Tagblatt, September 1926 (Jahrgang 4, nr. 197-221)

1926-09-01 / nr. 197

E4W""""«.’«"X"«"«««:«"’«" " RK, Leiste»2. Mittwoch den im Artikel II angeführten Personen gehört und ob auf ihn die im diesem Ar­­tikel angeführten Vorauslegungen zur treffen, sichert Artikel II diesen Personen einen Versorgungsansprunh in österreichi­­schen Währung zu, während es sich hier um Wiederverleihung eines Dienstpostens­­ handelt. ma. KN Tr ——————] KN Radioprogramm.­­A Mittwoch, den 1. September. Wien, 16.15: Konzert. Mitwirkend: Konzertsängerin Mia Fischer-Latoner. 18.30 : Stunde der Landwirtschaft: Getreideheizung. 19: Gehörleieturd (Morje-Kurd). 19.30: Ruffticher Abend. Turgenjem — Tolstoi — Gogol u. a. (3. September 1883 gest. Tur­­genjew. — 9. September 1828 geb. Tolitoj.) «-«««’»’"«-«"««««7"-»-s«"1««·-7««-"7777«:-,-1j-»p-TTOWKMWFMH—--i--.«­­ 20,30: Im rahenden Alt-Wien. ‚Ausführende si Opernsängerin Mimi Schön, Konzertsänger Frig Zoder. Am Flügel: Frig Lange. Anschließend: Weichte Abendmusik (Kapelle Silving). Mitwirkend: Anny Wiltens. 9,30, 12 und 15 : Nagridten, Volkswirtschaft. 16,30: Kindermärchen. 18: Künstlervortrag. 2­20: Triokonzert (Schmiedt-Hödofiy- Hoffmann). 22.15: , Csitós", Voltsstüd von E. G Szieligety (Zigeunermusikbegleitung). Burgenländische Ehrenit. 31. August 1902. Emmerich Steindl­­. Der Architekt Emmerich Steindl, der Er­­bauer des Budapester Parlaments, war auch im Burgenlande­ tätig. Er restaurierte nämlich die gotische Kirche in Mariendorf, welche eine der schönsten Denkmäler dieses Landes is. — Am 31. August 1773 wurde Haydns Oper „La in­­deferta delusa“ (Die betrogene Untreue) in Chierhäza zu Ehren der anmwesenden Königin Maria Theresia aufgeführt. — Am 31. August 1670 wiederum ist die Gefangennahme des reichsten Magnaten im Gebiete des heutigen Burgenlandes, des Grafen Franz Nádasdy, zu verzeichnen, der in eine Verschwörung verwidelt war und 1671 in Wien getöpft wurde. Angehörige des ehemaligen Infante­­rieregiments Nr. 76 Dechemburger‘ Hausregiment­s treffen sich am 1. Sep­­tember um 8 Uhr abends in der Restau­­ration, Hans Wilhelm, Wien, 5. DBez., Schönbrunnerstraße 35. Die burgenländischen Bundesstraßen. Auf dem I. Oesterreichischen Straßentag in Bregenz hielt Ministerialrat Doktor Schneider aus Wien einen hoch­­interessanten Vortrag über die Straßen­­verhältnisse Oesterreichs. Nach seiner Weitstellung verteilen sich die Bundes­­trafen Hinsichtlich der Länge folgend auf die Bundesländer: Oberösterreich mit 762 Kilometer an erster, Steier­­mark mit 680 an z­weiter, Nieder­­österreich mit 628 an dritter, Tirol mit 600 an vierter, Kärnten mit 528 an fünfter, Salzburg mit 354 an jechster, das Burgenland mit 159 an siebenter, Vorarlberg mit 131 an achter und schließlich das Bundesland pt 12, mit 39 Kilometer an letzer Stelle. Eine neue ös­terreichische Zigarette. 7 Die österreichische Tarbafregie wird in der nächsten Zeit eine neue Zigaette, Die VYegyptische zweiter Gorte, zur Ausgabe bringen. Der Preis der neuen Zigarette, die aus dem feinsten­­ Befallsunterschiede Bimarettentabas hergestell wird, wird, 8 Groschen betragen. Die neue Zigarette wird zum erstenmal gelegentlich der Herbstmeile zum Verkauf gelangen. Tagblatt Kundmachung der Oedenburger Bolizei bezüglich der Burgen­­ländischen Arbeiter. Oedenburg, 31. August. Die Oedenburger Bolizeihauptmann­schaft gibt bekannt, daß jene burgen­­ländischen Arbeiter, die mittels eines Grenzübertrittsich eines täglich oder wöchentlich nach Ungarn kommen und ins Burgenland wieder zurückehren, Tt ei­nen Neffepaß und sein Aufent­­haltsbemilligungs- Beru­fsrat lösen müssen. Für sie hat jedoch laut Ministerial­­verfügung der