Tagblatt, November 1929 (Jahrgang 7, nr. 249-273)

1929-11-01 / nr. 249

( .. 8 Ginzeibtarn MINNENHENTENTHENELITES Groschen Generalanzeigen für das Bezugspreiß: Ginzelblatt: 8 Groschen a­n Ginzelblatt an Wochentagen 8 g, an Sonntagen 12: g. Solge 249. Mbbrum der Konfere über die Oftreparationen. Brag, 31. Ost. Wie das „ Prager Tagblatt“ aus Baris meldet, wurde Die K­onferenz über die Ostrepa­ra­­tionen wegen der Haltung Un­­garns weiterın definitiv abge­­brochen und auf unbestimmte Zeit vertagt. Damit bleibt auch die Frage der Repa­­rationsverpflichtungen der Nachijolge­­staaten der ehemaligen österreichisc-­­ungarischen Monarchie bis auf weiteres unerledigt. — Es bestelt die Möglich­keit, daß ss die nächste Haager Konz­ferenz mit der Haltung Ungarns au be= fafsen haben wird. Klementel mit der 1er Kabinettsbildung betraut, Baris,31. DOM. Gestern mittag bet der Präsident der Republik den radikalen Senator Clementel, Bereifenden des Finanzausschusses des Senats und ehemali­­gen Finanzminister im ersten Kabinett Herriot, mit der Regierungse bbildung betraut. Elementel hat n­ne genommen. Er erklärte, eine BRolitif weitgehend­er republikanischer Ber­öhnung zu betreiben. Der erste Schritt zum Zollfrieden. Genf, 31. Ort. Das Wirtschaftskomitee des Völkerbundes hat die Verhandlung des vom Subkomitee ausgearbeiteten Entwur­­fes über den Zollwaffenstillstand begonnen. Charakteristisch für den Geist des Entwurfes . ist dessen Einleitung, die folgendermaßen lautet: „Die vertraglch liegenden Staaten kom­­men im Interesse der rascheren Durchfüh­­rung der Beischlüfse der internationalen Wirtschaftskonferenz­ vom Jahre 1927, so­­wie im Interesse der Stabilität der Welt­­wirtschaft und der Verwirtlichung der Atmosphäre des Vertrauens überein, den Zollerhöhungen ein Ende zu machen und von jeder Beschränkung der Handelstätig­­keit Abstand zu nehmen.“ Sperrung der Wiener Hochschule für Welthandel. Wien, 31. Okt. Gestern drangen mat­tionalistische Studenten von der Univer­­sität und Technik, verstärkt durch Hafen­­krenzler von der Hochschule für Bodenkul­­tur, in die Aula der Ex­portaflsche­­mie ein, überfielen jüdische Studenten, wobei es zu argen Brü­n­geleien kam. Der Rektor verfügte Die sofortige Sperrung der Hochschule An der Technischen Hochschule sind geitern die Vorlesungen wie­­der aufgenommen worden. An der Universität herrscht Ruhe.­­[ Mietzinsbeihilfe für die österreichi­­schen Bundesangestellten. Wien, 31. Ost. Der Nationalrat und auch der Bundesrat haben ein Sejeg bes treffend die Gewährung einer Miet­­zinsbeihilfe an die Bundesan­­gestellten angenommen. Rene Hinrichtungen in Neubland. Moskau, 31. Ort. Das Oberste Ge­­richt im fernen Osten in Stretensf hat acht Todesurteile gegen Bauern gefällt, weil sie versucht haben, Banden zu bilden, um ge­­gen die So­wjetregierung zu kämpfen. Die Urteile wurden en. vollstrebt. en; Gauerbrunn, Freitag, 1. November 1929. die Katastrophe der Ne­v- Parker Börse. New-Norf, 31. Ost. Die Gesamt­­verluste am 29. b. beliefen ih auf 8 bis 10 Milliarden Dollar. Der Gesamtumtag an Aktien erreichte an diesem Tage die Rekordziffer von mehr als 16 Millionen Stüd. Bei Börsenschlag war eine leichte Erholung der Kurse zu ver­zeichnen, die auch gestern anhielt. Troß­­dem wird die Lage noch immer als sehr ernst angegeben. Im Verlaufe der gestri­­gen Börse wechselten 11 Millionen Aktien ihren Beleger. Die Kurse sclossen allge­­­­mein mit einem Plus bis zu 35 Bunften über den Schlußfurten vom 29. b. — Had, dem das Börsenpersonal durch die Hoch­­flut der Geschäfte vollkommen sc­höpft ist, hat der Börsenvorstand beschlossen, die Börse Freitag und Samstag ganz zu schließen. ge­ nannt auf der