ACTA LINGUISTICA TOM. 22 (A MTA NYELVTUDOMÁNYI KÖZLEMÉNYEI, 1972)

1972 / 1-2. sz. - J. SOLTÉSZ, KATALIN: Homonymie, Polysemie und Synonymie der Eigennamen

HOMONYMIE, POLYSEMIE UNI) SYNONYMIE 115 gionsgeschichte waren sie ursprünglich unabhängige Gottheiten; die Gleich­setzung der Namen deckt eine Identifizierung der Personen, doch dieser Vor­gang war schon in der frühen Periode der römischen Geschichte abgeschlos­sen.) Antike Gottheiten und berühmte Männer wurden häufig mit einem Bei­namen nach ihrem Geburts- oder Wirkungsort versehen, so entstanden Syno­nyme wie Kythereia oder Kypris = Aphrodite, Mantuanus — Vergilius, Atticus senior = Pheidias, Teios — Analcreon, Thebaios = Pindaros. Die Italiener als Erben der Antike setzten diesen Gebrauch fort: l'Astigiano — Alfieri.23 In „Lotte in Weimar" von Thomas Mann24 wird einmal der Dichter Matthias Claudius als der Wandsbeclcer erwähnt, nach seinem Wohnort Wandsbeck (Hamburg). Manche griechischen Gottheiten haben einen doppelten Namen: Pallas Athene, Phoibos Apollon. Die Elemente dieser Namen werden auch selbständig und synonymisch gebraucht: Pallas = Athene, Phoibos = Apollon. Hier stehen verschiedene Kurzformen des vollständigen Namens im Synonymenverhält­nis; Pallas sowie Athene steht für Pallas Athene, genau wie wenn man Anton Schmidt einmal als Schmidt, einmal als Anton (ja als Toni) bezeichnet. Im Mittelalter, bevor sich die Familiennamen endgültig gefestigt hatten, bezeichnete man dieselbe Person öfters mit verschiedenen Namen, z. В. Сипе Döring = Сипе mit der kannyn, Breslau 1356; Wenczel Rump, Frankfurt a. M. 1388 = Wenczel Weitdreger 1389= Wenczel im Kauffhuse 1390.25 Dasselbe gilt für literarische Titel, die im Zeitalter vor dem Buchdruck meist flüssig waren: Eclogae = Bucolica (Vergilius), der Nibelunge liet = der Nibelunge nôt = Nibe­lungenlied. Können wir von Synonymie reden im Falle der Namenänderung? Nach A. Martinkó hat die mit einem Eigennamen bezeichnete Sache (Person, Ort usw., „Namenträger") einen bestimmten Platz im Koordinatensystem von Raum und Zeit. Die Stadt am 60° nördlicher Breite, am 30° östlicher Länge hieß vor 1914 Sanktpeterburg, von 1914 bis 1924 Petrograd, seit 1924 Leningrad. Diese Namen sind also keine vollkommene Synonyme, weil der Zeitfaktor als Veränderliche auf der Koordinate erscheint. Auch begrifflich ist das heutige Leningrad nicht ganz dasselbe als die Hauptstadt der Zaren. Nándorfehérvár [dt. Griechisch-Weißenburg] ist der alte ungarische Name von Belgrad; doch in der ungarischen Geschichte sind die Belagerung von Nándorfehérvár (1456) und die Belagerung von Belgrad (1717) zwei verschiedene historische Ereig­nisse. Deshalb halten wir es nicht für richtig, daß man neuerdings von der Schlacht zu Wolgograd spricht; die Stadt, wo die schicksalwendende Schlacht des zweiten Weltkriegs sich ereignete, hieß nicht Wolgograd, sondern Stalingrad. Aus dem Verhältnis der Eigennamen, die sich auf ein räumlich identisches "Vgl. R. Hirzel: Der Name. Amsterdam 1927/1962, 57 — 8. 24 Ges. Werke. Berlin 1956. VII, 442. 25 M. Gottschald: Deutsehe Namenkunde. Berlin 1954, 82. 8* Acta Linguistica Academiae Scientiarum Hungaricae 22, 1972

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