Typographia, 1892 (24. évfolyam, 1-53. szám)
1892-01-01 / 1. szám
Melléklet a Typoöeaphia 1892 január 1-i 1. számához. Redaction : VIII. Bez., Stáhly-utcza i.GUTENBERG DEUTSCHE BEILAGE ZUM VEREINSORGAN TYPOGRAPHIA. GeLegen! Leßet die 2 Z Percent für die Collegen Deutschlands! Administration : VIII. Bez., Stáhly-utcza. Rückblicke. Das eben zur Neige gegangene Jahr 1891 war ein für die Buchdrucker im Allgemeinen, für die Budapester aber im Besonderen an Ereignissen reich. Während des ganzen Jahres gab es Bewegungen. Bei Beginn des Jahres die Nachklänge des Budapester, gegen die Mitte der Wiener und bei Schluss des Jahres der Streik in Deutschland. Wir Budapester Buchdrucker hatten aber neben den verschiedenen Streiks auch noch andere Kämpfe auszutragen, um den Terrorismus einer gewissen Classe von Collegeik nicht aufkommen zu lassen. Das ereignissvolle Jahr begann für uns, wie erwähnt, mit den Nachwehen des 1890er Streiks, der die hiesigen Buchdrucker in zwei Lager theilte : das eine bestand aus Collegen, welche materielle und moralische Opfer für die Bewegung brachten, das andere aus solchen, die der Bewegung vom Anfange an feindlich gegenüberstanden, um es mit ihren Herren und Meistern nicht zu verderben, und aus solchen, die bei Gelegenheit eines jeden Streiks Nothhelfer sind und zum Schaden der Allgemeinheit Frohndienste leisten. In diesem letzteren Lager bildete sich eine Partei, die es sich zur Aufgabe erwählte, die Leiter der Bewegung zu stürzen, wozu sie sich auch redlich Mühe gab und es ist nicht ihre Schuld, dass ihre Bestrebungen fruchtlos waren, denn Denunciation folgte auf Denunciation , aber die verschiedenen Anzeigen wurden in ihrem Werthe erkannt und die Anzeiger1 allenthalben abgewiesen. Doch endlich blühte auch ihr Weizen. In der Jahres-Generalversammlung im März, für welche sie bei ihren Getreuen besonders Stimmung machten, wurde trotz der Anstrengungen dieser Partei1 eine Lieblingsidee der Budapester Buchdrucker durchgeführt, indem ein Gehilfe zum Präsidenten des Landesvereins gewählt wurde. Dieser Sieg, sowie die verschiedenen zurückgewiesenen ,Anklagen‘ liessen unsere Gegner nicht ruhen und sie reichten beim Magistrat eine Klage gegen die Wahl ein, der dieselbe denn auch annullirte. Unser Recurs an den Minister hatte keinen Erfolg, die Anmildrung wurde bestätigt und es begann der Präsidentenrang.! Nun kam der Mai und mit ihm eine Reihe neuer Ueberraschungen. Ruhig und besonnen, wie im vorhergegangenen Jahre, wurde von den Chefs nichts weiter verlangt, als zu erlauben, dass Diejenigen, denen es geschäftlich möglich ist, an diesem Tage feiern. Trotz der Zusage einzelner Principale wurden am 80. April in allen hiesigen Druckereien Placate angeklebt, welche die Mai-Feier verboten und Alle, die am 1. Mai nicht bei der Arbeit erscheinen sollten, als ungesetzlich ausgetreten erklärten. Die hiesigen Gehilfen hielten sich dementsprechend, da erst einige Monate nach der Bewegung vergangen waren, von der Feier fern und veranstalteten am Abend des 1. Mai eine gemüthliche Zusammenkunft. Der 1. Mai war aber nicht nur bei uns, sondern auch in Oesterreich gründlich ausgespielt worden, und in Wien brachte der 1. Mai einen Principien-Streik, indem es die Wiener Buchdrucker nicht zugeben wollten, dass wegen der Maifeier an 500 Collegen gemassregelt wurden. Der Kampf dauerte fünf Wochen und endete auf Versprechungen hin, die die Principale für Ende 1891 machten, resultatlos. Nun kam der 21. Mai, ein für die Budapester Buchdruckergehilfen denkwürdiger Tag: die Verhandlung des Pressprocesses gegen Ludwig Zaka, den 38 Helden der Franklin gegen ihn deshalb anstrengten, weil sie in der »Typographia« ,Unsere moralisch Todten in der Tarifbewegung 18901 genannt wurden. Der Verhandlungssaal war bis auf den letzten Platz mit Principiengenossen gefüllt und mit Spannung wurde das Resultat, auf das man ohnehin gefasst war, erwartet. Wir sagen, dass man gefasst war auf das Resultat, denn es war vorauszusehen, dass die Geschwornen unter dem Eindrücke der Maifeier eine Schuldige sprechen werden. Eine Ueberraschung bot blos die Rede des klägerischen