Tagblatt, Mai 1929 (Jahrgang 7, nr. 98-120)
1929-05-01 / nr. 98
Seite 2. Mittwoch Tagblatt us er 8 EEE FREE 7.1. Mai 1929. Nr. 98. FETTE er kennt Ihr Geschäft as verkaufen Sie 2220 ist Ihr Geschäft Eine Anreise in unserem Blatte beantwortet für Sie diese Fragen, wird Ihnen immer neue Kunden zu siert Erfol6 911 führen und ‚fahrt von einem wo immer unbekannte Täter erschossen wurde. Auf alle Fälle hat Der blutige Borja in Wandorf dem Dedenburger fremdeverkehr einen starren Rückchlag verlegt, denn es wird sein Fremder den Mut ha ben, nach Dedenburg oder in die Umgebung zu kommen, wenn solche Fälle zu kommen können, wie der in der Gemein Mandorf. Die Auto- oder Motorradefiger werden es nun vermeiden, der die Gemeinde Wandorf zu fahren, weil für sie der Vorfall auf lange Zeit abschreifend wirkt. Gelbst die Dedenburger Einwohner werden ihre Sonntagsspaziergänge nach Wandorf einschränken, denn mit Recht fürchtet jeder um sein Leben. Daß der 17jährige Maurerlehrling der dur das Spiel mit einem Mannlichergewehr ein so großes Unglück anritete, so rasch eruiert und verhaftet werten konnte, u Hauptsächlich dem Oedenburger Detektivinspektor Sojef grit zu verdante Nachdem er Samstag abend halb 11 Uhr mit den Detektiven Molnár, Bortörd, Petrow und Vegh und den Mandorfer Gendarmen gemeinsam die Nachforschungen nach dem Täter geführt hatte, erschien Inspektor am Sonntag früh 5 Uhr in tigleitung der Detektive Bortöró und Molnár neuerdings in Wandorf, um die Uihungen nach dem Täter fortzufegen. Der Verdacht bestand wohl schon Gamstag abends, daß der verhängnisvolle Schuß aus dem Hause Nr. 346 abgegeben worden sein müsse; da aber der darin wohnhafte Taglöhner kurzweg erklärte, daß in seinem Hause seine Waffe sei und eine zweimal vorgenommene Hausdurchsuchung seine Erfolge zeitigte, konnte man gegen den Inwohner des Hauses auch nicht einschreiten, zumal, da auch festgestellt wurde, daß der Inwohner des Hauses zur fritischen Zeit in Oedenburg weilte und erst dann nach Hause kam, als bereits das Unglaf geschehen war. Der Lohn des Hauses wollte von einer Waffe gleichfalls nichts wissen. Er selbst stieg vo) Samstag abends mit zwei Detektiven und zwei Gendarmen in den Dachraum des Hauses, um nach einer eventuellen Waffe zu suchen. Detektivinspektor Stojef Fri lebte Sonntag früh 5 Uhr in Begleitung der Detektive Molnár und BPortere die Nachforschungen nach einer Waffe fort. Ohne Mitten der Hausbesiger stieg man in die Dachräume jener Häuser, die um das Haus Nr. 346 liegen. Nirgends konnte eine Waffe gefunden werden. Inspektor Sing wurde bei einer solchen heimlichen Hausdurchsuchung von einem Hausinhaber, einem Maurer, bemerkt. Der Hausinwohner begann fürchterlich zu schimpfen, weil der Detektivinspektor es gewagt hatte, ohne seine Einwilligung in den Dachraum einzudringen. „Was Haben Sie hier zu suhen?“ fragte er jeheltend. Der Detektivinspektor ließ eine Weile den Mann schimpfen, dann aber erwiderte er: „Sie fragen, was ich hier zu suchen habe? Das künnen Sie noch fragen? Willen Sie denn nit, was gestern abends hier geschehen it? Sst es nicht eine Gemeinheit, friedliche Ausflügler ganz einfach niederzuschießen? . . Die Kugel des Mörders hätte ja auch Sie oder Ihre Familienmitglieder treffen können...