Arader Zeitung, Juli-Dezember 1923 (Jahrgang 4, nr. 46-94)

1923-10-14 / nr. 76

r Seite „Arader Zeitung“ Rasiererstreik in Arad. Die hiesigen­­ Rasierergehilfen sind vorgestern­­ in Streik getreten und stellten aus dem Grunde, weil die Rasierermeister die Preise um 60% erhöht haben, folgende Forderun­­gen : 1. Rechenlohnminiuun für einen Gehilfen 600 Lei, 2. einen­ halben arbeitsfreien Tag in der Woche, 3. Unterfertigung eines Kollektiv-Vertrages, welcher jede 3 Monate einer Revision unterzogen wird, sowie noch sonstige kleinere Fragen, welche die Na­­sierermeister nicht bewilligen konnten und es so zu teilweisem Bruch der Verhandlungen kam Vom rollenden Zuge gestürzt. Teutschsanktpeter ist bei der Einfahrt in die Station St ein schwerer Unfall passiert. Der 42-jährige Heizer Paul Kis stürzte „unter bisher noch nicht festgestell­­tm Umständen vom rollenden Zuge herunter. Der unglückliche Mann, Vater von drei Kinder, blieb auf der Stelle tot liegen. Die Untersuchung wurde ein­­geleitet. Ein schwäbischer Landwirt als Bahn­­brecher. In der Gemeinde Merzidorf hat der schwäbische Bauerndichter Josef Gobrich sen. verschiedene Versuche angestellt um Baumwolle zu pflanzen und teilweise ganz schöne Erfolge erzielt. Wie wir erfahren, beabsichtigt Herr Gabriel unsere schäbische Bauern zur Nachahmung zu bewegen und allgemein den Bau von Baumwolle im Banat ein­­zuführen. .­­ Vom Deutschen Konsulat Wie das Deutsche Konsulat in Timișoara mitteilt, vom 9. Oktober ab für Misen nach D­utschland von rumänischen Staatsangehörigen folgende Sicht­­werden . vermerkgebühren erhoben: Einreise Lei 360. Hin­­und Nichreise Lei 450. Durchreise Lei 300. Durch­­und Rückreise Lei 450. „IV für Wohnungen­­ werde das Vierfache von 1916 ausmachen. Die Mieten für Geschäfte werden im Notfalle vom Gericht fest­­gestellt. ) General Lupescu -­­Generalstabschef. Bukarest. . Der König unterzeichnete das Dek­kret, durch das General Lupescu zum Generalstabs­­chef der Armee ernannt wird. General Lupescu wird vom König empfangen und hierauf vom Kriegs­­minister in sein Amt eingesett werden.­­ 70 Millionen Lei u, zehn Häuser dem Staate vermacht. Aus Bukarest wird gemeldet: Die von der Akademie der Wissenschaften ausge­­sehzte Kommission zur Feststellung des Vermögens­ des verstorbenen Jakob Elias ist zurückgekehrt. Sie hat erhoben, daß in London, Paris und Brüssel 70 Millionen Lei erliegen, in Wien 7 Geldschränke und 10 Häuser sich befinden. (Bekanntlich hat Elias sein auf 800 Millionen Lei geschäßtes Ver­­mögen dem Staate, vererbt.) Einführung des gregorianischen Ka­­lenders in Russland und Jugoslawien Wie man polnischen Blättern berichtet, wird mit dem­­ 1. Oktober / 3. in ganz Rußland der neue Kalen­­der eingeführt. Infolgedessen folgt diesmal dem 1. Oktober umittelbar der 14. Oktober. Blatte wird aus Agram gemeldet. Vom 1. Okto­­Demselben , der ab gilt in ganz Jugoslawien nur mehr ein Ka­­lender, und zwar der Gregorianische, da zufolge eines Beschlusses des Kirchenkonzils in Konstantino­­pele von dem Gebrauche des julianischen­ Kalenders Abstand genommen wird. Bestohlener Reisende. Aus Merzydorf wird uns geschrieben : Der­ hiesige Landwirt