Banater Deutsche Zeitung, Oktober 1926 (Jahrgang 8, nr. 222-248)

1926-10-14 / nr. 233

* „Banaier Deutsche Zeitung“ a ; | Die Vereinigten Staaten von Nordamerika, — oder wie man auch heute kurz sagen pflegt, — Ame­­rika, hat etwa 11.000 Bürger, welche über eine Mil­­lion Dollar verfügen, während die Zahl der Millio­­näre noch vor 15—20 Jahren auch hier selten, oder doch schwer zu beweisen war; heute bietet Diesbezü­g­­lich die Statistik der Einkommensteuer ein­­e3 Maß, weil der Steueraufnehmer Privatangelegenheiten Einblic auch in Dis gewinnt und so manchmal die Reichen auf einzelne Einkommenquellen aufmerksam macht, was man so gern vergessen möchte, oder tatsächlich­­ ver­­gessen hat. Die Union hat heute auch schon einen Bür­­ger, der Billionär ist und seinen ständigen Wohn­­sig in New York hat und unter den Millionären ist, jeder Einzelstaat der Union bis auf einen vertreten. Auf 10.400 Einwohner entfällt hier ein Millionär. Laut der Steuerstatistik von 1924 hatten 74 Bür­­ger ein jährliches Einkommen von über 1 Million Dollars, die Gesamteinnahmen dieser­ 74 waren 154.852.709 Dollar, durchschnittlich etwa mehr als 2 Millionen Dollar; 15 Personen hatten 2--3 Millio­­nen Dollar, 4 Versonen 3-4 Millionen Dollar, 3 Bürger 4-5 Millionen, 3 Bürger aber mehr als 5 Millionen Dollar und zwar zusammen 27.955.000, d. h. durchschnittlich über 9 Million Dollar, war 189.151.313 Dollar, wovon aber 34.299.104 Dollar als steuerbar nicht ke­­in Abzug zu bringen sind. Von dieser Summe wurde in individuellen Unterneh­­mungen 1.249.700 Dollar eingebracht, in Aktienge­­sellschaften und in gesellschaftlichen Unternehmungen im allgemeinen aber 9,245.689 Dollar. An Dividen­­den erhielten diese 74 Millionäre 102.668.615 Dollar. Da diese 74 meistens als leitende Beamten bei Ban­­ken und anderen Unternehmungen tätig waren, kann gesagt werden, daß sie sich nicht untätig zurückzogen, sondern rastlos beschäftigt waren, Kleinigkeit von 150 Dollar täglich verdienten. Zu diesen müssen sehr diejenigen noch gerechnet werden, welche nur ein Vermögen von etwa 1 Million Dollar haben, sie aber jährlich mit einem Einkommen von 50.000 Dollar begnügen müssen. Von den 74 Reichsten waren 46 wver­­heiratete Männer, 12 unverheiratete Männer, 11 alleinstehende Frauen und 6 verheiratete Frauen. Die Zahl der Millionäre ist besonders während des Krieges sehr angeschmoslen­. In 1914 hatte die Union nur etwa 4500 Millionäre, 1915 schon 6600, in 1916 aber 10.900 und in 1917 sogar aber auch diese Herrlichkeit hielt nicht lange an, denn die Kriegsmillionäre sind auch hier recht bald verschwunden und zwar kann diese Zahl in 1923 auf etwa 2800 geschätzt werden, andere sind wieder ganz unbedeutend geworden und es zeigte sich auch hier,­ daß es leichter ist zur Zeit der Hochkonjunktur sich ein großes Vermögen zu erwerben, als dies in normalen Zeiten zu erhalten. amerikanische Millionär ist kein Sklave seines Standes, wie es heute noch in Europa der Fall ist; er ist selbst ein Arbeiter, der die Arbeitskraft sei­­ner Mitmenschen einschätzt, diese zu seinem Unterne­h­­men heranzieht und sie entsprechend ausnüßt, dabei hat Arbeiter und Millionär auch Zeit für Familie, Auto und