Arader Zeitung, Juli-Dezember 1925 (Jahrgang 6, nr. 69-140)
1925-10-14 / nr. 110
Nach RER einkommen zwischen Nationalpartei und Madjaren. Bukarest. Unsere Meldung über den Beginn von Verhandlungen zwischen Maniu und Ugron zwecks Zusammengehen der Nationalpartei mit den Siebenbürger Madjaren bei den Gemeinderatswahlen wird von denselben Kreisen, die dieselbe verbreiteten, als verfrüht bezeichnet und erklärt, daß wahrscheinlich die bekannten, in den Siebenbürger Zeitungen veröffentlichten Erklärungen Sever Dans und Ugrons zu diesen Versionen Veranlassung gegeben hätten. Die Nationalpartei sei nach wie vor bereit, mit den Minderheiten auf Grundlage der Karlsburger Beschlüsse zusammenzuarbeiten. Es bedürfe daher hiezu keines besonderen Paktes. Ob es zu einem derartigen Zusammenarbeiten mit den Madjaren kommen werde, hänge ganz davon ab, ob die madjarische Partei diejenigen Schwenkungen ihrer Politik vornehmen werde, die viele ihrer Mitglieder selbst wünschen. Ein neuer Bier von links — gegen Hitler. Die deutschfeindlichen Blätter verbreiten in feßter Zeit die Nachricht, daß der Führer der Nationalsozialisten in Bayern, Adolf Hitler, sich mit einem jüdischen Mädchen, namens Hanfstengl verlobt und von der Politik zurückgezogen hat. Daß diese Nachricht eine plumpe Lüge ist, geht daraus hervor daß Hitler eben am Sonntag, den 11. d. M. — also vorgestern — bei ein Versammlung der Nationalsozialisten in Würzburg war und der Vater des Frl. Hanfstengl eine gerichtliche Richtigstellung in der „A. Zeitung am Mittag“ forderte in welcher das Blatt erklärt, daß erstens Frl. Hanfstengl auch von mütterlicher Seite keine Jüdin ist und zweitens von einer Verlobung mit Hitler nichts weiß. Todesfall. In der benachbarten Gemeinde Sigmundhausen ist Samstag früh Nik. Vogel gestorben. Sein Leichenbegängnis fand Sonntag nachm. bei großer Beteiligung der Gemeindebevölkerung statt. Das Sigmundhausener Deutschtum verliert in Vogel eine tatkräftigen Stage. Feldparzellierung in Engels- Brunn. Aus Engelsbrunn wird uns berichtet : Graf Ludwig Porcia hat einen Teil seines, auf unserem Hotter gelegenen Gutes in 26 Parzellen an hiesige Einwohner verkauft. Der Verkaufsvertrag wurde troß des von Fremdnationalen geführten Rekurses vom Ministerium gutgeheißen, so daß die Felder nun endgültig in den Rest der neuen Eigentümer übergegangen sind. Diebstahl in Neuarad. Am Freitag vormittags wurde bei dem Neuarader Landwirt Josef Harnisch (Ledergasse) ein Diebstahl versagt. Der Dieb wurde an frischer Tat ertappt und wollte flüchten. Auf der Hauptgasse arbeitenden Bauarbeitern ist es gelungen den flüchtenden Dieb aufzuhalten, er wurde gleich der Gendarmerie überführt. Bezirksamt ohne Bezirksrichter. Das Neumarkter Bezirksgericht ist augenblicklich ohne Bezirksrichter. Der gewesene Bezirksrichter wurde nach Bessarabien übersett und der neue aus dem Altreich dorthin verlege Richter hat sein Amt noch nicht übernommen. Somit warten tausend Angelegenheiten vergebens auf eine dringende Erledigung. Um die unhaltbare Lage aufzuheben haben sich die Rechtsanwälte der Stadt Neumarkt an den Justizminister gewendet. _„Üieder Beitung“ Ser - Weltfrieden» : Dowikslands Unterjocung. 