Arader Zeitung, Juli-Dezember 1926 (Jahrgang 7, nr. 74-147)
1926-11-26 / nr. 135
Seite 2. „Arader Zeitung“ Was ist ein Unterftaatsfetretär? Der Begriff ist new. Wir kannten in Ungarn nur Minister und Staatssekretäre. In Rumänien gibt's drei Würdenträger : Minister, Unterstaatssekretär u. General-sekretäre. Der rumänische Minister ist staatsrechtlich und politisch natürlich dasselbe, was der Minister in Ungarn war. Der Unterstaatssekretär hingegen ist ein Zwischending zwischen Minister und ungarischem Staatssekretär. Er wird im täglichen Leben als Minister angesprochen und es kommt ihm im Parlament ein Siß auf der Ministerbank zu. Der rumänische Generalsekretär hingegen ist dasselbe, was in Ungarn der Staatssekretär war , der administrative Stellvertreter des Ministers. Staatsrechtlich liegen die Verhältnisse wie folgt : der Minister heißt eigentlich „Staatssekretär“ (sekretar de stat). In der Ernennungsurkunde des Königs heißt reden es darum auch immer : „IH ernenne Herrn zum Staatssekretär, Minister des Aeußeren oder irgend eines anderen Ressorts“. So ist es in Frankreich, England und so war es auch im kaiserlichen Deutschland. Auch im Deutschen Reich hieß der Minister: „Staatssekretär“. Der Unterstaatssekretär leitet im Sinne unserer Verfassung die ihm vom Ressortminister übertragene Dienstzweige seines Departementes ganz selbständig, gibt Erlässe heraus und zeichnet ebenso wie der Minister. Er übt also dauernd ministerzielle Befugnisse aus. Bloß die lekte politische Verantwortung für seine Handlungen belastet nicht ihn, sondern den Minister, den „Zitular“ — wie ihn die Romänen nennen. Der selbständige Wirkungskreis, das ministerielle Verfügungsrecht, die Ansprache im gesellschaftlichen Leben als „Minister“ und der Plan auf der Ministerbank stellen den Unterstaatssekretär dem Minister fast gleich und geben ihn weit über das hinaus, was man in Ungarn „Staatssekretär“ nannte. „Tatarescu und Espaianu waren die ersten Unterstaatssekretäre, die all bei uns allgemein bekannt waren. Jedermann nannte sie Minister und wußte, daß sie ministerielle Befugnisse hatten. Den Wirkungskreis des ungarischen „Staatssekretärs“" hat bei uns der Generalsekretär (secretar general) inne, der administrativer Stellvertreter des Ministers und ebenso auch des Unterstaatssekretär ist. 1 Eine Gemeinde in Flammen. Aus Klausenburg wird gemeldet: Die von der Stadt 13 Kilometer entfernte Gemeinde Bata steht in Flammen. Das Feuer griff auf sämtliche Häuser der Gemeinde über. Die Feuerwehr ist wegen des Wassermangels an den Löscharbeiten stark behindert. Auch in dem Vier- und Getreidebestand richtete das Feuer riesige Städen an. Bisher konnte das Feuer nicht lokalisiert werden. Hotelkellner und Baronin. Aus Dienpest wird berichtet: Das Strafgericht verurteilte vor einigen Monaten den Hotelkellner Alexander Szöke zu 21/2 Jahren Zuchthaus, wegen versuchten Mordes an der Baronin Irene Splenyi. Die Baronin hatte wiederholt, die finanzielle Hilfe des Kellers angenommen und hatte mit ihm ein Liebesverhältnis angeknüpft. Als sie seiner überdrüssig wurde, verbot sie Szöke, sich ihr zu nähern, vergaß aber vollständig dem Kellner die Beträge zurückzuzahlen, die sie sich nach und nach von ihm aus geborgt hatte. In seinem Liebesgram gab Szöke zwei Revolverschüsse auf die Baronin ab und verlegte sie schwer. Diesön. Tafel als Berufsinstanz hat Run das Urteil gegen den Kellner abgeändert und Szöke zu 9 Monaten Gefängnis mit der Begründung verurteilt, daß er den Mordversuch aus Eifersucht in de Aufwallung begangen aber Unerhörte Breiftigkeit einer Zigeuner Bande. In Haltern bei Münster i. Westf. kam es nachts zu einem blutigen Zusammenstoß zwischen einer Zigeunerbande und