Verhandlungen und Mitteilungen des Siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften in Hermannstadt, 1866 (17. évfolyam, 1-12. szám)

1866-07-01 / 7. szám

in das Innere dieses bescheidenen, nie und nirgends mit seinem Wissen prunkenden oder sich vordrängenden Mannes. Nachdem er in das Vaterland zurückgekehrt war, fand der Arbeitsdrang des jungen Mannes ein reichliches Feld der Be­friedigung in seiner ersten Anstellung als Bibliothekar an dem Baron v. Bruckenthal’schen wissenschaftlichen Institute. Da diese Bedienstung einer Anstellung an dem Hermannstädter Gymnasium gleichkam und mit dem Eintritt in dieses Amt zugleich der Eintritt in die Zahl der Hermannstädter Profes­soren und in den Hermannstädter Promotionskreis verbunden war, so wird man — wenn man die damalige hermetische Ab­geschlossenheit der einzelnen Promotionskreise bedenkt — schon hieraus zum Schlüsse berechtigt, dass die Meinung von Rot h’s wissenschaftlicher Tüchtigkeit, welche ihn diese Schranke über­springen liess, eine grosse und die Erwartungen, welche man an seine Wirksamkeit knüpfte, keine geringen waren. Was Roth als Bibliothekar für das Bruckenthal’sche Institut ge­leistet hat, das weiss Jeder, der in diesen heiligen, der Huma­nität und Wissenschaft von dem grössten Manne, den wir Sachsen haben, geöffneten Hallen kein Fremdling ist, und die vielen dickleibigen von Roth’s Hand geschriebenen Katalog­folianten werden seinem Fleisse und seiner regen Thätigkeit ein ehrendes Zeugniss ablegen bei Kindern und Kindeskindern. Ein Mann der Wissenschaft, der viele Jahre hindurch die Schätze des Institutes eifrig benützt hat, äussertc sich über Roth als Bibliothekar: „Er allein hat mehr gearbeitet, als alle andern Bibliothekare zusammengenommen“; und allerdings muss man eingestehen, dass — die neuere Zeit ausgenommen, welche wieder einige Männer gesehen hat, welche wirklich Bibliothekare waren, — die meisten anderen mehr nur den Namen geführt haben, aber in sehr geringem Grade es gewesen sind. Nachdem Roth eine Reihe von Jahren diesem Institute seine Thätigkeit gewidmet, wurde derselbe etwa im J. 1819 (genau können wir es nicht angeben) als Lehrer an das Gym­nasium berufen, blieb jedoch in dieser Stellung so kurze Zeit, dass seine Thätigkeit von keinem nachhaltigem Erfolge begleitet sein konnte. Nur in einem Unterrichtszweige hat selbst die kurze Lehrerlaufbahn Roth’s wesentliches Besserwerden erzielt, näm­lich im Zeichnenunterricht. Er war der erste, der es anerkannte, dass es unmöglich Aufgabe dieses Unterrichts am Gymnasium sein könne, die Schüler Bilderchen malen zu lehren; sondern dass vielmehr auch dieser Unterrichtszweig nur im Zusammen­hang mit dem Gesammtzweck als Gymnasial unterricht aufzu­fassen sei, und kein anderer sein könne, als in den Schülern das ästhetische Gefühl zu beleben, den Kunstsinn zu wecken, lind das Auge an die schönen Formen des Ebenmasses zu ge-

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