Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1940. September (Jahrgang 67, nr. 20233-20262)

1940-09-01 / nr. 20233

Seite 2 — Nr. 20233 Der Schiedssprung (Sortiegung von Seite 1) gen. bietet Deutschland den kleinen BBäl­­fern tatsächlich jede Sicherheit und vollen Schuß vor allen Abenteuern. Das Dritte Neid­ ist eine Macht, die ganz auf sie gestellt und ohne jede fremde Hilfe bestehen kann, und, wie es der­ Verlauf Dieses Krieges be­weist, jeden Feind Der es anfällt, zu vernichten vermag. Deutschland ist Durchhaus nicht darauf angewiesen, die kleinen Staaten — so mie Die Westmächte es taten — dur eine dem Genfer System ähnliche Konstruktion zu Hilfspölfern zu machen, die ihm seine Kriege führen sollen, und sie zugleich mit dem ganzen Nijifo einer solchen Gefolgschaft zu be­­lasten. Im Gegenteil: das Neid vermag mit seiner eigenen militärischen Kraft alle kleinen Völker zu scirmen, die si unter seinen Schub begeben haben, und ihnen im Verein mit Italien einen wirtschaftlichen Aufschwung sowie eine friedliche Kulturarbeit für Jahr­­hunderte zu sichern. An Stelle der schweren, auch in den besten Tagen neu aufgetauchten Bedrohungen für das Land, jn der Ge­fahr einer völligen Auflösung des Staates, wie es in der Begründung der Radar- Agentur heißt, ist nunmehr die Sicherheit getreten. Die großen militärischen­­ Rüstungen und Aufwendungen der rechten Jahre, die Das Land unerträglich sc­­wer belastet haben, sind nicht mehr notwendig. Rumänien kann nun, wie es in dem offiziellen Bericht heißt, endlich zur Abrüstung schreiten. Es kann damit seinen Söhnen endlich wieder die Heimkehr in den Kreis ihrer Familien zu geord­­neter aufbauender Arbeit ermöglichen und so der arg zerrütteten Wirtschaft aufhelfen. Der nächsten Zeit des Weberganges und der damit verbundenen Sch­wierig­­keiten, die ji im Falle solcher U­mwälzungen selbstver­­ständlich ergeben, wird es eine Zeit des Aufbauens mit unweitesten Berspektiven anschließen. Auch wir Deutsche in Rumänien haben Opfer zu bringen. Wir wollen es nicht versch­weigen, wie bitter es für uns ist, von unseren Boltusge­­nossen im Nönnergau, von den altehrwürdigen sächsischen Städten Bittung und Sächsisch-Negen, von den vielen schönen­ Gemeinden jenes Gebietes, von all dem, mit dem und eine vielhundertjährige Geschichte ver­­bindet, mım durch eine Staatsgrenze getrennt zu sein. Die V­ol­sgruppe der Deutschen in R­umänien verliert. Durc diese Abtrennung einen wertvollen Teil ihres bis­­herigen Ganzen und der alte Stamm der Siebenbürger Sachen, der auf eine stolze, in Not und Leid, in Tür­­k­enfliegen und Hungersnot, im Kampf für Deutsche, Art und ‚deutsches Necht zusammengeschweißte gemein­­­same Boltsgeschichte zurückblicht, fan­gt nicht Teiten Mutes über eine solche Trennung Hinwegregen. Die Berschneidung "all: der “überlieferten­ Bande, die uns mit jenen Boltsgenossen verbanden, ergreift uns mit ihren ganzen Ernst. Und dennoch müssen wir bereit sein, Dieses Opfer auf uns zu nehmen. So teuer uns jene überlieferte Einheit auch, ist, wir müssen mit der gleichen Offenheit, mit der wir unseren Schmerz des Emden, auch unser unbeirrbares Bed­nnk­nis des Vertrauens in die Führung un­­seres Ddeutsjchen Balles gerade in dieser Stunde erneuen. Wir haben uns bei Festlichkeiten und im innerwelfi­­schen Kampf gegenseitig so oft mit Beteuerungen zu überbieten versucht, wenn gute