Pariser Börse. Paris, 31. Ort. Der gestrige Bör­­senverkehr stand im Zeichen­ einer parisartigen Stimmung, die dur die New-Yorker K­urseinbrüche her­­vorgerufen worden war, so da nam­­hafte K­urseinbußen erfolgten. I Ins Burgenland este die Verfassungsreform. Weniger Beamte, weniger Abgeordnete , aber auchh geringere Selbständigkeit, werden. j * Wie bekannt, ist mit der Verfassungs­­reform eine Stärkung der Staatsgewalt und eine Vergrößerung der Zentralver­­waltung geplant. Also nur bloß die Staatsautorität soll gefestigt, sondern aug auf die Verwaltung der Länder soll der Zentralregierung größerer Einfluß gesic­hert werden. Die neue Berjassung würde auch die Verringerung der Landtagsman­­date und einen Abbau in der Landesregie­­rung mit sic bringen. Das Burgenland würde sich gewiß mit einigen Landesräten, weniger auch gut rea­gieren lassen — das Land ist ja klein, auch die Zahl seiner Bewohner nut groß — und all dagegen hätte bei uns niemand etwas einzuwenden, wenn z. B. im Land» tage um ein Drittel weniger Abgeordnete den Bolfswillen vertreten würden, als es jegt der Fall ist. Ganz anders steht es aber mit jenem Teil der Verfassungsreform, die einen teilweisen Abbau der jenigen Landesverwaltung vorsieht. Dem Burgen­­lande würde seinesfalls zum Vorteile ge=­reichen, wenn ihm ein wichtiger Teil seiner Rechte abgenommen würde. Unser Hei­­matland bedarf nämlich­ einer besonders intensiven Aufbauarbeit, die nur dann mit Erfolg durchgeführt werden kann, wenn der Landesverwaltung je größere Macht­­und Geldmittel zur Verfügung gestellt Das Burgenland wäre in acht Jahren ohne der selbständigen Landesver­­waltung nach den jegt zu Recht bestehen­­den Geseten nie das geworden, was es heute ist, denn die Zentralregierung, also die in Wien residierende Bundesregierung, hätte sich nie so eingehend mit der Aufbaus­arbeit im Burgenlande beschäftigen kön­nen, wie es notwendig war. Dafür fehlte es ihr an der nötigen Zeit und vielleicht auch an der bei uns so äußerst wichtigen Gensibilität, mit der alle burgenländischen Probleme angefaßt und gelöst werden müssen. Die Bundesregierung hätte dem Burgenland vielleicht derart auf die Beine geholfen, wie ein guter Verwandter dem anderen, dem Bedürftigen, Hilfe zuteil werden läßt, die Männer unserer Landesregierung, unseres Landtages haben jedoch mit jei­­er familiären Liebe und Innigkeit jede burgenländische Frage behandelt, wie der Vater dem Sohne Hilft, das Kind seinen Eltern beisteht, der Bru­­der dem Bruder fügend die Hand reicht. Das Burgenland hat seit seinem acht­­jährigen Bestande wichtige und ent­­scheidende, seine ganze Zukunft bestim­­mende Epochen erlebt. So die erste, mit Landeshauptmann Rausnit, als Epo­­che, in der Ordnung und Sicherheit im Lande geschafft wurde. Die zweite mit Landeshauptmann Walheim als Epoche der politischen Propaganda. Die dritte mitt Dr. Rauhofer als Epoche des Aus­­baues der Verwaltung. Die­ vierte mit Landeshauptmann Schreiner als Epo­­­che des wirtschaftlichen Aufbaues und nun die fünfte mit Landeshauptmann Thull­­ner als Epoche der Schaffung der Landes­­hauptstadt und des kulturellen Aufbaues. Diese vergangenen und noch kommen­­den Epoden sind alle ungemein wichtig und würden nie ohne selbständige Landes­­verwaltung so glatt und erfolgreich vorbei­­gegangen sein, wenn die Aufbauarbeit von der Bundeszentrale geführt worden wäre. Die Burgenländer haben nämlich aus eige­­ner Initiative ungemein viel für ihr Hei­­matland geleistet und ohne burgenländische Mitwirkung wurde der Bund heute viel­­leicht erst bei der dritten der oben angeführ­­ten Epochen im Burgenlande Halten. Im Burgenlande würden wir also eine Verstärkung der Landesverwaltung lieber sehen als eine Verschmälerung, denn bei uns gibt es viel Spezifisches zu leiten. Und so stimmen wir mit dem ristlichsozia­­len Landeshauptmann von Tirol Stumpf, wenn er im Zusammenhange mit der Verfassungsreform betont, daß „jene Rechte, welche die Länder haben, ihnen möglichst erhalten bleiben und daß jene geweglichen Belange, die von ihnen seinerzeit gut verwaltet wurden, ihnen wieder zurückgegeben werden. Wie z. B. die Wasserbau- und Forstbeleggebung.