Tagblatt, Februar 1928 (Jahrgang 6, nr. 26-49)

1928-02-01 / nr. 26

Seite 2. Mittivod Budapest. 16: Vortrag für Frauen. — 174: Delonomischer Vortrag. — 17.30: Sinfonisches Orcesterfonzert. — 18.50: Literarischer Vortrag in deutscher Sprache. — 19.50: Klarvierkonzert 2. Heimlich. — 20.40: Gesangsabend der Fr. 8. Medagaigay. — 21.45: Schallplattenkonzert. — 23: Ungarischer Abend ENTE EEE ET GES EZTET] mr ea Tagblatt feierlicher Empfang des Fürstprimas in Echtergom. Budapest, 31. Jan. Ungarns neuer Fürstprimas ist in seine Residenz eingezogen. Der Empfang, der dem­­ Kirchenfürsten seitens der Stadt Echtergom bereitet wurde, war ein fürst­­licher. Ein Empfang, wie er einem Kir­chenfürsten zusommt. In tiefer Ehrfurcht, aber auch in heller Begeisterung schlugen alle Herzen dem hohen Würdenträger ent­­gegen, der — wie er selber betonte — nun an dem Orte angelangt ist, an dem­ er zu leben und zu sterben gedenke. Der Weg von Budapest bis Echtergom war ein wahrer Terumphzug. An allen Stationen drängten sich die Leute herbei, um den neuen Oberhirten der katholischen Kirche Ungarns zur sehen und seines Se­gens teilhaftig zu werden. Besonders feste sich gestaltete sich der Empfang in den Ges­­einden Solymar, Pilisvörösvár, Do­­rog und Kenyermezo, tete Fürstprimas Seredi die an ihn gerich­­teten Begrüßungs­worte in der leutreligiten M­eise und erteilte der Menge seinen Segen: Besonders erwähnt zu werden, dab sich an dem feierlichen Empfang auch die Protestanten und Israeliten beteiligten. Auf die Begrüßungsworte der­ Vertreter dieser Konfessionen sprach der Fürstprimas unter anderem: Ueberall, im gangen­ Lande muß danach­ getrachtet werden, daß das ge­­meinsame Bier, das uns vor Mugen schwebt, das Gedeihen und Glück des Bar­terlandes — uns vereine. Und weiter sagte er, daß in der Vaterlandsliebe unter den einzelnen Konfessionen kein Unterschied sein darf. Mit einer einstündigen Verspätung traf der Sonderzug in Echtergom ein. Die Sta­­tion war festlich geschmüct und eine nach vielen­­ Tausenden zählende V­olfsmenge wartete auf die Ankunft des hohen Kir­chenfürsten. MASS dieser feinen Salon­wagen verließ, erschollen begeisterte Elfen- Mufe, die sich auch auf dem Berron und außerhalb desselben fortpflanzten und so zu einem wahren Orfane anmwachsen. Hier­­auf begrüßten Obergespan Madar Subar 1unnd­­ Bürgermeister Bela Antony den Fürstprimas in herzlicher Weise im Namen des Komitats8 und der Stadt Echtergom. In seiner Antwort betonte der Fürst­­primas den festen Willen, der ihn bei all seinem Tun und Arbeiten zum Wohl der Kirche und des Vaterlandes leiten soll. Die ehrliche und rechtschaffene Arbeit wird auch ihren Sohn finden — shloß er. Der Einzug in die Stadt zum Palais des Fürstprimas verlief in imposanter Weise. Von den einzelnen Körperschaften und Notabilitäten wurde der Fürstprimas in seinem Palais begrüßt, wo er abends um halb sechs Uhr ankam. In den Abendstunden, als die Empfän­­ge im Palais des Kirchenfürsten beendet waren, wurde ein Fadelzug veranstaltet und hierauf vor dem Palais eine Serenade gegeben, die mit dem Absingen der Natio­­nalhymne ihren Wiklug fand. — Die feierliche Installation des Fürstprimas in der Basilika fand Sonntag statt. Ueberall beantwor­­ 1. Februar 1928. Nr. 26. der tragische Tod des Kauf­­mannes Anton Hauer. Dedenburg, 31. Jar. Wie im der gestrigen Blattfolge berich­­tet, verübte der bekannte hiesige Kaufmann Anton Sauer, der mit der Seifenfabri­­kantenstochter Margit Manninger 16 Jahre