Typographia, 1882 (14. évfolyam, 1-52. szám)

1882-01-06 / 1. szám

Ve­m­­i­x der Buchdrucker und Schriftgiesser Budapest’s. Ah die geehrten Vertreter der Central- und Localvereine in der Provinz. Die löbl. Vorstände der Provinzvereine, als auch sämmtliche Collegenkreise in Ungarn und Nebenländer­­n werden ersucht, die aus­gefüllten statistischen Fragebogen bis 10., längstens 15. d. M. an den Obmann der Unterzeichneten Commission, Herrn Carl Firtinger (Pester Buchdruckerei-Actien-Gesellsch­aft, Mondgasse 7) einzusenden. Budapest, am 2. Januar 1882. Die statistische Commission. 1­8­8­2. Wir stehen nun am Beginne eines neuen Jahres und fragen beinahe­­ mit Bangen: Was wird es uns wohl bringen? Dem Arbeiter ist es selten beschieden mit Trost und Zuver­sicht in die Zukunft blicken zu können; nur wenige sind seine glück­lichen Tage, denn unter fortwährendem Ringen und Kämpfen um sein bescheidenes Dasein verbringt er Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr. — Doch darf er deshalb das Selbstvertrauen nicht verlieren und muthlos werden , denn finden seine Gegner bei ihm diese Schwächen, werden dieselben noch unbarmherziger und er wird beinahe unter der ihm aufgebürdeten Last erdrückt. Die Organisirung der Arbeiter geht zwar langsam, aber doch stetig vor sich und es bedarf eben der Ausdauer, um denn doch einmal zum Ziele zu gelangen. — Weil eben »Arbeit« das Losungs- Wort ist, ist es auch der Arbeiter Pflicht, an der Arbeit zur Erringung einer besseren Existenz sich zu vereinigen und gemeinsam zu han­deln; mögen auch häufig Meinungsverschiedenheiten zu Tage treten, so möge doch das Band, welches alle Arbeiter umschlingt, das Band der Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit, immer fester werden, und im unerschütterlichen Vertrauen zu­einander wird endlich auch der Sieg der Arbeit unausbleiblich sein. Wir Buchdrucker finden, dass uns das soeben entschwundene Jahr mit einer Menge von Aufgaben bedacht hat, so z. B. über die Sicherstellung resp. Festhaltung des im vorigen Jahre mit nicht geringen Opfern erkämpften Preistarifes zu wachen, die Ausführung der Buchdruckertags-Beschlüsse energisch zu betreiben, den Verband anzustreben etc. etc. — für uns Aufgaben, deren Erledigung auf die gedeihliche Fortentwicklung unserer Organisation vom grössten Ein­flusse ist.­­— Mit vereinten Kräften werden oft grossartige Dinge vollbracht, was der Einzelne nie oder nur in seltenen Fällen auszuführen ver­mag, das wird in der Vereinigung Aller keine allzuschwere Aufgabe, deren Realisirung nur eben wieder für Alle vorth­eilhaft ist und des­halb sagen wir es auch als ersten Wunsch für das Jahr 1882: es mögen alle Collegen Ungarns von der Idee der Vereinigung durch­drungen werden. Jeder für sich möge sein Möglichstes beitragen zum Gelingen des grossen Werkes. _ Wir wünschen, dass egoistisches, ungerechtes Misstrauen aus den Herzen der Collégen verbannt werde, dass die jüngeren Collégen ihre älteren achten und schätzen lernen, die älteren jedoch wieder ihre jüngeren Collégen vor unbefugter Ausbeutung schützen mögen. Besser- und minder gut Situirte sollen sich nicht beneiden oder unterschätzen. Alle, Alle sollen nur das Eine Ziel vor Augen haben: den Ausbau unserer Organisation; der Satz: »Das Zusammenhalten in allen Lagen und Gefahren­­ werde endlich zur vollen Wahrheit. Hat dann Jeder seine Pflicht gethan, haben wir für unsere kranken, arbeitslosen und invaliden Collegen hinlänglich gesorgt, sehen wir, dass unsere Familie im Falle unseres Todes nicht dem Elende anheimfalle; — haben wir ferner die Bestrebungen der übrigen Arbeiter nicht aus dem Auge verloren und der Arbeiterbewegung stets unser Interesse entgegengebrach­t, dann sind wir überzeugt, dass am Ende des Jahres wir mit uns selbst zufrieden sein werden und freudig wird der Ruf: »Profit Neujahr!