit dem König nicht mitteilen. Ich kann Ihnen aber sagen, daß ich im Laufe des heutigen Nachmittags noch einmal bei Sr. Measestät in A­udienz erscheinen werde.” Um 2:30 Uhr begaben sich Außenminister Titulesceu und Innenminister Mihalade zum König in Audienz. Die Dr Minister verliehen um 4 Uhr gemeinsam Um 5 rs Manin in zum Empfang ein. Die Audienz dauerte nur 19 Minuten, Manin über­­reichte dem König den Rücktritt der ge­­samten Regierung. Der König nahm den R R­üctritte an. Maniu hat dem König eine Lösung der Krise mit Beibehaltung des gegenwärtigen Parla­­ments empfohlen. Die ersten Audienzen — Berufung Baidas Bufarest, 12. Januar. Nach der Audienz Manius be­­gann der König sofort mit den Empfängen. Zunächst wurde der Gouverneur der Nationalbank Anghe­­le­scu in Audienz berufen. Anschließend erschien der hauptstädtische Polizeipräfekt Oberst Marinescu beim König. Darauf folgten die Empfänge der Bersizenden in gereggebenden Körperschaften Ei­civ-Pop ı und Bostahescu Alle vier Audienzen dauerten je eine V­iertelstunde und waren um 7 Uhr abend beendet. Baida-Bnevnod­st vom König telegraphisch in die Hauptstadt berufen worden und wird morgen Vor­­mittag hier eintreffen, E53 wird aß fi hherangenom­­men, Daß er mit der Regierungsbildung betraut werden wird, Heber Die weitere Entwicklung gehen die Meinungen jedoch auseinander. Während einerseits behauptet wird, da er die Betrauung anneh­­men dürfte und daß er dem König eine Ministerliste vorlegen werde, die Die gleiche Kabinettszusammengekung zeigt, wie Die gegenwärtige (natü­rlich mit Ausnahme Manius), meint man andererseits, das & nicht so sicher sei, daß Vaida für eine Regierung zu haben sein werde, in die voraussichtlich Mironescu, Madgearu, Mihalade und Lurgojanu nicht eintreten werden, selbst wenn auch Titulescen ji aufopfernd beiseite stellt. Ob Madgearu und Mihalade in ein Kabinett Baida ein­­treten­ werden, erscheint allerdings auch der ersteren Meinung nach noch nicht ausgemacht. Sollten sie ab­­seits bleiben, heißt «s, das Popopici Finanzminister, Mironescu aber Innenminister werden würde, während für das Justiz Portefeuille Danu Bericheanu ausersehen sei. Dagegen behaupten diese Kreise, da Titu­lescu den neuen Regierung angehören solle,. Biel Wahrscheinlich­­keit hat Diese Iebtere Behauptung freilich nit, teols dem sie dadurch unterstüt zu werden scheint, daß wo heute, im Yegten Ministerrat der alten Regierung, der bisherige Unterstaatssekretär im Auenministerium und auensmann Titulescus Sapel Nadulescu zum ondoner Gesandten, ernaumt imede, meld­et Woften bisher fü­r Titulescu freigehalten worden ar . Die amtliche Mitteilung ist an bereits ergangen. Wie man sieht, überstürzen sich die Ereignisse nun, nachdem sie eine Zeitlang nit in Fluß kommen wol­len. Die offiziellen Empfänge und Beratungen sind zivar für heute zu Ende, weil man ja bis zum Eintreffen Baidas zum Warten muß, aber hinter den Kulissen geht das positive Spiel umso eifriger fort. Im allgemei­­nen hat man den Eindruck, daß der König auf rasche Erledigung drängt. Die Tragweite der heutigen Ge­­schehnisse läßt sich noch nicht übersehen. Bo ist jedenfalls bedeutsam, dag­al erster der Gou­­verneur der N­ationalbank empfangen wurde und daß der Londoner Proster Durch den Mann Titulescus bejegt worden ist. Nimmt man dazu noch, daß Madgearu und Mihbalade bei­­seite treten dürften, so läßt sich immerhin fon er­kennen, dag morgen über Genf, wahrscheinlig ablehnend entschieden werden wird, besonders wenn­an Lugojanı aus dem Kabinett Baida ausbleiben sol­­le sich Baida aber mit der Bewegung in London ein­verstanden erklären wird, ist eine andere Frage. Sihjen it weiters, Daß Die zu erwartende zweite Garnitur, die vielleicht teilweise sogar eine dritte werden wird, einem Kabinett Baida nicht viel Aussichten auf Bestand wer | 2 ea ee. ’ Pl 2 Se­rar N Ber um

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