Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1848 (Jahrgang 9, nr. 42-101)

1848-09-15 / nr. 73

290 Sollte nun S Regen schweigen, oder sollte es gar den gnädigen Fuß küssen, der ihm auf den Namen trat ? Weil wir solchen Druck nicht dulden wollen , weil wir genug geduldet zu haben glauben, haben wir uns be­­schwert, — und siehe da, man verschreit uns dafür im ganzen Land und der Herr Deputirte heult mit den Wölfen mit, wie das Sprichwort sagt. Ferner haben die S. Regner eine unterthänige Pe­­tition den h. Landesständen einzureichen beschlossen, worin sie um Errichtung eines sächsischen Stuhles und Ein­­verleibung in die sächsische Nation bitten. Kann etwa dieses, den­­, Regnern als Vergehen angerechnet werden, ‚da sie durch die fortwährenden Aeußerungen des Unter­­drückungsgeistes des Thordyer Comitats, der wie ein Alp auf unsrer socialen und politischen Entwickelung las­stet, genöthigt sind, nach Befreiung zu ringen ? Und ist denn dieses Ringen in mehr bestanden, als in einem un­­terthänigen Bitten? Oder ist uns auch dies nicht er­­laubt ? Daß wir als Deutsche uns mit der fächl. Nation vereinigen möchten, wie wir gewiß es einst waren, ist ein so­ gerechter , so in der menschlichen Natur gegründeter Wunsch, daß die­­ Mißdeutung desselben nur aus bösem Willen oder politischer Verblendung hervorgehen kann , ja derselbe liegt sogar im Interesse des Magyarenthums. Sonst haben die S. Regner nichts gethan, was An­­laß zu Verdächtigungen geben könnte, wie Sie Herr Deputirter ausgesprochen haben — außer Sie rechnen die Meinungs87-Aeußer­ungen Einzelner dem Ganzen als schlechte That an. Wenn Sie aber hievon ausgehen, so sind Sie sehr ungerecht, denn ich getraue mich Tausend gegen Eins zu wetten, daß Betreff der Union auch in­­ Klausenburg und Buda-Pesth Meinungsverschiedenheit­­ stattgefunden hat und daM haben Sie diese Städte nicht verfegert. Warum thut man dieses nur uns an? Und nun Herr Volksvertreter eine Gewissensfrage ! Was hal­­ten Sie von der Meinungsfreiheit und dem freien Wort ? Ist es denn den Interessen Ungarns oder dessen Con­­stitution entgegen, wenn ein S. Regner eine Meinung hat? Glauben etwa nur, die Magyaren berufen zu sein, eine solche zu haben? D über die Brüderlichkeit, die uns zu schaden trachtet, weil einige Individuen unter uns zu denken und ihre Gedanken in Privatkreisen — denn öffentlich­ ist in S. Regen kein Wort gegen die Union gesprochen worden — einander mitzutheilen wagten ! O über die Freiheit des­ 1848ger Jahres, wo man, wie es hier in S. Regen geschehen ist , wegen M­einungsver­­schiedenheit mit Inquisitionen , Strich und Galgen be­­droht wird, wo es nicht genügt das Wohl der ungrischer­ Nation von Herzen zu wünschen und man für einen Landesverräther gilt, wenn man sein redliches Wünschen nicht bis zum Fanatismus steigert und sie nicht wie ein Narr geberdet ! So weit, betreff des Theiles ihrer Rede Herr Der putirter in welchem Sie Ihre Ansichten ausgesprochen haben, gehen wir nun zu demjenigen über, wo Sie Thatsachen angeben, folglich für Ihre Rede verantwort­­lich sind. Sie behaupten nämlich zu wissen, daß , als die S. Regener zur Deputirtenwahl berufen worden , also zu einer Zeit, wo die Vereinigung beider Länder durch ein Gesetz bereits sanctionirt war — eine solche Aufregung gegen die Union bei uns stattgefunden , daß derjenige, der sich für die Union ausgesprochen, das heißt der ein durch den König sanctionirtes Geseß anerkannt habe, nur der Schelligkeit seiner Pferde seine Rettung verdanken­ konnte. Was für einen Begriff der hohe Reichs­­­tag, von dem wir unser Heil erwarten, bei diesen Ihren Worten von uns wohl bekommen haben mag! Bis hie­­her Herr Deputirter konnte ich Ihnen blos sagen, Sie haben Betreff S. Regens eine unrichtige Ansicht, jetzt aber muß ich Ihnen mit der Stimme des empörten Selbstgefühles zurufen 3: Here Deputirter, Sie haben absichtlich eine Unwahrheit gesagt, ja Sie haben mehr als dies, Sie haben verläumdet! Sie haben dem heiligen Zwecke Ihrer Sendung entgegen gehandelt und als Ver­­treter von mehrern Tausend Landesbürgern , dieselben kompromittirt, indem Sie in ihrem Namen auf heiliger Stätte eine tausendfache­­ Unwahrheit sagten, die Fei­­nen andern Zwe haben konnte, als den uns zu schaden. Damit aber unser lesendes Publikum erfahre, wie Sie die Thatsachen entstellen können, will ich das Ereigniß das Ihnen als Basis für Ihre Verläumdung gedient haben mag — denn sonst ist mir nichts bekannt, das nur im Entferntesten dazu Veranlassung gegeben haben könn­­te, — der Wahrheit gemäß erzählen. Baron Joh. Boulky ritt an einem öffentlichen sehr volkreichen Wochenmarkte, noch vor Eröffnung des siebenbürgischen­ Landtags über unsern Diarstplag und sagte bei einigen sächsischen Bür­­gern vorbeireitend, daß alle Sachsen den Galgen­ ver­­dienten. Bon 2 Bürgern über den Grund dieser so edeln — der „„Canaille­“ ins Gesicht geschleuderten == Abeuße­­rung befragt, sagte der hochgeborne Baron: „„deshalb, weil sie die ungarische Fahne nicht aufgepflanzt haben.“ Hierauf ritt der würdige Mann im Schritt, ohne ver­­folgt zu werden und Wirthshaus und schlich sich zum­­

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