« in Aller Herzen wieder ertönen­ wollen; es sind dies die Collegen der Städte Erlau, Kecskemét, Stuhlweissenburg und Waitzen. Was — wird man mit Recht fragen — hindert diese Collégen am Anschlusse? Warum bleiben sie abhold dem Budapester­ Verein, welcher ihnen doch so grosse Vor­theile bietet, wie kein anderer in Ungarn? Ja, ja, warum?! Dieses werden unter den besagten Collégen viele selbst kaum wissen. Da sind z. B. Einige, die sich durch einen glücklichen Zufall, durch eine Heirat oder auf sonst irgend­eine Weise ein Häuschen oder eine kleine Wirthschaft erwarben und in Folge dessen am Orte ein gewisses An­sehen gemessen, welches sie blind macht für die Interessen ihrer Mitcollegen; diese benützen vielmehr ihren Einfluss dazu, um­ die jüngeren, unerfahreneren Collegen von den richtigen Pfad abzulenken. An anderen Orten wieder ist dem Factor oder Principal der Verein ein Dorn im Auge und herrscht deshalb unter den betreffenden­­ Kunstbeflissenen kein Verlangen nach den Wohlthaten des Vereins­­ und küssen sie lieber die Zuchtrut­e; ein Anderer fühlt sich wieder als­­ »freier Mann« nicht verpflichtet einem Collegenvereine anzugehören.­­ In den meisten Fällen hängt es jedoch davon ab, dass sich ein auf­geweckter Kopf finde, der das Eis der Apathie seiner Mitcollegen bricht und dieselben für die Allgemeinheit zu erwärmen versteht, wo sich dieser Kopf nicht vorfindet, dort ist — um einen etwas trivialen Ausdruck zu gebrauchen —• Hopfen und Malz verloren, dort ist jede Einwirkung von Russen ohne Res­ultat. Doch gibt es noch eine Art Hinderniss gegen das centralisirte Vereinsleben, und dies ist der in der Provinz üppig wuchernde Local- Patriotismus. So verschroben auch dieser Afterpatriotismus seinem Wesen nach ist, so vielverbreitet ist er. Die Collegen der Stadt A wollen sich dem Centralvereine B nicht anschliessen. Warum ? »Weil sie selbstständig bestehen können« oder weil die Vereinsleitung dort­­selbst ihnen aus irgend­einem Grunde nicht convenirt, vielleicht gar nicht genug magyarisch, oder serbisch,­­oder deutsch ist. Kurz, an Gründen pflegt kein Mangel zu sein. Wieder Andere wägen die Höhe der Beiträge mit mathemati­scher Genauigkeit gegen die gebotenen Vorth­eile ab, und bedenken nicht, dass sie es hier nicht mit einem auf Speculation gegründeten Institute zu thun haben, sondern mit einem echte Menschenliebe athmenden Bruderbund. So könnten wir noch manche derartige Hindernisse für die gedeihliche Entwicklung des Vereinslebens in der Provinz anführen, doch unterlassen wir dies, nachdem diese ohnehin genügend bekannt sind. Wir wollten hier nur nebenbei auf diese Uebelstände hin­gewiesen haben. Unter den übrigen Central-Vereinssitzen haben bisher bles die­­ Collegen der Städte Pressburg und Fünfkirchen, ferner jene von Kaschau und Temesvár ihre Schuldigkeit in Betreff der Organisi­­e­rung ihres Vereinsbezirkes gethan, während Debreczin und Sze­gedin in dieser Beziehung so gut wie noch gar nichts thaten. Das­­­ selbe kann man von den beiden Centralsitzen in Siebenbürgen,­­Klausenburg und Hermannstadt, berichten. — Gegenüber der pflichtvergessenen Collegenschaft dieser letzteren Städte sollte streng vorgegangen werden, damit die Buchdruckertags-Beschlüsse nicht blos am Papier figuriren, sondern auch in Fleisch und Blut übergehen mögen. In der nächsten Nummer dieses Blattes werden wir in dieser Beziehung uns näher aussprechen und auch unsere unmassgebliche