Tagblatt, Dezember 1925 (Jahrgang 3, nr. 273-296)

1925-12-01 / nr. 273

Seite 4. Dienstag steift sie in eine möglichst hohe Vase mit Wasser, das aber hin und twieder erneuert werden muß. Geeignet hierzu sind Die Zweige von Apfel, Kirshe, Pfirsich, dann Mandel, Flieder, Forfgthta, pontische Aza­lee und verschiedene Promenadesträucher. Sehr geeignet zum Treiben sind­­ auch Kor­nelfirsche und Seidelbast, die oft schon nach zwei Wochen blühen. Häufiges Besprigen it vorteilhaft, allzu jähe Site der Entm­ied­­lung nachteilig. Beilden zum Blühen stellt man etwas wärmer. Das Wasser in den Syazinthengläsern it öfter zu erneuern. Blühende Pflanzen stellt man fahl. Zum Treiben eingestellte Azaleen sind fleißig zu bespingen. Der Standort der Kamelien darf nicht oft gewechselt werden, am mei­nigsten, wenn sie si jchon im Blütenanrat befinden. Im Winter stelle man die Ca­­mellia in ein mäßig warmes Zimmer, das auf gleicher Wärme gehalten werden muß, damit Blätter und­ Knospen nicht abfallen. Man beachte auch, dab die Kamelien Wald­­pflanzen sind und regelmäßige Feuchtigkeit lieben. Bei Zimmerpflanzen im allgemei­­nen achte man auf das Ungeziefer, auf Blatt- und Schilfläufe. Sich entblätternde Sudisien s­chneide man zurück. Sparsam gießen; Blumentisch sauber halten! Kat­teen dürfen so gut wie nicht begossen wer­­den; Alpenveilchen werden vom Napf as befeuchtet, po«s.-F-l Tagblatt a nött 1. Dezember 1925. Nr. 278. >» 4­4-40. 56 20-20 9290-20-40 +. Beinbauern! Was habt Ihr im Monat Dezem­­ber zu tun? Bei günst­­ger Witterung können die im­ Vormonat begon­nenen Erdsarbeistens so­­wie­ Düngungsarbeiten fortgelebt und bez­endet werden. Auch das Zurichten der Nebsteden und des Stangenholzes sowie die Imprägnierungsarbeit gibt bei schlech­­ter Witterung dem vorsorglichen Wein­­bauer Fruchtbringende Tätigkeit. Weil die Schwefelkohlenstoffbehandlung gegen die Nebläuse vorläufig einzustellen ist, weil im falten Boden durchgeführt um­ dankbar, so­ sind die Einsprikapparate (Sektoren) zu zerlegen, gründlich zu reinigen und die Bestandteile mit Vaselin oder Glyzerin einzuschmieren. Wieder zu­­sammengeseßt wird der Apparat wohl verwahrt, um ihn im Vorsommer ( nach der Blüte) wieder im guten Zustand zur Hand zu haben. Auch die Peronospora- Iprigen und Schlvefler sind zu reinigen und einzuschmieren, weil hievon die Halt­­barkeit und Brauchbarkeit der Apparate abhängig ist. Bei offenem Boden Nigelarbeit beginnen­­ und ist es noch hiebei die Gräben 1 Meter breit r und 12 Meter tief auszuheben und das Srd­­fann auch die reich in möglichst rauher Oberfläche hvel­­lig) gründlich geschieht und Steine, alte Neb­­wurzeln, Quede wurzeln Ar­ i­ Bern über Winter liegen zu lassen, damit den Bernwitterungsfaktoren eine möglichst arohe­ A­ngriffsfläche geboten wird. Milan beachte stets, dab die Rigolmbsıt recht und andere und erfraut, solwie Ungeziefer aller Art (En­­gerlimgs) gesammelt und beseitigt werden. Bereitet Schnittweingärten vor, in auter, sonniger nicht in Tieflagen, two der Neif schädigen könnte! Sorget also für Wurzelreben für die Schnittweingartenanlage und beachtet stets, daß die Auswahl der Unterlagssorte ih nach der Bodenbeschaffenheit Eures Weingartenlandes zu richten hat. Suchet hat bei der nächsten Fachanstalt, damit ihr auch das richtige Unterlagsmaterial beformt, das Eurer Arbeit auch den Er­­folg sichert. Die N­iparia-Unterlagsrebe it nur­ für sehr