Banater Deutsche Zeitung, Oktober 1925 (Jahrgang 7, nr. 221-247)
1925-10-14 / nr. 232
Seite 2 8.4 Sg; ah en ET ZEI ERLERNEN HE y - .. Mittwoch, den 14. Oktober 1925. nien. Ein deutsches Bedenkfest (Sh.) Am 11. Oktober d. h. hatte die Gemeinde Nibkydorf ihren großen Festtag, der wohl noch lange der Bevölkerung in Erinnerung bleiben wird. 140 Jahren siedelten sich Schwaben in dieser Gemeinde an, welche? Nitzky ihren Namen nach dem erhielt. 7828 Tote hat seit der im Jahre Herbsteier Ahnengedächtnisfeier Kriegerdenkmal Grafen Ansiedlung der Gottesader der Gemeinde in sich aufgenommen. Im ersten Jahre der Ansiedlung starben allein an Entbehrungen und Sumpffieber 180 deutsche Menschen. Noch ärger war es 1872, in der Zeit der Hungersnot, Pfarrers besagen. Die Aufzeichnungen des Ortsdaß vom an bis zum Frühling jeden Tag zwei Leichenbegräbnisse stattfanden, so daß in diesem Jahre allein 242 Tote zu beklagen waren. Was Wunder denn, daß die heutigen Nitkydorfer der Not und den Kämpfen ihrer Ahnen gedenken und mit berechtigtem Stolze“ auf ihre geleistete Kulturarbeit zurücklien? Der sonntägige Festtag stand im Zeichen dieses Gedenkens,. Schon am Samstag wurden die Feierlichkeiten mit einer Festrede. Bei eh Deh , Geleg Marmor ‚heine, Glo>enweihe. ie Spferwilligkeit der Tathorte Hoke in den Kirchenturm aufgezogen werden Dichte: BEER . An einem strahlendem Sonntagsmorgen trafen Sonntag die Vertreter der Deutsch-schwäbischen Volksgemeinschaft aus Temesvar. in der . Gemeinde „ein. Obmann der Volksgemeinschaft, Dr. Kaspar Muth, Senator Möller, Prälat Blaskovice, Abg. Dr. Franz Kräuter, ein Sohn der Gemeinde Nitrydorf, und als besonders freudig begrüßter Gast aus dem Mutterlande, die gottbeanartete Dichterin . a. Nach welchem Prälat Franz Bibei predigt hielt, zogen etwa 1500 Personen zumHerzen gehende und meisterhaft aufgebaute ef , das vor der Kirche inmitten einer stimmungsvollen Baumgruppe durch die Meisterhand unseres Volksgenossen Steinmeßmeister Rudolf Fischer aus Lugosch errichtet wurde. 77 Namen zählt die Liste der Toten und manche Familien sind mit 34 Namen auf diesem Gedenkstein deutscher Treue verewigt. Ein Trauermarsch der Kapelle Lang leitete die Feierlichkeit ein, worauf Prälat Blastovics in Begleitung einer ergreifenden Rede die kirchliche Weihung des Denkmals vornahm. Die Witwen Einund Waisen der Gefallenen umstanden in Trauergewändern das Kriegerdenkmal und so manche Träne wurde während der Feierlichkeit dem Angedenken der teueren Toten geweiht, die in ferner, fremder Erde ruhen. Abg. Dr. Franz Kräuter gedachte sodann in innigen Worten der Gefallenen, die zum großen Teile mit ihm in der nahen Schule ihre erste Ausbildung erhielten. Drei Kriegerwaisen traten hierauf mit einem schwarzumwundenen Eichenkranz zum Denkmale und legten den Kranz dort nieder. Dann kam das große Ereignis, von welchem die Nittydorfer, besonders die Frauenwelt noch lange sprechen dürfte: Maria Kahle sprach. In tiefer Ergriffenheit begrüßte die Dichterin die anwesenden Frauen und Mädchen als deutsche Schwester, die das gleiche Leid erfuhr. Leid und Trauer verbindet deutsche Frauen im Mutterlande und im Banate und in gemeinsamer Trauer gedenken sie der teueren Toten, die aus deutschem Pflichtgefühl, aus Liebe für ihre Angehörigen am Schlachtfelde ihr Leben ließen. “ Mit einem zu Herzen gehenden Gedichte schloß die Dichterin ihre Rede: „Es gibt einen Frühling, es gibt ein Auferstiehen.