“ Mir geben aber auch dem ristlichsozialen Landeshauptmann Dr. Schlegel aus Oberösterreich recht, wenn er im Lardiage seines Landes beteuert: „Ich werde niemals in der Welterzeu­­gung wartend werden, daß die Interessen a er SEITEERETETE TT EIL LT YE ETET TAVZÁNÁÓ 7. sabraang. der Bevölkerung bei der Landesverwal­­tung besser gewahrt sind, als bei der Zen­tralverwaltung.“ 905 Burgenland. az auf der Fremden­­verkehrstagung in Mariazel. Bahnprojekte und Straßenbau. fand in Mariazell pr= dent Tagung des Beirates für Frem­­denverfect vom Bundesministerium für Handel und Verkehr statt. Das Burgen­land war von Regierungsrat Professor Eitler vertreten, seitens ländischen Arbeiterkammer war W Regie­­rungsrat Dr. Möbi­us erschienen. Regierungsrat Professor Eitler trat für die intensive Förderung seiner Bahn­­projekte ein, eingehende Hilfe. Regierungsrat Dr. Möbius sprach über die burgenländischen Bundesstraßen und Landesstraßen und stellte fest, daß in den anderen Bundesländern beide Stra­­ßenwege weit besser dran sind, vers rajchere Erledigung jener kürzlich Burgenlandes schließen würden. einzelne Gegenden Fremdenverkehr Landesregierung langte Borlage, die je die Uenderung einreichte, die dem die die der Durgen­­Er des er- Er forderte vafhe und zur des bezüglichen Bundesgeheges gerichtes wird Ludwig Balázs führt. II. 3m Nauja. Mit der Mistgabel gegen den Arbeits­­genosen. * Aus Wien wird berichtet: Ber dem Burgenlandsenat des Landes­­H6Ojchrige Knecht Bisher draußen sei, ohne unbesholten, in einem seiner liegt Haft vorge­rat er fi nun wegen des Verbrechens der schweren Körperverlegung mit Werkzeug, dessen Gebrauch lebensgefährlich ist, zu ver­­antworten. Der Anklage der ihm jedoch folgender Sachverhalt zugrunde: Als Balázs am Sonntag, den 1. Sep­­tember, abends Dienststelle in Pintafeld das Vieh von der Weide heim­­trieb, bemerkte sein Dienstgeber, der Land­­wirt Georg Nagy, daß zwei Stüd fehlten. Da er sah, daß Balázs betrunken war, bes­auftragte er dem zweiten Knegt, Alfred Nindl, nach dem fehlenden Vieh zu suchen, während Balázs brummend zu sei­­ner Stallarbeit ging. Nach einiger Zeit kam Nindl mit einer Kuh zurück und sagte dem Balázs, das noch ein Wort ein Junger nicht folgen wolle, er solle ihn holen gehen. Balázs, der gerade Mit auflud, führte nun, zu sprechen, wuchtigen Gu­dh mit den Bau­ dem linfen Unterarm abfing­ hätte, hätte Der Angeklagte, dessen Ausführungen dur den ungarischen Dolmetsch übersetz werden mußten, bereute seine Tat außer­­ordentlich und gab das feierliche Verspre­­chen, ji nie mehr zu betrinfen. Er habe ohne jede böse Absicht zugestohen und nie­mals im Sinne gehabt, seinen Arbeitskolle­­gen, mit dem er sich immer gut vertragen habe, schwer zu verlegen. Die Zeugen stellten dem Angeklagten aus, worauf aiich mit Die Ber­­legung war an und für sich seine schwere, wenn er aber die Hand nicht vorgehalten sie tödlich sein können, über­­dies betrug die Heilungsdauer über zwan­­zig Tage, das beste Zeugnis der Ge­­richtshof ihn bloß zu sechs Wochen schweren Keffers verurteilte, die durch die Haft verbüßt erscheinen, der aus der des Nindl, der den Stier einen der Mistgabel gegen ..-—. \

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