gute, nahrungsreiche, falfarme und im Untergrund durchlässige Böden brauchbar. Die matten Lehm­­boden sowwe alle kalkreichen Böden sind mit Riparia X Berlandieri zu bereben und die schotterigen oder steinigen Böen in heißer Lage können mit Aramon X Ruperting 6 1 bepflanzt werden und nd Mourvedre X Nupestris 1202 W wird in solchen Fällen häufig verwendet. Bei Auswahl von U­nterlage Edelreis ziehe man jedenfall einen neuen Weinbau erfahrenen Fahrmann Rate! Am Weinkeller sorge man für recht­­zeitigen Abzug des Jungmweines vom Ver­leger. Besonders Weine von stark faulen Traubenmaterial sind baldigst von De­läger zu ziehen, und zwar in starf einge­­schwefelte Fässer, um dem Notbruch des Weines vorzubeugen. Stark zingelschhie,­feste Weine sind nicht für den Konsum be­­stimmt, sondern müssen erst einige Wo­­chen abliegen.­­ Damit die der Gesundheit und im zu schädliche sch­wefelige Säure (Sch­wefel­­dunst), im eine unschädliche Verbindung übergehen kann. Veriwendet ja nicht das Gelager des Mostes, das von faulen Trauben stam­mt, zur Aufbesserung des Trumfes! Auch das alte Weinlager, weil stinfend, dann niemals gute Stoffe abgeben. Weine, die zum­ Brau­mwerden (Rotbruch) neigen, erkennt man daran, daß sie­ im offenen Glas nach einiger Zeit von oben her sich braunen. Solche Weine find­­entiv,der in­ Stark geschtwefelte ,Fuffer zu bringen oder mit Natriumbisulfit zu behimdeln, und zwar 3,5 Gramm pro Heftaliter Wein. Die Fusser sind stets spundosil zu halten und wöchentlich aufzufüllen. Rein­­lichkeit im Raßgeschirr­­ so­wie in der ge­samten Kelleriwirtschaft it das Grund­prinzip des fortschrittlichen Kellecıb­ietes. Heltere Weine sind ebenfalls, wenn nötig, zu ziehen (mit wenig Ruftzutritt) und durch Schönungen und Filtrationen zu schulen, damit sie zum Frühjahrzo­rf md fertig sind. SKeulerventilationen id­ner dem Eintritt­ strenger Kälte zu fchliegen und achtet auf das Einschlaggeben bei den leeren Fäffern, damit sie nicht anlaufen (schimmeln)! Habt Ihr schon den erzeugten Treiter­­wein auf dem Faffe als solchen angeschrie­­ben sind mit dem borjchriftsm­äßigen Kreuz bezeichnet? Habt Ihr ihn beim Gemeindeamt angemeldet? Wurde der heuer erzeugte Vorrat an Bou­wein und Haustruns (Tretterwein) bei der Aken­­­steuerkommission gemeldet?­ Habt Ihr den aufgebesserten Most dem­ zuständigen Kellereiinspeftor angemeldet? Denker daran: „Ummwissenhet var dem Golek schütt nicht vor Beitrafun­g1" „A W. 8.* Weinbergslage 50 ..­­ Der Himmel im Dezember. Die dımtelsten Tage sind gekommen. Der Landmann winscht allerdings, daß es recht dunkel sei; denn eine alte Bauernregel heißt: „Je dunkler es überm Dezember­­schnee war, je mehr gibt es Segen im kom­­menden Jahr!“ Die Sonne erhebt sich zu Anfang des Monats erst 7 Uhr 42 Min., um schon 3 Uhr 56 Min. wieder zu ver­­schwinden. Am 18. Dezember geht das Ta­­gesgestirn gar erst um 8 Uhr auf und ver­­läßt uns wieder 3 Uhr 53 Min. Am 22. De­­zember, 10 Uhr vormittags, tritt die Sonne in das Zeichen des Steinbads und hat am Mittag den größten Abstand vom Scheitel­­punkte. und bringt den fürzesten Tag her­­vor. Der Winter beginnt­ inwechselzeiten im Dezember fino: 8. letes Viertel, 15. Neumond, 22. erstes Viertel, 30. Vollmond. Von den Planetenerschei­­nungen it zu jagen: Mersur wird Mitte des Monats sichtbar, indem er eine Stunde vor der Sonne aufgeht. Ende des Monats geht er 1 Uhr 50 Min. vor der Sonne auf und steht dann um 7 Uhr in 6 Grad Höhe im Ophindus. Venus geht zu Anfang 3%, Ende des Monats 3% Stunden nach der Sonne unter. Sie steht am 15. des Monats’ 6 Uhr abends in 10 Grad Höhe im SW. im Sternbild des Steinbads. Mars geht zu Beginn 2%, Ende des Monats drei Stun­­den vor der Sonne auf. Er steht am 15. des Monats 7 Uhr, morgens in 12 Grad Höhe im Sternbild der Mage. Jupiter geht Mitte des Monats 2% Stunden nach der Sonne unter und steht dann um 6 Uhr knapp über dem W.