Deutsche und Na­­tionalssozialisten wir sind, und daß wir, fomme, was da kommen mag, an diesem Bek­nntnis festhal­­ten wollen. Nun gilt es, uns zu bewähren und zu bereiten,­­daß fjolde Bereicherungen nir hohle Phrasen waren. Die Erstiehung der gesamtdeutschen Bolfsgemeinschaft. Die Schaffung der deutschen Einheit der Adolf Hitler in ihrer w­mnderbaren, uns alle umfassenden Größe, wie sie unsere Vorfahren nicht einmal erträumt haben, verpflichtet ung zu neuen Wertungen. Mögen noch so viele Staatsgrenzen zwischen ung und unseren Brü­­dern liegen, an die ung eine jahrhundertealte Einheit band; wir bleiben noch weiterhin in einer einzigen großen Gemeinschaft vereint, in der wir diese Verbundenheit in einem höheren Sinne­­ empfinden und beweisen künnen als jemals zuvor. Denn das den Deutschen mit dem Deutschen vereinende Band der nationalsozialistischen V­ol­sgemeinschaft ist über alle früheren und neuen Staatsgrenzen hinweg noch stärker, d­auernder und wohl auch tatsächlich wirksamer, als es all die Treue unserer V­orpäter zu unseren Stammesgenossen in vergangenen Jahrzehnten oder Jahrhunderten sein konnte, da im Grunde genommen Hermannstadt von Bittrng weiter lag, als heute beide zusammen von Berlin, von Berchtesgaden, Weimar und Potsdam. Wir nehmen von unseren Volksgenossen Des Nönner­­gaues nicht Abschied. Eine neue Seit, die Die Staa­­ten umgestaltet, die einen ganzen Erbdteil erneuert, das Antliz der Welt umprägt und einen unerhörten Ums­pruc; alles Gewesenen bedeutet, Hat eben auch an die Pforten unserer Heimat gepocht. Mitehrwürdiges und V­ertrautes müssen wir opfern, um uns dieser großen Zeit und ihrer Aufgaben wert zu ermeisen. Wie ge­­ring ist das Opfer, das uns zugemutet wird gegenüber dem, was unsere volfsdeutschen Brüder in anderen Teilen der Welt an Gut und Blut für die Deutsche Revolution hingeben mußten. Wie wenig an Beweisen unserer Gefolgtschaftstreue wird von uns verlangt, im Vergleich zu dem, was uns Tausende junger Deutscher Siebenbürgis—Deutsches Tageblat. ‘ Sonntag, 1. September 1940 Sagung des Kronrates (Für einen Teil unserer Auflage wiederholt) Verlautbarung Nr. 88 des Hofmarschallamtes: In der Nacht vom 30. zum 31. August tagte der Kronrat unter dem hohen Vorsit­z. M. des Königs, im Königs­en Palast: 1. Der rumänische Gesandte in Berlin erstattete Bericht Über den Verlauf der Wiener Besprechungen sowie über die Entscheidung des Schiedsspruches. 2. Der Ministerpräsident gab die von Deutschland und Italien­­ übernommene Garantie für die Unverleg­­bare Einheit des rumänischen Staates bekannt. € nahmen teil: Ministerpräsident Ingenieur Jon Gigurtu, die Kron­­räte Batriac­h Nicodem Munteanu, General A. Bai­­totanu, Alexandru Baida-Boevod, George G. Mirce­­nescu, Professor Nicolae Zorga, Dr. Konstantin An­­­gelescu, Gheorahe Tatarescu, Constantin Argetoianu, Generaladjutant Ernest Baliff, Professsor Mierandru E&. Buza, Bih­or Antonesceu, die Metropoliten Nicolae Balan und Niculeseu. Die Minister: Arbeitsminister Stan Ghigesceuu, Verkehrsminister Ingenieur Ion Mas­covei, Innenminister General David Popescu, Minister für Landesverteidigung General EC. Niculeseu, Minister für Luftfahrt und Marine Kontreadmiral Nicolae Pais, Gesundhei­sminister Dr. B. Gomoiu, P­ropagandam­ini­­ster Nihifor Crainie, Erziehungsminister Professor Caracoviten, Justizminister Ion B. Gruia, Heeresauss­tüstungsminister