Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1934. September (Jahrgang 61, nr. 18412-18437)
1934-09-15 / nr. 18424
ae Aı Taxele plä‚äte in numäar ord. Dir. ‚Gen. P. T.T. 223720/926 Allgemeine Volkszeitung für das Deutschtum in Rumänien Ei Schriftleitung: Hermannstadt Honterusgasse Ar. 11 Fernsprecher Ar. I und Nr. 130 — Verwaltung: Königin Maria Strage Ar. 3 Fernsprecher Ar. 237 — Bezugspreis für einen Monat in Hermannstadt ohne Zustellung 90 Lei; mit Zustellung 100 Lei; mit Bollversendung im Inland 109 Lei; und Ausland 150 Lei; Einzelnummer 5 Lei Pr. 18424 Hermannstadt, Sonnabend den 15. September 1934 61. Jahrgang N" Der Ausnahmszustand verlängert Der Ministerrat einigt ich auf weitere sechs Monate.Der Beamtenabbau noch strittig Bukarest, 13. September. Der heute abgehaltene Ministerrat galt in der Hauptsache Der Beichlußfassung über das Schiesal Des Ausnahmszustandes Er hat mit dem Entschluß zur Verlängerung für weitere sechs Monate geendet. Wie man vernimmt, ist es dazuı jedoch nur glatt geflommen. Einige Mitglieder der Sie gierung stellten sie auf Den Standpunkt, daß man dem Wunsche des Parteivorsigenden Diru Bratianı entgegenkommen solle, und daß man vielleicht ein Komspromig in dieser Angelegenheit schließen konnte , gab eine längere Auseinanderlegung. Der Meinisterpräsident stellte sich jedoch auf den Standpunkt, daß hödhite Staatsinteressen die Weiterbehaltung des Ausnahmsregimes erforderten. Tatarescu ließ sich nur herbei, den Belagerungszustand auf jene Orte zu beschränken, in denen er ihn als unbedingt notwendig bezeichnete. Die Zensur jedoch forderte er für das ganze Land Auf diese Lösung einigte sich schließlich der Ministerrat und fachte das entsprechende Protokoll ab. Das alle mitunterzeichhneten. In der morgigen Audienz Tatarescus wird nun der Beichluß im Verein mit dem zu unterzeichnenden Dekvet dem König unterbreitet werden. Die Verlängerung tritt automatisch mit Freitag in Kraft, da an diesem Tag die alte Frist des Ausnahmszustandes abläuft. Eingang Schörte der Ministerrat noch den Bericht Tarsavescus über seine Bselgradser Reise,mit der sich der Ministerpräsident vollkommen zufrieden erklärte. Anschließend um die Erledigung der Fmgedestlagern·ngszustandes wurde der Beamtenabbau verhandelt.Die Mitglieder der Regierung waren sich darin einig,daß die Zahl der Beamten ehestens herabgesetzt werden müsse und beschlossen daher,daß bis Montagabend bei jedem Zentralamt die endgültige Uebersicht über die abzubrausenden Kräfte zusammengestellt werde. Diese Listen sollen dem nächsten Ministerrat vorliegen der den notwendigen Ausgleich vornehmen wird, damit nur bei einzelnen Wertern allzu umfangreiche Entlassungen vorgenommen werden, während bei anderen Begünstigungen eintreten. Dieser Ministerrat findet Dienstag den 18. September statt und wird ausschließlich der Beamtenfrage gelten. Die amtliche Mitteilung über den heute abgehaltenen Ministerrat besagt bloß, daß die Berichte des ‚Samenministers und des Justizministers in Verhandlung genommen und sodann die Aufrechterhaltung des Aushuszustandes für weitere je Monate mit einer „Beschränkung auf die großen Städte Bularest, Klausen- Galat Sany, sowie das ganze Prahovatal, als Hauptindustriegebiet, beschlossen wurde. “ er - „An die Herren Europäer!“ von Dr. Baul Rohrbady Eine japanifhe Brofchiive „Japan ge Europa”, Die mehrere Auffäse aus der großen japanischen Ei enthält und fest auch in Europa (englisch) verbreitet wird, gibt interessante Aufschlüsse über die Stimmung der Japaner bei ihrer gegenwärtigen Ausfuhroffensive auf dem Weltmarkt und über die Größe ihrer Erfolge. Das Selbstgefühl, das aus diesen Artikeln pri, ist außerordentlich. So heißt && 3. B.: „An die Herren Europäer! ° Der ‚größte Teil Der Europäer, auch, diejenigen der höchsten Kreise der Politik und Finanz, fennen die wahre Macht und Leistungsfähigkeit des heutigen Kaiserreichs Japan nicht Das Reic der aufgehenden Sonne zählt Heute 70 Millionen Einwohner. Dazu kommen 20 Millionen in Korea und 35 Millionen in der Mandschurei und Sehol, im ganzen 125 Millionen, also mehr, als in u. ©. W., Rußland oder England.