Franz Warth fuhr dieser Tage nach Timișoara-Temesch­­­burg und merkte in dem Gedränge beim Aussteigen, daß ihm jemand unter den Not greift. Der Land­­wirt steckte sofort die Hand in die Tasche, aber­­leider war es schon zu spät, denn seine Brieftasche mit dem Inhalt von 5600 Lei war schon verschwun­­den und in dem Gedränge­ machte der­­ Beutelschnei­­der sich, selbstverständlich ohne erwischt zu werden, auch aus dem Staub. Der Revolution in Portugalien. Laut eine: Nomer Meldung ist in Portugalien eine­r­volution ausgebrochen und das Kriegsgefecht in Kraft gerecht. Auch ein Volksführer, Herr Prälat Blaskovitsch fühlte sich kürzlich veranlaßt in einem Temeschburger Blatt = „Temesväri. Hirlap* — eine Erklärung abzugeben, betreffs der auch in der „Schwäb. Volkspresse“ oft umstrittenen Frage: die Unterrichtssprache im Temeschburger Piaristengym­­­nasium... Herr Prälat Blaskovitsch nimmt da­für die ungarische Unterrichtssprache“ Stellung und ge­­rät somit in Widerspruch, m­it dem, wie es anzu­­nehmen ist, in der „Schwäb. Volkspresse" offiziell festgelegten Standpunkt des­ schwäb. Volksrates. Da Herr Blaskowitsch an leitender Spite des schwäbi­­schen Vollrates steht und den Bericht des genannten noadjarischen „Blattes in­+keinem deutsch-völkischen Organe noch widerrufen“hat, sehen wir, uns­ ge­­zwungen, ähnlich wie die deutsch-schwäb. Welfspartei (Siehe „Offener Sprechsaal ?*) uns dagegen zu ver­­wahren, daß­ ein­ Volksführer, als solcher will er in unseren politischen Leben in Betracht kommen, in dieser verblüffenden Weise sich gegen den Stand»­punkt des Volksrates stellt. , Oder ist es möglich, daß Herr Prälat Blaskovitsch zugleich zweierlei Meinungen vertreten darf, eine für den Volksrat und eine private für die­­ madjarische Öffentlichkeit? Unsere prinzipielle Auffassung ist die, daß die Un­­terrichtssprache für den Madjaren, die ungarische, für den Deutschen die deutsche Sprache ist. Da aber der weitgrößte Teil der Schüler dieses Gymnasiums deutscher Abstammung und deutscher Muttersprace ist, so erlauben wir uns doch entgegen der Meinung des Herrn Blaskovitsch für den deutschen Unterricht und die deutsche Erziehung, dieser Schüler abermals einzutreten. Die „Schwäb. Volkspresse“ verlangte vor Monaten die Errichtung­ deutscher Parallelklas­­sen im Piaristengymnasium­, es erscheint uns kaum für möglich, daß man im „Deutschen Haus“ so wasch, und für die deutsche „Sache so nachteilig, seinen­­ Standpunkt geändert hat. Prälat Blaskovitsch wurde­ im Volksrat zum Referendar für Kirchenan­­gelegenheiten bestimmt, ex, hat seine Tätigkeit be­ JORNEN ie a ELIS TE 1111 28.090 °— Lei für ein Liter Blut. Aus Großwardein wird gemeldet: Der Giesige Tapezie­­rermeister Michael Balaton hat durch ein Nas­­senbluten­ soviel Blut verloren, daß die Ärzte die einzige Nettung mur darf fanden, wenn sie zihm­­ mindestens ein Liter Blut vsu “einen "blutreichen Menschen in die Adern zuführen. Es­ fand sich auch ein Mann­ namens Theodor Fe­kete, welcher be­­reit war, sich ein Liter Blut, um den Preis von 28.000 Lei abzapfen­ zu“ lasen. Balaton wollte den hohen Betrag nicht bezahlen und­ zögerte einige­ Tage bis er die Notwendigkeit