“ Dieses Trostwort wird noch lange im Herzen der Nitkydorfer weiterklingen. Dr. Kaspar Muth übermittelte den Brudergruß um das Mitgefühl der Deutsch-schwäbischen Volksgemeinschaft, Senator Grüße und Teilnahme der Deutschen Parlamentspartei und des Verbandes der Deutschen in Möller über die Ruma „Die unerhörten Zustände bei der Verzollung der für Temesvar bestimmten Postpakete haben nun ihren Höhepunkt erreicht. Die lezte Generalversammlung Der Handels- und Gewerbekammer hat sich eingehend mit der unalarblichen Schlamperei, die im Zollamte herrscht, besc ftigt und beschlossen aus eigener Initiative den 2ersuch zu wagen, Ordnung zu schaffen. Die Kaufmannschaft unserer Stadt ist infolge der leichtfertigen Handhabe ihres Vermögens durch Angestellte des Staates in begreiflicher Aufregung. In Staaten mit geregelten Rechtsverhältnissen dürften diese Zustände keinen Augenblick geduldet werden. Wenn aber infolge de8 Verschulden 38 der vom Staate bezahlten Angestellten oder sonst welcher Anomalien, für die eigentlich der Staat zur Verantwortung gezogen werden könnte, solche“ Dinge vorkommen, so müßte der Staat von den an ihrem Eigentum beschädigten Parteien zu Schadenersatz verhalten werden. Es geht nämlich nicht an, hauptsächlich nicht in Friedenszeiten, säß irgendwelche Amtsstelle, die im Grunde genommen der Bevölkerung wegen da ist, das Eigentum nicht mit der gebotenen Umsicht verwaltet. Lokalstrangel, geringe Bezahlung der Angestellten sind faule Ausreden, mit denen der große Schaden der Temesvarer Kaufleute nicht gerechtfertigt werden kann. Der steuerzahlende Kaufmann — under zahlt recht viel Steuer — kann nicht noch auf eigene Kosten das Zollamt erhalten, jenes Zollamt, das ihn eigentlich wieder zu Gunsten des Staates besteuert. Man müßte doch Sorge tragen, daß die Abknöpfung der Zolltaxen von dem Kaufmann, etwas schmerzloser vorgenommen werde. Hier in Temessar kommt es nun vor, daß der Kaufmann seinen 304 bezahlen muß, mit der Ware, die monatelang aber im Zollamt herumliegt, von Ratten oder sonstwie beschädigt wird, aber nichts anfangen kann. Was würde wer Staat machen, wenn seine Untertanen ihren Verpflichtungen auch nur in demselben Maße nachkommen würden, als der Staat? Bald wäre — glauben wir — der Bankrott da. Nicht anders ergeht es aber auch dem Kaufmanne, wenn diese Zustände beim Zollamt weiter dauern. " Wie man im Zollamt mit den herumliegenden, 5" lange Zeit herumliegenden En soll nachfolgend erzählt werden. „Unser Mitleiter hatte Gether Nan ‚auf Betr igen „und h A 3 de en die nur eeregen der Kaufleute rechtfertigen. Das Zollamt liegt draußen am Josefstädte Bahnhof, in der allernächsten Nachbarschaft des Bahnhofpostamtes Nr. 2. Die aus dem Auslande kommenden Pakete müssen bevor sie dem Adressaten ausgefolgt werden, geöffnet und verzollt werden. Kommt ein ausländisches Paket mit der Post an, erhält der Adressat vom