Ungarische Jahrbücher 9. (Berlin-Leipzig, 1929)

1929 / Heft 1 - Markwart, J.: Kultur- und sprachgeschichtliche Analekten

Bücherschau. 143 Berichts zu widerlegen. Es handelt sich um die deutschen Aufzeichnungen des bei den Vorfällen beteiligten gräflichen Beamten Bagyó, die er im Forgäcsarchiv des National­­museums aufgefunden hat. B. berichtet, daß am 11. Okt. die deutsche Besatzung des geräumten Neutra in Freistadl eintraf, die in der folgenden Nacht lärmend ihre Ent­lassung aus der Festung durchsetzte. Nur der Kommandant Hans Miller mit 5 Mann blieb bis zum nächsten Tage. Am 13. Okt. zog der Türke in die Festung ein. Der ins Ungarische übersetzte Auszug des Verf. wirkt etwas unklar. Immerhin scheint daraus hervorzugehen, daß schon am 8. Okt. von der Stadt die Huldigung beschlossen worden war. Der Widerspruch mit der Darstellung bei Wagner braucht also gar nicht allzu groß zu sein. — Brauchbar sind die Angaben, die F. als Einleitung über die historische Topographie der Stadt Freistadl macht. (K. S.) 90. Fehér, Ede: Művelődéstörténeti korkép I. Lipót törvényeiben (Kulturgeschicht­liches Zeitbild in den Gesetzen Leopolds I.) Szeged: Nemzeti Sajtóvállalat 1927. 66 S. 8°. In das vom Verf. entworfene Zeitbild wurden nur die gesetzlich geregelten Tat­bestände aufgenommen. Da er auf andere Quellen nur hinweist, sie aber nicht ver­arbeitet, entsteht auf Grund dieser Auswahl eine fragmentarische Darstellung der einzelnen Gebiete. In seiner Arbeit geht F. kaum über das in den Gesetzestexten Ent­haltene hinaus, das Gesamtbild wird also nur aus Einzelheiten zusammengefügt. Dargestellt sind auf Grund der gesetzlichen Bestimmungen Land und Volk, Stellung des Herrschers, Hof, Geistlichkeit, weltüche Gesellschaft, Wirtschaftsleben usw.; am wertvollsten sind natürlich die Kapitel über Verfassung, Verwaltung und Recht­sprechung. Die Publizierung der Indigenatsliste 1649—87 ist in dieser Form ziemlich belanglos. Im gesteckten Rahmen leistet Verf. gewissenhafte Arbeit, er vermag aber nur die Wirklichkeit der Rechtsnormen aufzuzeichnen, die doch nur einen Ausschnitt der geschichtlichen Realität bildet. (Z.) 91. Márki, Sándor: Gróf Gyulai Ferenc naplója 1703—4 (Das Tagebuch des Greifen Franz Gyulai) Pécs: Dunántúl 1928. 243 S. 8°. (Ausgabe der kriegshistor. Kommission der Ungar. Akad. d. Wiss.) In der Bibliothek des 51. k. u. k. Infanterieregiments in Klausenburg befanden sich die Memoiren des österr. Generalleutnants. Das Original ist inzwischen verschwun­den. Die Edition erfolgte nach einer Abschrift aus dem Nachlaß M.s, die dieser 1911 angefertigt hatte. Gyulai, der erste in der langen Reihe österreichischer Offiziere seiner Familie, machte als Oberst einen Teil des Spanischen Erbfolgekrieges in Italien mit und geriet in französische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1706 befreit wurde. Die vor­liegenden umfangreichen Aufzeichnungen, die unmittelbar unter dem Eindruck der Erlebnisse gemacht worden sind, umfassen nicht nur die eigentlichen militärischen V or­­gänge, sondern geben zugleich ausführliche und lebendige Schilderungen landes- und volkskundlicher Zustände aus Ungarn, Siebenbürgen, den österreichischen Alpen­ländern und Oberitalien. (K. S.) 92. Csutak, Vilmos: Adatok a 1706. évi medgyesi és besztercei kurtic-országgyülés történetéhez (Daten zur Geschichte der kuruczischen Landesversammlungen in Mediasch und in Bistritz 1707). Márki-Emlékkönyv S. 61—72. In der bisherigen reichen Literatur über den Rákócziaufstand, auch bei Makki, war bisher über die siebenbürgischen Landtage der Rákóczianhánger vom Okt. 1706 und Jan. 1707 kaum etwas bekannt. Verf. füllt diese Lücke an Hand von sieben­­bürgischem Archivmaterial aus. Verhandelt wurden hauptsächlich Fragen der Lasten­verteilung und der Wirtschaftspolitik, und hierbei fällt neues Licht auf die Politik Rákóczis, der in dieser Zeit, nach dem Wiederausbruch der Feindseligkeiten und dem

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