Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1846 (Jahrgang 7, nr. 1-104)
1846-01-02 / nr. 1
Siebenter Hermannstadt am 2. MEN: Jahrgang. RANSILVANIA, Beiblatt zum Siebenbürger Boten. er : R . Shrfurcht5volles Promemoria des neuen Redakteurs an die alten und neuen Leser der Transsilvania. Wie es den geehrten Lesern des Siebenbürger Boten bereits angekündigt worden ist, und wie sie es aus der Unterfertigung dieses Blattes ersehn werden haben, ist die Redaktion der Transsilvania in andere Hände übergegangen. Die Tagespresse ist in allen civilisirten Ländern zu großer Macht gelangt und übt einen unverkennbaren Einfluß auf das materielle und geistige Leben der Völker aus. Nicht nur die schnell auftauchenden und spurlos verschwindenden Ereignisse des Tages finden darin ihre Stelle, sondern es werden auch die wichtigsten Interessen des Staates und des Volkes besprochen; nicht nur dietet sie dazu müßige Neugierde zu befriedigen oder einige, Augenbli>e der Unterhaltung zu gewähren, sondern — ohne diese Zwecke aus dem Auge zu verlieren — hat sie sich des Stoffes ernster Wissenschaften bemächtigt und bestrebt, sich durch Darbietung desselben in einem gefälligen, allgemeiner zusagendem Gewande auf die Gesinnung, Bildung und Bestrebungen der Völker einzuwirken. Ob diese tief nach unten und nach oben sich erstreckende Thätigkeit der Tagespresse durch den Umstand hervorgerufen werden, daß sich das lesende Publikum in seiner größten Mehrheit und fast ausschließlich der Tagesliteratur zugewandt hat; oder ob diese Erscheinung für andere Einflüsse bedingt worden ist“ und die Journalistik nur diese Thatsache benügt hat um auf die Massen einzuwirken und diese mit Ideen zu durchdringen, die früher denselben fremd geblieben waren, — ist schwer zu entscheiden... Genug die Thatsache“steht fest: der bei weitem größte Theil des lesenden Publikums in allen Völkern hat sich fast ausschließlich der Tagespresse zugewandt und sucht hierin nicht nur Unterhaltung und Befriedigung seiner Neugierde sondern auch Unterricht und Belehrung über die verschiedenartigsten Gegenstände, welche das gesellschaftliche Leben und der Zeitgeist, dieser unsterbliche riesenhafte Proteus, dessen Fußtritte für ewige Zeiten in das Geschichtsbuch der Menschheit eingedrückt bleiben , und dessen Odem fort und fort die Menschheit zu neuer Thatkraft anregen, zur Frage bringt — sieht Befriedigung seiner geistigen Bedürfnisse — Nahrung für seinen Geist — Ideen. — Darum kann kein freies, civilisirtes Volk ohne Tagesblätter sich mehr behaglich fühlen; darum übernimmt die Redaktion eines Tageblattes eine große Verantwortlichkeit gegen das lesende Publikum, indem sie sich gleichsam zum geistigen Vormund desselben aufwirft, und dieses hat nie Recht an jede Redaktion eines Tageblattes die Frage zu stellen wie sie die schwierige Aufgabe zu lösen gedenke, da es den Lesern, ja dem gesammten Volke nicht gleichgültig sein kann, welche geistige Nahrung dieselbe in den Blättern darzubiethen gesonnen sei. Diese Verantwortlichkeit des Redakteurs eines Tagesblattes steigert sich bei uns um so mehr als unser lesendes Publikum, ich meine denjenigen Theil desselben, der in der Tagesliteratur ausschließlich oder zum Theile wenigstens Befriedigung für seine intellectuellen Bedürfnisse sucht, nur auf wenige Journale angewiesen ist. In andern Ländern, wo jeder Kreis, jedes Städtchen, sein Tageblatt hat, — und überdieß von der Hauptstadt aus jede Provinz mit Tagesblättern aller Arten wird, == da hat das lesende Publikum eine reiche Auswahl .ER