Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1933. September (Jahrgang 60, nr. 18114-18139)
1933-09-15 / nr. 18126
— Tuelapläs stets-numbrar ord. Dir Gen. P.T.T, Kun Allgemeine Volkszeitung für das Deutschtun in Rumänien Schriftleitung: Hermannstadt, Honterusgasse Ar. 11 Fernsprecher: Ar. 11 und Ar. 130 — Verwaltung: Königin Mariastraße Ar. 25 Fernsprecher Ar. 237 — Bezugspreis für einen Monat: Hermannstadt: ohne Zustellung 90 Lei; mit Zustelung 100 Lei; mit Bostversendung: Inland: 100 Lei; Ausland: 135 Lei. Einzelnummer 5 Lei Nr. 18126 Hermannstadt, Freitag den 15. September 1933 60, Jahlgang ! Air TUT EL HETEN | | „Ungarischer“ Berleumdungsfeldzug gegen Deutschland an. Seit im Deutschen Reich die Surückdrängung des jüdischen Einflusses erfolgt ist, fan js auch in Rumänien eine ganze Reihe von Zeitungen in den berichtendensten Sprachen in Ausdrücken des Hafses gegen Deutschland nicht genug tun. Wir haben uns Dieser absteffenden Erigebung gegenüber stets zurückhaltend benommen und nur hie und da in ruhigsten Dong Darauf aufmerksam gemacht, daß, ein solches Verhalten Dazu führen müsse, auch unter die Volfsminderheiten unseres Landes Spannungen und Gegenzage zu bringen. In der Buldwina, wos bisher seinen Antisemitismus gegeben hatte, hat sich infolge hemmungsloser Seindseligkeiten der dortigen deutschgeschriebenen jüs dDihen Blätter eine Kluft zwischen Deutschtum und Judentum aufgetan, die sich in absehbarer Zeit kaum wieder schliessen wird. Bei uns in Siebenbürgen haben einige ungarische Blätter, so vor allem „Brafjoi Lapol“ in Dasselbe Horn geblasen. Was dort an Verunglimpfungen des Deutschen Nationalsozialismus und seines großen Führer geleistet worden ist, geht über alles Vorstellbares hinaus. Diese Blätter hätten bei aller Erregung, die bei jüdischen Mitbürgern menschlich begreiflich ist und sie daran hinderte, die Ereignisse in Deutschland auch nur einigermaßen objektiv und sachlich zu beurteilen, fügli Diod so viel Besinnung haben müssen, um ss zu sagen, dass sie eine gewisse Rücksicht auch der deutfen Minderheit schuldig seien, die die große Erneuerung des nationalen Lebens in Deutschland naturgemäss mit Freude begrüßen müssen, wobei das Mioment des Antisemitismus für sie so gut wiefeine Rolle spielt. Inzwischen sind Monate vergangen und man hätte doch glauben künnen, das die in Frage kommende Presje Beit gehabt hätte, ihr Verhalten Deutschland gegenüber einer gewissen Prüfung zu unterziehen. Nun Trejen wir aber in der „Banater Deutschen Zeitung“, dass das in Temesvar erieinende ungarische Blatt „Tee me3pvari Hirlap“ noch immer fortfährt, nut nur Die jegige Regierung in Deutschland zu bekämpfen, sondern auch das Ansehen und die Ehre des deutschen Wortes systematisch herabzujegen. Unsfer Schweizerblatt führt mit begreiflicher Entrüstung einen Aufsah das „TI. 9.” vom 7. d. M. an, in welchem die deutsche Revolution mit einer wahrhaft widerlichen Phantasie unter den Gesichtspunkt der Sexualität, ja sogar der Homosexualität gestellt wird. Wir sehen davon ab, auf Diesen eselhaften Erguf näher einzugehen. Dass die Schriftleitung des „IT. 9.“ schwerlich einbildet, mit ihren Ausführungen irgendeinen Eindruck auf die Deutschen Nationalsozialisten zu machen, läge die Frage nahe, wozu eigentlich die Drudersschwärze für solche Auflage mißbraucht wird? Ein Blatt, das ernst genommen werden will, müßte si dafür zu gut sein, bloß schiwarzer Galle als Abflussanal zu dienen. Aber auch eine andere Frage wird uns doch den Auftag des „TI. 9." nahegerüdt. Vor einigen Monaten sind uns, wie erinnerl ich, vom Klausenburger ungaiicher Blatt „Ellenzet” heftige Vorwürfe gemacht worden, weil wir in dem Konflikt Prof. Dr. Jakob Breyers im ungarischen Abgeordnetenhause für ihn Stellung genommen hatten. Dabei konnte niemand behaupten, daß Diese Stellungnahme in einer für das Magyarentum