in glücklicher Ehe lebte, im E £lei­­nen Tiefensweg Selbstmord, indem er sich aus einem Nagegewehr eine Schrotladung in den Kopf jagte. Die Polizei nimmt mit Bestimmtheit an, da­ Anton Hauer wegen seines schweren Herz- und Nervenleidens zur Waffe griff. Er absolvierte seinerzeit mit gutem Er­­folg die Landelsschule und rückte s­odann als Einjährig-Frei­williger zum I­nfanterie­­regiment Nr. 48 ein. Nach dieser kurzen Militärzeit übernahm er die Leitung­ der großen Spezereihandlung auf der Graben­­runde, welche er bis zu seinem tragischen Tod als reeller Geschäftsmann führte. Bei Ausbruch des Weltkrieges rückte er als Of­fizier gegen Serbien ins Feld, wo er mr­ einen Schlacht einen schweren Nervenschock erlitt. Kaum noch recht geheilt, kam er an die russische Front, wo er sich ein schiweres Dohren- und Setzleiden zuzog. Er wurde deshalb zu leichterem­ Dienst als Honvéd­hauptmann auf dem rumänischen Krieg3­­shauptak entsendet, wo er unter dem Dodenburger 76er Oberst Albrecht diente. Nach dem B Zusammenbruch Mel­frieges führte er­­ troß der damals allgemeinen schlec­hten Geschäftsverhältnisse die Leitung der Firma Hauer mit dersel­­ben Umssicht wie früher weiter. Seine Lei­­den machten sich aber in leiterer Zeit im­­mer mehr und mehr bemerkbar. Er mußte sehr oft die besten Merzte zu Nate ziehen, und weil sich jeim Zustand nicht bessern wollte, flüchtete er in den Tod, eine trost­­lose Witwe und hier stramme Sinaben hin­terlassend, die er über alles liebte. Anton Hauer, der als Wohltäter wirkte, war­ Mit­glied verschiedener Vereine, unter anderem des Sajinovereins und des St. Hubertus- Sagdschulvereins für Stadt und Komitat Oedenburg. Da er ein vorzüglicher Schüße war, wurde er von den Jagdgesellschaften in Stadt und Umgebung stets gerne als Jagdteilnehmer gesehen. Wie ruhig er sich auf seinen Tod vorbe­­reitete, geht daraus hervor, daß er gestern früh nach 8 Uhr seine Wohnung in der Wienergasse verließ, ohne die geringste Aufregung zu zeigen. Bevor er die Woh­­nung verließ, rief ihm­ seine Gattin nach, daß er seine Brieftasche und seine goldene Uhr auf dem Tisch­ Liegen gelassen habe. Er dankte seiner Gattin für die Murmerf­­jamkeit, nahm die Brieftasche und die Uhr an i­), legte sie aber im näc­hssten Zimmer w­ieder nieder. Daß er beim Sagdgewwehr mit sich nahm, bemerkte seine Frau nicht, bloß eine Hausinwohnerin hatte ihn ge­sehen, als er mit der Waffe auf der Schul­­ter das Haus verließ und gegen die Bastei­­galle ging. Aufgefunden wurde er von der hiesigen Einwohnerin Marie Zaugn und einigen anderen hiesigen Einwohnern, die zur fri­­ttischen Zeit durch die Basteigasse über den kleinen Tiefentweg gingen. Sie verständig­­ten die Polizei, welche nach der Feststellung des Selbstmordes die Heberführung des Zeichnams in die Totenkammer des Elisa­­bethspitales anordnete. Anton Hauer war 45 Jahre alt. Sein Tod wird von einer großen Verwandtschaft­ tief­ betrauert. Sr dem PBerblichenen b­en "Karl und Bela Hauer und £ 1 des Nechts­­anwalts Dr. Stepf­ezich ihren Bruder und der M­ alwant des Fünf­­kirchener Militärspitals Oberstarzt Dr. La­­dislaus Saroffiy jenen Stiefbruder. Die Beerdigung Anton Hauers findet Mittwoch, den 1. Februar, 4 Uhr nachmit­­tags, im neuen fath. Friedhöfe zu St. Mis­­­chael Statt. geitung fichert Erfolg! des Generalverammlung Des Oedenbur­­­­ger­­ Sportclubs Oedenburg, 31. Jar. Gestern Sonntag fand im Raaberbahn­­hofgebäude die Generalherfanmlung des Eisenbahner-Sportvereins SBSE statt. Es