Postamt eine Verständigung, daß sein Paket unter Nummer soundsoviel am Zollamt liege. Man sollte glauben, Daß es genügt Verständigung zum Zollamt zu gehen und mit» dieser sein Paket m es bloßauch’ zu Händen zu bekommen. Man brät öffnen lassen, bezahlt“ die Dafür 27 Zölltaxe, „ 5 binnet das Paket'wieder zu und"; 5 | Hause. Leider ist es"nicht so, damit Täglich kommen aus dem Auslande mehr an, als ausgegeben werden. Kein Mensch kennt 2 mehr aus. Wo man hinschaut, liegen Pakete herin Zweitausendsechshundert Pakete sind. Hier aufge stapelt, ohne daß jemand sagen könnte, wann diese endlich ihrem Eigentümer" eingehändigt werden können: 27:7 „HI ! Gestern war ein besonders reger Tag. Der ganze Hof wes Zollamte voll vor: Paketen. In der einen Ecke des Hofes frai,ei einem Tisch ein Zollbeamter, der die Nummern gte. Es dauerte lange, bis so ein Paket gefunden wurde. Also nicht zu wundern, wenn Leitung des Chor- und Kapellmeisters wohl in der Kirche, wie auch bei den anderen Festlichkeiten ganz Hervorragendes geleistet. Im Gasthause Mellinger Bankett statt, an welchem etwa fand 1000 Personen teilnahmen. Nach dem Königstoast Senator Möllers sprach Pfarrer Ottmar Gehl, der allverehrte Seelenhirt der Gemeinde Worte des Willkommens zu den Gästen. Ortsrichter Peter Geiger treter der Behörden, Oberstuhlrichter en und den populären Notar verdarf, Franz ließ die CraciunesGemeinde NitzkyEndre3, hochleben. Dr. Muth erwähnte in seiner Rede den wahren Reichtum der Nitzkydörfer, der von wenigen Banater Gemeinden übertroffen wird: den Kinderreichtum, in die Arbeit nicht vom Floß geht: Unordnung bis zur höchsten Potenz. Hier im Hofe erbliden wir auch den Temesvarer Kaufmann Franz Weismayr, der uns über die herumliegenden Pakete und die Manipulation aufflärt. Die Temesvarer Kaufleute haben sich zusammengetan und dem Zollamt Hilfe angeboten. Es geht nicht mehr weiter. Einige Kaufleute und deren Angestellte sind herausgekommen, um diesen Augias-Stall mit einer Herkulesarbeit zu reinigen. Die Kaufleute sind nun Montag in der Früh an die Arbeit gegangen. Ein bis zum Plafond reichender Haufen wurde in den Hof getragen, die Batetei auf der Erde auseinandergebreitet und in allererster Linie wurde mit dem Sortierender Pakete begonnen. Die gefundenen und im Verzeichnis abgestrichenen Pakete wurden in den für das Zollamt freigemachten großen Saal getragen und der Reihe nach aufgeschlichtet. Dieser Saal gehört dem Bahnhofspostamt, wo in der Früh die Briefträger ihre Briefe sortieren. Die Briefträger mußten raus und nun hat das Zollamt Zimmer, wo es die Pakete aufschlichten kann, ein großes In Kreisem der Kaufleute glaubt man, waß mit ihrer Hilfe das Zollamtspersonal in acht Tagen genau wissen wird,... ws jedes Paket. liege, was bisher nicht der Fall. : der Wien. Da liegt ein Paket. Firma Pakete kommt aus Adam Barth. Dort eines. der Wollindustrie. Das große Kistchen gehört der Firma Kecskemethy; darinnen sind Reißzeuge aus Nürnberg. Die Firma Vally Lang hat in einer Schachtel zerbrechliche Glaswaren aus Weiersdorf. Ob sie noch ganz sind, wollen wir nicht garantieren. Der „Eisenring“ hat Baumwolle im Werte von 120 schw. Franken