“Bezeichnenderweise wird hier die Mandigurei ohne weiteres zu Japan gerechnet, obwohl sie ja angeblich ein völkerrechtlich unabhängiges Kaiserreich Mandigus fuo sein soll. Auch sonst ist die Statistik anfechtbar; die Zahlen sind im ganzen für den japanischen Machtbereic um 7 bis Millionen zu groß. Auch haben die Vereinigten ehe bm Sowjetunion Bee - Mi»landzwennnmm wie selbstverständlich pfeine Dominien und überseeischen Besitzungen hinzurechnet Nach dieser etwas großsprechserischen Einleitung wird den Europäern (ausdrücklich genannt werden nur die Engländer) vorgehalten, sie hätten ji einen bequemen Lebensstandard zugelegt und glaubten nun ein Recht darauf zu haben, daß die Weltmarktpreise stets auf einer Höhe blieben, die diesem Anspruch Rechnung trägt; alle Handelsbasis aber bestehe darin, zu niedrigen Preisen zu verkaufen, und da das Kaufvermögen der meisten Länder der Welt gering sei, so misse man die Tendenz der japanischen Industrie, ihre Preise niedrig zu halten, dem humanen Standpunkt (!) an für nützlicher Ansehen, als das englische Bestreben, die hohen Preise beizubehalten. Wenn Japan vielen Millionen in Asien, Afrika und Südamerika, die ein mehr als bescheidenes Leben führen, baummollene Gewebe um die Hälfte oder zwei Drittel billiger Tiefern föünne, als Europa — sei es dann, nicht eine ungerechtfertigte Bemutung, daß Diese armen Verbraucher um Des Lebensstandards der europäischen Arbeiter rund um der Gewinne der europäischen Unternehmer minlien, ihren Bedarf so hoch überzahlen sollen? An Ddiese Begründung schließt sich ein Protest gegen den Vorwurf, die japanische Industrie zahle Hunmerlöhne; die Löhne in Japan entsprächen den Besdürfnissen der japanischen Arbeiter, und diese könnten sogar noch Sparkasseneinlagen von ihrem Verdienst machen. Die Europäer bekommen die Lehre, e83 wäre ihnen nüßlicher, wenn sie ji statt über die japanische Konkurrenz zu sagen, eine „weniger flemlich europäische Weltanschauung zulegten, die Rivalität zwischen Frankreich und Deutschland. Die Probleme am Ballfan uf. beschäftigten „weder uns Asiaten, no die Amerikaner, no Afrikaner! Lehrreich ist es, Die Preise für einige Waren japanischer und englischer Herkunft zu vergleichen, die ein Japaner in London nach seiner Angabe probenweise in großen Kaufhäusern eingetauft hat. Sie verhalten sich die Tennissguhe wie 1:2,3, für elektrische Lampen wie 1:2,5, für Wasen aus Glas, Seidenkrepp und baumwollene Strümpfe wie 1:3, für Fahrradbereifung wie 1:75. Dabei lasten auf den Preisen für Die japanische Ware noch die Frachtloften und der engliige Einfuhrzall! Ich Kann diese Verhältnisse nach meinen eignen Erfahrungen in Niederländisch- und Britisglandien, Ditafrifa und Kamerun nur bestätigen. Ein japanisches Fahrrad kostete z.B. im vorigen Jahr in Daressalam nur ein englisches Pfund, nach Damaligem Kurse rund 600 Xei. Nach den Angaben der Broschre hat Japan im Jahre 1932 an Geweben 2,03 Milliarden Yards erenztiert, aenen 2,2 Milliarden Yards engliischer Tertil ausfuhr. Im Export nach Indien z. B. hat Japan mit 643 Millionen Yards England, das nur 600 Millionen Yards an die Inder verkaufte, Jon geschlagen. Den gewaltigsten Sortschritt hat Die japanische Kunstseidenindustrie gemacht. Hierfür werden fat. unglaubliche Gewinnziffern angegeben, die bei den fünf unwichtigsten Gesellschaften im legten Jahr von 32 vdl. 9. bis 97 vdl. 9. des Kapitals betragen haben sollen. Sehr energisch wird der Meinung uwidersprochen, der Vorteil Japans beruhe nur auf der Entwertung des Den. Bei Geweben, heißt es, stehten im Rähstoff, der zu internationalen Preisen eingelauft werden muß, 60 d. H. in der Fabrikation und den Generalspesen