Arbeitgeber eine Ar­­beitsbe­willigung (Munkavällaläsi engedély) zu lösen. Ohne dieser Bewil­­ligung darf der burgenländische Arbeiter in Ungarn nicht arbeiten. | 1.. September 1926. die Generalversammlung des ingat­ biste besißt sie nicht­­ländiichen deutschen Boltsbildungs­­bereinen. Unserem Bericht über die am Sankt Stephanstage in Budapest stattgefundene Generalersammlung des­ U. D. B. brin­­gen wir ank­üpfend an unseren Artikel in der Blattfolge vom 29. Augus­t im nachfolgenden. die ". Weinbauern! Was habt Ihr im Monat September zu tun? Um wis Dr.Fraqueuber­ er. ten Et. Stephanstag. Sie feiert das Der Genannte führte aus: Die ungarische Nation feiert‘ heute ihren größten national-religiösen Festtag: Andenken ihres ersten Königs, Stephans des Heiligen, der das Christentum zum Fundament des nunmehr tausendjähri­­gen ungarischen Reiches wählte. Für uns Deutsche in Ungarn hat jedoch dieser Fest­­tag noch eine besondere symbolische Be­deutung. König Stephan war nicht nur tolerant, er war auch ein Freund seiner fremdsp­rachigen Un­­tertanen. Er sicherte ihnen Rechte und Privilegien zu und in dieser Hinsicht kann er jenen, die das Schieffal von Mil­­­anen in der Hand haben, für einige Zeic­hen ein leuchtendes Vorbild sein. E 3 ist mit V­orbedacht geschehen, da wir unsere Generalversammlung im­­mer zu Stephan­ abhalten, denn wir wol­­len damit den heiligen Stephan als V­atron der nationalen Min­­derh­eiten im ungarischen­ Va­­terlande feiern. Er war an einem schönen, warmen St. Stephanstage, als hier in Ofen der Same zu unserem BolfSbildungsverein in die Erde versenft wurde, der, s­ie wir aus dem Jahresbericht ersaben. Fermiffähig war­ auch Die­se die Seelen Der deutschsprachigen Ungarn waren frucht­­bar. Aus diesem Samen ist ein schattlicher­­ Baum emporgewachen, der bereits 77 Reste (Ortsgruppen) und mehr als­ 12.000 Blätter (Mitglieder) besitz. Bei­ der Beurteilung die­ser Zahlen künnen | zwei Gesichtspunkte in Betracht gegogen | werden. Wenn ich bedenke, Dag wir etwa | 300 deutsche Gemeinden in Ungarn has­ ben und an Seelen über 500.000 zählen, | so kommen mir diese Ziffern gering vor; | gedenke ich jedoch­ des harten Daseins­­kampfes, den der Voltsbeidungsverein ı bisher um sein Bestehen auszufechten­­ hatte, so erscheinen mir die Zahlen impo­­sant. edes Wert, sogar das göttliche, Werk Christi, Hatte und hat seine Gegner. " Unser Pflänzchen, zart und fein, hatte, son in seinem ersten Lebensstadium­­ seine parasitären Feinde, Die ihm das so notwendige Sonnenlicht ver­­mehren, den Zebenssaft entziehen wollten, Tiebtten mit einer Art zu Leibe gegangen wären, um es mit Stumpf und Stiel auszurotten. Kampf und An­­griffe schaden uns imbdesten nicht. Eine Treibhauspflanze mag wohl üppig entporschiegen, aber Widerstands­­ton der erste faire Luftzug wirft sie zu Boden! Sollte sie auf Früchte bringen, so sind diese un­­genießbar, ohne Aroma. Aber die Pflan­­zen, die im Freien, im Sturme des Le­­bens wachen, sie sind widerstandsfähig, ihre Stämme werden wohl knorrig, aber ausdauernd gegen alle Stürme. Unsere Gegner sehe ich nach dem Prinzip des Faustrechts „Macht geht vor Recht“ handeln. Aber vergeblich, auch das Erz sc­hmilzt mit der Zeit im Teuer. Im Kampfe der Menschheit um die Gerechtigkeit muß Schließlich der Dif­­ferenzialquotient , zivilchen Macht und Necht zugunsten des Rechts immer kleiner werden und er wird in einer schöneren Zukunft ganz zu Null merden. Ah möchte unsere Feinde fragen: Wozu der Kampf? Was soll damit dezimerst wer­­­den?. Warum müssen wir uns die Ber IHuldigung an den Kopf Schleudern lassen: Bangermanen!? Warum kommt es sogar zu dem eflen Wort: ‚Vater­­landsverräter!?”" Ich