schließlich doch ein­­sah und sich bereit erklärte,die 28.000 Lei für das Liter Blut an Fekete zu bezahlen. Die Ärzte voll­­führten auch die Operation, jedoch erwies sich die­­selbe bereits als zu­­ spät und der­ Tapezierermeister . Balaton starb einige Stunden nachher, während Theodor Fekete den schriftlich ausgemachten Betrag von­ 28.000 Lei für das ihm abgezapfte Liter Blut in der Bank aufnahm und­ gesund ist. Eine wütende Katze in Merzidorf. Vor kurzem ging das junge Mädchen Maria Jugrisch durch den Garten,­­ wobei sie von einer Kapel ver­­folgt wurde. Die Kope"­sprang dem Mädchen auf den Rücken und als das’ Mädchen sich von ihr be­­freien wollte, wurde es mit Kraßungen üe­rhäuft.­­ ) Der Vater brachte die Tochter nach Klausenburg ; u. nahm den Kopf der*inzwischen getöteten abe mit, | Man konstatierte in Cluj, daß die Katze wutkrank ‘ war und unterwarf das­ Mäd­chen der Pasteurschen | Impfkur. = ER Nicht kaufen Sie Herren- und Damen- Win­­terkleider, sowie Manntel- u.­­Kostümstoffe, bis Sie nicht die Auslagen des Modewarengeschäft Vänder besichtigt und sich von den billigen­ Preisen über­­­­zeugt haben. 4 j Ein Liter Wein — eine Schachtel Zünd­­hölzer,. Die chinesische Mauer, welche schon seit Jahren jeden Handel um wirtschaftliche Leben hemmt hat auch in den jugoslawischen Städten viel Un­­­heil angerichtet und besonders die deutsche Stadt Werscheß mit ihrer Weinbaukultur fast gänzlich auf den Hund­ gebracht. Kein Export und Import, “sowie die hohen Steuern und Verzollungen zwingen die Leute, daß sie eben sich bloß auf die Tausch­­geschäfte einrichten und gezwungen durch den vielen Wein eine sogenannte We­inaluta einführen. Für ein Liter Wein­ erhält man ein halb Kilo Kartoffeln oder eine Schachtel Zündhölzer. Auch Holz, Kleider, Zucker usw. wird mit Wein getauscht und überall zahlen selbstverständlich , weil einer den anderen überbietet und jeder leere Fässer brauch - nur die Weinbauern daram­. ZE - Rumänischer­ Weizen für Österreich. In Österreich hat eine Bewegung zur zeitgerechten Versehung mit Weizenvorräten eingeseßt. Die Mehl­­e -­­ MN 1­­­einfuhr soll eingestellt und nur Weizenkorn eingeführt werden, um auf diese Art die Mühlenindustrie zu unterstoßen. Die­ Zerealienhändler aus Österreich haben auch schon begonnen, die jugoslawischen und rumänischen Märkte zu bereisen. Die Wiener Müh­­­­­len stehen im Begriffe, große Abschlüsse in Getreide in Rumänien zu machen. Der rumänische und ju­­goslawische Weizen ist nämlich billiger als der un­­garische, aus welchem Grunde die österreichischen Getreidehändler in diesem Jahre Ungarn umgehen. Ein angebliches Fruchtbarkeits-Mittel. Zwei Professoren der Kalifornischen Universität entdeckten ein Mittel, das sie „Bitamin“ nennen und das die Fähigkeit befigen soll, unfruchtbaren Frauen fruchtbar zu machen. Das Präparat wird als bräunliches Öl verschrieben, welches durch Äther­­aktion gewonnen wird. So Eine Briefmarke 15 Millionen — in Deutschland aus Berlin kommt die Meldung daß ab 10. Oktober eine Postkarte im Ortsverkehr 1 Million im Fernverkehr 2 Million, Briefe im Ortsverkehr 2 Millionen im Fernverkehr 5 Millio­­nen fester. Im Auslandsverkehr flottet die Post­­karte 9 Millionen, der Brief 15 Millio­nen Mark.