“ In Dieser Messe sprach der Inspektor weiter und daser dabei immer lauter wurde und sich über den blutigen Vorfall in förmlichen Zorn hineinredete, wurde der Maurer Eein laut und schließlich gab er dem Detektivinspektor sogar in allem recht. Diese Gelegenhei benügte der Inspektor. Während die beiden Detektive und Gendarmen die Nachforschungen nach einer Waffe fortreten, rief er den Maurer ein wenig zur geht, dak jemand ohne Erlaubnis eine Maffe Hält und damit nach Belieben herumschießt .. Können sie. mir nicht jagen, wer in der Umgebung eine Schußwaffe hat?“ — Der Maurer sah sich im Kreisfe um und flüsterte sodann halblaut: „a, der 17jährige Maurerlehrling hat eine,“ dabei wies er auf das Haus Nr. 346. Nun war der Detektivinspektor fest davon überzeugt, auf der richtigen Spur zu sein. Er ging in das Haus Nr. 346 und wehte den schlafenden Maurerlehrling auf. „Wo ist die Waffe?“ fragte ihn der Inspektor. — , 30 weiß von seiner Waffe,“ erklärte der Lehrling. „Ich habe sein Gewehr,“ stammelte er Schlaftrunfen. Der Inspektor forderte ihn auf, ich anzuziehen und in das Gemeindehaus mitzukommen. Der Maurerlehrling meinte nun, der Detektivinspektor wisse ichon, daß er durch seinen Gewehr ihn das schredliche Unglück ver ursacht habe. Im Gemeindehaus gestand er auch bald ein, daß er zu Hause im Dachraum eine Waffe habe. Die Waffe wurde auch vorgefunden, beteuerte, daß er auf das vorbeifahrende Der Maurerlehrling "Autonit "hießen wollte. Die Waffe, mit welcher er im Dachraum spielte, war nuffällig losgegangen. Daß er eine Waffe hatte, wußten seine Eltern nicht. — Nach dem Schuß verstecte er die Waffe gut und fletterte sodann vom Boden. Er mengte si unter die Leute, die sich um den Konsul und seine Gattin bemühten. Später erfaßte ihn eine solche Unruhe, daß er ins Gasthaus eilte, um durch Wein seine aufgeregten Nerven zu beruhigen. Die Tat einzugestehen, wagte er nicht. Erst nach der G Sperrstunde ging er nach Hause. Schlafen konnte er nicht; nur in den Morgenstunden sehlief er ein, wurde aber dann vom Detektivinspektor bald aufgerüttelt und ins Gemeindehaus geführt. Die Maffe, die man im Dachraum vorfand, war außen starr verrostet, aus dem Zustand des Laufes fonnte man aber seit Kinnerat in unserem Bloks niert Ihnen größten Erfolg die Tragödie des Konsuls a. 9. Ir. Emil Schreiner und seiner Gattin. Wie der Täter eruiert wurde. Dedenburg, 30. April. Wie in der gestrigen Blattfolge ausführlich berichtet wurde, ist es der Dedenburger Staatspolizei und der Wandorfer Gendarmerie noch Sonntag früh gelungen, den Täter, der Samstag abends den Konzul a. D. Dr. Emil Schreiner durch eine Schuß aus einem Mannlichergewehr getötet und die Gattin des Konsuls tödlich verlegt hatte, zu eruieren und zu verhaften. Da der Täter, so rasch) Festgenomme werden konnte, erweckte in der ganzen Bevölkerung allgemeine Beruhigung; den jedermann glaubte ihon, einem ähnliche Fall gegenüberzustehen, wie es seinerzei der verwegene Ueberfall auf den Oedenburger Oberstuhlrichter Stephan Stettler bekanntlich während einer nächtlichen Art auf der Kohlelnhoferstraße war. Sie sind ein anständiger, Gewerbetreibender und missen deshalb, daß es nit ans heis, Direktor des Museums in Splittersuchung, beziehungsweise die Radfor- Seite und sagte flüsternd: „Sehen Sie, (Dalmatien) Abramic, Kustos Dr. Alfons Barth usw. Die Festrede