Tagblatt, Juli 1929 (Jahrgang 7, nr. 146-171)

1929-07-02 / nr. 146

Seite 2. Dienstag, BE ZET: 4. a Tagblatt Zigeuner, die Schreden. zweier Bezire, Der Einbruch im Kaufhaus Breuer in Mattersburg.‘ — NRaffeneinbrüche in Oberpullendorfer Bezirk. — Die neun­­töpfige P Diebsbande eingefangen. * Aus Wien wird gemeldet: Eine neuntöpfige Diebsbande aus den Zigeunerlagern Klein- Mun­den, Rattersd­orf und Haidendorf im Burgenlande ist für sich dem Landes­gericht II eingeliefert worden, und zwar sechs Männer und drei Frauen. Sieben Mitglieder der Bande gehören zur Fami­­lie der schlauen und vielfach abgestraften Stanzista Hödoji, die beiden übrigen sind die Kesselflider Johann und Georg Horváth, zwei durchtriebene Schelme. Den neun Zigeunern wird zur Last ge­­legt, am 26. März nachts in das Geschäft des Kaufmannes Morig Breuer in Mattersburg eingedrungen zu sein und zahlreiche Waren, Kleider, Wäsche und Teppiche gestohlen zu haben. Die Gendar­­merie konnte lange nicht­­ das Hehlernest ausfindig machen, wo das gestohlene Gut verborgen worden war, bis es dem Krimi­­nalbeamteninspektor Gleitner gelang, das Versted im Hause der Franziska Hö­­doff aufzustöbern. Eines Nachts umstellten Gendarmen das Haus und nahmen eine gründliche Durchsuchung vor. Unter dem Fußboden, in einem verfallenen Kachel­­ofen und in einem eisernen Ofen fand man viel Wäsche, Kleider und sonstige aus dem Kaufladen Breuers herrührende Waren. Im Hause wohnt jegt nur die Lebens­gefährtin des Lulius Hodoff mit drei Kindern. Sie beteuerte­ seine Kenntnis von den verborgenen Waren gehabt zu haben. Die Zigeunerbande hat seit Monaten die ganze Umgebung von Mattersburg schwer beunruhigt. Viele nächtliche Ein­­brüüche in Bauernhöfen, Geschäften und Amtskanzleien sind verübt und auch einige Rasseneinbrüche ausgeführt worden, ohne daß es gelungen wäre, die Täter zu fallen und zu überführen. Bei den Kassenein­­brüchen bedienten sich die Zigeuner der modernsten Einbruchswerkzeuge.­ Da die Gendarmen im Hause der Franziska 96 : dDofjt auch eine neue Handbohrmaschine fanden, liegt der Verdacht nahe, dass die Bande auch die bisher unaufgeklärten KRaffeneinbrüche auf dem Gemeilsen hat. Grabungen in den Gärten und Höfen der einzelnen Zigeunerhütten sind ergebnislos geblieben. Am 4. April haben Zigeuner auch in das Steueramt in Oberpullendorf, wie seinerzeit gemeldet, einzudringen ver­ Tut, sind aber rechtzeitig­­ verscheucht worden. Der Brozek gegen die neunköpfige Zi­­geunerbande wird vermutlich erst im Herbst stattfinden, da­ss die Untersuchung in­­folge des Leugnens der Zigeuner schwierig gestaltet. In Philadelphia wurde eine Bur­­­­genlånverin­on ilchen Gatten er­­schaffen. Margarete Schauermann mußte sterben, weil i­ er quasi eiol lebte.—­Ol­uh die Kinder nahm er mit sich in den Tod. * In der amerikanischen Stadt Phila­­delphia ereignete sich für sich ein schaus­tiges Familiendrama, dessen­ Opfer eine Burgenländerin aus Neusiedl am See wurde. Ein gewisser Peter Thomas, ein Deutscher aus Fogaras im Banat, lebte als Auswanderer in Nordamerika. Vor zwei Jahren heiratete er als Witwer eine Witwe namens Margarete Fiscer, de­­ren Mädchenname Margarete Schauer­­­mann ist und die mit ihrer Schwester aus Neusiedl am See auswanderte. Die Ehegatten liebten einander innig und so war es für Thomas ein harter Schlag, als vor einigen Monaten seine Frau unerwartet an­ einem Magenleiden erfrankte. Die Krankheit der Frau machte Thomas schwermütig, er brütete regungs­­los vor sich Hin und wurde schließlich trüb­­sinnig. In einem Anfall griff er dann zur Maffe und während seine Frau im Spital lag, erschoß er seine drei Kinder aus erster Ehe, die 12jährige Käthe, den 10jährigen Safob und die 6jährige Helene. Nachdem er diese Bluttat vollbracht hatte, rief er seine Schwägerin, die Schwester der Frau Thomas, telephonisch an und rief: „Sei gehe ig ins Spital und erschieße Margarete!