Bauern, die ihr Eigentum verteidigten. Die Zigeuner versuchten, einen Getreideschober zu plüngern, was jedoch von den Bauern verhindert wurde. Sieben Ziegeuner sind, wie bisher festgestellt wurde, bei diesem Zusammenstoß verwundet worden und wurden nach ihrer Verhaftung über die Grenze geschafft. . Die Folgen des Marienfelder Swiftes. Seputationen pro und contra. — Leute die sich desapuieren. In einer unserer lebten Folgen gaben wir den Klagen der Marienfelder Weinbauern, gegen ihren Notaren, Raum und veröffentlichten auch einige Daten von Unregelmäßigkeiten die der Notar begangen hat um sig — wie die unter Führung des Abg. Hans Beller beim Prefekten des Timisch-Torontaler Komitates erschienene Deputation behauptete — zu bereichern. Der Präfekt versprach diesbezüglich eine Untersuchung einzuleiten und Gerechtigkeit walten zu lassen. Die Untersuchung fand selbstverständ noch nicht sich, wegen Kürze der Zeit, statt, folgedessen ist die Unschuld des Notaren und der gewesenen Gemeindevorstehung auch noch nicht erwiesen und die Bevölkerung wiegte sich mit vollem Recht in der Hoffnung, einmal klaren Wein zu trinken. . . Dies scheint einigen Leuten an dessen Spiße der dortige Arzt und Volksratmitglied Herr Dr. Thomas Schön (im Hintergrunde bekanntlich aber der sehr unbeliebte Pfarrer) steht, nicht richtig zu passen und man beschloß eine Contradeputation nach Temeschburg zu Schicken, welche die Angelegenheit des Herrn Notären in „ein anderes Licht“ stellt und das Gegenteil behauptet. Mag es nun sein, wie es immer ist, die Handlung dieser Leute ist solange zu verurteilen, bis nicht Klarheit geschaffen wurde, ob der Herr Notär sich wirklich für eine Desklaration horrendereträge bezahlen läßt. Wir wollen ganz unparteiisch den Weg der Gerechtigkeit gehen und weder gegen den Notar, den Doktor und Pfarrer, noH für die Herren Stellung nehmen und schoßen die Interessen unserer Landwirte. Haben die Bauern recht, so muß man ihnen auch dann die Stange halten, wenn man zufällig keinen Bauernlitt,l EE A GIR ELSEN sondern einen herrischen Kragen oder eine geistliche Kutte trägt. Man muß sich darüber flax werden, daß der Bauer nicht nur deshalb da ist, um zu zahlen und die Herrschen zu erhalten, sondern dieselbe Existenzberechtigung zum Leben hat, wie jeder Überstudierte. Keinem Bauern würde es einfallen, darüber Klage zu führen, daß er ein der Arbeit entsprechendes Honorar zu bezahlen hat. Aber auswurzen, für dumm halten, dies läßt sich unser schwäbischer Bauer nicht gefallen u. die Volksgemeinschaft, welche Doch eigenthm hauptsächlich aus dem schwäbischen Bayern bestehen sollte, müßte sogar solchen . Bei<werden auf den Grund gehen und unseren Leuten helfen. Sind sie im Unregt, wie Doktor Schön mit seiner Kontradeputation dem Präfekten gegenüber behauptet, dann müßte man die Leute im eigenen Rahmen aufklären und nicht die Vertreter unseres Volkes, unsere Abgeordneten, die doch gewiß ihr bestes tun wollen, auf solche Art und Weise, bei der Vertretern der Regierung, desapuieren. Was sich der Präfekt über die Kontradeputation gedacht hat, dies weiß er vorläufig gewiß nur selbst, aber eines steht fest: in Hinkunft wird er nicht alle Beschwerden, die das schwäbische Volk, resp. deren Vertreter, im Auftrage des Volk:s — ihm bringen, als bare Münzen nehmen u. mehr lächelnd als ernst die Deputationen empfangen. Deshalb wäre es angezeigt, wenn der Volksrat oder wenn nicht, dann Abgeordneter Hans Beller sich für diese Desapuierung Genugtuung verschaffen würde. Damit die Leute sich in Hinkunft jeden Bockstreich überlegen und nicht Dury Jugendstreiche und zarte Bande mehr verderben, als andere aufbauen. Der Künstler-Abend des Neuarader Mädchenklubs. Unter