ACTA HISTORICA - A MTA TÖRTÉNETTUDOMÁNYI FOLYÓIRATA TOM. 17 (1971)

17. kötet / 1-2. sz. - GY. GYÖRFFY: Dem Gedächtnis Stephans, des ersten Königs vom Ungarn

Dem Gedächtnis Stephans 3 leuten gegen Veszprém, die Burg der Fürstin. Das mit schwäbischen Rittern verstärkte Heer des jungen Herrschers besiegte Koppány. Der Körper des getöteten Koppány wurde gevierteilt und auf die Tore von vier Burgen ge­hängt. Diese Strafe entspricht dem Rechtsgebrauch der auf dem Scheideweg zwischen Christentum und Heidentum befindlichen Ungarn: die Leviratsehe wurde nämlich von der Bibel als Unzucht beurteilt (III. Moses 20, 21), und bei den mit den Ungarn verwandten Wolga-Bulgaren des 10. Jh.-s war die Strafe der Unzucht die Vierteilung und das Aushängen der Körperteile. Als Stephan im Jahre 1000 vom römischen Papst eine Krone bekam und die Einrichtung der lateinischen Kirchenorganisation unternahm, fand er sich zwei ungarischen Stammeshäuptlingen gegenüber, die sich der byzanti­nisch-griechischen Kirche angeschlossen hatten. Zuerst zog er mit seinem Heer gegen seinen Mutterbruder Gyula nach Siebenbürgen und obzwar er ihn besiegte, vergab er ihm. Dann wandte er sich gegen den anderen, an der unteren Donau wohnenden Stammeshäuptling Ajtony. Die Führer des Königs verjagten das aus »schwarzen Ungarn« bestehende Heer Ajtony's; der Häupt­ling selbst fand seinen Tod bei der Flucht. Diese Kämpfe haben die Vorbedingungen zur Gestaltung einer einheitli­chen Staats- und Kirchenorganisation geschaffen. Was den Staat anbelangt, war man früher der Meinung, daß dieses Gebilde ohne jede Vorstufe allein das Ergebnis einer organisatorischen Tätig­keit, nämlich der ungarländischen Adaptierung fränkischer Vorbilder sei. Die slawischen Lehnwörter des Ungarischen für Begriffe des Staatslebens und die ungarländischen Ortsnamen slawischen Ursprungs haben dagegen zur Ver­breitung jener anderen Meinung beigetragen, daß der ungarische Staat auf slawische Vorbilder zurückzuführen sei. Der bereichernde kulturgeschichtliche Einfluß des jahrhundertelangen ungarisch—slawischen Kontaktes kann nicht bezweifelt werden, aber ein slawisches Vorbild für den ungarischen Staat ist umso weniger annehmbar, da am Gebiet des Karpatlienbeckens vor der ungari­schen Landnahme (895—900) drei benachbarte Länder Anteil hatten: westlich der Donau die slowenischen Vasallen des Ostfränkischen Reichs, in Nord-Westen die Mähren, und im Tiefland und in Siebenbürgen die Bulgaren. Die slawischen Lehnwörter kamen jedoch in verschiedenen Zeiten, aus verschie­denen slawischen Dialekten in die ungarische Sprache. Man darf auch nicht vergessen, daß die in kurzer Zeit große Entfernungen zurücklegenden Reiter­völker — ebenso wie die Flüsse und Seen durchquerenden Normannen — immer leichter eine einheitliche, verschiedene Stämme zusammenfassende Organisation bilden konnten, als die in zergliederten Sippen lebenden, Acker­bau und Kleinviehzucht betreibenden Slawen. Was die Übereinstimmung der böhmischen, der polnischen und der ungarischen Institutionen betrifft, kamen diese in der zweiten Hälfte des 10. Jh.-s durch parallele Entwicklung, einander unterstützend zustande. Acta Historica Academiae Scientiarum Hungaricae 17, 1971

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