“ Die neuere Bluttat hätte vermieden werden künnen, wenn die Schwägerin nicht die Fassung verloren und versäumt hätte, das Spital anzurufen und von der Absicht Thomas’ zu verständigen. So konnte der irrsinnige Mann ungehindert zum­ Rran­­fenlager seiner Frau gelangen, die er mit einem Revolverschuß tötete. Er flutete näher in das Haus einer seiner Brüder, wo er sich durch einen Schuß entleibte. In einem hinterlassenen Schrei­­ben teilte er mit: „Ich erschoß meine Frau, da ich sie liebte. Ich schoß auf die Kinder, da sie mir viel Trübsal daheim bereiteten. Ich konnte ohne meiner Frau das Haus nie verlassen. Fett habe ich mit aller Welt abgerechnet!“ Dem gräßlichen Blutbad konnte nur sein Sohn, Danz seines Lerneifers ent­­gehen. Thomas hieß den Stiefsohn Fredy Fisher aus erster Ehe seiner, Frau, zu Hause zu bleiben. Er ging aber troß des väterlichen Verbots zur Schule und wurde durch seinen kindlichen Lerneifer vor dem Tode bewahrt. Seiner hat sich nun die Schwester der Margarete Schauermann angenommen. .+..+ Burgenland-Kalender. . 4. Juli 1818. Juvihtiwvsemmelmneboken. Der bekannte Frauenarthgmaz Phi­­lipp Semmelweiß war zwe­r kein Burgenländer,sein Vater aber stammte von dort her und die Familie gehört heute noch zu den Angesehensten basellit. Der Bater wanderte nach Ofen aus, wo er als Handelsmann tätig war. Dort ist der berühmte Sohn geboren. Dieser studierte erst Jus, dann in Veit und Ofen Medizin. In Wien waren Skoda und Rositansky seine Professoren. Da man seine Vors­ihungen dort nicht anerkannte, übersie­­delte er nach Budapest. Sein großes Ver­­dient ist die Entdeckung der Ursachen des Modenbettfiebers. Seine Forschungen erz­wecten große Ueberraschung und fanden viele Gegner. Die Kämpfe rieben ihn endlich auf. Heute aber ist er vollkommen anerkannt und in Budapest Hat man sein Geburtshaus mit einer Gedenktafel vers­­ehen. Auch schmückt einen Pla­ndaselbst eine Statue Semmelweiß’ von Strobl. +. · "2. Juli 1929. Nr. 146. : / Die im redaktionellen Teil (Burgenland, Oedenburger Nachrichten, Bühne und Kunst, Filmwesen, Gingerender, Offener Sprechsaal enthaltenen entgeltlichen Mit­teilungen sind dur + gekennzeichnet. teten wir" über den verwegenen Raub­­mordversuch, der bei Nacht in der M Woh­­nung des Mühlenbefigers Löffler in Antau gegen denselben verübt wurde. Er wurde von einem Einbrecher gewürgt, der dann die Karse öffnete und 5000 Schilling zu ich nahm. Auf der Flucht hatte er je­­doch das Geld und die Kappe verloren. Diese Kappe wurde zum Berräter. Sie und die Personsbeschreibung des Einbrechers haben die Gendarmerie zur Welterzeugung gebracht, daß der Räuber von Antau aller Wahrscheinlichkeit nach ein früher entlasse­­ner Knecht des Löffler war. Diese Annah­­me unterstügt auch die Tatsache, daß der Einbrecher über die Wohnungsverhältnisse des M­ühlenbefigers so “genau "Bescheid wußte, als wenn er „zu Hause wäre“. * Todeserklärung eines burgenländi­­schen Kriegers. Auf neues Anruhen der Angehörigen wird Johann Binter, ge­boren am 7. Dezember 1888 in Deutscz Preuß, Bezirk Oberpullendorf, nach dem 10. Januar 1930 vom Wiener Landes­­gericht für tot erklärt. Er ist zu Beginn des Weltkrieges an den russischen Kriegs­ Schauplag abgegangen, wurde dort schwer verwundet, am 24. Oktober 1914 in einem Notspital in der Nähe von Iwangorod un­­tergebracht und in der Nacht zum 25. Ok­­tober 1915 von dort abtransportiert. Seither wird er vermißt. * Bon der burgenländischen Schule. Lehrer Franz Weisleben'an der röm.