wohnten derselben der P­rotestor des Ver­­eins Regierungsrat Dr. Eugen Holl, mehrere Abteilungsvorstände der Betriebs­­direktion, die Vertreter der Bresje und viele Mitglieder des Vereins bei. Die Ver­­sammlung wurde vom geschäftsführenden Vizepräses Hajto eröffnet, der die Er­­schienenen begrüßte und den Beistand der Bresje anrief. Nachher wurde die Jahres­­meldung des Schriftführers 8. Nemeth, verlesen, die mit Beifall angenommen wur­­­de. Die Meldung des Kajsiers Weber, laut welcher der Geldumrat 12.500 Pertaö betrug, wurde gutgeheißen. Der Selyres­­beitrag wurde auf 6 Pengő erhöht wind die­schienenen Ministerialerlaß, betreffend das Wirtschaftsgebaren der Vereine,­­ entspre­­chend beschlossen. — Zum Schluß, wurden die Neuwahlen vorgenomm­en, wobei Werkstättenchef Ing. Karl Stäihwirth zum Präses, Finanzchef Adeilbert Mar­­­tonofi zum B Vizepräsidenten und Abtei­­lungschefstellvertreter Ferdinand Hajo zum geschäftsführenden Vizepräses mit Afflamation gewählt wurden. Das weitere Ergebnis der Wahlen war? Zweiter Vize­­präses: Stationschef Nikolaus Baum­­gartner; Schriftführer: Kontrollor Yo­loman Németh; Kassier: Assistent An­­ton Weber; weiter$ wurden 12 ordent­­lie und drei­ Erlaßmitglieder für den Ausflug und sechs Mitglieder für die Wirtschaftskommission gewählt. Leiter der einzelnen Sektionen sind fol­­gende: Tennis: Oberingenieur Hans Mich­ter; Fußball: Mfsitent Ludwig Lagler; Fechten: Mistitent Sosef Santha; Schießen: Assistent Viktor Köz; Wintersport: Assi­­stent Franz Supper; Kegel: Mifistent Wil­­helm Nemeth; Bingpong: Mifistent Oskar Schmidt; Athletif: Professor Julius Gru­­ber.­­ Die V­ersammlung endete mit einer Ansprache des neuen Präsidenten, die mit Begeisterung aufgenommen wurde. Gschwindt’sche Marken Sin Inserat in unserer Pressgorm, Liköre, Konserven unerreicht! | Fabriksniederlage Samuel Lendés Nadıi. Franz Varga. Sopron | unerreicht‘ Gschwindt’sche Marken > (Nahhdruch verboten.) m 05 fl in Der­siniernis Roman von 3. Bod­ Stieber. (Fortseßung 53.) Almahih und ihm fast unbem­ußt, stahl sich doch etwas Seltsames in Georgs Empfinden — ein leises Gefühl der Be­ichamung. War er denn wirklich ein so fleiner, selbstsüchtiger ISchmensch, daß Die 1e3 mwundervolle Aufflammen eines uner­­hört starren Wolfsempfindens an ihm bot, beirauschte, ohne ihm mizureißen? War nicht seine Mutter eine Deutsche geb­esen, flog nicht auch in seinen Mdern deutsches Blut? Und deutsche­­ Kultur, deutsche Sitte, deutscher Wohlstand, durch Beharr­­lichkeit und Fleiß zur höchsten Blüte ent­­faltet, all das wurde bedroht und sollte vernichtet werden? Kam es da nicht auf die Kraft, auf den Mut und das Wollen jedes einzelnen an, der jung, gesund und fähig war, Waffen zu tragen? Und war dieser Krieg und die Zeit, die mit ihm an­brach, nicht das, was er in den Tagen­ fla­rer Selbstein sehr unbewußt fast immer er­­sehnt hatte, das Große, das die Sehnsucht des einzelnen ü­berwand, das Reinigende, das auch ihn von sich erlösen und ihn­ zur höherer Käuterung führen konnte? Wenn es aber die Vernichtung wurde? ‚Georg hatte in den Tagen, in denen er so ehrlich mit sich rang, immer gegen den ihn bedrängenden Gedanken angekämpft, daß er, wenn er jett zurückkehrte, um ein neues Leben zu beginnen, es Zorn sehuldig sei, ihr alles zu jagen. Alle Kämpfe zu beichten, alle Qualen, ihr zu jagen: „V­er­­sah, mich­ zu verstehen. Hilf mir, halte mich fest, damit wir gemeinsam kämpfen und siegen, um unseres indes willen.