Ingenieure M. Pribotanu, Kultusminis­­ter Radu Budisteanu. Ferner nahmen teil: Iulius Mantu, Generaladjutant Mihail, stellvertretender Minis­­terpräsident und Gheorghe Bratianu. Rumäniens Gründe zur Annahme des Schiedsspruches Kador schreibt zum Kronratsbeschluß folgendes: Der Besschluß des in der Nacht pom. 29. auf den 30. August abgehaltenen Kronrates den Schiedsspruch der Achjenmächte zu den rumänisch-ungarischen Verhand­­lungen anzunehmen, wurde „ unter außergewöhnlich s­chweren Umständen gefaßt." Die Wiener Konferenz, die der Initiative Deutschlands und Italiens entsprang, die beide an der Aufrechterhaltung des­ Friedens in Südosteuropa interessiert sind, entwickelte sich unter Umständen, die Rumänien zwangen zwischen der Rettung seines politischen Fortbestan­­des und der Möglichkeit seines Verschwindens zu wählen. .­­Die Kriegsdrohung von Seiten unserer Feinde soiwie die Unmöglichkeit der deutschen und italienischen Außen­minister, länger als zwei Tage bei der Konferenz in Wien zu bleiben, bestimmten Rumänien, sich in­ aller­­fürzester Zeit zu entscheiden. Die Annahme des Schieds­­spruches, die die Lösung des rumänisch - ungarischen Gegenzuges völlig in die Hände der Achse regte, bei­­ Rumänien als Gegenleistung von Deutschland und Ital­­ien Die ansprüchliche Garantie unserer Grenzen gegenüber aller unserer Nabarı. Nach Prüfung aller Möglichkeiten mußte der Kronrat umso mehr zum einzigen günstigen Schluß, d. h. zur Annahme, des­ Schiensspruches der Acdlfe kommen, als sich Rumänien in diesem Augenblick "völlig Mu­tiert zwischen Feinden. befand. Das gesamte System auf das sich die Außenpolitik der Demokratien gründete, it in ganz Europa zusam­­­­­­mengebrochen. Unter diesen Umständen war die einzig weite Haltung, ung an die Politik der Achse anzuschlie­­ßen und alle Folgen zu tragen, die sich aus dieser neuen Konstellation ergeben und denen gegenüber es eine günstigere nicht gibt. Unsere Verluste sind von erschüt­­ternder Schmerzhaftigkeit, aber Die uns gewährte Garantie ist Dafür von vitaler Bedeutung für Den Bestand des rumäni­­schen Staates in einer Zeit. Da so viele andere Staaten versc­hwinden, wie wenn sie nicht ges­­wesen wären. Indem dank dieser Garantie unserer Grenzen ges­­währleistet werden, wird Rumänien im Innern sein normales Leben wieder aufnehmen können und ume gehend zur Abrüstung schreiten. So schmerzirch das Ergebnis des Schiedsspruches für uns auch) sein mag, was in diesem entscheidenden Augenblick unbedingt bee­rüch­tigt werden muß, it die Wahrung des Staatsdaseins und die einhellige Ge­­schlossenheit um den Thron, der dieses sym­­bolisiert und ohne den große Hoffinung auf die Zukunft nit bestünde. Alle öffentlichen Veranstal­­tungen eingestellt Lazarest, 31. August. Alle öffentlichen Belustigun­­gen, Theater, Lichtspielvorführungen, Sportveranstal­­tungen und musikalische Darbietungen wurden bis auf weiteres eingestellt. \ Soldaten vorlebten, die ohne zu rechten und zu fra­­gen ihre Leben für Bolf und Führer geopfert haben, als der Ruf an sie erging ! AU Das, was heute in einem neuen Zeitalter der Weltgeschichte neu gestaltet wird, kann nit aus dem Gesichtswinter eines einzelnen Siedlungsgebietes und dessen Gefühlswelt gewogen werden. Er erhält seine Rechtfertigung aus den ganz großen Zusammenhängen, aus denen er ji zwangsläufig ergibt, aus dem einmali­­gen großen Bier, das