Arader Zeitung, Juli-Dezember 1931 (Jahrgang 12, nr. 77-154)

1931-10-14 / nr. 122

In Oesterreich wurde der Postanweisungs­­verkehr für alle Länder gesperrt. Geld kann nur im Inland durch die Post befördert werden. In Ketschkemet hat ein Kaufmann seinen Freund überfallen und ihm das linke Ohr mit einer Schere abgeschnitten. Die röm. -kath. Kirchengemeinde in Nagylak sucht einen Kantorlehrer. Gesuche sind spä­­testens bis 1. November einzureichen. Die Arbeitslosen in Berlin und Manchester (England) haben am Mittwoch große Demon­­strationen veranstaltet, wobei auch mehrere Schüsse gefallen sind und Menschen verlegt wurden. Ein Haus und Flugmaschine bekommt das Frl. Braescu, für den Sprung mit dem Fall­­schirm von unserer Regierung geschenkt. (Schein­­bar hat unsere Regierung für Luxus doch noch Geld, nur bei den notwendigen Dingen hap­­pert es.) Ein nachahmenswertes Beispiel gab ein Direktor der Hermannstädter Bank, der von seinem Gehalt 6000 Lei monatlich einer ar­­beitslosen Familie abtritt, und zwar vorläufig auf unbestimmte Zeitdauer. Unter dem Einbruch der lobenswerten Tat des Wiener Tierschuhvereines, der die Schwal­­ben mit Flugzeug nas dem Süden gebracht hat, gab die italienische Regierung ein Verbot der Jagd auf Zugvögel heraus. Die Direktion der Banca Marmorosch, Blank­a 69. S. A. in Bukarest hat den Direktor Heinrich Haralamb, Leiter der Arader Filiale, nach Bukarest in die Zentrale transferiert.­­ Die Ziegelfabriks A.-G. „Banatia“ in Te­meschwar weist in ihrer Lehren, am 30. Juni 1931 abgeschlossenen Bilanz bei einem Aktien­­kapital von 20 Millionen Let einen Verlust von 1,803,307 Lei aus. Die oberste Wirtschaftskommission hat den Antrag auf Herabsehung des Eisenbahntarifes angenommen. Höffentlich wird nun die allzu­­teure Bahnfahrt etwas billiger.­­ Zwischen Rumänien und Polen wurde der direkte Telefonverkehr aufgenommen. Die Schkimbaschi-Soldaten, welche ihre 6- wöchentliche Waffenübung machen sollten, haben schon einige Tage früher — am Freitag — ab­­gerüstet.­­ Von den 50 Eu­roangestellten der Stoffwerk- Fabrik in Kronstadt wurden 40 entlassen. Eine neue Notverordnung der deutschen Re­­gierung verfügt, daß bis zum Jahre 1934 keine öffentlichen Bauten ausgeführt und die Ar­­beitslosen ihre Unterstügungen zum Teil in Raturalien bekommen werden. Laut einem amtlichen Aus­weis des ameri­­kanischen Handelsministeriums sind im Monat August 154 amerikanische Banken zusammen­­gebrochen. Die Einlagen dieser Banken betru­­gen 1250 Millionen Dollar. In jenem Teil der Batschka, der noch bei Ungarn geblieben ist, leben 27.000 Deutsche, die eine Schule haben mit deutschem Unter Laut der endgültigen Zusam­menzählung hat der lechte Sturm in Temeschwar in den 29 Parkanlagen der Stadt 82.000 Bäume ent­­wurzelt. === In Temeschwar haben bisher unbekannte Einbrecher der Vereinigten Rach- und Farb­­warenfabrik einen „Besuch“ abgestattet, die Kassa erbrochen und ca. 10.000 Lei gestohlen. Laut den zurückgelassenen Spuren, scheinen die Einbrecher „Spezialisten vom Fach" gewe­­sen zu sein. » Die ungarischen Abgeordneten wollen ab 1. November freiwillig auf 15 Prozent ihrer Ge­­hälter