Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1846 (Jahrgang 7, nr. 1-104)

1846-09-21 / nr. 75

338 thumsrecht, die Gerechtigkeit der Geseßgebung genau be­­achten, bei deren Mangel das Geset nicht geachtet wird, und schon bei seinem Entgehen den Keim des Todes in sich trägt; wir müssen die bestehenden Interessen scho­­nen, wir müssen das Gewebe­­ der Verhältnisse und rücksichtlich derselben Schonung beobachten; wir müssen den Geist­­­ des Gemeinlebens auffassen , sonst­ wird die Berechnung der Geseßgebung mangelhaft sein, ihr Er­­gebniß wird weder den Gemeinwillen der Staatsbürger, noch den Kulturgrad derselben repräsentiren, es wird ohne sittliche Bedeutung verkümmern, und man wird es nur einem glücklichen Zufalle zu danken haben, wenn es nicht ein Werkzeug­ des Verderbens wird. Auf so viele“ und so mancherlei Hindernisse trifft man im praktischen Leben; indessen erlaube ich mir doch zu hoffen, daß­ die hochl. Landesstände mit mir überein­­stimmen werden, daher zögere ich nicht, EE. auf Hochz dero in Gemäßheit des in dem k. Einberufungsrescript erklärten allerhöchsten Willens an uns ergangene Auf­­forderung zu versichern, daß auch wir bereit­ sind, den nothwendig gewordenen Weg der Verbesserungen und des Fortschritts zu betreten, die eine zarte Berücksichtigung verlangenden Hindernisse in herzlichem Einverständnisse auszugleichen und alles zu vollbringen und zu erfüllen, was in Bezug auf unsern staatsbürgerlichen Zustand, Menschlichkeit und Zeit mit Recht verlangen kann. Wir bitten aber auch zugleich EE, uns Hochdero weise Leis­tung nicht zu entziehen. Uns aber hohl. Landesstände möge gegenseitiger guter Wille und wechselseitiges Vertrauen zu unserm väterlichen Fürsten beseelen, und so wollen wir zum Werke schreiten, denn nur so können wir günstigen Er­­folg hoffen. Nehmen endlich EE. zum Schlusse meinen aus Herzensgrund entsprungenen Wunsch gütig auf, daß der Allmächtige EE. zur Erfüllung Ihres erhabe­­nen Berufs auch während des bestehenden Landtages Gesundheit und Kraft in vollem Maße verliehen möge ! HER. Rede Sr. Ere, des kön. Hrn. Landes­­gouverneurs. Hochlöbliche Landesstände! Durch die in Unterthänigkeit verehrte Gnade unseres allerhöchsten Landesfürsten ist für Siebenbürgen aber»­mals der merkwürdige Tag angebrochen, an welchem die Stände der drei Nationen in Folge ihrer s Tandräglichen Zusammenberfung einen der vorzüglichsten Zweige ihrer Freiheiten, die Wahl ihrer obersten Beamten ausüben und über das künftige Wohl des Vaterlandes herab­­­schlagen sollen. Die­ in den k. Propositionen uns vor­­gezeichneten und die sonstigen auf­ diesem­ Landtage zu verhandelnden Gegenstände sind höchst wichtig..und«von tiefem Einfluß auf das künftige Wohl unseres geliebten Baterlandes, der ständischen Nationen und der einzelnen Wolföchaffen 3 von den jetzt „zu verfaffenden Gefegen hängt das künftige Loos unseres Geburtslandes, unserer Nach­­kommen und Enkel ab, deren Segen oder Verwünschung jedem unserer Schritte folgen wird. Die ewig fortschrei­­tende Zeit, der Aufschwung aller kultivieren Völker umd Länder und insbesondere unseres Schwesterlandes fordern uns mächtig auf, mehre unserer Verhältnisse angemesse­­ner zu bestimmen, "genauer zu ordnen, unsere bürgerliche Verfassung zu festigen, die Kraft des Geistes weiter zu entwickeln, unsere materielles Wohlsein auf eine­­ höhere Stufe zu erheben. Die staatsbürgerlichen Verhältnisse unseres en Vaterlandes müssen mannigfaltige Wandlungen erleiden, wenn wir anders nicht wollen, daß es, hinter den­­ an­­dern gebildeten Ländern zurückbleibend, ungeachtet seines Naturreichthums, ungeachtet der ausgezeichneten Fähig­­keiten seiner Bewohner in" ewiger Störung"versunken bleibe. Zu diesem großen schönen, aber keineswegs von Schwierigkeiten freien Werke, sind wir berufen. Ja, hohl. Landesstände,... das­ Jahrhunderten trot­­zende und auch im feinen mooösüberzogenen Mauern noch ehrwürdige Gebäude unserer Berfaffung, entspricht, nicht mehr den vielseitigen Ansprüchen der Jetztzeit, aber­.es ist keineswegs.. noch. als. eine nicht mehr zu benügende Ruine, zusammengestürzt. “Sein Fundament, mehrer seiner Mauern, einige Pfeiler sind, obschon durch­ die Zeit, und ihre Stürme­ benagt, doch noch­ stärker, als jene­ neuen, die wir an ihrer­ Stelle­ aufrichten könnten; Lassen Sie uns daher behutsam an das schwierige­­ Werk gehen,“nur da­s erneuern, verbessern, wo ‚die Umstände dies gebieterisch fordern, damit nicht die unvorsichtige­ Hand. Durch Zere stören mehr Schaden als Nugen stifte­n lassen Sie uns die theure Zeit nicht mit Nachgrübern über solche­ soge­­nannte Fragen des Fortschritts vergeuden, welche in­ ih­­rer Unfruchtbarkeit keine Zukunft versprechen, welche nicht zum gewünschten Ziele führen ; lassen Sie uns ‚nicht; et­­was abreißen und zerstören, an dessen Stelle wir nicht etwas geeigneteres zu erbauen hoffen dürfen.

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