Baseball. Nicht die individuelle Arbeit wird hier bei den großen Unternehmungen eingeschägt, sondern das Resultat des ganzen; es wird eine Ar­­beitsorganisation geschaffen: eine arbeitende Ma­­schine, wo ein jedes Rad wann immer ausge­wechselt, oder mit besserem ers­t werden kann. Nur so ist es zu verstehen, daß die drei reichsten Millionäre 750 bis 800 Mill. Dollar hatten und nur an jährlichen Pro­­zenten und Dividenden 34.500.000 Dollar verbuchten; das Gesamtvermögen dieser 3 war 3000 Million Dol­­lar; zwei dieser Ueberglücklichen waren Billio­­näre. Zur­ amerikanischen Arbeitseinteilung eines Millionärs gehört auch der General­­­ besser ge­­sagt­e Privatsekretär des Unternehmers; dieser überprüft in erster Reihe die persönlichen Besucher und die schriftlichen Appellationen und nur einzelne wichtige Angelegenheiten werden dem Leiter vorgelegt; er hat auch die Fachzeitschriften und Zei­­tungen zu überprüfen und referiert diesbezüglich in geeigneten Pausen dem Leiter; er nimmt häufig auch an den wichtigsten Verhandlungen teil, bei minder­­wichtigen vertritt er seinen Vorgesetzten.­­ Nicht nur Ford, sondern alle amerikanische Unternehmungen haben also die Wichtigkeit der Arbeitseintei­­lung erfannt und dieser Einteilung ist nicht legten Endes auch das großartige Resultat zu verdanken. Dr. Schiff 11.000 Millionäre, Ver Interessante Zahlen Die Zahl der Millionäre wuchs während des Krieges Die Bruttoeinnahme der 74 Reichen nichti­­einen dabei Die Der Verschleppung ungarischer Bauernmäd­­chen nach Kleinasien Ein Dampfer im Dienste von Mädchenhändlern Wie dem „Pester Lloyd“ aus Bukarest gemeldet wird, fand die Hafenpolizei bei Untersuchung des vor einigen Tagen in Galap eingelaufenen Dampfers „Semaila“ im Unterdeck eine Falltür, von der eine schmale Stiege in eine winzige­­ Kajüte führte, in der geknebelt und halberstickt fünfzehn junge Mädchen la­­gen. Es waren vorwiegend slowakische und un­­garische Bauernmädchen, die durch Agenten von Mädchenhändlern unter der Vorspielung, daß sie in der Stadt durch ihre Vermittlung leichte und einträg­­liche Arbeit finden würden, verschleppt worden waren. | re .Der Kapitän und die gesamte Besatzung des Schiffes wurden verhaftet. Der Kapitän gab an, daß er den Transport im Auftrage des berüchtigten Mäd­­cenhändlers Jurko Simitsch durchgeführt habe, und so die Mädchen nach Kleinasien verkauft werden­ollten. lichen Manne zu tun hatte. Auf den Gedanken, daß es wie um einen Verrückten handelte, kam sie noch immer nicht. Er näherte sich ihr und sagte, er fände sie schön. Sie wich bis in die Ehe zurück und verbat sich die An­­näherung. Aber anstatt abzulassen, wurde er immer fühner. Gab es wenn keine Rettung? Sie schielte nach der Notbremse. Er sah das und lächelte schlau: „Da möchtest du wohl 'ran. Ne, Liebchen. Damit der Zug schön Halt und all die ekligen Menschen kommen, die mich eben schon fangen wollten! Ne, so haben wir nicht gerech­­net. Endlich bin ich mit dir allein.“ und da hat nie­­mand was zu schaffen, das geht nur uns zwei an.