Leitung des Neuarader Pfarrers Joh. Bapt. Mayer fand Samstag ein überaus gutbesuchter Künstler-Abend des Neuarader Mädchenklubs statt, an welchem sich besonders in dem Märchenspiel „Der verzauberte Königssohn“ die den König markierende J. Krapansky und die Königin Gisi Blum auszeichneten, Jucci Knapp als Königstochter und A. Birkenheuer als Königssohn, Wollen so naturgetreu, daß man sich spielten ihre wirklich ins Märchenland versetzt glaubte. Auch Rosa Hohn als Troubadour und besonders die kleinen „Schneeflößchen“ (Gisi Kopf und Malvin Wagner) erzielten herzlichen Beifall. — Viel Verständnis für Kunst bewies Frl. Stritt's Vortrag „Nächtlicher Besuch“, welcher von re Mayer überfest und Frl. oa Hohn auf dem Klavier begleitet wurde. — Auch das Wanderlied zeigte von einer guten Schulung, die der Mädchenchor in fetter Zeit genossen hat und das Beste von Allem war gewiß der „Studentinnenstreik“ in welchem Frl Berta Zimmer die Glanzrolle innehatte. Gut spielten nur die drei Zigeunermädchen (Gift Margittay, B. Krapansky und Lise Triebl), wie auch E. Fuhrmann, Medi Palagyi und Rosa Hoffmann. Alles in Allem : es war ein genußreicher Abend, den man nicht so leicht vergessen wird, Verschwinden eines Kippaer Schneidermeisters. Aus Lippa wird berichtet : Ein mysteriöser Fall steht im Mittelpunkt des Interesses der Stadt. Der 32-jährige Lippaer Schneidermeister Franz Strauß ist seit vorigen Freitag von seiner Wohnung verschwunden und hat seither kein Lebenszeichen von sich gegeben. Die Frau des Franz Strauß lebte getrennt von ihrem Manne und wollte über wiederholtes Ansuchen desselben nicht zurückkehren. Heute Dormittag fanden die Angehörigen des Strauß in einer Ehe seiner Wohnung ein größeres Quantum Zinnkalipulver vor. Sie glauben der junge strebsame Gewerbetreibende habe wegen seiner Familienverhältnisse den Tod gesucht. Ein Drittel der Einwohner Nenyworks sind Juden. Der Newyorker Korrespondent der „Times“ meldet, die Zahl der in Newyork City lebenden Juden betrage 1.750.000, also ein Drittel der Gesamtbevölkerung von 5.924.000 Seelen. [] vom deutschen Ministerium in der Tschechoslowakei. Aus Prag wird uns geschrieben : Der fromme deutsche Minister Meyer-Harting hat seine erste Enttäuschung erlebt. Er hatte für den Apg bg. einen hübschen, deutschen Bericht ausgearbeitet, doch als er ihn verlesen wollte, hat der tschechische Borfigende ihm erklärt, das gehe nicht, deutsche Berichte in dem tschechischen Ausschuß gebe es nicht. Meyer-Harting mußte also seine Sachen packen und... am Nachmittag hat ein Untergebener des Ministers den Bericht auf tschechisch verlesen. Der Minister ist also eine Puppe, die weiter nichts als den Namen hat. Maul halten, Herr Minister, oder tschechisch sprechen ! — Der deutsche Minister Spina hat im Parlament eine glänzende tschechische Rede gehalten auf die er mächtig stolz ist. Als die tschechischen Beamten ihren neuen Vorgesetzten auf deutsch anredeten, gab er ihnen auf tschechisch den Befehl, mit ihm tschechisch zu verkehren ! Das läßt tief bliden.Es ist ein Stür deutschen Jammers und deutscher Würdelosigkeit, denn die Beamten hatten ja nur eine Art der Höflichkeit beabsichtigt. Natürlich loben die tschechischen Zeitungen Pan Spina. Stolz sind die Deutschen auch auf Herrn Windirsch, dem der tschechische Vorsitzende verboten hatte, einen deutschen Bericht zu halten. Darauf hat er und sein Kollege Stenzl die tschechische Sprache derart geradedreht, daß die tschechischen Zuhörer sich vor Lachen den Bauch hielten. Wenn man im Bett raucht. Die „ Tem. Ztg.