verzichten, weil sie es selbst einsehen, wie groß die Geldknappheit in Ungarn ist umb wie leicht sie ihr Weld „Bi Ba M . Rn on} für Kaufleute und Großbetriebe müssen ihre Firma registrieren. — Die Einregistrierung wurde bis 30. No­­vember verschoben. E83 war vorauszusehen, daß diesem mißverstandenen Gesetz der Firmenregi­­strierung bis zum 10. Oktober nicht Ge­­nüge geleistet werden kann und daß ver­­schiedene Renderungen vorgenommen werden müssen. In Arad allein haben sich zum Beispiel von den mehr als 5000 registrierungspflichtigen Firmen (von den kleineren ist überhaupt keine Rede) bisher kaum 4000 kein registrieren lassen und im selben Verhältnis ist es im gan­­zen Lande. Im Sinnne des Handels­gesezes vom Jahre 1875, Absatz 37, Paragraph 260 sind nur jene Firmen registrierungs­­pflichtig, die als Kaufleute Handel be­­treiben, das heißt Waren kaufen und verkaufen. Durch die Registrierung sind diese Firmen gezwungen, genau Bücher zu führen und "eben, bei dieser genauen Buchung sieht man, ob ein Unternehmen kreditfähig oder ausgesprochen schlecht ist. Kurzum: das Handelsregister ist das Grundbuch des Kaufmannes, und wer mit einem Kaufmann Geschäfte macht, der pflegt, ebenso wie bei Haus und Feld, einen Blick ins „Grundbuch“ zu machen . . . .3 war daher ganz lächerlich, daß man von jedem kleinen Gewerbetreiben­­den, Fratschler etc. verlangt, daß er „seine Firma“ registrieren ln muß. Dieser einfache Schuster oder Schneider im Dorf eventuell Fratschler auf dem Marktplatz, kann seinen Beruf ja ganz gut verstehen, hat aber keine Handels­­schule oder Buchhaltungskurse absolviert | ET RE­N RL RENTE­N und ist demzufolge nicht in der Lage, Bücher zu führen. Auch einen Buchhal­­ter können sich solch Meine Leute, die selbst von heute auf morgen leben, nicht anstellen. : EN Nun wurde die Sache soweit­­-- wie wir schon berichteten — seitens des Handelsministeriums auskorrigiert, daß nur Kaufleute und Großindustrielle, das heißt, Betriebe mit mindestens 20 Arbei­­ter oder 20-pferdekräftiger Motorkraft ihre Firma einregistrieren lassen und Bücher führen müssen. Alle anderen Kleingewerbetreibenden, Fratschler, Dreschmaschinenbesiter etc. können auf Grund ihres bisherigen Gewerbeschei­­nes weiter arbeiten und mögen sich nicht­­ don einzelnen Gemeindenotären, die an der Beglaubigung der Registrierung ver­­dienen, zu einem Akt zwingen lassen, der ihnen später noch sehr viele Sorgen machen wird, weil eben nicht die Regi­­strierung selbst, sondern die damit ver­­pflichtende Buchführung für die einzel­­nen Leute schwer und ganz zwecklos ist. Uebrigens wurde nun der Termin zur Registrierung der Firmen bis zum 30. November verschoben und wird mögli­­cherweise auch noch weiter in die Länge gezogen werden­­ müssen, weil die Leute heute größere Sorgen haben, als f9 mit den für den Handelsstand ganz­e deutungslosen Phrasen abzugeben. Geld und Umsatz benötigen unsere Leute, nicht Lasten und ewige Schikan­­­­ne weit, wenn — er Zwei Guttenbrunner Jünglinge­­­ als „Attentäter“ von D­ia-Torbagy verhaftet. Nach der Hochzeit unschuldigerweise ver­haftet und in engen, neuen Schuhen ta­­gelang von Gendarmerieposten zu Gen­armer­ieposen eskortiert. 