“ Sie wollte fett schreien, aber da hielt er ihr den Mund zu. Nun sah sie, daß ihre Rettung nur in der List lag. Um so mehr, da es Nacht und dunkel war und sie niemand bemerken würde, wenn Fenster hinauslehnte und um Hilfe schrieb sie sich zum Gott sei Dank, daß das Licht im Abteil brannte. Da kam ihr ein Gedanke. Wie er sie gerade um­­armen und küssen wollte, schob sie ihn lächlend beiseite und fragte ihn, ob er nicht etwas trinken möchte? „Wer liebt, muß doch auch trinken“, sagte sie. Und da­­bei griff sie nach ihrer Reisetasche im Net, beugte sich herunter, öffnete sie und entnahm ihr ein Fläschen, ein Glas und drei Schlafpulver. Würde er es aber auch nehmen. Sie blickte auf und starrte in ein ganz entfertes Gesicht und die Mün­­dung eines Revolvers.­­ Sie erbreichte. Was sollte das bedeuten? „Wenn du dich rührst, schieße ich!“ schrie er, „du entkommsst mir nicht.“ Der Zug rollte und Happerte dahin und Baum­­ige auf Baumstamm eines Riesenwaldes flog vor­­über. Sie fühlte, daß sie all ihre Kraft zusammenneh­­men müßte, um zu einem glücklichen Ende zu fom­­­men. Ehre und Leben hingen an einem Haar. So näherte sie sich ihm und begann zu schmei­­ern. „Liebling, warum so böse? Willst du der fei­­nen Frau nicht ein bißchen, ein ganz klein bißchen auf sein? Nimm mal das dumme Ding da weg.“ Sanft berührte sie seine Hand und entwand ihm langsam, immer mit ihm kosend und scherzend, die Waffe. Al­s ihr das gelungen war, atmete sie auf. Jett hatte sie für alle Fälle das Uebergewicht, ohne Kampf und Verwundung auskommen, aber besser . Er stieß einen unartikulierten Schrei aus, brei­­tete die Arme aus und wollte sie umarmen. „Erst trinken, Liebling! Trinken macht die Augen HET, sang sie. Er lächelte, trank es in einem Zug herunter, nahm das Glas und „Bist du nun zufrieden?“ „Ja, Liebling!“ Donnerstag, den 14. Oktober 1926 Tirpitz gegen Wilhelm I.­ ­jestätt der Kaiser besteht auf der Notwendigkeit. In diesen Tagen ist bei der Hanseatischen Ver­­lagsanstalt in Hamburg ein neues Buch des Groß­­admirals Alfred von Tirpitz unter dem Titel: „Deutsche Ohnmachtspolitik im Weltkrieg“ erschienen, in dem der Schöpfer der deutschen Flotte noch schärfere Ausfälle gegen seinen­ ehemaligen Monarchen richtet, als in den 1919 herausgekom­­menen „Erinnerungen“, sein Mangel an Ent­­schlossenheit zur restlosen Durchführung des Unter­­seebootskrieges sei schuld daran, daß die britische Seemacht nicht habe gebrochen werden können. Be­­sonders bemerkenswert ist die auf bisher der Oeffentlichkeit nicht bekannt gewordenen Dokumenten fußende Darstellung des Konfliktes zwischen dem Kaiser und dem Großadmiral im Sommer 1915, als die Umgebung des Kaisers fürchtete, die Versenkung der „Lusitania“ (7. Mai 1915) könnte schon damals don Eintritt Amerikas in den Weltkrieg herbei­­­­führen. Tirpitz erzählt, wie der schwache Monarch auf die Vorstellungen des­ Reichs­kanzlers von Beth­­mann-Hollweg, des Admirals von Müller und des Generalstabschef von Falkenhayn am 1. Juni an die Flotte folgenden Erlaß richtete: „Seine Ma­­im Untersechootäfrieg neutrale Fahrzeuge so viel als möglich zu schonen, da weitere Angriffe auf neutrale Schiffe ernstliche politische Komplikationen herbei­­führen könnten, die unter den gegenwärtigen Um­­ständen um jeden Preis vermieden werden müssen.