hielt Konservator Sándor Wolf, welcher für die Kosten der Gedenktafel aufkam; auch Prof. Gaheis sprach und Bürgermeister Staznits übernahm mit einigen schönen Worten die Gedenktafel in die Obhut der Stadt. . Der Heimatschußverein verteilte am Schlusse der Festlichkeit einen Hübschen Sonderabruf aus seinen Mitteilungen mit der Biographie des Ehepaares Groller und einem bisher unveröffentlichten Auflag von Mar Groller. Der April-Vertrag der Eisenstädter Urania behandelte Finnland; nebst sehr sehr reichen Filmen von Landschaft und Kultur kamen auch Volkslieder zum Borttrag, wobei die Wiener Opernsängerin Anna Maria Lischke, eine gute Bekannte der Eisenstädter aus dem Radio, mit schönem Erfolg mitwirkte. Der erste Fremdenverkehr in Eisenstadt. Der vergangene Sonntag, welcher warmes Wetter brachte, regte auch den Eisenstädter Fremdenverkehr in Bewegung. Es kamen nebst vielen kleinen Gesellsschaften eine Abteilung der Wiener Urania und eine Gruppe der Wiener Staats- und Landesarchivare unter Seitung des Staatsarchivars Dr. Rolf 28 offan. Die Organe des Fremdenverkehrs bewährten sich vortrefflich. Nachmittags machten die Gäste einen Ausflug nach Rust. Das dritte Heft des zweiten Jahrganges der Quartalschrift „Burgenland“ erschien mit einem überaus reichhaltigen Inhalt, aus welchem besonders die Artikel von Dr. Hans Graf, Hydrographie und Klima des Burgenlandes, von Senior Michael Bothár über Charles Ecluse, den Botaniker von Güffing im 16. Jahrhundert und der Beitrag zur Bolstunde von Elmar Schwarz mit besonderem Rob hervorzuheben sind. 1076 EUGEN SCHILLER, odewarenhandlung nur Sopron, Grabenfunde Nr. 105. se keine Filialen!! - die dem Holstenhof. Roman von Gert Nothberg. Copyright by Martin Feuchtwanger Halle a. d. 5. (Sortjegung 41.) Mit Schneestürmen und einer seit Jahren nicht Ddagewesenen Kälte hatte der Winter die Herrschaft ergriffen. In den Lüften heulte es unheimlich. Die stärksten Bäume bogen sich ächzend. Zwei Jahre waren seit jenem Abend dahingegangen, an dem Klaus Holsten den Brief des Freundes las. Zwei volle Jahre. Sie waren oft erfüllt gewesen von schweren Sorgen denn ein schweres Unwetter hatte die ostfriesische Heimat Heimgesucht. Im übrigen hatten diese Jahre Arbeit gebracht und reichen Gegen. Christ Holsten hatte sich mit seinen Freunden einer Expedition in das Innere Tibets angeschlossen, und lange hatten sie als verschollen gegolten. Man hatte bereits an das Schlimmste geglaubt, als man endlich einen Brief erhielt. Doch war man noch in schwerer Gorge. Sehr war die Nachricht gekommen, dak Christ an einem heimtüdischen Fieber ertrankt sei. Klaus Holsten ging wie früher viel nach Pudd Hoff hinüber, wo Johanna von Willihad allein mit ihrer Dienerschaft wohnte. Sie war zweimal in Lausanne gewesen. Das lette Mal war es im Mai, zu Zeanthes Geburtstag. Da war sie Eu niedergeschlagen zurückgekommen. Seitdem ich Schwaben-Ehilin aus der Löwen-Drogerie Franz Müller, Sopron, Srabenrunde 52, verwendet habe, verspüre ic feine Schwaben und Rufen mehr. + | Sanremo Salat-Del in 1 Kilo Originalbüchsen P 580; $ ermässigten Preise von P 250: Erbsen, Bohnenpargel, 1 Kilo Büchsen, zum JOHANN GRUBER Delikatessenhandlung Grabenrunde Nr. 107a Telephon Nr. 375. „Leanthe gefällt mir gar nicht; sieht gar so blaß und schmal aus. Ich