0:0 Aus Guttenbrunn wird uns geschriebent | Johann Schulz, 20 Jahre alt, und nochmals Ixthann, 19 Jahre alt, aus Guttenbrunn sind Kusinen, die einen Onkel im siebenbürgischen Fabriksstädtchen Put haben, der der dortige Stationschef Adam Schulz ist. Dieser wieder­­ hat eine erwachsene Tochter, die vergangene Woche heiratete und natürlich auch ihre bei­­den gleichnamigen Kusinen zu diesem Familien­­fest einladete.­­ Alles ging in Ordnung, als es diesen Jo­­hann Schulzen auf einmal einfiel, sich bei die­­ser Gelegenheit auch die Petroschenyer und Lupenyer Kohlenbergwerke mittelst Eisenbahn zu besichtigen. Diese Absicht brachte sie nicht nur nicht auf ihre Rechnung, sondern wurde für sie verhängnisvoll, denn ihre starrsitaunen­­den Bli>e, mit welchen sie durc­ h8 Kupplfenster die zahlreich folgenden Tunnele, die ihnen in ihrer Heimat nie begegnen, bewunderten und nachher deren Beschaffenheit unter sich lebhaft „Iguttenbrunnerisch“ besprachen, veranlaßte eine im selben Kupee mitfahrende Militärpatrouille sie zu legitimieren. Wie dies schon bei solchen Fällen zu sein pflegt, happerte es auch da an vollkommen ent­­sprechenden Papieren. Obendrein war die gleichen Namen und zu allem Unglücke auch noch heimatszuständig nach einer, auf der Ge­­neralkarte des Patrouillenführers nicht existierenden Gemeinde Guttenbrunn. Also Spione aus Ungarn witterte der Füh­­rer, die das Eisenbahnattentat bei Bia-Tor­­bagy verübten und sich nun wahrscheinlich hier umschauen, an welcher Stelle ein ähnlicher An­­schlag ausgeführt werden­ könnte, rers, durch die schüchterne Haltung der schwa­ Dhe ernste Amtsmiene des gestrengen Füh­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­le EN wi­rt, befah Dünglinge noch mehr gesteigert, befahl seiner Mannschaft die Gewehre zu laden, um den Bia-Torbagger Attentätern unter star­­­­ker Bedeckung bei der nächsten Eisenbahnstation ele und sie der Gendarmerie zu über»­en. S e i n S E H R I I S S G U I D I N G Nun begann für die Guttenbrunnner Jungens die bekannte Tortur, indem sie trotz Bitten u. Flehen sich durch ih­­ren Puier Onkel telefonisch legitimieren zu lassen, in ihren engen „Hochzeitsschu­­hen“ von Gendarmerie-Posten zu Gen­­darmerie-Posten zu Fuß eskortiert wur­­den, bis sie nach tagelangen Märschen zum höchsten Kommando nach Pui ka­­men, wo sie dann endlich von ihrem On­­kel legitimiert werden konnten und der­­ sie us ihrer peinlich Situation, total­­ erschöpft und von den erlittenen Schika­­nen abgehießt, befreite.­­ Welch beredtes Zeichen ob unserer persönli­­chen Freiheit hierzulande. Gibts da noch etwas Ei unseren verläßlichen Sicherheitsdienst zu agen? FRE UFER TIERE ER BEE­TERN, STEN ab —— 4-8 Das Patent Dacia-Drahtgeflecht ist besser, schöner und leichter montierbar und Überdies 20--30% billiger, als die Übrigen Zaungeflechte, Verlangen Sie überall dieses Geflecht, M.Bozsak , Sohn A.G. " Untere Grabengasse 10, Wuatsierkarten und Preis Auflehnung einer Gemeinde wegen den Gfottereintreiber Bukarest. In der Gemeinde Cicharna an der russischen Grenze kam es ne einem Steuereinnehmer und den Bau­­ern wegen rücksichtsloser