Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1843 (Jahrgang 4, nr. 2-100)

1843-10-24 / nr. 84

Vierter 1843, Ged NE Nr. 84, TRANSSIBRVANER, Beiblatt zum Siebenbürger Boten. Hermannstadt, den 24. Oktober. Wohl erfunden, klug ersonnen, Schön gebildet, zart vollbracht, So von jeher hat gewonnen Künstler kunstreich seine Macht. Göthe. Jahrgang. An Louise Spreer, bei ihrem Scheiden von Hermannstadt *) im Oktober 1843. Welch' ein Gefühl ist's, das der Brust entquillet, Das glühend sich in jedem Pulse regt? — Welc' Zauber ist's, der unser'n Sinn erfüllet, Und der mit Macht das volle Haus bewegt ? = Es ist die Kraft der Kunst, die uns enthüllet , Was kaum geahnt im heißen Herzen schlägt ! Dein Zauber ist's, der mit geheimem Weben So tief ergreift der Seele tiefstes Leben! — Was sich bewegt in wechselnden Gestalten , Und was sich nie dem Wechselspiel entrafft , Geheimnißvoll weißt Du es festzuhalten. — Was die Natur tief im Geheimen schafft , De3 innern Lebens still verborg'nes Walten Entfaltet mag ist Deine Künstlerfraft. — Du kennest der Natur geheimes Regen , Und lehrest und, was Kunst und Geist vermögen! diese ausgezeichnete dramatis Darstellungen nahe die Aufnahme dieses Gedichtes, durch Kreis von Kunstfreunden derselben ihren huldigenden Dank dargebracht hat, zur Genüge rechtfertigen. Wir hoffen dadur< zumal unsern Lesern und Leserinnen außerhalb Hermannstadt, welche Gelegenheit gehabt haben, die Leistungen­ der Künstlerin zu sehen, eine willkom­­mene Gabe zu bieten, und achten es zugleich für unsere Pflicht das wahre Verdienst überall, “wo es uns im Vaterlande be­­gegnet, uns selbst dadurch ehrend, wenn auch mit fremden Worten, anzuerkennen. Und so­ sei,denn auch der ehrenhaften Direction unsers Scauspieles für die sorgsame Zusammense­­ßung ihrer Gesellschaft, wodurch sie alle billigen Forderungen des Publikums zu befriedigen rastlos bemüht ist, am Schluße des diesjährigen Curses unser eigner und gewiß auch sehr vie­­le­ Kunstfreunde Dank dargebracht! Mit süßer Macht erfaßt uns Dein Erscheinen, Du herrschest mächtig über unser Herz ; &o muß mit Dir im düstern Leide weinen, Und fühlt mit Dir der Liebe Luft und Schmerz. — Und wenn sich Wig und Laune dann vereinen, Erheitert uns Dein anmuthsvoller Scherz ; Denn fern von Dir in wesenlosem Scheine Liegt, festgebannt, das Nied're , das Gemeine, —­­Und Deiner Stimme Liebliches Erflingen, Dein sanft Organ, der Worte Melodien, Gleicht Flötentönen, die auf leisen Schwingen , Wie Frühlingsläufeln, träumend uns durchzieh'n, Bald schwärmerisch die heiße Brust durchdringen, Bald mild und zart, bald majestätisc­h , kühn, Wie Geisterlispeln, leise weiter wallen Und sterbend dann im süßen Klang verhallen. Do< nicht allein Dein kunstgeweihtes Streben Läßt uns're Brust so heiß für Dich erglüh'n. — Dein reines Herz, Dein tugendreiches Leben , Dein zart! Gemüth, Dein edler hoher Sinn ! Wem solch' Geschenke die Natur gegeben, Reißt alle Herzen stürmisch zu sich hin. — Nur, wer empfänglich stet3 für jedes Schöne, ist würdig, daß ihn Huld und Liebe Fröne, Doch ah! der Jubel wandelt sich in Klagen — Dich trennt von uns das bittere Geschid ; Nur Lebewohl will Dir der Mund noch sagen In Deines Sceidens herbem Augenblick, — Und leise wagt bewegt das Herz zu fragen: Kehrst Du, o Holde! wieder und zurück ? Wenn neu im Lenz die Blumen uns erstehen , Wird unser Auge wohl Dich reberfehen? — dessen Ueberreichung ein achtbarer 2) Der glänzende Ruf, welchen sich jede Künstlerin durch ihre meisterhaften und ferne errungen, wird

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