Banater Deutsche Zeitung, Januar 1926 (Jahrgang 8, nr. 1-25)

1926-01-28 / nr. 22

- PST | Wers Br Er er; Ba 2.4 Page N + Er ru Dv iE "Seutit de taxa post.“ art, 8 din Tit. Muzeul Asociativ = 35 a­rt 1. dela­­ nea Merken / R­RE 3 - n | 4:5 ie Pan x s 3 . SSryijtieitung und Berwalleng: Temesser, Sind­­­ussed­enaufnahme in der Bermaitung ag und bei jedem Annonzeu-Büro „Ber­­er Br. 14-18 -- Eriipeint iEgii< Uhr nach­mittags den 28. Jänner 1926 - R JAS SCI EEE TE TR Ar. 29 ­ Die Dauerkrise in Frank: Von Dr. Paul Rohrbach­­­­ der Situation in Deutschland und in h 6 3 gewisse Anehnlichkeiten. Was außer­­auf en. hervortritt, das ist der Zwie­­vorralle, ob sie sich an der Re­­“beteiligen soll oder nicht: So- Verhältnis zwischen den beiden “Richtungen in Deutschland und Fähr, dasselbe. Während es sich "fänb" ganz allgemein um die Regie­­e handelt und höchstens das Verhältnis zur Politik vom Locarno ein gewisses ergehen­s innerhalb eines nicht sehr weiten “zuläßt, so steht in Frankreich eine beherr­­­tage im Vordergrund, die der Währung. Den Graben muß jede Partei, die sich regieren; “auch zeigen, wie sie spinn­­wollen die meisten Leute in Sprung noch nicht sondern en KETREEBEN so drücen sich mit allerhand sprung­­ebärven“ unt“ Anläufen. mr­ Grabenrand hin von der Sozialdemokratie ist & hard Führung Boimcares, die­­ finanzielle Problem sich in die kurze Formel auf­­­­löste: „Der Bod­e wird alles bezahlen!“ Bei den Mai- Wahlen 1924 wurde der Poincarismus gestürzt und das „Kartell der Linken“ erhielt die Regierungs­mehrheit. Dies Kartell war gegründet worden zum Zwei der Wahl, um die gefahrdrohende Herrschaft der cauvinistischen Rechten zu beseitigen, aber es be­­saß kein einheitliches positives Programm — außer der allgemeinen Einsicht, daß sich die Gewaltpolitik gegen Deutschland nach dem System Poincarés und "die wierlose Finanzwirtschaft: wirkt länger aufrecht er­­halten. Heben: >; mar 85:25 “. In Bezug auf Deutschland kam, nicht ohne „Maße,„die Reihe der bekannten, Einigungen zustande: erst auf­ das, Londoner nen­en, dann. auf die Räu­­m je loslich auf­ den Vertrag “von­ Locarno, mit den bekannten „Rückwirkungen“, „von denen sich jegt.bei der Beilegung der Besazungs- Härte im Rheinland schon­ zeigt, wie übereilt e3­ war, von einer tiefergreifenden Linkesänderung auch bei den­ Parteien der Linken zu brechen. Bei der Finanz- Linie zwischen den bei­ mehr die Nachsicht auf die Arbei­wähler, denen sie ihr Mandat verdanken, als "marxistische porn­ee ", wovon ihre Haltung bestimmt wird. Als­ Herriot, den man als einen unklaren „Halb­­sozialisten“ bezeichnen kann, sein Kartellkabinett bil­­dete, konnten es die Sozialisten aus „prinzipiellen“ Gründen nicht über sich bringen, in die Regierung einzutreten. Sie überließen der bürgerlichen Linken die Verantwortung, versprachen aber wohlwollende Haltung, soweit ihr Parteiprogramm es ihren erlau­­ben würde. Das taten sie auch beim ersten Kabinett Painleve. Gegen­ Das zweite waren sie schom­ miß­­trauisch, und noch viel mehr gegen Das jedige Kabi­­uch Briands, Der ihnen persönlich Deshalb fatal ist, weil er früher sozialistischer Parteisekretär­ war und­­ dann weiter nach rechts hinüberwechselte. “ MSV Die Frage der Regierungsbildung, zunächst also der Auf­­stellung eines politischen Programms und der Bereit­­schaft­ zur Uebernahme der Verantwortung an die Sozialisten kam, legten sie folgenden "Programm­entwurf vor: 1. Heilung der Finanzen Durch "eine starke Kapitalsabgabe von den Wohlhabenden, unter Schonung­ des „Heinen Mannes“; 2.