Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1843 (Jahrgang 4, nr. 2-100)

1843-01-24 / nr. 7

1843. >< iT dm Viertel Horatio. Die Vision Karls des Elften. *) Es war eine dunkle und schwarze Nacht. Die Uhr hatte eben zehn geschlagen.­­ Das matt erleuch­­tete Zimmer hüllte die Gestalt Karls des Elften noch mehr in Schatten , während er vor einem ge­­waltigen Feuer in seinem Lieblingssalon zu Stock­­holm saß. Gerade ihm gegenüber, über dem Ka­­min hing das Bildniß der Königin , mit der er, um die Wahrheit zu benennen, einen Disput gehabt hatte, und nun saß er da in schweigender Unzu­­friedenheit, im Geiste die lieblichen Züge des Bil­­des, welches vor ihm hing, mit dem jeßt nicht mehr so reizenden Aeußern der Königin vergleichend . *) Unter allen seltsamen Visionen , welche über­­liefert worden sind , ist die Karls XI , Königs von Schweden, vielleicht die merkwürdigste, und ohne Zwei­­fel die am meisten authentische , da sie nicht auf dem Zeugniß eines Individuums , das, vermöge einer gei­­stigen Krankheit die ganze Scene zu sehen sich ein­­bildete, und dieselbe nachher in den glühendsten Aus­­drücken der Phantasie aufschrieb, sondern zugleich auf dem Zeugniß eines der gelehrtesten und­ gewichtvollsten beruht, und außerdem durch den bestätigt wurde. Das Origi­­er ist ist noch , und jeder Reisende kann es sehen. Es ist klar und in bestimmten Ausdrücken abgefaßt und vom Könige , dem Arzt (Dr. Baum­­gardten) und dem Kastellan des Schlosses unterzeich­­net. Dabei befindet sich eine von dem Könige selbst geschriebene Bemerkung, welche die Ueberzeugung ausspricht , daß eine so auffallende Vision ihm als eine Warnung müsse zu Theil geworden sein; und den Wunsch , daß dieß Papier im Staatsarchive aufbe­­wahrt werden möge, damit man erführe, ob die Prophe­zei­ung einträfe. Die Nacht, in welcher Karl XI. jenes Gesicht hatte, war die vom 16. auf den 17. December des­­ Jahres 1676; eine Erfüllung hat man in den Ereig­­nissen des Jahres 1792 gefunden. Sein düsteres Schweigen ward nur dadurch unter­­brochen, daß er dann und wann eine Verwünschung über ihr verändertes Wesen ausstieß. Wenn der König sich in solcher Gemüthsstim­­mung befand, war ihm sein Arzt D Baumgardten stets nahe. Da die Reaction in einem so stürmischen Geiste , als der Karls war, verhältnißmäßig ge­­fährlich sein mußte, so fürchtete man häufig , er möge einen Selbstmord begehen; daher befand sich der Doctor stets in seiner Nähe , indem er die Ge­­legenheit aufsuchte,, sein Gemach auf heitere Ge­­genstände zu leiten, und ihn aus der geistigen Nie­­dergeschlagenheit,, in welcher er sich befand, zu er­­heben. An dem genannten Abend hatte Baumgardten ungefähr eine Stunde geduldig dagesessen, wechsels­­weise auf Se. Majestät und auf den Sturm, der draußen wüthete , achtend. Allein weder der Anz­ali des finsterge'aunten Monarchen, noch­ der des gegenüber liegenden Palastflügels, der die große Halle in sie faßte, in welcher Staatsverbrechen untersucht zu werden pflegten , schien den ermüdeten Sohn Aessulap's zu erfreuen, welcher plößlich, als seine Geduld erschöpft war, aufstand und im Zim­­mer auf und nieder zu gehen begann, in der Weise, wie Seeleute das Hauptde> eines Schiffes auf- und abschreiten , indem er dann und wann am Fenster still stand , um auf das massenhafte und finstere oben erwähnte Gebäude zu blicken. “ Pl­ößklich schreckte er zurück. „Gerechter Himmel, Sire!" — „Stille !“" — murrte der König. Der Doctor ging noch einmal das Zimmer auf und ab. Endlich konnte er sich nicht länger halten. — „Waz ist das für eine außerordentliche Er- , Nr. 7. TRANSSILVANTLA, Beiblatt zum Siebenbürger Boten. Hermannstadt, den 24. Januar. Jahrgang. Bei meinem Gott, ich dürfte­ dies nicht glauben, Hätte ich die sichre­­­fühlbare Gewähr Der eignen Augen nicht. Hamlet. Act 1. Se­­­­ ­­­­ naldocument Männer Schwedens Kastellan des Schlosses

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