Meinung abgeben über die weitere Organisation der Collegenvereine in der Provinz. c. F.r. Zur Organisation in der Provinz. I. Ueber die Organisation der Provinzvereine im weiten Ungar­lande und über die Wichtigkeit und Noth­wendigkeit dieser Vereine ist in den Spalten dieses Blattes bereits soviel des Langen und Breiten geschrieben worden, dass man füglich glauben sollte, die Collegen in der Provinz wären von dem Nutzen dieser Vereine ebenso überzeugt, als die hauptstädtischen Collegen. Doch leider ist dem nicht so. Die verehrlichen Provinzcollegen sind an vielen Orten unseres schönen Vaterlandes nichts weniger als von der Ueberzeugung durchdrungen; dieselben hegen im Gegenth­eil Vorurtheile mannigfachster Natur gegen das Vereinsleben, welche Vorurtheile sich bisher stärker erwiesen, als die eindringlichste Argumentation. Aber nicht nur durch Vorurtheile werden die Provinzcollegen an der Theilnahme am Vereinsleben ge­hindert, sondern auch manchmal durch äussere Pression seitens ihrer Vorgesetzten, ferner auch in sehr vielen Fällen durch die eigene Denkfaulheit. Wenn wir nun Umschau halten und mit dem Budapester­ Vereins- Bezirk beginnen, erblicken wir mit Befremden gleich vier grössere intelligente Orte, deren Collegenschaft sich durchaus nicht geneigt zeigt, dem Budapester­ Central­vereine als Mitglieder angehören zu Staatsdruckerei in Petersburg. Dem Berichte eines höhern Beamten, welcher im Auftrage des preussisch­en Staatssekretärs Stephan eine Studienreise nach Peters­­­­burg machte, entnehmen wir nach dem »J. f. B.« folgende Daten, die auch für unsere Leser von Interesse sein dürften. Die Staatsdruckerei zu St. Petersburg, welche den amtlichen Namen »Expedition der Werthpapiere« führt, ist die ausgedehnteste aller ähnlichen Anstalten. Obgleich dieselbe sich nur auf die Herstellung von Werthpapieren beschränkt, werden daselbst nahe an 2500 Personen beschäftigt. Die baulichen Anlagen der Anstalt, welche in dem südlichen, nicht sehr bebauten Stadtt­eil sich befinden, bedecken einen grossen, an drei Seiten von Strassen begrenzten Flächenraum, auf welchem ausser der eigentlichen Druckerei sich auch die Papierfabrik mit ihren Filter- Anlagen, sowie die Wohnungen für die Beamten befinden. Zum­­ Schutze der Anstalt ist in derselben ein Wachk­ommando von 36 Mann untergebracht, welches die verschiedenen Ausgänge bei Tag und Nacht durch Posten besetzt hält. Die Gebäude­ derselben sind durchweg massiv und feuersicher, fast nur in Stein und Eisen ausgeführt. Die­­ Decken sind durch hohe eiserne Träger ohne Spitzen gebildet. Der Fussboden besteht in sämmtlichen Arbeitsräumen aus Granitplatten von ca. 60 cm im Quadrat. Finanzministerium unterstellt An der Spitze der Anstalt, welche dem ist, steht ein technisch gebildeter Director. Als Vorsteher der einzelnen Abtheilungen, sowie zur Wahr­nehmung der Kassen- und Rechnungsgeschäfte und der Controle bei Anfertigung der Werthpapiere sind 160 Beamte und 280 Meister und Meistergehilfen vorhanden. Die Anstalt hat ferner einen eigenen Arzt und einen besonderen Architekten. In der Abtheilung für die Papier- Fabrikation wird mit sechs grossen Papiermaschinen und 14 Bütten gearbeitet. Das Papier zeichnet sich durch bedeutende Festigkeit aus, was vor Allem der Verwendung des vorzüglichen russischen Hanfes zuzuschreiben ist. Die Controle über das Papier beginnt mit der Feststellung des Gewichts und lässt sich für jeden Bogen durch die ganze Anstalt verfolgen. Was die Art der Controle betrifft, so sind, wie schon oben bemerkt, die Eingänge des Gebäudes und die gefähr-

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