­­lath. Schule in Hornstein wurde nach Erlaa in Niederösterreich verlegt. oo * Der erste burgenländische Eucharisti­­sche Kongreß beginnt am 2. Juli in Lorenz­haus im Oberpullendorfer Bezirk. * Landesrat Till auf Urlaub. Landes­rat Till hat am 20. Juni einen fünf­­wöchigen Urlaub angetreten, von dem er Ende Juli zurückkehrt. Seine Referate führt inzwischen Landeshauptmannstell­­vertreter Qefer. fi Ein Fahrplan der burgenländischen Autobuslinien. Anfang Juli erscheint ein Fahrplan der Autobuslinien des Burgen­­landes. Siene Autobusunternehmungen, die dem Amt der burgenländischen Lan­­desregierung, Fremdenverkehrsabteilung, ihre Fahrpläne bisher nit eingesandt haben, wollen dies umgehend tun, da sie sonst Gefahr laufen, in den neuen Yahr­­plan nit aufgenommen zu werden. * Eröffnung des Sauerbrunner Bades. Das neue Schwimm-, Sonnen- und Luft­­bad wurde am 22. Juni in Gänze eröffnet, nachdem wegen der Wasserversorgung zwi­ngen den Beteiligten volle Einigung erz­­ielt worden war. An schönen Badetagen ist der Besuch sehr gut gewesen. * Eröffnung einer neuen Autobuslinie im Burgenland. Aus Wien wird gemel­­det: Die Bostdirektion veranlaste, daß auf der Linie GStegersbach—Deutsch-Kalten­­brunn— Fürstenfeld der Bostkraftwagen­­verkehr am 28. Juni aufgenommen werde. * Ein entlassener Knecht, der mutmaß­­liche Räuber von Antau. Kürzlich berich- traurige Cage des­ Deutschen Schul­­wesens im südslawischen Banat. Nach einer Statistik, die von der Ver­­waltung des Belgrader Gebiets ausgear­­beitet wurde, zu dem der westliche Teil des südslawischen Banats gehört, gibt es in diesem Gebiet insgesamt 300 Schulen mit 2000 Lehrkräften; darunter befinden sich 16 Gymnasien, von denen zwei Privat­­gymnasien sind. In allen ist die Unter­­richtssprache jerbisch. Nur in zwei Anstal­­ten gibt es magyarische Parallelflasten, während deutsche Parallelflasten nirgends vorhanden sind. Von den zehn vorhandenen Bürgerschulen hat nur die Mä­dchenbürgerschule in Becsferet deutsche Barallelklassen. Diese einzige Mädchen­bürgerschule mit deutschen Barallelklassen stellt also das gesamte Höhere deutsche Schulwesen im größten Teile des südslawi­­schen Banats dar. Der moderne Bubi-Haarschnitt für Damen und Kinder von Spezialisten ausgeführt bei Galatis, Grechenyi­­plag 20, geleohon Nr. 353. Gesichts­­massage, Bechlür, Manilür, Haarfärben, Dauerondulation. Solide Preise. Daselbst große Auswahl in sämtlichen Barfümerie- Spezialitäten. Kölnisch- Wasser ausge­­mogen schon um 12 Heller pro Desa­­gramm. + (Nachdruch verboten.) Die drei Wenninger. Roman von Elisabeth G. Dorndorf. Copyrigh by Marie Brügmann, München. (Fortlegung " 41.) Ich wäre nicht abgeneigt, Sie ihrem ohnehin auf nicht ganz einwandfreien Privatleben zu entziehen auf Kosten der Staatsanwaltschaft.“ An der zurückgehaltene Halt gegen den Stärkeren Ioderte in Steinthals blutleerem Geist von neuem auf. Wuchs von Ge­­sunde zu Sekunde. Doch ruhig, mit der Gleichgültigkeit einer geschulten Geleit­­beherrschung, sagte er: „Das werden Sie nit tun!