“ Sparsamkeit in der Verwaltung; 3. Verringerung der Armee; 4. Ab­­bau der kolonialen Kriegspolitik in Marokko und Sy­­rien. Dies­ Programm auszustellen, war insofern­ un­­gefährlich, als­ Jedermann sagen konnte, daß sich­ in vor­hebigen Kammer seine Mehrheit dafür» Finder würde. Die­ äußerste bürgerliche­ Linke, nach französi­­scher Benennung die „Sozial-Radikalen“, würde­­ die Kapitalabgabe mitmachen, kaum aber die Friedens­­­politik in Marokko und Syrien und keinesfalls den freiwilligen teilweisen Abbau des Militarismus. Dieser hat seine begeisterten Anhänger, bis in­ die eigentliche sozialistische oder sozialdemokrati­sche Par­­tei hinein. Paul Boncour, der auch dorthin gehört, e­­ „mung des Ruhrgebiets, R besser, gesagt vom Franzosen so tief im Blut, wa­­"usw. handelt, ialiste „ (taz) "unter­­ dem sozialistischen Parteitag, der in der ersten Hälfte welchen Bedingung sich an einer bürger­­lichen Regierung beteiligen sollen. Die Mehrheit auf des Jänner in Paris stattfand (1766 Mandate gegen­­ 1331), hat ihre Weigerung erklärt, in ein Kabinett bür­­gerlicher Färbung einzutreten, aber sie will jede Re­­gierung unterfrügen, die in irgend­einer Form die große Kapital­abgabe aus dem sozialistischen Fi­­nanzreform-Programm aufnimmt. Bei der gegenwärtigen des Kabinetts Briand ist das Finanzreform-Vorlage Hauptsund. Dem deutschen­ Vorbild entlehnte Umsatzsteuer, in der Kont­ 425 Die TEE Schidsalsstunde Novelle von Justin Steinfeld Am 1. Jänner, mittags 1 Uhr, erschoß­ sich der Großkaufmann Andreas Arnholz, Chef der Firma Arnholz und Söhne, in seiner Villa in Harvestehude. Ein Grund zur Tat schien weder für seine zahl­­reichen Freunde und Bekannten, noch für die unter­­suchende Behörde vorhanden. Andreas Arnholz, der im vierzigsten Lebensjahre stand und­ unverheiratet war, führte das ruhige, reiche Dasein eines Hambur­­ger Patriziers in scheinbarer Anspruchslosigkeit in­­mitten warmer Wohlhabenheit. Der Stand seiner Firma w­ar der beste. Ueber ernste Geschehnisse, die­­ ihn umgingen, Widerwärtigkeiten, die ihn persönlich beeinträchtigten, Erkrankungen böser Natur, die ihn heimgesucht hätten, wußte niemand etwas. Anzeichen einer Gemütsdepression waren seinerzeit an ihm be­­merkt worden: Hebrigens hatte er noch in der Nacht ' vor'vem Geschehnis einen Kreis von Gästen zur Sil­­vesterfeier in seinem mit gutem Geschmack eingerichte­­ter Hause empfangen, und man war in heiterster Laune bis gegen 3 Uhr morgens geblieben. Weiter­­stehende Bekannte meinten, es müsse irgend­eine­ Affäre mit einer Frau dahinterstecken. Die Intimen hielten auch dieses für ausgeschlossen. So blieben alle die Motive zu der Tat völlig ungeklärt. Die Dienerschaft sagte aus, Herr Arnholz sei an­­ jenem Donnerstag­morgen gegen 10 Uhr aufgestan­­den, habe gebadet, sich angekreidet, in gewohnter Weise gefrühstückt und sei zwischen halb 12 und 12 Uhr in sein Arbeitszimmer, das sogenannte Biblio­­theks­zimmer gegangen. Um 1 Uhr fiel der Schuß. Die Untersuchung der Aerzte und der­ Kriminal­­polizei ergab einwandfrei, daß lag. Der Tote saß im Ledersessel vor seinem Schreib­­tisch. Der Revolverschuß war durch die Schläfe ge­­gangen. Ein größerer silberner Handspiegel, der ge­­wöhnlich mit dem Glas nach unten auf dem Schreib­­tisch lag, war völlig zerschlagen. Dem Schreibtisch gegenüber an der Querwand lag auf dem großen Diwan, just unter der gelungenen Kopie von dem­­ Londoner Selbstporträt des alternden Rembrandt, ein aufgeschlagener Roman von Romain Rolland. Andreas Arnholz hatte das Buch zu Weihnachten zum Geschenk erhalten. Das Buch beginnt mit diesem Vorwort: „To strive, to seek, not to find and not to viel.