-Horizont. Saturn steht am Mor- Mond­­ Kommissionslager u. Verkaufsstelle der Fürstl. Esterházy'schen Forst- und Sägeprodukte Julius Lang, Dampfsägewerk Sopron, Raaber-Bahnhofstrasse Telephon 551 Bezimmertes Bauholz, Bretter, Latten, Dielen­­holz, Buchenholzkohle, geschnittenes Bauholz Eichen- und Buchen-Schnittmaterial, Fichten­­stangen (Raffen), Rad-Feigenholz, Weinstecken Buchen-, Eichen- und Fichten-Brennholz genhimmel im Sternbild der Wage und­ be­­findet sic­h am 15. des Monats 1% Grad über dem Mars. | 10 50 1 ee ee Bauernregeln vom Dezember. Auf Falten Dezember mit hohem Schne folgt meistens ein Jahr mit üppigen Klee. — Dezember sind, der Winter ein und. — Je dunkler es über Dezember Schnee war, je mehr leuchtet der Segen im finstigen Jahr. — Wer spärlich jenen Acer dringt, der werd schon, was die Ernte bringt. — Hängt zu Weihnachten Eis an den Weiden, Fannst du zu Ostern Bannen schneiden, — Fliegt noch jegt der Wirrensaft, fliegt der Winter seine Kraft. — Weihnachten warn und naß, leer bleiben Scheun’ und Faß. Steht die Krähe zu Weihnacht im Klee, fitt sie um Ostern oft im Schnee — Wenn zum Voll­­mond der Nordm­ind pfeift, bitter Frost darüberstreift. — Advent gelinde, es kom­­men lane Winde, der Winter wird zum Kinde. | STÄDTISCHES MOZI Vom 30. Nov. bis 1. Dez. Liebe einer Nacht Ein Film voll Anmut und köstlichem Humor. ZORO — HURU ‚Der entführte Herr. Professor Lustspiel in 6 Akten. Beginn der Vorstellungen um 5, 7 und 9 Uhr. An Sonn- und Feiertagen 3, 5, 7 und 9 Uhr. Kinonerat in unserem Blatt filhert Ihnen prübten Erfolg! Wer in dunkler Winternacht Oft schläft bis in den Tag, Hört sicherlich nicht morgens früh Der Turmuhr fernen Schlag. Oft kommt zur Arbeit er nicht recht, Oft auch zu spät zum Zug, I Es denkt der Vorgesetzte schlecht Gewiss mit Recht und Fug. O Mutter, Schwester, Frau, o Kind So weckt mich doch Zur Zeit, Doch Mutter, Schwester, Frau u. Kind Wie aus einer Kehle schreit: So kauf doch endlich einen Wecker Billig gut und fein, Doch kauf nur in der Neustiftgasse Bei Josef Schaffer ein. Nummer nommen vor der für immer­ von meines wären, gab ich Mein Gott! Ich ich sah nur die Not und das Elend dahein und die Opfer und Anstrengungen meiner armen Eltern, ihre ges­tarben genossen Und das nichts anderes, als ge­dörrten Pflaumen, Datteln und Feigen, und um Licht zu ersparen, frochen wir mit Sonnenuntergang zu fönnen, nehnten des Antrages ein Gebot der Notwendigkeit! dings wurde noch nie ein ungleicheres Paar in der stolzen S­athedrale zu Palid getraut: ein siebzehnjähriges Mä­d­­chen mit­ einem siebzigjährigen Greife! Dennoch beneidete mich ganz Spanien um mein „Gli­k” — das „Gliid“ der mir durch diese Heirat in den Schoß gefallenen Millionen! Mein Gatte trug mich buchstäblich auf den Händen, erfüllte mir jeden Wunsch, den er mir an den Augen ablesen konnte, und sorgte auch fürstlich für meine Eltern. Ich war ihm auch vom­ ganzen Herzen dankbar dafür, und als ihn kaum ein halbes