Die übrigen 40 9. H. der Kosten. Nur bei diesem festerem Teil käme der Einflus des niedrigen Kurses des Yen vorteilhaft zur Geltung. Von der japanischen Gesamtausfuhr gehen 32 dv. 9. nach Britisch-S Indien, 17 v. H. nach Niederländisch-Indien, je 9 v.. 9. nach China und Aegypten, je 8 v. 9. nach Südamerika und Afrika, 5 v. H. nach Der Mandschurei, je 4 dv. H. nach der Malayischen Halbinsel, 2 v. 9. nach der Türkei und 6 dv. 9. nach Gesamteuropa. Der Japaner zieht daraus den Schluß, das selbst wenn Die europäischen Nationen die japanischen Waren vollständig boykottieren wollten. Damit nur 6 dw. 9. der Gesamtausfuhr Japans verloren gehen würden. Und dann kommt die Drohung: Wollen Die Europäer eine Gegenoffensive gegen das Vordringen der japanischen Ware untermehmen, so verteuern sie damit allen Interessenten an billiger Ware das Leben, und das werden si, die Wölker nicht gefallen Lassen. Japan habe ji das Ziel gefest zu bescheidenen und ‚dem Käufer vorteilhaften Preisen zu bekaufen, und dies Biel werde es unverrückt verfolgen. Covier über den Inhalt der japanischen Veröffentung Es ist sicher eindrucksvoll, nur vermißt man ‚dabei auf der japanischen Seite Die so naheliegende Erwägung, die einmal ein Engländer, als der Deutsche, industrielle Wettbewerb für England empfindlich zu werden anfing, in die bekannten Worte Feidete: Völker haben Jahrzehnte lang um eine Stadt oder ein Feines Gebiet gekämpft, werden sie nicht kämpfen, wenn es um einen Handelswert von so und so viel Milliarden geht? Gerade weil die japanische Konkurrenz Die Interustrien Europas und Amerikas so weitgehend unterbietet und damit aus dem Felde schlägt, werden Die geschädigten Nationen, wenn die Entwicklung noch lange so fortgeht, sich überreaen, ob sie sich auf: Diese Weise endgültig bei lebendigen Leibe auffreisen lassen sollen. . Einer Koalition der übrigen großen Industriestaaten wäre Japan in seinem Falle gewachsen. Man hat zwar von den Engländern früher gesagt, sie würden esst fartblütig überlegen, ob sie lieber versuchen würden, zusammen mit Japan die amerikanische, oder zusammen mit Amerika die japanische Konkurrenz aus der Welt zu schaffen, aber inzwischen haben ich die Verhältnisse da jo gestaltet, da im Ernstfall keine englische Wahlfreiheit mehr besteht. Das Ergebnis der nationalzaranistischen Tagung Die Vorbereitung des neuen Programmes — Wehrung der Wirkungskreise und Verbot der Sondergruppen — Gegen die Regierung Bukarest, 13. September. Ueber die Parteiberatungen der Nationalzaranisten wurde eine zusammenfassende Mitteilung ausgegeben, in der es heißt, daß der Vollzugsausscug in seinen Beratungen vom 9. bis 12. September folgende Beschlüsse gefakt habe: Es werden die Vorbereitungsarbeiten des Studienkreises und der Berichterstatter, die mit dem ständigen Ausschug zur Abspaltung eines neuen Parteiprogrammes zusammengewirkt haben, zur Kenntnis genommen und den Besteiligten der Dank für ihre Tätigkeit ausgesprochen. Der Vollzugsausflug wird sich in seiner nächsten Zusammenkrnft mit dem Programmentwurf befassen, um ihn dann dem Landestag der Partei zur Annahme zu unterbreiten. Hinsichtlich der Negtierungsmethoden erklärt si der Ausschuß mit den programmatischen und taklichen Richtlinien des Vorjigenden einverstanden und billigt sein bisheriges Vorgehen, ihn zugleich für Die Zukunft seines vollen Vertrauens versichernd. Wnrch alle Beischlüsse und Handlungen des ständigen Augenschusses werden derart nachträglich bestätigt. Es wird ausgesprochen, daß über identogische Probleme, über das Programm und die allgemeine Parteitaftf der Landestag im grossen, der Vollzugsausscug und der ständige Aussiht im einzelnen, zu entscheiden haben. Die Provinzverbände haben ich, mit den Sonderfragen ihrer Gegenden, mit Ordnungsangelegenheiten und mit der inneren Parteizucht zu befassen. Keine Bildung politischer Gruppen, außerhalb der in den Lasungen vorge