Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1846 (Jahrgang 7, nr. 1-104)

1846-05-08 / nr. 37

174 neuen Regesten aus, man trug ferner dem Ausschuße auf, Abschriften von ihnen zugänglichen Urkunden an­­fertigen zu lassen­­. Joseph von Kemeny wollte seine Ur­­kundensammlung dazu leihen, aber man bestimmte nur die anderswo nicht enthaltenen und unzugänglichen aus derselben zu copiren. Alles Vorarbeiten für einen Go­­dex diplomaticus. Ebenso wurde für die beiden besten Monographien eines :siebenb. Comitats ein Preis von 60 Gulden festgesegt.­­ An Capitalien war der Verein viel reicher geworden. Das disponible Vermögen allein betrug an 1061 fl. 42 kr. In derselben Versammlung wurden Vorträge abgehalten, von denen einige im Archiv abgedruckt sind. Große Festlichkeiten folgten dem Schluße der wissenschaftlichen Verhandlungen. Man san­g und trank, aß und saß in fröhlicher Gesellschaft zusammen ; dort nimmt noch die ganze Bevölkerung an Unterneh­­mungen Theil, die ihre Besten zu Führern haben. Am 20. Mai v. J. ward die 5. Versammlung () in Bittung eröffnet. Bedeus begann mit einer interessan­­ten Rede, die auc für die Biographie des Redners wichtig ist. Auch die Rede des Oberrichters Joh. Ema­­nuel Regius enthielt über Bittung historische Anspielun­­gen. Die alte, von vielem Leid getroffene Stadt war der Gegenstand vieler Betrachtungen. Die im Jahre 1842 ausgestellte Preisfrage über die „Beschreibungen der Mineralien Siebenbürgens aus geognostischem Stand­­punkt“ ist von Herrn Ackner glücklich beantwortet wor­­den, er erhielt den Preis von 100 Rh, Gulden C. M **) Auch eine Arbeit über die Regesten bis zum Jahre 1300 ist eingelaufen und wird beurtheilt werden. Neue Preisfragen wurden ausgegeben und zwar folgende : Aus dem Gebiete der Geschichte, die Ausarbeitung von Res gesten von 1301—1526 in zwei Abschnitten, der erste, der bis 1437 gehen soll, muß den 1. Mai 1846, der zweite den 31. Dez. 1846 eingeliefert sein. Für jeden Abschnitt beträgt der Preis 60, 50 und 40 Gulden. Aus dem Gebiet der Naturgeschichte, die Beschreibung der Wirbelthiere oder Fauna Siebenbürgens, worauf ein Preis von 100 Gulden gesetzt ist. (Schluß folgt.) Die Kurupen in Michelsberg. Historische Erzählung aus dem 18. Jahrhundert. von F. W. HS. Westr­t. Hast Du nach einer kaum zweistündigen Wanderung durch die schattigen Gänge des Jungenwaldes in süd­­westlicher Richtung von Hermannstadt die fette Anhöhe erstiegen, so winkt dir aus der Tiefe des Thales ein friedliches Dörfchen, in seinen freundlichen Hütten ein­­zusprechen und für die müden Glieder neue Stärkung zu gewinnen.“ An den nördlichen Abhang des Gößen­­berges sich anschmiegend liegt es in­­ einer der anmuthig­­sten Gegenden Siebenbürgens in einer Vertiefung, die sich etwa eine Stunde weit in das Gebirge hineinzieht, bis sie, allmählig emporsteigend im Rosengarten, wie die Bewohner des Dorfes einen freien Plan im Gebirge be­­nennen, sich endet. Wälder von Obstbäumen, in bun­­tem Gemische neben dem freudig emporstrebenden Kirsche­baume der seine Reste weit ausbreitende Apfel- und Birnbaum stehend, und den Fugellichen Zwetschkenbaum gerne neben sich duldend, umschatten es von allen Sei­­ten, und wo Pomona’s Heiligthum sich endet, da stei­­gen, traunt als seltene Erscheinung in solcher Gegend die Reben des Bachus an sonnigen Hügeln lustig em­­por. Durch des Dorfes lange Gasse schlängelt sich, im nahen Gebirge unweit der Teufelskuppe seinen Ursprung nehmend, ein unbedeutender Bach mit dem bedeutungs­­vollen Namen der Silberbach. Zwei Mühlen, die eine oder, die andere unterhalb des Dorfes danken ihm es, wenn sie, so oft der Bach durch Regengüsse oder den schmelzenden Schnee anschwillt, den Bewohnern des Or­­tes nußbar werden können. Das Dorf selbst, von dem hier die Rede, ist kein anderes, als das wohlbekannte, häufig und gerne besuchte Michelsberg. Die Häuser, zu beiden Seiten des Ba­­<es, in langer, fast endloser Reihe sich hinziehend, we­­nige von Mauerwerk, die meisten von Bolen erbaut, und wie dies in Gebirge gegen den gewöhnlich, mit Schindeln eingedegt, haben etwas Einladendes und Behagliches. Vor einem jeden derselben stehen zwei, drei Obstbäume, meist Weichsel und Zwetschkenbäume, als stumme Wächter des Hauses ihre süßen Früchte an den Bewohner desselben gerne abgebend. Eine hölzerne Bank, zwischen die Bäume , wie man es in andern Dörfern ungern vermißt, der v,. Hoh­­ 2) Aus der Trans, 1845. Nr. 45- 47, 22) Dieselbe erscheint im Laufe d. I. im Verlag meisterschen Buchhandlung in Hermannstadt,

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