“ schreibt : Der Elisabethstädter kranke , Kaufmann Josef Schwatscher, ist mit der brennenden Pfeife im Munde eingeschlafen. Das Bett fing durch die Pfeife Feuer und stand bald in hellen Flammen. Zum Glück wurde die Gefahr von den Familienangehörigen noch rechtzeitig bemerkt. Der hilflose Kranke wurde mit erheblichen Brandwunden aus dem brennenden Bett herausgerissen, und das Feuer gelöscht. Nach dem Rauß ein Ruß. Im Staate New York hat eine Räuberin von sich reden gemacht. Ein hübsches Mädchen hielt mit vorgehaltenem Revolver Männer an, plünderte sie aus, fesselte sie und forderte die Gefesselten dann auf, sie zu küssen. Wer der Einladung nicht gleich Folge durch ein Kieb mit dem Spießeisen schnell zu diesem Liebesdienst angeregt. General Dawes, der Urheber des Dawesvertrages, hat Zeitungsausfragern erklärt, daß Deutschland sehr wohl auch das Doppelte der heutigen Lasten tragen könne. — Wie der Mann das gut weiß ER . — Bei Washington hat der Sturm ein vollbesegtes hölzernes Schulhaus 50 Meter weit fortgetragen und zerstört. Bisher wurden 26 Kinder als Leichen geborgen. — Im Krainer Gebirge hat man Wölfe und Bären festgestellt. — Ein Refkordfresser ist der Gelehrte Puls, der in einer deutschen Stadt binnen drei Stunden zwei Gänselebern, 10 Sardinen, 25 Paar Würstchen verspeiste, dazu drei Liter Rotwein schlürfte und dann sichtlich befriedigt aus dem Wirtshaus heimging. — In Carcaliu starb im Alter von 135 Jahren die Witwe Ustav, die nur von Gemüse und Mehlspeisen gelebt hatte. — Laut einer Meldung aus Szernowig wurde auf den polnischen Diktator Pilsudsky ein Attentat verübt, welchem er zum Opfer fiel. Die polnische Gesandtschaft in Bukarest dementiert die Meldung. Aus imprägnierten Sägespänen stellt man neuerdings Bauziegel her, die jedem Feuer widerstehen. een Ein aufscheuliches Verbrechen. Die Frau des Obergärtners Lindner bei Admont unterhielt ein Liebesverhältnis mit dem Gehilfen Schuster, der aber gleichmit ihrer 14jähriger Tochter Umgang hatte, und zwar im Einverständnis mit der Mutter. Beide teilten sich in die Gunst, doH war ihnen der Vater im Wege. Da bei einem zweifachen Mordversuch der Liebhaber versagte, schoß eines Abends die Tochter den Vater von hinten nieder, worauf auch der Gehilfe auf Lindner schoß. Durch einen Glückszufall wurde aber der Vater gerettet und nun sinen Mutter samt Tochter mit dem gemeinsamen Liebhaber hinter Schloß und Riegel. Der auswechselbare Absatz. Im Kosmos lesen wir: Als Neuerung auf dem Gebiete der Schuhbekleidung dürfte wohl demnächst der auswechselbare Absaß allgemein auf dem Markte erscheinen. Eine Kottbusser Firma hat nach längeren Versuchen eine Konstruktion zustande gebracht, die es gestattet, einen verbrauchten Ablaß auszuwechseln ohne die Tätigkeit des Schuhmacers in Angriff zu nehmen. Obgleich die Notwendigkeit und die unbedingte Brauchbarkeit dieser Erfindung seineswegs so ohne weiteres einleuchtet, läßt sich doc nicht in Abrede stellen, daß es unter Umständen kaum angenehm wäre, einen Absatz auswechseln zu können, zumal wenn uns nur an dem einen ein Stük losgegangen ist. Diese Anordnung soll aber auch den Vorteil besigen, daß man die bekannte „schiefgelaufenen Absäße durch Umtausch von links nach rechts und umgekehrt wieder gerade machen kann. Die in fünf verschiedenen Größen lieferbare Anordnung besteht aus einer Hakenplatte. Die dreieckige Grundplatte aus rostfreiem Stahl wird mit drei starken Nägeln an den Stiefelablaß mittels eines Bajonettverschlusses angeseßt und die Laufflächen aus Gummi oder Leder sind vollkommen sicher an der Hakenplatte befestigt. Wer ein aar solcher Auswechselvorrichtungen beilt, kann sich also in wenigen Sekunden ein paar neue Absätze „anziehen“. BT Fr TER leistete, wurde Agile Akquisiteure werden gegen hohe Provision in der Verwaltung unseres Blattes aufgenommen. Vorzusprechen zwischen 4—7 Uhr nachmittags.