der Führer aller Deutschen seinem ganzen Bolf gemiejen hat. Wir sind nicht vergei­sen worden. Gelbst in den Karlsburger Beschlüssen, die nach dem Abkom­­men zwischen der Neidigregierung und der Regierung Rumäniens bezüglich unserer Bollsgruppe eine der Grundlagen des weiteren Ausbaus unserer Stellung bedeuten, heißt es schon im ersten Punkt, daß die Na­­tionalversammlung der Rumänen allen mitbewohnen­­den Böltern die volle nationale Freiheit ver­kündet. „Jedes Volk wird den Unterricht, die Ber­­waltung und Rechtspflege in seiner eige­­nen Sprache und auch Individuen aus seiner eige­­nen Mitte haben“, und jedes Bolf wird das Net der Vertretung in Den gejeggebenden Körperschaf­­ten und in der Negierung im Verhältnis zu seiner Zahl haben“. Auf dieser Grundlage sollen, wie in einer Deutschen Meldung ausgeführt wird, die For­­derungen die unsere Volksgruppe schon lange erhoben und erst neuerlich für einige dringende Fragen kon­­frezisiert hat, Erfüllung finden. Die Neuordnun­­gen werden im Geiste eines natio­nalsozialistis­­chen Bolfsgruppenrechtes erfolgen müssen, das js als selbstverständliche Schlußfolgerung aus der nationalsozialistischen Weltanschauung gleicht wie aus der Stellung des Gesamtdeutschtums im neuen Europa ergibt. So wichtig der Wiener Schiedsspruch auch für ung­u­t, so wollen wir do nit außer at lassen, daß er ji auf die Beilegung des Streitfalles zwischen zwei Staaten bezog. Unabhängig von Dieser Grenz­ziehung aber ist die neue Lebensordnung des deutschen Bolfes und seiner V­olfsgrup­­pen.. Es ist ein Augenblid in unsere Heimatgeschichte gekommen, in dem eine achthundertjährige Entwicklung eine Zensur erfährt; im Bewußtsein der großen Deut­­schen Gegenwart aber richten wir erhobenen Hauptes unsere Blide auf die kommenden Jahrhunderte. ! Die Zahl der Deutschen in Rumänien Die verfügbaren amtlichen Zahlen sind — teils ge­wollt, teils ungewollt — alle mehr oder weniger UN« genau. Wir haben sie aber in meinem Landesamt gegeneinander abgewogen und mit den Ergebnissen von Selbstzählungen und Selbsteinträgungen verglichen und so für die einzelnen Gaue folgende Zahlen erhalten: Altreich 35.000 Banat 280.000 Bessarabien 89.000 Buchenland 78.000 Dobrudscha 13.000 Sathmar 47.000 Siebenbürgen 260.000 zusammen 802.000 Davon fallen nun weg die Deutschen aus Bessarabien 89.000 zus­ammen 206.000 Demnach) verbleiben bei Rumänien 596.000 Alfred Cfjallner, Landesleiter für Statistik und Bevölkerungspolitik 28.000 47.000 Die Umsiedlungsmöglichkeiten für die Bolfsdeuts­chen in Nord­­s­iebenbürgen Berlin, 31. August. DB. Für die Angehörigen der deutschen V­olfsgruppe in Nordwiebenbürgen, die im Anschluß an den Wiener Schiedsspruchh zu Ungarn ge­langen, wurden, wie bereits für­ gemeldet, besondere Vereinbarungen getroffen, die vor allem eine Umstieds­lung in das Reic­ für D­iefe vorsehen. Die Wolfs­­deutschen, die von diesem Recht Gebrauch machen mol­len, haben ihren Antrag innerhalb einer Frist von zwei Jahren von dieser Vereinbarung an zu stellen. Bei Umsiedlung fühnen Volksdeutsche ihr be­ mwegliches Bermdögen mit sich führen Sie können umbewegliches Vermögen vor ihrer Ab­wande­­rung liquidieren und den Er­ ds ausführen, Dam. über­­messen. Einzelheiten der I Umsiedlung werden zwischen der Reichsregierung und der ungarischen Regierung festgelegt werden,

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