“ Andreas las sonst nie Vorworte. Diese3 las er, weil es so kurz und weil es englisch war. Er war dann beim Lesen beiläufig bis zur zehnten Seite ge­­­­ommen, als ein irgendetwas geschah. Ein kleiner Gegenstand flog an dem lesenden Auge vorbei mitten in das Buch hinein. Zunächst meinte Andreas, es sei eine Fliege. Aber es blieb auf der Buchseite. Es war ein kleines Stückchen, zu einem Kügelchen zusammengedrehtes,­­ weißes Papier. Andreas sah sich im Zimmer um. Es war ihm, als habe jemand mit dem Bällchen nach ihm geworfen. Niemand war im Zimmer. Niemand konnte geworfen haben. Sonderbar. Andreas wollte das Bällchen fortblasen. Dann legte er das offene Buch neben sich auf das Känapee, nahm das Papierkügelchen in die Hand, betrachtete e3, wollte es fortwerfen, betrachtete e3 wieder und faltete es berächtig auseinander. Mit Bleistift ge­­schrieben standen da die Worte: „Nur noch eine Stunde...“ Die Handschrift war ihm murbekannt. Sonderbar.­­ Er sah sich nochmals im Zimmer um. Es war­­ niemand da.­­ Dann stand er auf, ging bis an den Schreibtisch, las nochmals die Worte „Nur noch eine Stunde ...“, zuckte mit den Schultern und ließ das krause­ Blättchen zum Papierkorb fallen. C5 flatterte,­­ überschlug sich in der Luft und fiel neben dem Papier­­korb nieder. Da lag er, ein weißes Fle>chen auf dem dunkelroten Perserteppich. Andreas setze sich wieder zu seinem Buch, versuchte zu lesen, aber der Fled auf dem Teppich zog seine Augen von den Buchzeilen fort auf sich. Da ging Andreas wieder hinüber. Hob das Zettelchen auf, knüllte es fest zusammen, daß es nicht größer war,als eine Erbse und warf es mit einer kur­­zen Handbewegung wieder in den Pazierkorb. So. — Wieder begann er zu lesen. Ueberflog zwei oder drei Seiten, ohne ihren Inhalt zu wissen, legte das Buch wieder hin, stand auf, ging zum Papierkorb, suchte das sonderbare Papier nochmals heraus, ent­­faltete es wieder, versuchte es glatt zu streichen und (as. Diesmal mit halblauter Stimme, sich die Worte vor „Nur noch eine Stunde...“ Was bedeutet das, nur noch eine Stunde? Da riß er das Zettelchen in ganz kleine Fetzen, nochmal und nochmal durch und warf sie so heftig in den Papierkorb zurück, daß von den konfettifleinen Schnippelchen nicht eines daneben­­ fiel. Nur noch eine Stunde. Was ging das ihn über­­haupt an. So ein Blödsinn. Aber wo war der Unsinn nur hergekommen? Im Buche hatte e8 nicht gelegen, er hätte e3 sehen müssen, gleich beim Umschlagen. E3 hatte jemand damit nach ihm geworfen. E3 war hart an seinem Kopf vorbei­­geflogen. Er hatte e8 noch deutlich gesehen, es wie ein feinsurrentes Geräusch gehört und dann war es wie mitten auf das Buchblatt gefallen. Mit leisem Klatsch, wie eine Fliege gegen eine Fensterscheibe­ prallt. An Unsinn, wer kann denn geworfen haben, da doch nie­­mand im Zimmer war. Das gibt es nicht. Meteor­­steine mögen im Weltenraum herumfliegen­­ und ge­­legentlich zwischendurch auf die Erde sausen, aber es ein Selbstmord vor- .

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