Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1842 (Jahrgang 3, nr. 1-102)

1842-08-05 / nr. 61

Dritter Nr. 61. PRANSSLIHVANIA Beiblatt zum Siebenbürger Boten­­ ­­en rennen Hermannstadt, den 5. August. Ihr Herzen,­­ Schaut dort sie an und scharf­­ gern spräch dann jeder, Nicht wahr: Die Frau ist lieblich? doch es muß Die Redlichkeit des Herzens alsbald sprechen : Wie schade, daß sie keusch nicht ist und ehrbar! Shatspeare. Jahrgang Die Frau des Parlamentsraths Tiquet. (Fortfegung.) Der erste Fehltritt blieb nicht der leßte. In ih­­rem Sinne fi aller Pflichten gegen den verächt­­eten Gatten entbunden haltend, ließ sie ihrer wil­­den Leidenschaftlichkeit , ihrem heißen Blute Zaum und Zügel schießen. Sie haßte nur den Parla­­mentsrath und liebte nur den Kapitän, aber sie verschenkte ihre Gunst, wohin ihre wollüstige Laune sie trieb. Den einzigen moralischen Unterschied zwischen ihr und einer Messalina sei Pitaval darein, daß die Pariserin doch den äußern Schein des An­­standes beobachtete und, troß ihrer zügellosen Aus­­gelassenheit , doc ihren ersten Liebhaber mit einer Herzlichkeit und Aufrichtigkeit liebte, welche ihn , was freilich schwer zu glauben ist — zur Hochach­­tung vor ihrer edlern Natur zwang.­­ N Der Parlamentsrath wurde von seinen Gläu­­bigern gedrängt. Eine erwünschte Gelegenheit für seine Frau , auf Absonderung ihres Vermögens von dem seinigen anzutragen. Dies war so viel als eine förmliche Kriegserklärung Herr Tiquet glaubte, nunmehr keine Rücksicht zu haben seine Frau zu schonen. Er trat als Ankläger wider sie auf. Ganz öffentlich , vor seinen Bekannten , berüchtigte er sie der schändlichsten Untreue, und beschwerte sich zus mal über ihr offenkundiges Verhältniß zum Kapitän de Monteorge. Ja, er ging so weit, in einer Bittschrift seine Noth vor den Thron zu bringen. Er erwirkte auch eine königliche Cabinetsordre , die ihn ermächtigte, das schamlose Weib, zur Verhütung weiterer Schande einsperren zu lassen. Er trat in das Zimmer seiner Frau ei, in unserm davon, hielt ihr mit drohender Miene die königliche Ordre hin. Ent­­weder hoffte ihren Lebenswandel wenigstens aus Furcht vor dem Verlust ihrer Freiheit sich be­­wogen fühlen, ihre Klagen auf derung Vermögensachsen­­getäuscht, das Gerathenste­, davon abzustehen. Die Vorgänge konnten nicht dazu dienen , ihr gegenseitiges Verhältniß zu bessern. Dem Antrage der Frau war von den Gerichten nachgegeben wor­­den. Das Vermögen der Eheleute war gesondert worden, und sie lebten , zwar in demselben Hause und an demselben Tische, doch in verschiedenen Zimmern und in sonst völlig getrennter Oekonomie. Während dreier Jahre erfolgten , bei gegenseitiger Abneigung, wenigstens keine öffentliche Auftritte. Aber die Art und Weise , wie der Parlamentsrath die wenigen Stunden, in denen er täglich seine Frau sah , bewugte, diente nur dazu, täglich ihrem Hasse neue Nahrung zu geben. ‚Er eiferte, murrte, predigte, schimpfte und schalt, für den Erfolg zu spät nach dem Vorangegangenen und mit unkluger sie, feuer. Wie Mittel an inne, erlangen­ zweite Ausfertigung nach , aber und er sonderbar , nach zurückzunehmen. Eine solche Ordre fi­ riß ihm troß des schon ist, so machte sie unsern Begriffen‘, dieses einen noch­ seltsamern er, Madame Tiquet , als los, hielt es werde sie nun für Er es war in Gebrauch sich nur und bessern, oder­ doch hatte sich gehen und hörte , sprang auf ihn die Ordre aus den Händen und warf königlichen Siegels, in das Kamin­­mit Mühe zu Der Parlementsrath suchte zwar um eine ihn, man verlachte - * -

Next