beleidigenden Weise oder gar unter Schmähungen Ungarns erfolgt sei. Teogdem fühlte sich, das erwähnte Blatt veranlaßt, unsere Betrachtungen über den Fall als eine Kränkung des Ungartums nir nur im Mutterlande, sondern auch in Siebenbürgen zurückuweisen. Die Angelegenheit it Damals durch unsere Ninzigstellungen in einer Weise geklärt worden, das, wie wir hoffen wollen, „Ellenzer“ das Mißverständnis ernannt hat, dem er zum Opfer gefallen war. An diesen Vorfall müssen wir jest undwill fürlich denken. Was hätten unsere ungarischen Mitbürger gesagt, wenn wir in auch nur annähernd ähnlicher Weise wie jest „I. 9.“ ihr Mutterkand mit Umrat übergossen hätten? Sie hätten es genig nicht versäumt, die Angelegenheit bis in ihre politischen Organisationen zu tragen, um von unsreiem ganzen Ball dafür Genugtuung zu derelangen. Nun liegen ja freilich die Verhältnisse fest etwas anders. Wenn unser Blatt oder ein anderes als Organ der sächsischen oder gesamtdeutschen Volksgemeinschaft Rumäniens anzusehende Zeitung etwas schreibt, so kann man gern. mit einigem Recht — sofern es si um irgendeine Angelegenheit von größerer Bedeutung handelt — das gesamte Sachsentum oder Deutschtum des Landes Dafür mitverantwortli machen. Würde jedoch — wir nehmen den Fall an — irgendein anderes in deutscher Sprache erscheinendes Blatt, etwa ein sozialdemokratisches Organ in Temesvar oder Ezernowi oder eine der ebenfalls deutsch geschriebenen zionistischen Zeitungen in der Bulowina, die Ehre und das Ansehen Ungarns in ähnlicher Weise zu bejubeln tradeten, wie dies „TI. 9." Deutschland gegenüber getan hat, so künnten wir Deutschen dafür nicht perantiwortig gemacht werden und würden ung beranlaßt sehen, von dem betreffenden Blatt mit aller Entschiedenheit abzurüden. Bei der ungarischen Presse des Landes steht 3 nun, so, da man im gegebenen Fall in der Regel nicht weiß, ob man es mit einem Organ der ungarischen Volksgemeinschaft zu tun hat, das Anschauungen und einer unserer ungarischen Mitbürger vermittelt, oder mit einem solchen, das sich zufällig der ungarischen Spaate dient. Wir sind daher auf weit davon entfernt, für den Unflat des „TI. 9." wiisere ungarischen Mit- Bürger verantwortli” zu machen. Da aber, wir wir wissen, ‚das in Frage stehende Temesparer Blatt gelegentlich, auch für die Interessen der Dortigen Ungarn eintritt — ob auf deren Wunsch oder nur als ungebetener Anwalt, wissen wir nicht —, würde es allerdings zur Vermeidung von Misverständnissen und Mißhelligkeiten zwischen den Durch eine nicht zu leugnende Schichtalsgemeinschaft verbundenen völkischen Minderheiten dienen, wenn die zuständigen Stellen der ungarischen OOrganisation des Landes Darüber Klarheit beschiaffen wollten, ob sie si mit Aufjagen wie dem des „IT. 9." identifizieren oder nicht. des Die Deutsche Neidsaktion gegen Hunger und Kälte Ein großzügiger Plan und feizte wohlerwogene Durchführung . Berlin, 13. September. Das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, dem der Reichskanzler vor einigen Monaten die Bekämpfung der Winternot überbunden hatte, empfing heute nachmittag den Reichskanzler, die Sorgen der Behörden und Verbände sowie viele Pressevertreter zwecs Darlegung der festgelegten Pläne. Zunächst sprach Staatssekretär Funf des genanneten Ministeriums, zugleich Reichspressechef, zu den Versammelten: „Mein Führer! Meine Herren! Der Reichenkanzler hat den Kampf gegen Hunger und Kälte dem Heichsministerium i. B. u. ®. übergeben, mit der Weh fung, daß im kommenden Winter seinen Hungernden und seinen Frierenden geben dürfe. Das Ministerium hat in wahrhaft sozialem Pilotgefühl die Pläne entworfen und vorbereitet. Secr Reichsminister Goebbels wird sie nun in den Hauptzügen darlegen.