zu bekommen. Das Paket liegt im Staube. Auch die Firma Ladstätter es , erwartet Baumwollwaren. Da liegen sie. Die „Turul“ hat ein Paket aus Böhmen zu kriegen. Dort liegt.e3.. „Vorsicht auf dem einen Wiener Paket der Firma Lidolt rot gedruct. Von einer gar so großen Vorsicht haben wir nichts bemerkt. Das Richter, wie schaut aus! nicht mehr erleben. Er starb, der Firma Zerrissen und zerzaust liegt etwa! Adolf Westfried konnte sein Wiener Pate, ehe es ihm ausgefolgt werden konnte. Die Deutsche Buchhandlung erwartet aber Reißzeuge. Da „schon seit zwei „Monaten ein eißzeuge, liegt es. Sie wird schon, bis zum nächsten Schuljahre Geduld haben müssen, an den Mann zu bringen. Eine Temesvarex-Firma erwartet aus Ronsdorf ein Dußend Pakete mit Damenhüten. Da sind sie im Hofe des Zollamtes. Ob sie im nächsten Sommer nicht aus der Mode kommen i werden, wissen wir nicht. Und so fort. Da biegt die teure Ware. Auf der Erde, im Staub. Und Drinnen im großen Saal und im zweiten und sim brüten. Ueberall. Verzweifelte Kaufleute, Kommis, Laufmäkel, Lehrjungen lungern hier herum und ‚warten ungeduldig auf die Heranzugabe der Pakete. . Diese Zustände sind himmelschreiend..E3 fehlt an yaanisation geist, an Umsicht, Sorgfalt und hauptschlich an Verständnis, in unserem Zollamt. .Die Sai"EP fontwaren: für ‚den Sommer werden im Herbst oder -, ter ausgefolgt, die für Witer im nächsten .Sommer Wenn e3. feine Modeartikeln sind, kommen sie werleicht noch zurecht. Unsere armen Kaufleute liefen sich schon die Fußsohlen heiß. Doch die desolaten Zustände werden Doch kein Ende nehmen. Wäre es nicht angebracht, das „Zollamt überhaupt aufzulösen? Vielleicht könnte der Staat mehr verdienen daran? So sind es eigentlich nur über flüssig bezahlte Beamten, diese Herren, wenn die Arbeit doch die Kaufleute machen müssen. Man sollte einmal nachdenken über die Sache. Namen der Ortsgemeinschaft dankte der Volksmann Sebastian Kräuter in einer kernigen Tischrede den Besuchern und versicherte, daß die Gemeinde Nißkydorf in Treue zur deutschen Volksgemeinschaft stehe. Es war ein unvergeßlicher Anblick, als zum Schlusse des Bankettes die Kirchweihpaare von der Nachkirchweih kommend, mit dem Vorstrauß, den Frl. Geiger, die Tochter des Ortsrichters nun zum drittenmal spendete, im den Saal zogen Blumensträußen die Dichterin Maria Kahle umringten, und mit ihren bunten Volkstrachten und die in ihren Dankesworten tiefgerührt gestand, daß ein Stück des deutschen Volkslebens der Vergangenheit vor ihr durch die hier vorgefundenen Volkssitten und Trachten auferstehe . . . Vor Die Klagen der Kaufleute — Deutsche Wähler! - Sorget für Eure Eintragung in die Wählerlisten für die bevorstehenden Wahlen ! e Stunde im Zollamt Der gemischte Chor der Gemeinde, 7 unter Der Lang hat sohierauf einer Selbsthilfe gegen die ki je . war. Die Pakete Rüben untereinander. Der überwiegernde Teil gut!" steht Unordnung lagen bisher Obmänner, erfüllet Eure Pflichten ! Appellationen verfertigt die Deutsch-schwäbische Volksgemeinschaft unentgeltlich. Muster liegen Ortschmann auf, wie Kraut und Paket Sperer= bei jedem Kreis- und EN an DRES A DSED BERERERREKUTERLETTENN Eh _ — -