“ Würde sie aber bei aller ihrer Liebe wirklich­ die Seelengröße besigen, die ein Weib haben mußte, um solche Wahrheit zu ertragen? Wenn sie sich nun flein zeigte? Wenn das, was für ihn groß und heilig war, das ver­­zichten auf sich selbst bedeutete, für sie nur eine Schuld gegen das heilige Band war, das sie beide umschloß, dann verlor er mit ihr seinen legten Halt. Es schien ihm, als sei das, was er fordern wollte, zu hoch und zu viel für die einfache, kleine Lori Kirchbach. Und nun kam das Wunder in die Welt und forderte Männer der Tat, heirschte Mannesmut und Manneskraft. Selbst­­verleugnung, Selbsteufopferung. Das war doch, was er ersehnte. Er fühlte Kraft und Leben in seinen Metern, und er wurde ihm klar; er gehörte dazu! Freiwillig wollte er sich melden, seine Kraft in den Dienst des bedrohten, nun erst eigentlich als Hei­­mat gefühlten Landes stellen. Am Abend desselben Tages saß Georg eingepfercht mit Tausenden, die das gleiche diel hatten wie er, im Milit­ärzug. * . ,,Georg?"Schreckensstarze sah Loriamä den verstaubdbt und vollform­men erschöpft aussehenden Mann, der [gingsam] durch den Garten auf sie zusam. And num flog sie ihm entgegen: „Georg, — bist das denn zwir £lich?“ Er führe sie: „Sa Ja, Lorikind, ich bin's! Einmal mußte ich Doc zurückkommen, nicht wahr?“ »Gmn,js.,gewißznöerjetzt—ouum11er Kerl­ wicbistdndPNNÜbechAUPtdsUTchE gekom111e11?«SiezbigthlilIsZiMiMeU befahl dem Mädche­nEiNMJMbißUUd­WeitIsztcbringen,und!sstrichibMVOllSOk­­ge über die ermüdete IYIAUAeUi»Jfk111’ichst sOArg-Lori!«sagteE·f­eor­gsabwe­hrend.»Es­­gebt mir inv GepJeUtekl Ausgezeichckleks augenblicklich fi­hcixch michl nur ein wenig zerschla­gent von de·­Tfürchterlichen­ Wahns fahrt.“ mit „Seit wann JÓT du denn unterw­egs 9" „Das frage­t gar nicht, es war nicht so einfach, weiterrzufommen. Geschlafen habe ich, glaube Ab, in vier Nächten nicht eben viel.“ · »Wiesk!st­ srecklich.;abser ichs telegraphsierte dir­ doch,»du solltest erst das Aergstes vom­ silbergebetn lassen­« , vorübergehen lassen! Damit wird es wohl für eine Weile sehr schlecht aussehen." „Was sagst dir denn nur zu dem fürch­­terlichen U­nglück, Georg, das über uns hereinbricht? Ich gehe immer noch wie in einem besten Traum imm­er und warte auf das Erwachen,“ damit stürzte Frau Hirsch­­bach ins Zimmer, gefolgt vom Vater, der den Schwiegersohn freudig begrüßte und fröhlich rief: , Hab' ich­ nicht gesagt, daß­er Georg nach Hause treiben wird.“ Er war ganz selig darüber, endlich, mit einem „ber­­nünftigen Menschen“ reden zu künnen. Mit den Frauensleuten war ja doch nichts an­­zufangen; die waren und blieben verdreht. Am Abend fuhr Lori mit Georg nach Berlin. Das Kind sollte einstweilen in Wannsee bleiben. Sie wußte, daß er im seinen vier Wänden sich doch behaglicher fühlte, als bei den Eltern. A(S Georg sich müde und froh des Tangentbehrten Genus­­ses in seinem Bette strecte, und Lori, die plaudernd neben ihm lab, freudig fest­­stellte, das er sich in den fünf Wochen wirk­­lich überraschend erholt habe, nichte er, nahm dann ihre beiden Hände fest in die feinen und jagte, ohne sie anzusehen: „Sa, Lori, ich bin gesund und fühle mich starf — so starf, daß es mich wohl nicht daheim dulden wird.“ (Kortfegung folat.) . Punschessenzen, Champagner, Biköre, Tisch- und Dessert­­weine, Jardinette, Bonbons, Teebäckereien, Kaviar und Johann Gruber Delikatessenhandlung brachenrunde Hr. 107a Telephon Hr. 375. 2418 Fischkonserven erhältlich bei gy s €

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