1 Nom. „Giorzale d'Italia“ schreibt : Frankreich wünscht von Weltfrieden mit der Bedingung, daß Deutschland ein unterjomtes Land verbleibe, welches durch verschiedene Bakte gebunden, sich nicht rühren könne. Deutschland ist demgegenüber zu allen möglichen Konzessionen bereit und stellt hiefür nur die Bedingung, daß es als gleichberechtigt betrachtet und die östliche“ Grenzfrage endli erledigt werde. Von diesen Fragen hängt der ist der Ansicht, daß der Friede nur durch EEE ge Eintritt Deutsclaands in den Wölterbund ' und zugleich der Weltfrieden ab. Italien | | | ein allgemeines Einverständnis zu Stande | kommen Kann. Italien kann mit Franks | | reich nicht einverstanden sein, wenn dieses | | zu teilweisen Konzessionen sich geneigt zeigt. Der heickelste Punkt ist jener, daß Frankreich, sich bis zu den Zähnen bewaffnet und demgegenüber die Abrüstung von Deutschland als Bedingung für den Eintritt in den Völkerbund fordert. Für Italien sind diese Probleme von großer Wichtigkeit, doZ hat es sich deutschen Standpunkte angeschlossen. | | bisher weder dem französiscen, noch dem | Revolverschüsse auf den rumänischen Gesandten in Sofia. Bukarest. Der „Universul“ erfährt aus Sofia, daß am Sonntag aus einem Automobil auf das Automobil des rumäniVorfall hat großes Aufstehen erregt, schen Gesandten Vilcurescu aus einem Revolver mehrere Schüsse abgegeben wurden. Vilcurescu befand sich mit seiner Familie auf einer Spazierfahrt. Der Dem zweiten Auto gelangt es, zu "Aüchten Vilcurescu erklärte, nicht um ein Attentat gegen seine Berson, er habe vielmehr den Eindruck der es handle ,sich ! | Chauffeur des zweiten Autos wollte seinen Chauffeur in Schweden fegen, um auf der schmalen Straße dem Auto des Gesandten zuvorzukommen. Terente in Bulgarien. Seine Auslieferung wird abgelehnt. Bukarest. Nach einer Meldung der „Diminenta“ befindet sich gegenwärtig Terente in Bulgarien. Die irredentistische Vereinigung in Bulgarien, hat den gefürchteten Banditen Terente unter ihren Schuß genommen und ihm Dokumente verschafft, die ihn in den Stand seßen, sein Dasein zu fristen. Der bulgarische Staat verweigert seine Auslieferung an Rumänien, weil er sich in Bulgarien als von den rumänischen OR verfolgter politischer Verbrecher niedergelassen hat. Der Auslieferungsverlag zwischen Bulgarien und Rumänien schaltet aber politische Verbrecher von der Auslieferung ausdrücklic aus.Terente hält sich in Bulgarien kale falischem Namen auf. So ist es erklärlich, daß Bulgarien seinerzeit auf das Ersuchen Rumäniens um Auslieferung Terentes erklärt hat, daß ein Verbrecher namens Terente dort Mt befannt je j | Das Babelfell einge- Eine u. Ka, wel | Se allen Bio Ale, Staaten sogutekommt Genf. Der Völkerbund hat heute an alle europäische Staaten ein Rundschreiben geschickt in welchem alle Staaten aufgefordert werden, Vorbereitungen zur gänzlichen Einstellung des Visumszwanges zu unternehmen, da die nächste internationale Konferenz sich im Monat November hauptjährig nur mit dieser Frage beschäftigen wird. — Diese Frage ist allerdings“ nicht neu, da sich der Völkerbund mit derselben schon im Jahre 1920 befaßte und sogar soweit ging, daß nicht nur das Visum sondern auch