“ Goebbels Blan darauf ergriff Reichsminister Dr. Josef Goebbels das Wort und führte u. a. folgendes aus: „Mein Führer! Meine Herren! “$ it als erstem Schritt seiner Bemühungen dem Herrn Reichskanzler gelungen, die Zahl der Arbeitlosen um 2 Millionen Köpfe zu senfen. Was menschenmöglich war, i getan worden in tatkräftiger Unterftügung aller Wolfskreise die alten Mittel reichen nur mehr aus; neue Mittel miüssen heran. Die bisherige Arbeitlosenverminderung hat ihre psychologische Bedeutung beibehalten und Das Vertrauen zum Staat ist wieder gekührt. Der Erfolg gibt neuen Mut zu neuen Plänen. Von drei Etappen ist die erste nahezu vollendet; sie bestand in der erwähnten Wxrbeitlosensendung um 2 Millionen bis Herbst. Die zweite Etappe folgt jeit: Selthaltung des Erfolges durch den Winter. die dritte Etappe im kommenden Frühjahr besteht in neuem Abegriff auf die Arbeitlosigkeit. Millionen Arbeitsoser bleiben auch im Winter übrig; sie werden dem Elend nicht überlassen. Ein grandioses Hilfswerk wird ihnen ohne allzugroße Not über den Winter hinüberhelfen. Im Gegentage zu früher gibt es recht feine private Fürsorge und seine Barmherzige Zeitweise, sondern eine Regierungsaktion, der alle öffentlichen Organe des Staates und der Partei folgen. Wir führen den sozialen Titel nicht umsonst. Grundjach: Das Viert ist Sade des ganzen Volkes und niemand darf sich ausschließen. Teutschland wartet nicht auf fremde Hilfe, sondern hilft ich selbst. Die ganze Nation lest sich zum Ziele, Daß niemand Hungere und friere. Damit verbinden wir die völkische und die christliche Idee. Das Hilfswerf erfordert einen großen Geldumfag, daher sauberste Vernwaltunsammethioden; Bereicherungen unterliegen strengster Strafe. So den ersten Sonntag jedes Monats erfolgen betonterers große Sammlungen. Das Mättageisen jedes Deutschen besteht an diesem Tage aus einem Eintopfgericht im Werte von 50 Pfennig und die Ersparnisse der Einzelnen fliegen in die Hilfskasse. Wir beiweisen Damit, dass wir auch anderes verstehen als Feste feiern.” Der Minister schilderte dann eingehend die Anteilnahme der Landes, Provinzial, aus, Kreis und Ortsbehörden, dazu der Reichsministerien, preußischer Minister, Reichsstatthalter, dann der nf. Gauleitungen, die ss mit den Wochensammlungen befassen, zujährigen Aktionen zu den bisherigen Wohlfahrtaktionen. Dazu kommen die Propagandastellen des leitenden Ministeriums. Zu untersrügen sind zuersst Kinderreiche, lange Arbeitlose und Kranke. Die erste Parole lautet: „Koctopf und Ofen!" Die Sammlungsergebnisse werden bekanntgegeben. Sie erstrecken sich besonders auf Lebensmittel, Heizstoffe und Kleider, dann Geld. Sie erfassen den Bauern bei der Ernte. Zu den Geldsammlungen tragen die Beamten in gestaffelten Abzügen bei; Arbeiter geben etwa den Ertrag einer Arbeitstunde, Schedinhaber Llassen Beträge abschreiben. Von Tür zu Tür und auf den Strafen arbeiten Sammler mit “sammelbüchsen. Besondere Briefmarken, Lotterieveranstaltungen, Ansichtspostkarten tragen ihr Teil bei. Eifrige Spender erhalten Blaserten mit den Worten: „Wir helfen”, die an den Wohnungstüren und als tragbare Abzeichen zeitweilig von weiteren Sammlungen entheben; ihre Farbe wechselt monatlich. Große Bedeutung hat der Speisfungdienst. Maffenspeisungen erfolgen nur für Leute ohne Eigenherd. Freitiiche sind erwünscht. Kohlen sollen zwischen ein bis zwei Zentner gegeben werden. Besondere Mairegeln sind für die Jugend vorgesehen, darunter Räume zur Erledigung der Schulaufgaben. Auch die Zerstreuung wid nicht vergessen, indem Spertarten für Theater, Konzerte, Kinos verwendet werden. Die Reichsbahn hat Freitransporte gewährt. Zur Sammlung und Verteilung stehen alle Transportmittel, auf Feuerwehr, nl. Motortorps, IT um, zur Verfügung. Stürmischer Beifall folgte. Doch verftummte er rasch, als der Reichskanzler sprechen wollte. Hitlers Standpunkt: „Viele Sahre Haben wir im Innern gegen den Gedanken der internationalen marrstreichen Solidarität gelämpft. Wir haben in dieser Re