­­ Nationale Würdelosigkeit. Unter dieser­­ Spitmarke schreibt die „Swa­kopmunder Zeitung“: „Vor uns liegt eine Empfehlung eines großen Ber­­liner Verlages. Schon der Briefumschlag ist be­­schämend : die Adresse lautet : Swakopmund, Britisch- Südafrika. Einem Meinen Geschäftsmann in einer deutschen Kleinstadt würden wir diesen Irrtum vielleicht verzeihen können, der großen Verlags­­firma, die leicht in der Lage ist, sich das beste Adressenmaterial zu verschaffen, aber nicht. „Wir sind kein Teil des britischen Reiches, sondern leben im ehemaligen Deutsch-Südwest-Afrika, seht als­­ Mandatsgebiet der Union von Südafrika unterstellt und amtlich als Südwestafrika bezeichnet. Der In­­halt ist in englisch abgefaßt. Schon aus dem Na­­­men des Empfängers (ein hiesiges Hotel) war zwe­i­­felsfrei zu ersehen, daß die Drucksache an einen Deutschen ging. Warum also der englische Text? Mit etwas mehr Sorgfalt ließen sich derartige Versehen doch leicht vermeiden. Es muß doch„ Er­­­bitterung “erweisen?/ wenn auc­h als Deutscher“ von meinen­ LORDS l­uPdE"! PK EWE fremden Sprache angesprochen werde. “ Der­­ oben erwähnte Fall steht leider nicht­­ vereinzelt­­da. Fast jede Post bringt derartige Erzeugnisse eines sehr kurzsichtigen Unternehmungsgeistes.“­­ Es sollte doch auch deutschen Firmen bekannt sein, daß 75 Prozent aller Firmen in Südwestafrika, Groß der vielleicht äußerlich englischen Aufmachung, deutsch sind. In Swakopmund z. B. gibt es im ganzen zwei englische­­ Geschäfte, aber auch diese­ haben deutsche Angestellte, die deutsche Offerten lesen und behandeln können. Das Deutschtum im Ausland hat schwer genug zu kämpfen und auf derartige „Hilfe“ aus dem Mutterlande möchte es gern verzichten ! £ Ein Ketschkemeti , welcher fünfund­­zwanzig Friedenskronen defraudiert. Die Wiener Polizei hat den Dfenperter Privatbeamten­ Wilhelm Ketschkemeti verhaftet weil er in Mbd­­­­­­ling bei Wien 400.000 österr. Kronen unterschlagen hat. Wirklich eine Schande, für ein Ketschkemeti 25 Friedensfronen zu stehlen, wo doch­ der unver­­geßliche Namensvetter Viktor Ketschkemeti seinerzeit­ Millionen unterschlagen hat und sich einen großen Namen machte. 5 — Ein Gewitter legt oft in der Stunde 25—30 Meilen zurück. x a 5g _— Das Herz von Berufsradfahrern ist um 0,4 Kilogramm schwerer als das anderer Menschen. Amerika Nachrichten. Das argentinische Konsulat in Prag warnt Städtische Arbeiter vor der Auswanderung nach Argentinien, da in allen argentinischen Städten ein Ueberfluss an Arbeitskräften herrscht. Der argentinische Staat hat aus­schliesslich an landwirtschaftlichen und an solchen Arbeitern ein Interesse, die­ sich auf dem Lande anzusiedern beabsichtigen, so­­weit sie sich mit jenem Lebensniveau zu­­friedenstellen, das ihnen dort geboten wer­­den kann.­­ SEEL: 5 + Xx 3 In Canada ist in den Natuschutzterri­­torien ein so starker Zuwachs an Büffeln festgestellt worden, dass beschlossen wurde, zweitausend Stück im Mainwright-Park zu ersch­iessen. Die Tiere hatten sich in den­­ letzten Jahren um 8000 Stück vermehrt

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