sage hierauf nur: Gemnenster, die nicht er­ftieren... Wir wollen ja nichts anderes, al was uns die : eieße zusichern, Gesebe und Na­­turrecht. Wir wollen festhalten an unseren Traditionen, unse­­rer Kultur und unserer hei­­ligen deutschen Mutterspra­­he. (Begeisterte Zustimmung) Wir fürchten den Kampf und die V Angriffe nicht. Aus dem Kampfe mu der stattliche Baum, der Volfsbildungsverein, siegreich hervorgehen. Mit diesem Gedanken wer­­den wir von Dieser Versammlung als g­ez­stärfte Apostel nach Hause gehen­­ und in unserem Wirkungstreife mit­­ grö­­ßerer Begeisterung die Werbearbeit für unseren Verein wieder aufnehmen. Der Stamm des Baumes soll kräftiger, die Hefte zahlreicher werden, die Blätter die volle Zahl von 550.000 erreichen! Dann werden wir mit der Macht, die der Einig­­keit innewohnt, unsere heiligen, patriotis­cchen Ziele bis zu Hundert Prozent ver­­wirklichen können. Unsere Gegner aber mögen willen, daß wir bleiben, was mir waren, gute ungarische Patrio­­ten, die im Verein mit unseren ungari­­schen Mitbürgern aufopferung spoll, wenn­ es sein muß, mit­ der Hingabe u un­­seres Blutes, unsere Pflicht im Vater­­lande erfüllen. , Wir wollen feine Son­­derprivilegien, unsere Blicke sind nicht nach auswärts gerichtet, aber an un­serer deutschen Kultur an unserer Muttersprache m wol­­len wir durch alle Söllendhin- Dur treu und Star festhal­­ten! (Minutenlange,­­begeisterte Oba­­tionen.) Den Jahresbericht empfehle ich zur Annahme. Staunenswert ist die Wirkung von Schwaben-Chilin gegen Russen, Chwaben, Kraterladen und Feuer­­täfer aus der Löwen- Drogerie Franz Müller Spitalbrüche. Ein Berfu und der erzielte Erfolg wird sie Davon überzeugen. Der Weingarten ist in das Stadium der Ruhe getreten. Die Schädlings­­bekämpfungsarbeiten sind zu Ende. Ver­­einzelt wird es vielleicht noch notwendig sein, Die Betonospora zu berampfen, na­­mentlich in der Rebschule. Schwefeln­ ist mit Eintritt des Weichhverdens der Beer­­en zur vermeiden. Die Beobachtungen zur Auslese der NRehstöde haben in diesem Mo­nate ihre Fortlegung und ihren Mb- Schlur zu finden. Merkt alle Stöde aus, die gleichmäßig, weichlich und große und großbeerige Trauben tragen. Stöde. Die bei reichem Behange Schwach­ im­ Holza sind, fallen von vornherein weg. Das starre Auftreten der Peronospora ermög­­licht Die Auslese auf Peronospora fertig­­fest. In jedem Weingaten m werdien sich feststellen Tafjen. Stöde, die bei sonst gleicher Behandlung inmitten starf befallener wenig Pero­­nospora aufweisen, deuten auf eine ge­­wisse Widerstandsfestigkeit hin, sie sind auszumär­en und für die weitere Ver­­mehrung festzuhalten Ein ähnliches gilt auch für Das Didium. Sett das Lesegeschirr instand, Macht es den reichsdeutschen Weinbauern­­ nach und trennt Scharf die faulen und­ gez richtige Keller­! Sa, 8 gab sogar Gegner, finden Trauben. Eine wirtschaft beginnt bereits mit der Hefe. Aus faulen und Franken Trauben gemon­­nene Motte und Weine neigen zu Krank­­heiten und mehlern und erschweren Die weitere Behandlung und den Ausbau der Meine, die ihm ami. (Nachdruch verboten.) die Entführung. Kriminalroman von A. Groner. (29. Bortregung.) 