“ Als nun Tirpiß am 5. Juni erfuhr, daß der Kaiser diese Order ausgedehnt und das Torpedieren von P­­ssagierschiffen­ mit Einschluß­felcher aus den feindlichen Staaten wenigsten 38 bis zum Abschluß der damals im Gang befindlichen Verhandlungen mit Amerika verboten hatte, schrieb er einen bitteren Brief an den Kaiser, worin er entrüstet erklärte, dessen letzter Ufas sei so viel wie die Aufgabe des Unterseebootkrieges und bedeute, daß Deutschland seine einzige, gegen England wirksame Waffe weg­­werfe. Er sandte auch sogleich sein Abschied­sge­­su< ein, an dessen Rand jedoch der Kaiser schrieb: „Nein. In einem solchen Augenblick ist Rücktritt nichts anderes als ein Verbrechen. Er soll bleiben wo er ist, und den Befehlen gehorchen.“ An den Rand des Ab­­schiedsgesuches von Admiral Bachmann, der den glei­­chen Schritt getan hatte, schrieb der Kaiser: „Nein. Das ist offensichtliche Meuterei, und Tirpitz ist der Rädelsführer.“ Der Kaiser richtete ab­odann an Tir­­pitz einen Brief, in dem er die Annahme des Ab­­schiedsgesuches8 verweigerte, und der Großadmiral entschied sich troß seinem starken Widerwillen zum Bleiben. Jett, heißt es in einem Londoner Blatte, begleicht er die von damals aufgesparte Rech­nung mit dem Kaiser. EREEIRNENET DEE TEUERSTE DUR 4 ER EEE NEE EEE : Verhaftung eines Habfelder Kranken­­kassenbeamten Kleiner Gehalt, aber flolches Leben . Bisher wurde der Fehlbetrag von 50.060 Lei festgestellt Die Temesvarer Bezirks­krankenkasse hat in Habfeld eine Expositur, bei der der 35jährige Vasile Militar als Bürosubchef Dienst leistet. Seit längerer Zeit wurde beobachtet, daß er in Haßfeld einen auffallenden Lebens­­wandel führt und Ausgaben machte, die mit seinem Ge­­halt nicht in Einklang standen. Bei einer unlängst stattgehabten Ueberprüfung der Rechnungen wurde festgestellt, das Militär zum Schaden des Staates durch Fälschung von Dokumenten verschiedene Schankenhaftendeträge behob­­­­ und das Geld für sich verwendete. Der ungetreue Be­­amte wurde gestern zur Haßfelder Sigurantza zitiert, die nach einer oberflächlichen Ueberprüfung der Bücher und Dokumente feststellte, daß er die Summe von­­ rund 50.000 Lei unukerschlug und damit den Staat schädigte. Vasile Militar wurde als verhaftet erklärt und heute früh durch einen Haß­­felder Polizisten der Staatsan­waltschaft übergeben. Gleichzeitig erhielt die Staatsanwaltschaft vom Chef der Temesvarer Krankenkasse Joan Pen­tia die Verständigung, daß er in dieser Angelegenheit von Amts wegen weitere Nachforschungen pflegt, da bestimmt angenommen werden muß, daß die von WMiilitar unterschlagene Summe viel höher ist. Schulbücher und Screibhrequisiten in der Deut­­schen Buchhandlung.­­ " |] Sie rumänische Luster- und Metall­­warenfabrik A.-G. (vormals Rudolf Kissling u. Sohn A.-G.) Fabr­ik und Zentralbureau: Temesvar-Josefstadt, Strada General Joffre (Cörökgasse) Nr. Städtische Niederlage in den Geschäftsräum­­lichkeiten der Möbelhandlungsfirma SPIRA u. DRUCKER, Temesvar, Stadt, Lloydzeile. =) Te l­emesvar Erzeugt nach jedwelcher Zeichnung und Be­­stellung, von schönster bis zur billigsten Kom­­merzausführung Luster, Tischlampen, Decken­­und Saalbeleuchtungskörper, Armaturen usw . Telephon 615

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