“ „Und warum nit!“ Stanley spielte mit dem Brieföffner­ , Barum nicht! Red­­nen Sie so start mit meiner Großmut?“ „Sie interessieren sich für Fräulein Mormano. Kompromittieren Sie mich, trifft sie das gleiche, denn sie hat von dem unterschlagenen Geld gelebt.“ „Sie wollen das Mädchen, selbst um den Preis großer Betrügereien, an sich zu fesseln versuchen.“ „Was heißt verjuchen! Sie ist es! Sie wird meine Frau! 39 lasse sie mir von feinem streitig machen, nit!“ . Das heißt: Sie werden da wohl Ihr Ansinnen von ihrem Willen abhängig machen müssen!“ „D, feine Bedenken! Wie ich mit Fräu­­lein Normano stehe, gibt es feine Beden­­ken wegen einer Heirat. Deshalb bitte ich Sie, Herr Stanley, meine Braut fünfzig in Ruhe zu lassen. Ich kann Ihre Einla­­dungen in Zukunft nicht mehr dulden.“ Stanley erhob sich, blies langsam den Bau der Zigarette in die Luft, steclte die Hände in die Taschen, und sagte mit großer Ruhe: „Dasselbe wollte ich Ihnen jagen! Aber ich bitte nit nur darum, sondern ich ver­­biete Ihnen den Ver­ehr mit Fräulein Normano!“ »Greinthal lachte laut und gereizt auf. AGENT KAZÉ KÁRT KÖZL KTSKÁZEKEBÉG BÓKÉTTE FETTE, Zylinder u. Wellen schleift az Spezialmaschine mit 0,01 mm garantierter Genauigkeit die ZENTRAL AUTOGARAGE SOPRON. Tel. 6-41 TERRRETN­EIEREEEBETENEIENTEE ET auch von Ihnen­­! Dann trat er nahe an Stanley heran und flüssterte mit halbzugefriffenen Augen, als hätte er Angst, von anderen gehört zu werden: „Sie künnen mit Ihrem Geld laufen, was Sie wollen — nur die Gesinnung einer kore Normano nicht!“ „Ah! Aus Ihren Worten scheint das Bekenntnis eigener Erfahrung zu singen, die Sie gemacht haben.“ Er sah ihn halb von der Seite ironisch an. „Stimmt’s? Na, jedenfalls werde ich meine Einwilli­­gung zu dieser Heirat nit geben.“ Steinthal brach in Gelächter aus. „Stoßartig! Großartig!“ Hak fing an, diese unbändige Heiterkeit einzudämmen. Er stüßte die Hände auf den Tisch, und fragte mit gedämpftem Ton zwischen verschlossenen Zähnen: „Sie wollen Ihre Einwilligung nicht 194 geben? Ja, mit welchem Recht denn eigent­­lich?“ Da sah ihn Stanley mit großen, ein­­dringlichen Augen an, und sagte: "„ £ ore Normano ist meine Tochter!“ Steinthal wid­­zurück. Er glaubte nicht recht gehört zu haben, und unterlag voll­­kommen der Wucht dieser Offenbarung. Die stählerne Klarheit der wenigen Worte, Hubert Stanleys ganze Wahrheit gebende und Wahrheit fordernde B Persönlichkeit liegen seine Zweifel aufkommen. Mochten die Zusammenhänge sein, wie sie wollten, für die Wahrheit dieser Mitteilung zeugte ih­n die Wehnlichkeit, die je­ vor seinen Augen klar zutage trat. „Und nun ersparen Gie mir weitere Auseinanderlegungen, Herr Steinthal. Von einer Anzeige werde ich vorläufig ab­­sehen. In meinem Betrieb künnen Gie noch bis zum Ablauf der Kündigungsfrist bleiben. Guten Tag.“ Steinthal war entlassen. Es war eine Niederlage für ihn, wie er sie noch nie er­­lebt. In dieser Erkenntnis verließ er in ohnmächtiger Wut das Zimmer, und ließ sic auch tagsüber nicht mehr in der Yabris sehen. (Bertfefung folgt} | Das Originat Sanremo-Salatül ist Billiger geworden. 1 Kilogramm Dose P 4.20, 1/, Kilogramm Dose P 2.20 5/., Liter Flaschen P 1.90, */,s Liter Flaschen P 1.20 JOHANN GRUBER Delikatessenhandlung | Frisch gebrannter Kaffee gleichfalls billiger pro Kilogramm von Pengö 6.— aufwärts bei Sopron, Grabenrunde Nr. 107a 193 Telephon Nr. 375. EIT 7 fi 9 R­ő

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