Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1844 (Jahrgang 5, nr. 1-89)

1844-01-02 / nr. 1

tauschten, da war es ihr natürlichster Wunsch sich, ob auch entfernt von demselben, in Sprache , Sitte und geistiger Entwickelung an ihr deutsches Stamm­­volk zu schließen. Die ganze Verfassung der Deutz­schen in Siebenbürgen und alle ihre Institutionen tragen das Gepräge des Mutterlandes, und sind der unverkennbare Ausdruck und die Garantien ihres Be­­strebens, mitten unter fremden Volksgenossen deutsch zu bleiben. Auf diese Bedingung schlossen sie einst den schüßenden Bruderbund mit den andern Nationen des Landes. Durch ihre geistige Kraft und ihren gei­­stigen Muth, haben sie über ein halbes Jahrtausend ihr deutsches Wesen bewahrt und erhalten. Meine Herren! wir bleiben die Alten — in der begeisterten Anhänglichkeit an das deutsche Element ,­­ dem wir durch Abkunft, Sitte und Institutionen, leiblich und geistig angehören, die Alten. Allein neben uns bestehen noch andere Nationen und Rechte und Sprachen — das gemeinsame Vater­­land, welches sie alle umfaßt, aber, ist von der Vor­­sehung zur Schule des Friedens zwischen Völkern und Sprachen bestimmt. Meine Herren, uns niemals durch Völker­ und Sprachen seine ehrwürdige Bestimmung entweihen. Der haben männlich und ehrenhaft das eigene Recht bewahret, allein sie haben zugleich das fremde Recht geehrt; sie haben das Kleinod ihres Mutterwortes heilig gehalten und treu beschirmt , allein sie haben dabei in jeder Sprache, die in den Gauen des Ge­­sammtvaterlandes neben der deutschen ertönt, eine Of­­fenbarung des Menschengeistes erkannt und geachtet; sie sind den eignen Weg ihrer Entwickelung gegan­­gen, allein, von der Gemeinsamkeit dieses Rechtes überzeugt, haben sie die andern Nationen in der Aus­­übung desselben niemals gestört und gehindert. Von dem Glauben geleitet, daß ein höheres Band die Un­­terschiede der Abkunft und Sprache ausgleichen, und die verschiedensten Völker ihre Wege friedlich neben­einander gehen können , sind sie einst die ehrenden Rufe in die neue Heimath gefolgt; in diesem Glau­­ben haben sie Jahrhunderte mit den Genossen des ges­­einsamen Vaterlandes gewirkt und geschaffen. Mei­­ne Herren! die Zeit mag neue Lehren aussinnen — wir bleiben die Alten, in der Achtung des eignen wie des fremden Rechtes, der eignen und fremden Na­­tionalität, der eignen und der Sprachen aller Genos­­sen des siebenbürgischen Vaterlandes — O Alten! — Meine Herren! — lassen Sie uns nicht dar­­über streiten, ob die Eintracht, welche­­ die Glieder unserer Nation heute umschlingt, eine Blüthe der lettern Zeit sei, oder ein Erbgut der Väter. Wäre sie auch neu, hätten wir auch nach langen Jahrhun­­derten erst das uralte Königswort: unus mit popu­­lus in der ganzen Tiefe seines geistigen Sinnes er­­faßt; was hindert uns heute, wo das Jahr dieses Verständnisses vorüber ist, auch in dieser Hinsicht uns gegenseitig mit dem Wunsche zu begrüßen: Wir bleiben die Alten, in der Liebe, die alle Bewohner des Sachsenlandes von Broos bis Draß, und von Kronstadt bis Bistriß vereinigt , in dem moetteifern­­den Streben, ohne Eifersucht und Nationalhaß das eigne Wohl und das Wohl des Vaterlandes zu för­­dern ,­ die Alten. Meine Herren! — meine Neujahrsrede ist zu Ende; Gott segne unsern Fürsten, unser Vaterland, seine Behörden und seine Völker, und uns allen das festlichste Gut dieser Erde — den Frieden! Aus dem Leben des Prinzen August von Preußen. *) Als im Anfang des Jahres 1814 die siegrei­­chen Preußischen Heeressäulen den Rhein überschrit­­ten hatten, rückte Prinz August, Chef der Artillerie, mit einem Park von 200 schweren Feldgeschoßen vor die Festung Avennes, welche aufgefordert wurde, sim zu ergeben. Der Kommandant erwiderte, er wolle sich lieber unter den Trümmern der Festung begraben lassen. — „Gut,“ = spra< der Feldherr — „das kann ihm werden.“ In einem engen Kreise ward die Festung um­­schlossen und zweihundert Stücke spieen ununterbro­­chen Feuer gegen die Wälle, und 180 Kanons des schwersten Wallgeschoßes antworteten brüllend und demontirten manchen Zwölfpfünder. Da ward von einer zersprengten Lafette, welche des Fürsten Pferd traf, dieses unter seinem Leibe getödtet, der Prinz stürzte, und entfeßt wichen die nächsten Batterien , da sie ihren hochherzigen Führer fallen gesehen. Da der Prinz raffte sich auf, und mit der Stimme des Löwen, welche den Donner übertönt, rief er: — „Ihr seid Preußen und Ihr weicht, weil Euer Führer fälle? Ihr seid Preußen und wollt ihn nicht rächen ? Vorwärts, Kameraden! und, wenn ich wirklich falle, so denkt an nichts anders, als wie Ihr meinen Tod an den Feinden rächen wollt!“ *) Der Prinz verstarb bekanntlich am 19. Juli 1843 Brom­­berg, im 64. Jahre seines Lebens, SSBN inl

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