2018, der bescheiden am der Tür stand, kam näher heran. Er erzählte, daß im der Tat­meter Holzvorrat für den Erlen­­hof bald nötig sei, und da sein Herz es sonst immer von einem Bauer in Mühl­leiten bezogen habe. Auf dem Erxlenhof triffe aber fest niemand, ob der Herr das Holz schon bestellt oder gar ichon gekauft habe. ©estern exit sei darüber geredet worden, daß die gnädige Fraw vielleicht ganz bergesfen werde, das­ not­wendige Brennholz zu beschaffen. „Er wißt also nit von einem Holz- Tau?" bemerkte Seiffl und fuhr, zu Dr. Reiner gewendet, fort: „Da ist er also nicht unwahrscheinlich, daß andere Beute darum tiffen, als das Ehepaar Bräuner und allenfalls der SHol- Lieferant.” Er 309 seine Uhr. „Sind Sie mit der Bahn gekom­­men?" wandte er sich an Lois. Der bejahte. „Set­zt er gleich sechs Uhr. Nach sie­­ben können Sie wieder zum Eidfahren.” Terftl griff nach einem Fahrplan und fuhr fort: „Um 8 Uhr 30 sind Sie in Groß-Enzersdorf. Von dort... ab, das ist ärgerlich! Schon zehn Minuten später geht der lette Zug nach hier ab. Da kann ich also heute nicht mehr bekom­­men, was ich brauche.“ „I Tönnte ja herreiten.” „In der Nacht? Nein, nein! aber morgen früh um 7 Uhr 39. Miso warten Sie. Ich gebe Ihnen einen Brief an die gnädige gram mit.“ Der Herr Bolizeirat schrieb einen jungen Brief, mit dem 2o­3 sich entfernte. „Es handelt sich um eine Schriftprobe Bräuners,“ sagte Kerstl Dann zu Reiner. „Morgen früh seide ich Boforny nach Dien. Wo das Telegramm aufgegeben worden ist, erfährt er auf dem ersten besten Bollamt. Stimmt die Schrift auf dem Aufgabeformular mit der Bräuners überein, so haben wir nichts mehr in die­­ser Sache zu tun. Dann mit Frau Brauner td gedulden, bis ihr Karl nach Erledigung der diffizilen Angelegenhei­­ten wieder zu ihr zurückehrt.” Er lächelte ein bifgchen zbnish, der Herr Polizeirat — und sein junger Beamter lächelte mit. Poforny, der sich pünktlich wieder im Kommissariat einfand, wurde nach Hause geschickt und für morgen früh bestellt. Gegen neun Uhr abends traf Lois im Erlenhof ein. Frau Brauner suchte unter verschie­­denen Schriftrtufen von der Send ihres Mannes eins aus und adressierte es an den Boligeirat. Als Josef die Schreibmappe ihres Gatten, nach der sie ihn geschieft, gebracht hatte, blieb er stehen und wartete, um sie wieder auf ihren Pla zu tragen. Zwei Paar Augen konstatierten von neuem, daß der Mann ganz bla und elend aussah, Herrn v. Ambergs und Johannas Augen, und sie machten jett eine merkwürdige Wahrnehmung. Nofefs Gesicht färbte sich plötlich dunkelrot. Al Frau Brauner ihm die Mappe wieder einhändigte, sagte er h­aftig: „Smädige Frau, darf ich nicht morgen nach Floridsdorf fahren?“ Frau Brauner schaute auf: „Warum gerade Sie?“ „Beil — weil —" Iofef stodte, big die Zähne aufeinander und mechselte wie­­der die Farbe. „Weil ich — seit der gnädige Herr — fort ist —, nicht mehr ber dem Tor ge­­­wesen bin!“ brachte er stotternd hervor. Frau Bräuner sah ihn ruhig an und sagte sanft: „Ich behielt Sie absichtlich zu Hause, Josef — und Sie sollen auch fer­­nerhin zu Hause bleiben — ich halte das für gut und habe meine Gründe dafür!” „Gnädige Frau —“ Wie gequält das Flang! Und wie ruhig Frau Bräuners Blid und ihre Stimme waren, und wie sie ihm 10 echt mütterlich-warm in die Augen sah! Sofef hatte aber jett sein Verständnis für ihre Güte. E83 fochte offenbar in ihm der Grimm. Seine Augen schaffen Blite, seine Zähne m­irschten, und sein Gesicht war verzerrt. Die Mappe fest an sich ge­­drückt, taumelte er aus dem Zimmer. „Der arme!” sagte Frau Bräuner ganz laut, je „Das ist aber doch mehr als seltsam.“ dachte Herr dr. Amberg. Fräulein Milessa aber preßte Die Lippen fest zuflammen und dachte: , Bar­­um hat er jet gelogen? Warum hat er gesagt, er habe seit Onkels Berichwinden seinen Schritt mehr vor das Tor gesett? Verga er, hab er mir damals gejagt, daß er in jener Nacht heimlich fort war? Weil er denn nicht mehr, daß er mir die­­ses gefährliche Geständnis abgelegt hat?“ Jan Bräumer, die die Erregung ihrer Nichte bemerkte, fing sofort an, von etwas anderem 31 reden. (Fortfegung folgt.) +

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