der Paßzwang und die daran gebundene Aufenthaltsbewilligung, welche zu vielen Mißbräuchen Anlaß gaben, abgeschaft werden. Die Reisenden sollen einfach eine Personalsbeschreibung mit Lichtbild als ihre Legitimation bei sich haben und die Einwa Änisreise jedermann freigegeben werden. Ob diese vernünftige Idee beim Völkerbund durchgeseßt werden kann ist noch eine Zukunftsfrage, jedoch wäre es der seligste Wunsch aller Völker Mitteleuropas und würde gewiß von jeder Nation mit Freuden begrüßt werden. Eine unbekannte Leiche am Saderlacher Butter. Laut einer Telefonmeldung wurde in der Nähevon Saderlach die Leiche eines ca. 63-jährigen Mannes gefunden, dessen Idendität nicht festgestellt werden konnte. Der Unbekannte hatte keinerlei Schriften bei sich und nur drei Kolben Kukurup in den Tauschen. Die Temeschburger Staatsanwaltschaft hat die Beerdigungserlaubnis erteilt und wurden die Kosten vorläufig von der Gemeinde Zaderlach gedeckt. Schwäbische Verlogung. Unser Volksgenosse, Ingenieur Josef Beißer (Temeschburg) hat sich mit Fräulein Magda Vanis8 aus Jahrmarkt verlobt. — ER herzlichsten Glüh wünsche ! GI ERI OESER RR TA BARESE ESSECTETE Die Geschichte der Uhr | die sich ! “„ Der ist heute ali alles glücklicher Befsser einer Uhr? Wieviel Menschen finden nicht durch die Uhrenindustrie, die vorzüglich in Deutschland, in der Schweiz und in Frankreich in hohen Grade entwickelt ist, ihr Brot ? Uns Menschen ist fest die Uhr etwas ganz selbstverständliches und unentbehrliches. War es aber immer so? Wenn auch schon in den früheren Seiten der Menschheit wohl eine gewisse Zeiteinteilung bestanden hat, hauptsächlich nach dem Stand der Sonne, des Mondes oder der Gestirne sowie nach den Jahreszeiten richtete, so ist doch die Einteilung des Tages in Stunden verhälnismäßig spät erfolgt, jedoch schon frühzeitig hatte man das Verlangen nach einer solchen Zeiteinteilung. So sehen wir als erste Uhr um die Zeit von etwa 600 vor Christi Geburt die Wasseruhr, die Kleptydra der alten Assyrer, die hauptsächlich dazu diente, die Dauer der ritterlichen Reden zu bestimmen. Diese Wasseruhren waren ähnlich wie die erst später enstandenen Sanduhren, sie bestanden aus zwei kegelförmigen Gefäßen, deren enge durchlöcherte Teile aufeinander stießen und von denen“ der eine Teil mit Wasser gefüllt» war.Der Überlieferung nach soll diese Art von Uhren von Hermes Frismegister erfunden und schon um das Jahr 600 vor Christi vor den Assyriern bewußt worden sein. Bei den Griechen waren die Uhren schon im 5. Jahrhundert bekannt, bei dem Römern erst um das Jahr 160 vor Christi Geburt. Später sind diese Uhren vielfach verbessert worden, sie wurden mit Räderwerken versehen und durch fallendes Wasser in Bewegung gesetzt, sie wurden im Laufe der Zeit mit einem „Zifferblatt versehen, dessen Zeiger, durch Schnur und Räderwerke von einem herabsinkenden Schwimmer getrieben wurden. Eine S ee Wan r' a - iR Var N solche reichere Kaiser Karl der Große Harem al Raschid zum Geschenk. Art Uhren waren bis zum 17. Uhr erhielt vom Chalifen | Dieses Jahrhundert im Haus getrauch, für astronomische Swede hatte der Astronom Tycho Brahe (1346 bis 1601) das Wasser durch Quecksilber erseßt. Ungefähr