habe Angst um sie,“ sagte sie, als sie das erste Mal nach ihrer Rückkehr wieder im Holstenhof zu Besuch weilte. Klaus Holsten hatte ihr einen so düster flammenden Blick zugeworfen, daß sie ersdauernd zusammengezucht war. Und er hatte nie, auch im Laufe der legten Monate nicht, gefragt, wann Rezanthe heimfomme. Und nun erwartete man abermals das Meihnachtsfest! An einem der nächsten Tage, der einigermaßen hell und freundlich war, mein Frau Holsten mit Helga in die Kreisita um die Meihnachtseinläufe zu Sagann Auch Johanna von Willihad Hatte d angeschlossen. Abends war dann ein falscher Schneesturm gekommen,daß jede Sterne verlofchte der Zug als steckengebeben gemeldet wurde und Klaus die Naht in dem Kleinen Bahnhof sah, während der Schlitten in einen Schuppen gefahren worden war und die Pferde im selben Raum ängstlich wieherten. Früh gegen neun Uhr waren die Damen dann da endlich, angenommen , hatten alle vier Herzlich gelacht, als sie sich so verschlafen wiedersahen. Und wieder waren Tage über das Land gegangen, Tage, an denen man meinte, die Kamine müßten zerspringen, so fegte der Sturm in ihnen, Tage, an denen man | fast warmen Sonnenlicht. | glaubte, die legte Stunde sei gefommen, so barst die Erde, rollten die Eisschollen drüben auf dem nahen Moor. Der Weihnachtsheiligabend kam mit einem milden, Die riesigen Eis- und Schneefelder glngerten. — Der Tag blieb sonnig, und die Mensen kamen erst jet zur rechten Weihnachtsfreude. Als es bereits dunfelte, fuhr Klaus mit dem Schlitten nach Puddhoff, um 30hanna zu holen. Sie hatte verweinte Augen. Auf seine besorgte Frage sagte sie Seife: „Ich hoffte, von meiner Schwester ein paar Zeilen zu erhalten. Sie hat mir in den legten Monaten so wenig geschrieben. So geht das nicht weiter. Leanthe ist viel zu zart und schonungsbedürftig, um in der Welt da draußen einsam leben zu können. Wohlbehütet und gut aufgehoben ist man im Hause der Madame Transpille; doch Liebe und warme Behaglichkeit atmet dieses Haus nicht.“ Klaus Holsten antwortete ihr nicht gleich. Schließlich sagte er: „Wollen wir sie nit einfach Holen, Fräulein Joshanna?“ „Kein, Herr Holsten. Das hätte seinen Zweck. Leanthe trägt ein schweres Leid mit sich herum. Jeder Eingriff würde nur schmerzen. Man muß sie gehen Jlassen. BVBielleicht kommt sie doch von selbst zurück.“ Er half ihr die kleinen Gescheife vertrauen, die sie mit nach dem Holstenhof hinübernehmen wollte. Fürsorglich breitete er die weiche Pelzhede über ihre Knie, als sie im Schlitten Pla genommen hatte. Während der Schlitten lustig über die Sandstrage flingelte, sah Johanna in Klaus Holstens ernstes, sympathisches Gesicht, und sie dachte, wie schon so oft: „Wenn er Leanthes Mann wäre, welchen Schuß hätte sie an ihm.“ Im alten Herrenhause des Holstenhofs roh es nach Tannengrün, Gebadenem und Gänsebraten. Mamsell Minden wollte heute wieder einmal zeigen, was es hieß, sie im Hause zu haben. Klaus bewachte auf dem Wirtschaftshof noch das Abschirren und Abtronnen der Pferde, dann ging er mit elastischen, schnellen Schritten ins Herrenhaus hinüber, wo Johanna inzwischen bereits im Salon der Hausfrau weilte, ih am grünen, großen Bachelofen die Hände wärmte und sich mit strahlenden Augen in all der Gemütlichkeit umsah. (Fortlegung folgt.) und Paradeis-Konserven bei Sopron,