Steuereintrei­­bung zu Auseinanderlegungen, die in Tätlichkeiten ausarteten. Die Gendar­­merie war dem aufgeregten Volke ge­­ragen so daß Militär ber­­erden mußte, das nung wieder erstellten Auer ae Eisentore,­­Türen und Zier-Einzäunungen mit Drahtgeflechteinlage verschönern Ihr Heim, sind modern und billiger, als die früher gebräuch­­lich gewesenen Eisentore. Sämtliche einschlägi­­­­gen Arbeiten erhältlich bet:­­ Drahtwaren­­und Eisen-Messingmöbelfabrik, Lifien grazia, Zimifoara-Fabrik,­­ Große Vorräte, Billige Preise, Graf Stofan Sob­lon mit sich scheiden. Die Newyorker „Sun“ bringt die sensationelle Nachricht, daß der gewe­­sene ungarische Minister­­präsident Graf Stefan Bethlen im Einverständ­­nis mit seiner Gattin um­gary die Aussprechung der Ehe­­scheidung beim Gerichtshof angesucht at Hinter der Scheidung soll eine „ro­­mantische Liebesaffaire“ stehen. Es gibt sogar Leute in Budapest, die die Abdan­­kung Bethlens mit dieser Angelegenheit in Zusammenhang bringen, da er als Ministerpräsident nicht im Mittelpunkte einer Scheidungsklage stehen wollte, die an und für sich schon eine riesige gesell­­schaftliche Sensation ist. Nach all den Meldungen scheint der Herr Graf trotz seinem Alter noch ziemlich­­ kouragiert zu sein... 3 Jie Janowaer Pferdedieb, sind verhaftet. Wir berichteten, daß die gestohlenen Pferde des Setschaner Landwirten Ko­­­­­loman Peter in Temeschwar bei einem Bäckermeister, im Wagen eingespannt, gefunden wurden. Nun hat er sich herausgestellt, daß der Pferdedieb, der Zigeuner Joan Radu, eine ganze organisierte Bande hat, die sich auf Diebstähle einließ. In Janowa fand man noch zwei gestohlene Pferde bei den Zigeunern und mehrere Bauernwagen, Kleider, Lebensmitteln und dgl., das alles von Diebstählen herrührt. EEE ZEE STOFFE LEINWAND FLA ' RAD, gegenüber der luth. K­ische) Trennung des Telefondienstes von der Post. Wie aus Bukarest gemeldet wird, hat die Direktion der Telephongesellschaft die Generaldirektion der Post verstärt«­digt, daß sie nunmehr in der Provinz mit der vollständigen Lostrennung des Telephondienstes von der Post beginnt. Für die Telephonzentralen werden in der Provinz überall separate Gebäuden gemietet, angekauft, oder wenn nötig, neu erbaut. Das Bier­­ wird Billiger? Weil das Kartell aus den Fugen ging. Das Bierkartell, welches bisher unter den Brauereien Rumäniens bestand und strenge darauf achtete, daß das Bier im Preis flott steigen soll, ist zusammen­­gebrochen. Nach diesem Zusammenbruch muß unbedingt eine Konkurrenz der Braue­­reien eintreten, deren Folge sein wird, daß das Bier billiger wird, Autokaramb­ol. Ein Bauernwannen in den Straßen­­graben geschleudert. Ein folgenschwerer Zusammenstoß ereignete sich am Freitag Früh beim Temescwar-Jagdwalder Mauthaus3. Dort befindet sich in der Nähe auch die Milchzentrale der Stadt Temeschwar, deren Auto so unofiicherlich den Wagen des Girodaer Landwirten Ludwig Heilbach anarfahren hat, daß dieser in den Straßengraben stürzte und den Heilbach, samt seiner Frau und Tochter , aus dem Wagen frhfeuberte. Die Familie Heilbach fiel dabei so­­ unglikcklich, „+­ sie sich schwere Ver­­gebungen zuzu

Next