das gleiche Alter hat die Sonnenuhr, die vom Philosophen Anorimander um das Jahr 560 vor Christi Geburt erfunden worden ist. Es ist dies eine Vorrichtung der Zeitangabe Zeiger), der parallel zur Weltachse liegt, auf eine, in der Regel ebene Fläche, dem Zifferblatt, wirft. Zu bemerken ist hierbei, derzeit und nicht die im bürgerlichen Leben übliche mittlere Zeit angeben. Als ein sehr altes Zeitmeßinstrument ist auch die Sanduhr bekannt, bei der eine bestimmte Menge feinen Sandes aus einem Gefäße durch eine enge Öffnung in ein anderes Gefäß innerhalb einer gewissen Frist läuft, ähnlich wie bei der Wasseruhr. Der Astronom Rivalius benutzte die Sanduhr sogar noch im 17. Jahrhundert zu astronomischen Messungen. Im vergangenen Jahrhundert konnte man vereinzelt Sanduhren noch auf alten Kanzeln in der Kirche sehen, wo sie dazu dienten, dem Prediger die Dauer seines Vortrages zu bestimmen! Heute findet man sie höchstens nur noch in manchen Küchen. THE der Lage des Schattens, dem ein vor der Sonne beschienener Stab (Gnomon oder | daß die Sonnenuhren die wahre Sonn. Eine eigene Art von Uhren war auch die Feueruhr der Japaner, bei derdie Zeit durch Abglimmen zünderartige Stäbe bestimmt wurde. Unsere eigentliche Räderuhr soll angeblich von Pacificius von Verona um das Jahr 850 nach Christi Geburt erfuniden worden sein.» Schon im 10. Jahrhundert. begann man, die Uhren so einszurichten, daß das Werk in einer gegen GAS ur 0 1872 eine eiserne Waaguhr auf der Doon veverkastel ihres Dienstes enthoben, manchem Menschengeschlecht denen Zeit gleich viel große Schritte mit Stillständen an den Enden zurücklegen mußte, wozu die Einrichtung der Demmung benötigt wurde, welchen Einrichtung unseren heutigen Uhren noch zu Grunde liegt. Als ältestes Uhrhemmwerk gilt das mit der sogenannten Waag, ‚ eine solche Waaguhr aus dem Jahre 1400 befindet sich im germanischen Museum zu Nürnberg. Diese Waaguhren genügten lange Zeit den beschriebenen Ansprüchen. Diese Uhrenart hatte eine lange Lebensdauer, so wurde zum Beispiel im Jahre die im Jahre 1348 in der Schweiz gefertigt worden war, also über 500 Jahre so die Zeit angegeben hatte. Im 16. Jahrhundert begann dann auch die Schwarzwälder Uhrenindustrie mit der Herstellung von Wenguhren. Wenion hosa und Afrite auch sein, daß Kaiser Karl V. nach seinem kriegerischem Leben sich in der Einsiedelei des Klosters San Vuste bei“Plasenik in Estremadura mit der Herstellung von Waaguhren beschäftigte. Erst um das Jahr 1500 wurden die ersten Taschenuhren von dem Nürnberger Peter Henlein (auch Hell oder Hele genannt) gefertigt und wegen ihrer Form „Nürnberger Eier“ genannt. Die Dervollkommnung der Uhren machte dann weitere Fortschritte, so konstruierte der Mathematiker, Physiker und Astronom Huygens im Jahre 1655 die Pendeluhr mit Ankerhemmung, im Jahre 1660 benuste "dann schon Hooke die Spiralfeder „und die Unruhe, im im Jahre, 1680 brachte „dann Clement die Hakenhemmung und im Jahre 1713 Graham die ruhende“ Ankerhemmung zur Anwendung. Bis zum unseren Jahrhundert hat dann die Uhrz noch' manche Verfeinerung erfahren u. ist heute einer der unentbehrlich" sten Gegenstände des menschlich, Lebens geworden. R. 20; +