Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1843 (Jahrgang 4, nr. 2-100)

1843-03-24 / nr. 24

1843. Vierter Hermannstadt, den 24. März. Nr. 24, Jahrgang. DRANSSILVANE. Beiblatt zum Siebenbürger Boten. Arbeit ist des Bürgers Zierde, Segen ist der Mühe Preis, Ehrt den König seine Würde, Chret uns der Hände Fleiß. Siller. Unsre Zustände. Manche, und natürlich oft die verschiedensten Urtheile hören wir im gemeinen Leben über die ge­­genwärtige Lage unsres Bolfchens im Allgemeinen. Hier betrauert ein eifriger Patriot den Verlust vieler, freilich oft mehr auf dem Papier als in der Wirk­­lichkeit bestandenen Vorrechte und Freiheiten, währ­­end ihn ein anderer durch Lobeserhebung unserer jenigen Lage, und durch die Darstellung der ver­­änderten Zeitumstände , in welchen uralte Freiheiten und Privilegien nicht immer fortbestehen können, mit der Gegenwart auszusöhnen versucht.­­­ Dort klagt ein grauer Schulmann über den Vorfall der classischen Bildung bei der nachsprossenden Jugend, ein anderer bedauert den Untergang unsres Handels, das Zurückbleiben unsrer Industrie , den Verfall unsres Bürgerstandes , des Kerns unsrer Nation ; und schwermüthig beseutzt der patriotische Sachse den --- wie er befürchtet =- nahen Untergang seines Völkchens, gegen dessen ungestörtes Fortbestehen sich von Tag zu Tage mehr Feinde erheben , dem nun, in seinem Wohlstande gesunken und rings von frucht­­baren Provinzen umgeben, selbst alle Mittel zum materiellen Fortschritte und Emporblühen durch den Verlust seines einst so lebhaften Handels und durch den Verfall seiner Industrie benommen sind, — und düstre Wolken zieht das Nachgrübeln auf manche sonst heitre Stirn herauf. Andre wieder erheben die Gegenwart: „Es ist wahr =­ sagen sie — wir sind zurückgeblieben, aber des jenigen Jahrhunderts belebender Geist verbreitet auch auf uns seine segensreichen Wirkungen. Wir schreiten vorwärts, unsre politische Stellung muß und kann nur durch sich selbst sich befestigen und verbessern, die Industrie beginnt sieh schon zu heben, zu bedeutendern Unternehmungen entstehen Vereine im Großen, und mancher Bürger­­ erweitert und verbessert sein Gewerbe so, daß er den Vergleich­­ mit den besten Meistern seines Faches im Auslande getrost bestehen kann. It unser Handel auch von einer Seite verdrängt und geschwächt — er wendet sich nach der andern, und siehe! es glückt. Haben wir denn nicht schon bedeutende Artikel im Activ­­handel : Unschlitt , Koßen nach Ungarn, Tücher bis Fiume und Triest , Papier in die Walachei und Moldau? Errichtet nur Fabriken stiftet Vereine ! seid getrost! das Einzelne hebt sich mit dem Ganzen, und nur, wer sich selbst verläßt, ist wirklich verlassen !““ Solche und manche andere Aeußerungen lassen sich oft und oft hören! Wie steht es denn aber nun eigentlich mit uns , welcher von beiden hat recht, der über uns trauert, oder der die Hoffnung auf eine bessere Zukunft noch nicht fahren läßt? Sind wir wirklich schon so tief gesunken ? Hat unser Schiffen schon Mast und Ruder verloren, daß keine Hoffnung mehr vorhanden ist, es sicher durch die Wogen des Lebensoceans durchzuführen ? Oder haben wir noch ein Hilfssegel, das wir ausspannen können , mit dem wir unter freundlicher Gestirne Leitung uns zwischen den Klippen hindurch winden, und wieder auf gutes Fahrwasser gelangen können ? Gestehn wir's nur ein! wir sind wirklich zurü­­geblieben, weit zurückgeblieben. Wie herrlich blühte unser Ländchen vor Jahrhunderten troß der fort­­währenden Kriege, ungeachtet der ewigen innern Unruhen. Weit streiften die Handelskarawanen unsers

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