Jahr nach unserer Verheiratung eine schiwere Krankheit befiel, die ihn ein Jahr lang ans Bett fesselte und von der er nicht mehr gesund werden sollte, pflegte ich ihn aufopfernd und hingebungsvoll bis zum Tode. Er lohnte es mir, indem er mich in seinem Testament zur Universalerbin jenes ungeheuren Vermögens einjeßte. Und kurz bevor er seinen legten Seufzer aushauchte, sagte er noch liebreich zu mir: , Gott segne dich, Kind! Mein Tod bedeutet für dich die Erlösung, denn jet erst wirft dir das richtige Leben — ein Leben ohne Ketten, voll Freuden und Sonnenfhen! Und auch die Liebe wird jegt erst für dich erblühen ,und dir jenes höchste Gh­ief auf Erden bescheren, das ich als alter Mann dir nicht mehr zu bieten vermochte.“ Mein Trauerjahr verbrachte ich auf meines ©atten Stammschlag Dfuna und verlegte dann mein Domizil nach Madrid, wo ich mich der Freier alsbald nicht erwehren konnte,. Nicht nur der ganze Hochadel Spaniens war unter ihnen vertreten, sondern sogar aus England, Frankreich und Italien hatten Heiratskandidaten die weite Reise nach Spanien nicht gescheut. Die Herzoge von Arayll, Bedford, Devonshire und Leeds hatten aus dem nebelumb­allten Albion, die­­ Herzoge von La Tremoille, Gramont und Broglie aus Paris ihre Söhne und Neffen auf Brautschau hierher gesandt, und aus Italien waren die Erbsprößlinge der Herzoge von Sermoneta und Poliano in die Stadt am Manzanares gekommen, um dort nach der jungen Witwe und ihren Millionen zu angeln. Aber mit großen Körben zogen sie allesamt heim, denn ich wartete noch, bis der Nich­­tige Jame, der auch schließlich gekommen ist, der Märchen­­prinz aus dem Lande der Donauphäasen.“ Stürmisch 304 Nalph die Geliebte an sich, doch. ie ents­and sich lachte jener Umarmung und fuhr nach eini­­gen Augenblicen unbeirrt fort: „Meine ganze Vergangenheit liegt jeßt vor dir — nichts bin ich dir,aus ihr zu berichten sehuldig geblieben! Aber als Weib, das dem Geliebten das Höchste gegeben hat, was es auf Erden besißt: sich selbst, habe ich nun auch ein Anrecht darauf, das Gleiche von dir zu verlangen und auch in d­eines Herzens tiefste Tiefen Einblick zu nehmen!“ Ralph Tächelte, aber es war etwas Unruhiges, Un­­sicheres und Gezwungenes in diesem Lächeln, das der Her­­zogin nicht gefiel. Sie hätte seine Tochter der Eva fern h­üffen, wenn sie aus diesem befangenen Lächeln nicht so­­fort erkannt haben­­ würde, daß sich darunter etwas ver­­berge, das Nalph schiverlich zu entschleiern sich bereit fin­­den wü­rde. (Fortfeßung folgt.) hatte Welt wir alles Weberlegen zu Fannte ja verbergen, daher nicht das Schieffal war in zur Vaters ohne Zögern die Liebe T­heater­­oder Stierkampfbesuches mußten meine Hände Schultern eines und Hungern hereingebracht werden; mit einem Schlage ändern gelegt! mit ge­mein tatwort. trostlose Zage Durch tagelan­­in die Betten, noch nicht — Die Auslagen trockenes Brot denken, sondern ein jeden dann An ein An­­Aller­­ Weihnachtsgegenstände! Erstklassige Uhren- und Ju­­welen - Reparaturwerkstätte. Uhren! e 99 Juwelen ! Wecker­­und Pendeluhren am billigsten nur bei (neben dem Premäenverkehrs-Büro) Grosse Auswahl in Double- 14K.Gold-Ohrgehänge, Ringe, Halsketten etc. Gold-, Silber-und Nickel-Armbanduhren, Omega, Doxa und verschiedene Schweizer­ Taschenuhren am Lager, und ISIDOR ROTH Uhrmacher und Juwelier Oedenburg, Grabenrunde 44 Siberwaren. í

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