Advocaten, des Abgeordneten der Unabhängigkeitspartei, Györffy, denn das war eine Rede, die selbst als Anklage gegen einen Raubmörder, Brandstifter oder einen ähnlichen Verbrecher zu scharf gewesen wäre, um wie viel mehr gegen einen Arbeiterführer, der nichts Anderes bat, als das Interesse der Allgemeinheit zu wahren und zu vertreten. Nach dieser Rede voll Invectiven und Entstellungen konnte der Verteidiger Zaka’s, Advocat Visontay, Gegenargumente anführen, so viel er wollte, Alles vergebens, die Geschwornen sahen einen , Anarchisten, einen ,Weltumstürzler1, wie Györffy geistreich sagte, vor sich und das ,Schuldige war selbstverständlich. Das Urtheil, gegen welches die Nullitätsklage eingereicht wurde, lautete auf drei Monate Gefängniss, 330 fl. Geldstrafe und Tragung der Gerichtskosten. Gegen eine Caution von 1000 Gulden wurde Zaka auf freiem Fusse belassen, und unter Begleitung der bei der Verhandlungen anwesenden Principiengenossen verliess der Verurtheilte den Verhandlungssaal. Nach dem Pressprocess kamen die Einstellungsbescheide der verschiedenen Anklagen wegen ,unredlicher Gebahrung, die ebenfalls von den Führern der 33 Helden eingereicht wurden und bald darauf wurde auf Anordnung des Magistrats und Ministeriums ein Principal-Präsident in der Person des Buchdruckereibesitzers Samuel Schlenker gewählt, der diese Ehrenstelle auch annahm. Nun glaubte man Alles erledigt, und unbekümmert um die weitere Wühlerei der 33 Helden gab sich die Vereinsleitung ihrer Aufgabe, die dem Gedeihen und Blühen des Vereins gewidmet ist, hin. Die Vorarbeiten für den im Monat August in Temesvár stattgefundenen Landes-Buchdruckercongress wurden beendet und der Congress selbst fand unter Betheiligung sämmtlicher Bezirksvereine in ernster, würdiger Weise statt. Einige sehr wichtige und nützliche Beschlüsse, die mit 1. Januar 1892 ins Leben treten, wurden daselbst gefasst. Wie bereits vorhin erwähnt, glaubte man, dass endlich die Ruhe eingetreten sei und man durch nichts in der Weiterentwicklung unseres Vereins gehindert sein werde, als von Seite des Magistrats eine Zuschrift an die Vereinsleitung gelangte, in welcher eine Gegenmotivirung verlangt wurde bezüglich eines von ,sämmtlichen hauptstädtischen Buchdruckereibesitzern gestellten Ansuchens um Auflösung des »Landesvereins der Buchdrucker und Schriftgiesser Ungarns«, indem der Verein, wie es in dem Gesuche hiess, dadurch eine Statutenverletzung beging, dass er Streikende aus Vereinsmitteln unterstützte. Die verlangte Gegenmotivirung, welche diese Anklage gründlich widerlegte, wurde competenten Ortes eingereicht und gleichzeitig um die Nichtbeachtung des principalsseitig gestellten Ansuchens ersucht. Trotzdem schon einige Monate seitdem verflossen sind, haben wir noch keinen Bescheid erhalten, doch ist zu hoffen, dass die Angelegenheit zu Gunsten unseres Vereins entschieden wird, denn seit dieser Zeit hat sich Vieles geändert, die Principale wünschen vielleicht selbst nicht mehr die Auflösung des Vereins, und der Minister wird durch die Gegenmotivirung von der Unstichhaltigkeit der erhobenen Anklagen überzeugt worden sein. Das waren so ziemlich die wichtigsten Momente im abgelaufenen Jahre und erübrigt uns nur noch des deutschen Streiks, der bereits acht Wochen währt, zu gedenken. Die deutschen Principale, welche bereits vor der Bewegung in aller Herren Länder Nothhelfer suchten, sind jetzt, nachdem es ihnen nicht gelingt, die Gehilfen khrre zu machen, vollberger über die internationale Solidarität der Arbeiter und bringen in ihren Blättern Jeremiaden, dass es eine Schande für die Buchdrucker Deutschlands sei, lieber von international ,erbettelten Unterstützungsgeldern, als vom rechtschaffen erworbenen ,anständigen Verdienst zu leben. Nun, diesen Herren kann geholfen werden; wir sind überzeugt, dass die Buchdrucker Deutschlands, sobald die Principale den Tarif anerkennen. Alle wieder an die Arbeit gehen, früher selbsverständlich nicht. Haben die Herren das Recht, zur Unterdrückung der Arbeiter internationale Nothhelfer anzuwerben, so haben die Arbeiter das Recht und die Pflicht, die im Kampfe stehenden